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CAE und Ernährung, Kraftfutter
Verfasst: 26.01.2011, 22:59
von Gruenholz
Hallo!
Ich bin neu hier als aktives Mitglied im Forum. Habe durch´s Lesen aber schon manchen Tip von Euch gekriegt und letzte Woche was sehr interessantes erfahren, das ich gerne weitergeben möchte. Und genau so wichtig für mich: gibt´s noch mehr Menschen, die bei ihren Ziegen Erfahrung mit CAE im Zusammenhang mit Kraftfutter-Gaben gesammelt haben?
Nun die Geschichte, eine Freundin hat folgende Erfahrungen gemacht:
Ihre Tiere vertrugen „regelmäßigen Maiskonsum“ anstandslos.
Nach einer Umsiedelung und Zukauf eines Bocks aus einer Herde, bei der sich später herausstellte, daß er CAE-positive Tiere im Bestand hatte, trat folgendes auf:
Brotfütterung bescherte einigen Tieren „dicke Knie“. Was aber wieder verschwand, nachdem das Brot vom Speiseplan gestrichen wurde!
Spätere Maisfütterungen wurden nun ebenfalls mit „dicken Knien“ honoriert, die aber auch reversibel waren.
Und: solange kein Brot und kein Mais gefüttert wurden traten keine Symptome auf.
Andere kohlenhydratreiche Futtermittel:
Rübenschnitzel verursachten kein Probleme.
Mit weiteren kohlehydratreichen Futtermitteln liegt keine Erfahrung vor.
Ein CAE-Test einige Jahre später ergab: ca. 40-50% der Tiere waren CAE-positiv.
Ein Zusammenhang zwischen den Tiereigenschaften „Milchleistung“ und „CAE-positiv/negativ“ war nicht zu erkennen.
Die Ziegen werden extensiv gehalten, erhalten mittlerweile ausschließlich gutes Grundfutter und kein Kraftfutter mehr. „Dicke Knie“ und klinische Symptome für CAE sind kein Thema mehr.
Das läßt mich zu der Frage kommen:
Ist CAE v. a. im Zusammenhang mit manchen Futtermitteln ein Problem?
Hat noch jemand Erfahrungen gesammelt, die das erhärten/widerlegen/erweitern/einschränken?
Viele Grüße, Melani
Re: CAE und Ernährung, Kraftfutter
Verfasst: 27.01.2011, 00:02
von Strahli
Hi Melani
Deine Frage bezüglich: ist CAE v.a. im Zusammenhang mit Kraftfutter ein Problem, irritiert mich. Denn CAE ist IMMER ein Problem. CAE ist eine der gefürchtesten Krankheiten bei Ziegen. Dies aus dem Grund weil in vielen Ländern eine Merzung solcher Tiere erfolgen muss. CAE kann rel. einfach von Betrieb zu Betrieb verschleppt werden.
Mich würde interessieren, was Deine Freundin mit den 40-50% der CAE pos. Tiere gemacht hat?
Re: CAE und Ernährung, Kraftfutter
Verfasst: 27.01.2011, 00:42
von Locura
Da CAE eine virale Geschichte ist (Lentivirus), ähnlich dem HIV bei Menschen, halte ich es für nahezu ausgeschlossen, dass eine bestimmte Form der Ernährung das Ausbrechen forciert.
Ausnahme wäre vermutlich eine Ernährung, die sehr einseitig und nährstoffarm ist und so die Immunabwehr schwächt.
Re: CAE und Ernährung, Kraftfutter
Verfasst: 27.01.2011, 06:35
von sanhestar
Strahli hat geschrieben: CAE ist eine der gefürchtesten Krankheiten bei Ziegen. Dies aus dem Grund weil in vielen Ländern eine Merzung solcher Tiere erfolgen muss. CAE kann rel. einfach von Betrieb zu Betrieb verschleppt werden.
Hallo,
weder das eine, noch das andere stimmt. Nur die Schweiz sieht ein zwingendes Keulen der positiv getesteten Tiere vor, in Deutschland ist die Teilnahme am CAE-Sanierungsprogramm freiwillig, ein Keulungszwang existiert nicht, in USA, wo es noch sehr viele CAE-positive Betriebe gibt, gibt es nicht mal ein Sanierungsprogramm, sondern nur ein freiwilliges Testen; Grossbritannien testet ebenfalls nur auf freiwilliger Basis, gleiches in Australien und Neuseeland (ich habe mir jetzt nicht die Mühe gemacht, mich über google über die CAE-Strategie jedes Landes zu informieren, dazu fehlt mir heute schlichtweg die Zeit).
Auch das verschleppen ist nicht einfach, da es kein "airborne" Virus ist (= Übertragung durch Tröpfcheninfektion), sondern ein direkter Kontakt und der auch über längere Zeit mit einem erkrankten Tier nötig ist und darüberhinaus auch noch ein Kontakt von Körperflüssigkeiten, die das Virus in grosser Zahl enthalten (Blut, Fruchtwasser, Milch, ggfs. Sperma - sehr selten, Speichel - ebenfalls selten).
@Gruenholz: nun ja, weder Mais, noch Brot sind für Ziegen zuträglich und eine CAE-positive Ziege stellt hohe Ansprüche an eine gesunde, artgerechte Haltung, um das Virus unter Kontrolle zu halten. Auch treten die Gelenkprobleme, die unter CAE zu sehen sind, meistens erst bei älteren Tieren auf. An der Milchleistung kann man das Auftreten von CAE nicht festmachen.
Und bei dieser Fütterung stellt sich mir die Frage, ob es überhaupt die "typischen" CAE-Gelenksschwellungen waren oder eine Unverträglichkeitsreaktion auf das Brot und den Mais.
Wie hoch waren denn die Antikörper bei den CAE-Tests? Wie oft wurde der Test wiederholt?
Re: CAE und Ernährung, Kraftfutter
Verfasst: 27.01.2011, 09:27
von Dorchen
Ich würde nicht gleich bei jedem dicken Karpalgelenk (falls das mit "Knie" gemeint ist) an CAE denken.
Meine Burenziege hatte während der Trächtigkeit ein dickes Gelenk, die Schwellung blieb weich, keine Entzündungssymptome (außer der Schwellung selbst natürlich), nach der Trächtigkeit verschwand der "Spuk" wieder, aber nichts sprach für eine Arthritis, was mich deshalb - und weil aus CAE-neg. Bestand - auch zu keinem Zeitpunkt an CAE denken ließ.
Selbst, wenn ich um CAE-positive Tiere in meinem Bestand wüßte, würde ich nicht jede Verdickung gleich damit in Verbindung bringen.
Zwischen Fütterung und CAE würde ich einen Zusammenhang zunächst mal und in der Richtung vermuten, daß eben eine gesund und ausgewogen ernährte Ziege mit dieser wie auch mit anderen Erkrankungen länger gut klar kommt, während sich die Erkrankung bei unpassender Ernährung früher und stärker bemerkbar macht.
LG
Ute
Re: CAE und Ernährung, Kraftfutter
Verfasst: 27.01.2011, 10:27
von Strahli
sanhestar hat geschrieben:weder das eine, noch das andere stimmt. Nur die Schweiz sieht ein zwingendes Keulen der positiv getesteten Tiere vor, in Deutschland ist die Teilnahme am CAE-Sanierungsprogramm freiwillig, ein Keulungszwang existiert nicht, in USA, wo es noch sehr viele CAE-positive Betriebe gibt, gibt es nicht mal ein Sanierungsprogramm, sondern nur ein freiwilliges Testen; Grossbritannien testet ebenfalls nur auf freiwilliger Basis, gleiches in Australien und Neuseeland (ich habe mir jetzt nicht die Mühe gemacht, mich über google über die CAE-Strategie jedes Landes zu informieren, dazu fehlt mir heute schlichtweg die Zeit).
Demfall habe ich hier eine Fehlinformation. Gem. dieser wird auch in DE und A gekeult? Danke Dir, für die Korrektur. Werde dies noch selber überprüfen.
Auch das verschleppen ist nicht einfach, da es kein "airborne" Virus ist (= Übertragung durch Tröpfcheninfektion), sondern ein direkter Kontakt und der auch über längere Zeit mit einem erkrankten Tier nötig ist und darüberhinaus auch noch ein Kontakt von Körperflüssigkeiten, die das Virus in grosser Zahl enthalten (Blut, Fruchtwasser, Milch, ggfs. Sperma - sehr selten, Speichel - ebenfalls selten).
Da wiederspreche ich Dir trotzdem. Denn das Verschleppen ist in der heutigen Zeit, sehr einfach. So werden Kitze die saugen direkt über die Milch angesteckt. Weder Muttertier noch Kitz müssen sichtlich daran erkrankt sein, bis das Kitz zum Verkauf steht.
Auch ist es immer noch sehr häufig, mit Leihböcken zu decken. Dieses Risikos ist sogar gross.
Und scheinbar gibt es mitlerweile einige Fälle, wo Ziegen (jahrelang) CAE frei getestet, nach Ziegenausstellungen plötzlich CAE positiv waren. #ka#
Es ist nach wie vor anzustreben, CAE freie Tiere zu haben.
Re: CAE und Ernährung, Kraftfutter
Verfasst: 27.01.2011, 11:09
von Alrun
Hallo Strahli,
natürlich ist es anzustreben, dass die Ziegenbestände CAE-frei sind.
Ich habe leider eine CAE-positive Ziege in meinem Bestand und habe mich nach langem Hin und Her dazu entschlossen, diese Ziege nicht auszumerzen (ist auch keiner gekommen, der mir das vorgeschrieben hätte - gehe daher davon aus, dass das in Österreich kein Zwang ist).
Warum auch sollte ich diese Ziege ausmerzen? Sie zeigt keinerlei Symptome und erfreut sich allerbester Gesundheit. Ich persönlich habe überhaupt keine Angst, dass sie meine anderen Ziegen ansteckt. Der Grund ist der, dass meine Ziegen alle sehr gut gehalten werden und einen guten Gesundheitszustand haben.
Diese Ziege hat auch hie und da Kitze, weil wir die Milch verwenden wollen. Die Kitze lassen wir trinken, wir wissen, dass sie sich dort mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit bei der Mutter mit CAE anstecken. Das ist auch der Grund warum wir diese Kitze dann aber auch schlachten und sie nicht behalten oder gar abgeben.
Ich persönlich kann mir übrigens schon vorstellen, dass es einen Zusammenhang zwischen einem CAE-Ausbruch und der Ernährung der Ziegen geben kann. Denn mit falscher Fütterung geht doch logischerweise auch eine Schwächung des Immunsystems einher. Zumindest sagt mir das meine höchst persönliche Logik.
Liebe Grüße
Alrun
noch etwas bezüglich der Ziegenausstellungen: Ausstellungen sind ja immer mit Stress für die Tiere verbunden. Kein Wunder also, wenn Ziegen sich dort dann unter Umständen auch anstecken können.
lg
Alrun
Re: CAE und Ernährung, Kraftfutter
Verfasst: 27.01.2011, 11:58
von Strahli
Hallo Alrun
Diese Ziege hat auch hie und da Kitze, weil wir die Milch verwenden wollen. Die Kitze lassen wir trinken, wir wissen, dass sie sich dort mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit bei der Mutter mit CAE anstecken. Das ist auch der Grund warum wir diese Kitze dann aber auch schlachten und sie nicht behalten oder gar abgeben.
Das ist bei Dir so, hut ab. Doch weisst Du, wie viele die Kitze dann doch verkaufen? Andere Bestände damit gefährden?
Schau mal, nicht jeder hat die Ziegen als Hobby. Es gibt auch Menschen die sie zur Zucht, Arterhaltung, Milch und/oder Fleischgewinnung halten. Und was denkst Du: all jene hätten skrupel? Wohl kaum.
Vor mehreren Jahren, hatte ich fünf Neuzugänge. Auf arglistige Weise wurde ich getäuscht, der CAE Status war gefälscht. Durch weiter Fehlinfo erfuhr ich erst nach der Eingliederung, dass diese Zukäufe vermutlich CAE positiv sind.
Super. Ich halte die Ziegen um ihre Rasse zu erhalten und dann sowas. Nun gut. Gleichzeitig hatte ich einen Leihbock im Bestand.
Dann begann die Hölle.
Schlussendlich kam heraus, dass zwei der Fünf tatsächlich pos. sind. Der Leihbock auch. Ich musste mich also entscheiden. Die zwei Ziegen mussten uns zu Gunsten der Restlichen verlassen. Den Leihbock ereilte das gleich Schicksal und mich immense Kosten für den Ersatz.
Seit diesem Vorfall, und glaube mir, ich bin ein äusserst vorsichtiger Mensch, weiss ich, was ein CAE pos. bei nicht Hobbyhaltern bedeuten kann.
Achja, auch meine Ziegen erfreuen sich einem sehr guten Gesundheitszustand. Doch eine Garantie ist das nicht.
Re: CAE und Ernährung, Kraftfutter
Verfasst: 27.01.2011, 14:12
von Alrun
Hallo Strahli,
ich weiß natürlich dass man meine Hobby-Haltung nicht mit einer professionellen Haltung vergleichen kann.
Und das man nicht allen Menschen vertrauen kann - ja, auch meine CAE-positive Ziege ist eine zugekaufte Ziege...
Ich muss ehrlich gestehen, ich weiß nicht, was ich machen würde, müsste ich von der Ziegenhaltung leben. Ich habe schon oft darüber nachgedacht. Und am wahrscheinlichsten ist es, dass ich sie aufgeben würde. Weil ich irgendwann zu der Überzeugung gekommen bin, dass gute Tierhaltung und Geld verdienen sich nicht unter einen Hut bringen lassen.
Bitte mich nicht falsch zu verstehen, ich will hier niemanden kritisieren, der CAE-positive Tiere ausmerzt oder die Ziegenkitze wegen der zu vermarktenden Milch am ersten Tag schon von den Müttern trennt, etc., etc.
Aber ICH kann und will so etwas nicht machen. Ich denke, dass hier auch viele Ziegenhalter lesen und/oder auch schreiben die die Ziegenhaltung, so wie ich, nur hobbymäßig betreiben. Und da denke ich, dass es vielleicht schon ein Thema ist, dass man eine CAE-Ziege vielleicht doch am Leben lässt (soferne die Krankheit bei ihr nicht ausgebrochen ist).
Und vielleicht könnte man hier auch mal darüber diskutieren, ob die landwirtschaftliche Nutztierhaltung von den Landwirten nicht einfach aufgegeben werden sollte - denn schließlich und endlich sind ja Landwirte auch nichts anderes als Unternehmer. Und jeder Unternehmer wird, wenn er mit seinem Geschäftszweig entweder zu wenig Geld erwirtschaftet und/oder die Auflagen bzw. Erfordernisse nicht einhalten kann oder will, eine andere Einkommensquelle erschließen. Oder?
Liebe Grüße
Alrun
Re: CAE und Ernährung, Kraftfutter
Verfasst: 27.01.2011, 15:08
von Ziegenzicke
Wer Rheuma hat, weiß, das ausgiebiger Schweinfleischgenuß (z,B. Haxe) einen Rheumaschub verursacht bzw. fördert.
Warum soll`s bei CAE und diversen Kraftfutterarten nich ähnlich sein? *fg*