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Moderhinke? Hilfe bei Behandlung erbeten

Verfasst: 22.01.2011, 16:01
von Dosrios
Hallo zusammen
ich habe mich vor einiger Zeit zngemeldet wegen einem anderen Problem, das durch sehr liebe Mithilfe hier aus dem Forum sehr schnell und positiv gelöst werden konnte. Nun wende ich mich an Euch mit einem anderen Problem:
Einige unserer Ziegen und ein paar der Schafe haben vor einiger Zeit angefangen zu hinken, sogar sehr junge Tiere wo ich dachte das mangelnde Klauenpflege nicht die Unrsache sein kann. (sie waren einfach noch zu jung um übermässiges Hufwachstum zu haben. Wir haben nach den Klauen gesehen und sie ausgeschnitten, sie scheinen plötzlixh sehr viel mehr zu wachsen als früher und mit Kupfersulfatlösung behendelt aber ohnen andauernden Erlfog. Wir halten schon seit vielen Jahren Ziegen und Schafe aber nie gab es ein Problem. Nachdem ich nun hier ein bisschen gelesen habe vermute ich, dass es Moderhinke ist (schmierige Konsistenz zwisschen den Klauen, manche mit "Huffäule" an den Klauen selber) Wir pflegen zwar regelmässig die Klauen, es war aber nie so richtig nötig, da sie ein grosses Terrain haben ( 20ha), auch mit Kieswegen und der Boden im Sommer trocken ist.
Ich vermute mal der sehr feuchte Frühling und die Begrenzung auf eine Weide (da sie immer wieder zum Nachbarn durchgeschlüpft sind), die zwar gross ist (6ha) aber nur Wiesenboden hat, hat die Sache ausgelöst.
Nun bitte ich um Tipps für einen Behandlungsplan.
Soll ich die Weide wechseln, ich habe hier gelesen, dass der Erreger im Boden ist?
Das wäre zwar aufwändig aber machbar.
Soll ich sie Nachts draussen lassen, um zu vermeiden dass sie sich im Mist erneut infizieren (ist schon ein Risiko, da wir hier Pumas haben, die Ziegen und Schafe gerne reissen)
Normalerweise sind sie nachts im Stall eben aus diesem Grund.
Welche medikamentöse Behandlung empfehlt ihr?
Wir haben bis jetzt die schlimmeren Fälle mit Tocoper behandelt (ist eigentlich für Huffäule bei Pferden)
Abgesehen vom Ausschneiden, was kann man noch tun?
Sollen wir versuchen, die Impfung zu besorgen und die nicht hinkenden Tiere zu impfen?
Ich danke schon im Voraus für Eure Tipps
und Grüsse von Dagmar aus dem Sommer in Chile

Re: Moderhinke? Hilfe bei Behandlung erbeten

Verfasst: 22.01.2011, 16:51
von sanhestar
Hallo,

da Du Kupfersulfat erwähnst, gehe ich davon aus, dass diese Anwendung in Chile noch erlaubt ist (in D seit Jahren verboten).

Ich würde den Stall komplett ausmisten. Was hast Du an Desinfektionsmöglichkeiten vor Ort? Dampfstrahlgerät?

Was verwendest Du als Einstreu oder stehen die Tiere auf blankem Boden?

Moderhinke wird durch 2 Erreger, die zusammen kommen müssen, ausgelöst. Einer lebt im Boden, einer im Kot. Weidewechsel bringt Dir nur was, wenn alle Tiere VOR dem Wechsel wieder gesundet sind, sonst schleppst Du den Erreger auf die nächste Weide mit.

Wie oft behandelst Du mit Kupfersulfat? Moderhinke ist hartnäckig und ich würde mind. 1x tgl., eher 2x tgl. die betroffenen Tiere behandeln.

Absolute Hygiene beim ausschneiden! Hornreste aufkehren und verbrennen, die Klauenschere nach jeder Klaue und vor allem vor dem nächsten Tier desinfizieren.

Es gibt eine Impfung gegen Moderhinke, ob die in Chile verfügbar ist, kann ich Dir nicht sagen - einen TA fragen. Wenn, dann würde ich alle Tiere impfen. Um in einer Population einen ausreichenden Impfschutz zu erzielen, sollten mind. 80% dieser Population geimpft werden.

Pat Coleby beschreibt in "Natural Goat Care" auch einen Zusammenhang zwischen Kupfermangel und Anfälligkeit für Moderhinke.

Re: Moderhinke? Hilfe bei Behandlung erbeten

Verfasst: 22.01.2011, 17:54
von Dosrios
Hallo Sabine

und Danke für Deine schnelle und ausführliche Antwort. Leider ergeben sich daraus gleich neue Fragen.

Warum ist denn Kupfersulfat in D verboten? (Nur der Neugierde halber, hier haben wir es von TA bekommen)

Wir haben die betroffenen Tiere ein paar mal mit Kupfersulfat behandelt, nicht jeden Tag und schon gar nicht 2 mal.

Wir haben gerade beschlossen, den Stallboden zu betonieren. Bis jetzt stehen sie auf gewachsenem verfestigtem Boden, was natürlich ein sauberes Ausmisten erschwert und daher auch Nährboden für Bakterien bietet.
Das Betonieren wird wohl mindestens eine Woche brauchen, inklusive aller Vorbereitungen (nivellieren, Kies und Sand besorgen, betonieren etc)
Was können wir in der Zwischenzeit tun?
Da der Stall in dieser Zeit nicht von den Ziegen und Schafen genutzt werden kann, lassen wir sie also draussen, das verhindert aber, dass wir sie mit Kupfersulfat behandeln können. (nicht alle sind so zahm, dass wir sie auf der Weide einfangen können, das geht nur im Stall.)
Wie heisst denn die Impfung, bzw. welch Firma stellt die her? Vielleicht kann meine Familie in D sie besorgen und schicken.

Vielen Dank an Dich und alle anderen , die vielleicht noch antworten
Dagmar

Re: Moderhinke? Hilfe bei Behandlung erbeten

Verfasst: 22.01.2011, 18:51
von sanhestar
Hallo,

mir ist gerade noch etwas eingefallen, das ich auf einer amerikanischen Ziegenseite gefunden habe.

Dieser Betrieb hat zur Prophylaxe von Moderhinke um den Wasserbottich herum saugfähige Matten (würde mal sagen, dicker Industriefilz) gelegt, die mit Kupfersulfatlösung getränkt werden. Um den Bottich herum wurde eine Umzäunung so gebaut, dass die Tiere beim Trinken zwingend auf die Matten treten müssen.

Ähnliches könntest Du vor dem Stall anlegen, ein Treibgang o.ä., z.B. mit einem Fußbad (flache Wanne), dass die Tiere jeweils beim ein- und austreiben durchqueren müssen.

Verbot von Kupfersulfat: frag' mich nicht warum, das ist eine der Verbraucherschutzmaßnahmen, die vor Jahren von Politikern eingeführt wurden.

Eine weitere Möglichkeit wäre Formalinlösung, wobei Formalin das Horn sehr (!) hart macht und bei einem akuten Schub eher kontraindiziert ist (besteht die Gefahr, dass Du Erregerherde einschliesst). Aber als Vorbeugung wäre auch ein regelmässiges Formalinbad (10%ig) möglich.

Im Stall helfen Steinmehl, Sägespäne oder Algenkalk (kein Branntkalk!) gegen die Erreger, da sie Feuchtigkeit binden und die Erreger im Wachstum hindern.

Der Impfstoff heisst Footvax von Intervet, ist auch in USA erhältlich.

Re: Moderhinke? Hilfe bei Behandlung erbeten

Verfasst: 22.01.2011, 19:28
von Dosrios
Hallo Sabine
und noch mal vielen Dank für Deine Hilfe.
wir haben jetzt schon einen kleines Fussbad 0,5 x2,00m und 15cm tief bei der Betonierung eingeplant, durch das die Ziegen beim Betreten und Verlassen des Stalles einzeln durchmüssen. Das mit der Wasserstelle ist sicher ein gute Idee in Gegenden, die trocken sind. Unsere Ziegen trinken extrem wenig, anscheinnend bekommen sie über das saftige Gras genug Feuchtigkeit.
Danke auch für den Namen des Impfstoffes , ich werde mich mal schlau machen wo ich den hier am besten herbekommen kann.
Sollte ich die Tiere, die betroffen sind, vielleicht von den anderen trennnen?
Das wäre ziemlich kompliziert, vielleicht könnte ich die betroffenen Ziegen und Schafe in einen Stall tun und die anderen in den anderen (normalerweise sind Ziegen und Schafe in getrennten Ställen in der Nacht).
Grübelnde Grüsse Dagmar

PS Und Off topic
unser inzwischen recht grosse Bock "Hippie" hat mich heute von hinten angegriffen, als ich mich um die Klauen von einer betroffenen Ziege gekümmert habe. Sonst ist er verschmust und lieb, hat er vielleicht seine Ziege beschützen wollen?

Re: Moderhinke? Hilfe bei Behandlung erbeten

Verfasst: 03.02.2011, 21:09
von Cleo & Luna
Hallo!
Muß mich da einfach mal kurz mit einklinken, weil ich mit der Impfung gegen Moderhinke so total schlechte Erfahrungen gemacht habe.
Hatte vor Jahren bei meinen Zwerg-Mixen einen Winter massiv Moderhinke. Wurde behandelt mit Antibiotika (gespritzt, das hat genützt), war zwar, wie Sabine schon sagt eine hartnäckige Sache, aber ging. Zusätzlich und um das Problem nicht wieder zu bekommen hat mein TA dagegen geimpft. Beim ersten Mal im Frühjahr alles wunderbar. Haben dann im Herbst nachgeimpft mit dem Ziel das jährlich vor der `Saison`zu wiederholen. Das hätte ich lieber bleiben lassen: am nächsten Tag lagen beide fest mit akuter Entzündung in der Unterhaut rund um die Impfstelle, alles dick und steinhart, direkt hinter dem Vorderbein. Konnte dann nur Essigsaure Tonerde draufmachen und abwarten. Nach 2 Tagen liefen sie dann wieder einigermaßen, aber die Folge waren immer neue Eiterbeulen im betroffenen Gebiet, die nach und nach aufgingen und uns noch mindestens! ein halbes Jahr begleitet haben.
Habe im Nachhinein erfahren das der TA die praxiseigenen Ziegen auch geimpft hatte und dort auch Probleme aufgetreten waren, ist mir aber vorher nicht mitgeteilt worden...
Jedenfalls habe ich nie wieder dagegen impfen lassen und zuletzt in einer alten Ausgabe der Zeitung Schafhalter gelesen, daß das Mittel auch bei Schafen (für die es eigentlich gemacht ist) nicht unproblematisch ist und von Ziegen erst recht schlecht vertragen wird. Da wurde mir dann doch einiges klar, was ich vorher nur vermutet hatte...
Die Entscheidung muß nun jeder selber treffen, aber ich werde es nach der Erfahrung und der Info aus der Zeitung nie wieder tun.
Habe jetzt leider auch einen Fall von beginnender Klauenfäule (trotz penibler Klauenpflege), werde mit morgen mal Antibiotika-Spray bei TA holen. Hoffe daß es nicht in akute Moderhinke umschlägt, aber Cleo schreit bei Klauenproblemen immer HIER!, hat eh eine Fehlstellung die eine Menge Arbeit macht.
Ich hoffe das waren kostruktive Info`s, liebe Grüße und gute Besserung!
Gaby