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gewöhnung ans klauenschneiden

Verfasst: 23.09.2010, 13:51
von Kosinus
hallo!

bei meinem bock steht bald wieder das klauenschneiden auf dem programm. sieht zwar noch nicht schlimm aus, aber ein stückchen an den hinteren klauen könnte ab. das letzte mal hatte ich einen schäfer hier, der mir gezeigt hat, wie man das macht. allerdings war das ein ganz schöner gewaltakt. beide haben sich entsetzlich gesträubt (der bock hat damit auch nicht aufgehört und geschrien), weswegen ich davon ausgehe, dass es nie richtig mit ihnen geübt wurde.

ich kann inzwischen beide überall anfassen. sobald ich aber versuche ein bein anzuheben ist schluss mit lustig. der bock droht sogar mit den hörnern, auch wenn er sie nicht einsetzt und reißt sich los.

hat jemand einen tipp, wie ich den nächsten oder vielleicht übernächsten klauenschnitt etwas stressfreier gestalten kann? ist ja kein wunder, dass sie darauf so reagieren, je mehr schlechte erfahrungen sie damit machen.

Re: gewöhnung ans klauenschneiden

Verfasst: 23.09.2010, 14:57
von sanhestar
Hallo,

als erstes übst Du mit ihnen, sich anbinden zu lassen - dann fällt das mit dem losreissen schon mal weg.

Als nächstes suchst Du Dir oder baust Dir einen Platz, an dem Du Klauenschneiden wirst: mindestens 2 stabile Begrenzungen über Eck, stabiler Anbindering oder -pfosten. Die Begrenzungen und die Anbindevorrichtung müssen so konstruiert sein, dass Du die Ziege jeweils nach vorne und nach einer Seite begrenzen kannst (auch beim Wechsel der Körperseite).

Dann kommst Du zum üben: stabiles Halsband an, stabiler Strick und KURZ anbinden. Die Ziege soll gerade noch bequem stehen können aber nicht hin-und her oder vor- und zurück hampeln können. Und dann übst Du. Bein hoch - 21, 22 - Bein runter. Loben, evtl. Leckerli. Bei zappeln kommentarlos so lange festhalten, bis das Theater aufhört, dann dass Bein runtersetzen - 21, 22 - wieder hochnehmen - 21, 22. Hört das Zappeln nicht auf, dann klemmst Du mal ganz unzeremoniell mit einem Knie die Ziege zwischen Dir und der Wand ein und machst klar, dass es hier nicht um Tötungsabsichten geht und dass eine Ziege es durchaus überlebt, wenn man ihr das Bein hochhebt. Keine Aggression dabei, einfach nur ein konsequentes "ich will das JETZT und nicht, wenn es DIR passt!"

Der Bock, der Dich auf die Hörner nehmen will, kann zusätzlich mit einem Halfter gesichert werden für die Dauer dieser Übung, wobei der Strick zum Halfter ein wenig länger sein sollte, als der Strick zum Halsband.

Die Phasen, die Du das Bein hochhälst, dehnst Du aus. Achte weiterhin darauf, dass Du das Bein nicht zu stark beugst, überdehnst oder zu hoch anhebst. Was unangenehm ist oder aus dem Gleichgewicht bringt, sorgt wieder für Unruhe.

Re: gewöhnung ans klauenschneiden

Verfasst: 23.09.2010, 15:47
von Schwänli
danke sabine, das ist auch bei uns immer ein gezeter...vorne gehts noch, aber hinten #damdidam#

Re: gewöhnung ans klauenschneiden

Verfasst: 24.09.2010, 12:58
von Kosinus
auch von mir wirklich vielen dank, das war eine sehr detailierte beschreibung. :-)

liebe grüße.

Re: gewöhnung ans klauenschneiden

Verfasst: 24.09.2010, 18:42
von Pepper
Moin,

noch zwei kleinere Tips von mir:

1. Gewöhn das Tier vielleicht erstmal daran, sillzuhalten, während du das Bein streichelst. Binde es an, streichle mit beiden Händen über den Körper und wie selbstverständlich mal kurz an einem Bein hinunter. Mehr gar nicht. So hat er nämlich gar nicht erst Zeit, sich aufzuregen. Auf diese Weise hab ich es begonnen und kann inzwischen alle vier Hüfchen meiner Zwerge anheben. Hinten mögen sie es nicht so gerne, aber sie akzeptieren es.

2. Du kannst ja mal versuchen, wenn du die Möglichkeit hast, die Ziege beidseitig anzubinden. So hat sie weniger Bewegungsfreiheit und du kannst dich mehr auf die Beine konzentrieren. Ich kenne das von Pferden, aber ob's bei Ziegen auch klappt, weiß ich nicht, ich habe es selbst noch nicht probiert.

Viel(e) Spaß, Glück und Grüße,
Lisa

Re: gewöhnung ans klauenschneiden

Verfasst: 25.09.2010, 00:47
von Netti
hola,

wir müssen unseren ziegen alle 6 wochen die klauen schneiden, bei 40 ziegen ist es für UNS eher stressig, als für die ziegen. #jubel# .
Aber , seit jede von ihnen eine handvoll sonnenblumenkerne bekommt, geht es wie geschmiert.
es ist echt verwunderlich, wie sie sich das geräusch der kerne in einer schüssel gemerkt haben.
sie stehen an und freuen sich auf diese köstlichkeit.

wie ich aber immer wieder sagen muss, bei uns hier ist vieles anders!!!!

die netti

man, mein deutsch hört sich schon blöde an #hail#

Re: gewöhnung ans klauenschneiden

Verfasst: 25.09.2010, 08:24
von sanhestar
Hallo Netti,

Du hast vielleicht gelesen, dass ich zu Lob und/oder Leckerli als Bestätigung für gutes Verhalten geraten habe. Und bei Tieren, die nie schlechte Erfahrungen beim Klauenschneiden o.ä. gemacht haben, reicht das sicherlich aus. Wenn sich aber durch falsche Vorbehandlung eine Abwehrstellung des Tieres bereits etabliert hat - und der eine Bock hat mit seinem unwilligen Gehabe dann ja auch noch Erfolg: er kann sich losreissen und so der Situation entziehen - dann müssen leider kurzfristig "schwerere Geschütze" ran.

Es spricht überhaupt nichts dagegen, dass in einigen Monaten, mit ausreichend Training und ohne Erfolge durch entziehen/wehren, dieser Bock sich anstandslos die Klauen schneiden lässt. Nur solange er Erfolg mit Gegenwehr hat, wird er keinen Grund haben, diese für ihn anfangs traumatische Erfahrung ruhig zu dulden.

Re: gewöhnung ans klauenschneiden

Verfasst: 25.09.2010, 13:03
von Netti
hola sabine,

ist schon klar, dass auch strenge erziehungen ran müssen, wenn es nicht anders geht.
wir haben das glück, dass wir unsere ersten ziegen sehr jung gekauft haben und sie sich schnell an den vorgang gewöht haben.
wir üben schon spielerisch mit den lämmer diese prozedur.

aber warum sollte man auch nicht mal positive erfahrungen schreiben, auch wenn sie dem betreffenden nicht punkt genau nutzen.
ist doch nicht unsachlich und für andere mitleser auch von nutzen.

dafür haben wir hier mit unseren ziegen ganz andere probleme, schon wegen dem klima und der vielen viehcher die so kräuchen und fläuchen.

die netti

Re: gewöhnung ans klauenschneiden

Verfasst: 25.09.2010, 13:04
von Kosinus
hi!

@sanhestar: klingt sehr logisch, was du schreibst. ich habe ja tagtäglich mit der erziehung von hunden zu tun, da ist ganz vieles ähnlich, was erfolg und misserfolg angeht. ich dachte nur bei fluchttieren wäre es eben anders, oder war einfach unsicher, ob es "gut" ist, sie so unter druck zu setzen. deswegen habe ich es spielerisch versucht, indem ich dem bock erlaubt habe, wieder abstand zu nehmen, ihn daraufhin aber auch gleich wieder angefasst habe. ja, aber im nachhinein macht das überhaupt keinen sinn, jedenfalls nicht, wenn ich ihm die klauen schneiden möchte.

überhaupt gibt es nicht allzu viel, was ich mit den ziegen mache, was sie nicht wollen. leinentraining klappt zwar ganz gut aber ich habe sie lang noch nicht soweit, dass sie sich draußen wirklich an mir orientieren. ansonsten besteht halt nicht so die notwendigkeit, auch unangenehme dinge durchzusetzen, ist aber sicherlich eine gute übung, für das allgemeine miteinander.

@pepper: das ist es ja... anfassen/streicheln kann ich sie inzwischen überall, auch an den beinen und an den klauen, wenn die ziege das bein auf dem boden hat. nur anheben (zum druntergucken) geht eben nicht, bzw. nur, wenn sie lust darauf haben. so weiß ich eben nur, dass die klauen bald wieder geschnitten werden müssen, indem ich sie beim laufen beobachte, wenn sie die beine anheben oder mit einem bein erhöht auf einem ast stehen und vorne kann ich es ganz gut sehen, wenn sie am zaun hochgehen, um mich zu begrüßen. - dann kann ich auch drunter fassen und dranrumpulen.

vielen lieben dank euch allen. die übungen werden dann wohl ein mischmasch aus euren tipps und mir.