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Jungtiere lahmen - TA ist Ratlos

Verfasst: 19.07.2010, 20:54
von Danner
Hallo liebe Forumsfreunde,

ich hoffe jemand von euch hat uns noch irgendeine Idee.
Wir haben in diesem Jahr mit unseren Jungtieren, Pinzgauer Ziegen, folgendes Problem, nun hat bereits das vierte Tier folgende Symptome, drei mussten wir schon erlösen.
Es fängt alles damit an, dass die Jungtiere von diesem Jahr im Alter von ca. 2 - 4 Monaten sehr starke Gleichgewichtsstörungen haben und dann die Hinterbeine lahmen. Das Krankheitsbild dauert mehrere Wochen wobei es sich nur schleppend verändert, die Tiere kommen dann immer schlechter hoch zum Stehen und liegen irgendwann ganz fest. Bei unserem letzen war dann, nachdem es 2 Tage festlag auch noch der Hals schlaff und es konnte diesen nicht mehr selbst halten. Der TA hat es dann vom Leiden erlöst.

Der erste Verdacht unseres TA war, wir sind in einer Praxis mit 4 TA, so dass es einige Meinungen gibt, dass wir Weißmuskelkrankeit haben, trotz mehrmaliger injektion von Seelen und Vitamin E wurde es jedoch nicht besser. Vor 14 Tagen haben wir uns dann entschlossen dem ganzen Bestand Blut nehmen zu lassen um auf CAE zu testen. Alle unsere Tiere waren zum Glück unverdächtig, außerdem haben wir von der Mutter unserer momentanen Patientin ein Blutbild erstellen lassen. Ergebniss: Seelen ok, Eisen und Zink etwas hoch, Muskelwerte gut, eine schlechte Leberfunktion und der Entwurmungswert war recht hoch, sonst sei alles prima - der TA kann unsere Krankheitsverläufe nicht nachvollziehen. Er empfiehlt uns das nächste verendete Tier einzuschicken um genaueres rauszufinden.
Die Jungtiere waren von verschiedenen Mütteren, einjährige und zweijährige und vom selben Bock.

Kann uns jemand einen Rat geben, wir sind für sämtliche Tips dankbar.

Grüße eure Ziegenfreunde aus dem Nordschwarzwald

Re: Jungtiere lahmen - TA ist Ratlos

Verfasst: 19.07.2010, 22:23
von sanhestar
Hallo,

wie sieht es aus mit der Kupferversorgung? Hat euer TA an floppy kid Syndrom gedacht (wobei sie dafür fast schon zu alt sind)?

Kokzidien? Sind sie mittlerweile entwurmt? Wenn ja, mit welchem Mittel in welcher Dosierung? Wurde der Erfolg der Wurmkur mit einer weiteren Kotuntersuchung kontrolliert.

Leberegel = feuchte Weiden?

Jakobskreuzkraut (zerstört die Leber, dauert aber auch eher Jahre)

Listeriose = Silagefütterung

Thiaminmangel (führt zu Gehirnveränderungen)

Re: Jungtiere lahmen - TA ist Ratlos

Verfasst: 19.07.2010, 23:49
von Locura
Ich denke auch sofort an Listerien...können z.B. auch bei erdverschmutztem Heu oder Karotten auftreten.

Re: Jungtiere lahmen - TA ist Ratlos

Verfasst: 03.09.2010, 23:03
von Ute
Ich finde, das klingt verdächtig nach Kupfermangel. Wir hatten vor 3 Jahren das Problem. Ein Kitz starb gleich nach der Geburt, eines zeigte früh Symptome und hatte aufgrund der geschwächten Hinterhand einen Unfall, an dem es starb, ein drittes zeigte spät Symptome und wir haben es dann erlöst, da der Schaden schon früh in der Schwangerschaft entsteht und nicht heilbar ist. Hier nennt sich das 'swayback' also 'wankender Rücken', da die Hinterhand beim Laufen so wankt/schwingt. Ich bin damals mit einer Freundin, die Tierärztin ist, die Literatur durchgegangen und auch sie kam nicht drauf. Dann stiess ich auf diesen Artikel: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.schattauer.de/de/magazine/ue ... agazine/ue ... /show.html</a><!-- m -->
Aus der Einleitung:
Die Kupfermangelkrankheit manifestiert sich hauptsächlich durch neurologische Ausfälle und betrifft meistens Jungtiere. Bei Schaflämmern ist sie schon seit langem bekannt (2, 10, 28). Für die Hypokuprämie typische Krankheitssymptome werden auch bei anderen Tierarten wie Ziege, Rind , Schwein , Reh und Elch beschrieben.
Berichte über die kongenitale Form bei der Ziege liegen unseres Wissens im europäischen Raum nur aus Großbritannien
sowie aus Österreich vor. In Deutschland wurden zwar neugeborene Ziegenlämmer mit einem verminderten Kupfergehalt
in der Leber beschrieben , die für die Hypokuprämie typischen klinischen Symptome und histopathologischen Veränderungen
lagen aber meist nicht vor. Weiterhin wurde in Australien und Kenia der Kupfermangel bei neugeborenen Ziegen erwähnt. Über das Auftreten der Spätform bei der Ziege wird aus den Niederlanden, der Schweiz, Irland, Australien, Kanada und den USA berichtet. Kupfer ist im Organismus an organspezifische Proteine gebunden und ist Bestandteil verschiedener Enzyme, die für die Entwicklung des zentralen Nervensystems essenzielle Bedeutung besitzen. Je nach Ausmaß und Dauer des Kupfermangels bei graviden Tieren kommt es zu einer Hemmung der Entwicklung des fetalen ZNS oder zu degenerativen Veränderungen des ZNS bei normal entwickelten Lämmern.
Aus der Fallbeschreibung:
Anfang Februar hatten die ersten vier Ziegen abgelammt und insgesamt fünf Lämmer zur Welt gebracht. Eines davon entwickelte sich unauffällig, eines starb kurz nach der Geburt und drei Lämmer waren schwach und konnten nicht aufstehen. Diese wurden am Departement für Nutztiere der Universität Zürich untersucht. Die nachfolgend geborenen Lämmer waren zum Zeitpunkt der Geburt unauffällig und entwickelten sich, mit Ausnahme von drei Aufzuchtlämmern, bis zum Zeitpunkt der Schlachtung normal.
Es folgt eine Beschreibung der Frühform, gefolgt von der Beschreibung der 'Spät'form:
Das 10 Wochen alte Aufzuchtlamm war sehr aufmerksam, munter und zeigte eine gute Futteraufnahme. Die Rektaltemperatur betrug 40,2 °C, die Herzfrequenz 164/min und die Atemfrequenz 36/min. Das Haarkleid war unauffällig. Die neurologische Untersuchung ergab ein ungetrübtes Bewusstsein und ein speziestypisches Verhalten, doch war ein leichter Kopftremor festzustellen. Die Untersuchung der Reflexe der einzelnen Kopfnerven ließ allerdings keine Ausfälle erkennen. Das Tier konnte selbstständig stehen, knickte aber häufig in der Hinterhand ein und fiel gelegentlich um. Diese Symptome zeigten sich ausgeprägter in der Bewegung und äußerten sich in Koordinationsschwierigkeiten und einer generalisierten Ataxie mit Überköten hinten beidseits, Stolpern und Überkreuzen der Gliedmaßen.
Mehr kann ich nicht zitieren (copyright; Artikel ist gebührenpflichtig).
Da letztere Beschreibung genau dem Krankheitsbild unserer Lämmer entsprach, hab' ich dann Mineralblöcke speziell für Ziegen mit ordentlich Kupfer bestellt (von Kroni.ch) und seitdem haben wir keine Probleme mehr gehabt.

Hope it helps.
Ute