Seite 1 von 6

Chronischer Schnupfen und Husten

Verfasst: 19.12.2015, 00:20
von Alli
Wir haben in unserer kleinen Herde einen kastrierten Bock (4 J.), der schon immer ein "Mickerling" war. Seine Mutter ist früh gestorben, mir scheint, er hat nicht ausreichend lange Milch bekommen, er ist relativ mager und deutlich kleiner als sein gleichaltriger Kollege. Seit wir ihn haben (seit 3 Jahren) leidet er an chronischem Husten und sehr häufig auch an Schnupfen. Mal ist es besser, mal schlechter. Ich habe schon mehrere Tierärzte nach ihm sehen lassen, bislang leider ohne wirklichen Erfolg. Er wurde zunächst mit einem Antibiotikum behandelt, was aber keine Besserung brachte. Die Ziegen werden regelmäßig (4-6 Monate) entwurmt, basierend auf den Ergebnissen von Kotproben. Die Tiere stehen auf wechselnden Flächen, bekommen reichlich Äste und Blätter bzw. im Winter Nadelzweige und Heu. Ein TA empfahl mir, ihm zur Schleimlösung ACC zu geben. Frage: kann man das bei Ziegen machen, oder gibt es da wegen der Pansenbakterien etwas zu beachten? Ich würde ihm so gerne helfen und verzweifle ehrlich gesagt etwas daran, dass selbst mehrere Tierärzte nicht wirklich sagen konnten, was denn die genaue Ursache seiner Dauerhusterei ist. Freue mich über hilfreiche Tipps und Erfahrungen von eurer Seite!

Danke und viele Grüße in die Runde,

Alli

Verfasst: 19.12.2015, 08:43
von ElliBesch
Hallo Alli,

Zwei Ideen:

1. kann es eventuell auch mit dem (eventuell teils zu staubigem) Heu zu tun haben? So quasi eine Art 'Allergie'?

2. Eine meiner Ziegen hatte damals (2008) nach einer staatlich verordneten Blauzungenimpfung wochenlang Husten& Schnupfen.

Ich wünsche Deinem kleinen Mickerling alles Gute!

LG Elli

Verfasst: 19.12.2015, 09:18
von Alli
Zu den Entwurmungen:
- Ziegen so gut wie möglich gewogen (Personenwaage mit mir und Ziege auf dem Arm abzüglich mein Gewicht)
- Dosierung des Mittels hat der TA jeweils nach meinen Angaben gemacht, wobei ich den Eindruck hatte, dass alle 5 die gleiche Dosis bekommen, ausgehend vom Gewicht der schwersten Ziege
(Je nach TA ist meine Erfahrung, dass es nicht gut ankommt, wenn man zu intensiv nachfragt und auf einer exakten Dosierung und Erläuterung besteht, also habe ich das so akzeptiert, wenn auch widerstrebend)

Verwendete Mittel bei den letzten beiden Entwurmungen (lt. Abgabebeleg):
----------------------------------------------------------------------------------------
9.7.15
Dectomax 2-4ml i.m
zugrundeliegende Kotprobe:
Strongyliden, Trichostrongyliden +++
Nematodirus battus +
Eimeria ++
Muellerius +
Dicrocoelium dendriticum n.n
----------------------------------------------------------------------------------------
27.3.15
Bimectin ca. 3ml s.c
zugrundeliegende Kotprobe:
Strongyliden, Trichostrongyliden ++++
Nematodirus ++
Eimeria ++
Muellerius +++
Dicrocoelium dendriticum +


Es wäre ja meine große Hoffnung, dass es an einer mangelhaften Entwurmung liegt, betone deswegen beim Labor auch immer, dass gründlich nach Lungenwürmern gesucht werden soll. Bislang konnte ich aber keine Besserung nach Entwurmungen feststellen.

Verfasst: 19.12.2015, 10:19
von Manu
Hallo Alli,

Muellerius IST ein Lungenwurm, Bimectin, bzw. der Wirkstoff darin wirkt wg. vieler Resistenzen oft nicht mehr.
Dectomax schon, aber nur gg. die adulte Form.

Die Kokzidien (Eimeria) wirst du mit beiden Mitteln nicht los, haben aber mit dem Krankheitsbild wohl nicht direkt zu tun.


Dass Dosis der Wurmmittel anhand des schwersten Tieres berechnet wird, ist weit verbreitet, und spricht nichts dagegen, WENN sie hoch genug angesetzt wurde.

Wenn der Gute von Anfang an ein Schwächling war, liegt vielleicht eine andere Grunderkrankung (zusätzlich zu den Parasiten) vor? Hatte z.B. schon selber ein ewig kränkelndes Tier, das nach Zerlegung einen schweren Herzfehler zeigte... auch eine von Elli erwähnte Allergie wäre möglich. ...

Lg
Manu

Verfasst: 19.12.2015, 11:36
von Jassi
Da sehr oft und mit verschiedenen Mitteln ohne Erfolg entwurmt wurde, sollte man auch eine (mittlerweile chronische) Pasteurellose in Betracht ziehen. Pasteurellen kommen auch bei gesunden Ziegen in den oberen Atemwegen vor. Geschwächte Tiere, vorallem Lämmer sind aber deutlich anfälliger für einen Ausbruch der Krankheit. Dazu würde auch das verminderte Wachstum Deines Bockes passen, welches er schon seit jungen Jahren zeigt. Wenn er zB. zu wenig Kolostralmilch erhalten hat, dann ist er viel anfälliger für Erkrankungen. Da haben auch die Pasteurellen leichtes Spiel (gehabt).

Lass einen TA eine Tupferprobe des Nasenausflusses nehmen und die Stämme bestimmen. Dann kann er eine gezielte Antibiotikatherapie beginnen. Allerdings ist einer chronischen Pasteurellose schwer Herr zu werden. Die Lunge ist nach so langer Zeit meist schon stark geschädigt.


Jassi

Verfasst: 19.12.2015, 13:59
von Alli
Vielen Dank für eure Antworten!

Nachtrag Gewicht:

Schwerstes Tier: ca. 50 Kilo
Das betroffene Tier: ca. 30-33 Kilo

Es war mir nicht klar, dass das Kotprobenergebnis Unwirksamkeit zeigt - sollte eine Entwurmung von der Wirkung her so lange anhalten? Ich hatte mir das so interpretiert, dass sich der Verwurmungsgrad in dieser Zeitspanne kontinuierlich wieder aufbaut. Sehr wichtiger Hinweis, vielen Dank! Ich werde also schleunigst nochmal Entwurmen - und zwar hoffentlich wirksam!!! Könnt ihr mir passende Präparate und Dosierungen empfehlen? Ich fasse mir dann ein Herz und versuche, den TA entprechend zu briefen...

Schleimhäute muss ich noch nachsehen. Habe die Tiere nicht am Haus, Ergebnis liefere ich morgen nach.

Wg. Pasteurellose: die anderen Tiere sind tatsächlich nicht betroffen, und das nun über so einen langen Zeitraum.

Verfasst: 19.12.2015, 15:48
von Jassi
[quote='Alli','http://ziegen-treff.de/forum/index.php? ... post201054']Wg. Pasteurellose: die anderen Tiere sind tatsächlich nicht betroffen, und das nun über so einen langen Zeitraum.
[/quote]
Das muss nichts heißen. Es kann auch nur ein Tier betroffen sein. Gerade wenn es eh ein "Mickerling" ist und anfällig für Krankeiten (und das scheinbar seit er Lamm ist). Eine chronische Pasteurellose äußert sich vorallem im verminderten Wachstum und genannten Rotz und Husten. Das ein Breitbandantibiotikum nicht anschlägt kommt durchaus vor. Deswegen ist diese bakterielle Infektion auch so schwer wieder aus dem Bestand zu bekommen. Bei genauer Kenntnis der beteiligten Stämme könnte eventuell ein wirsameres Antibiotika verwendet werden.

Hast Du die letzten Jahre auch mit wechselnden Wurmkuren entwurmen lassen? Hast Du mal eine Kotprobe nach derEntwurmung genommen?

Jassi

Verfasst: 19.12.2015, 19:29
von Manu
Selbstverständlich hast du recht mit der Annahme, dass die neue Kotprobe einen erneuten Befall anzeigen kann. Fast alle Würmer haben eine kürzere Entwicklungsdauer (IM Tier) als eben diese drei Monate, können also durchaus durch die vorige Wurmkur eliminiert worden sein, und sind jetzt (wieder) vorhanden. Es ist definitiv falsch, eine positive Kotprobe DREI Monate nach Entwurmung mit Unwirksamkeit zu erklären.

Den von Jassi angesprochenen Nasenabstrich finde ich zusätzlich zu einer erneuten Entwurmung eine sehr gute Idee! So würden sich zudem auch einige andere Infektionen ausschließen o. feststellen lassen.

Lg
Manu

Verfasst: 19.12.2015, 22:28
von Cirkle-B-Ranch
ihr mögt in der theorie alle recht haben,
aber ich denke es spielen viele faktoren eine rolle:

haltungsform,
ernährung,
status des tieres in der herde,
größe der herde ....

usw.

wir haben jetzt seit 6 jahren ziegen, entwurmen 2 x jährlich mit cydecetin und alle 2 jahre mit dectomax -
außerdem alle jedes jahr blutuntersuchung - alles gut und nie probleme ...

Verfasst: 19.12.2015, 23:36
von Alli
Uff, eine Menge Input, euch allen vielen Dank dafür! Werde mich morgen damit (wenn ausgeruht...) auf jeden Fall intensiv beschäftigen.

Die Mutter ist in einem E-Netz hängen geblieben, als der Kleine ca. 2-3 Monate alt war. Zu ihrem Gesundheitszustand und evtl. Verwurmung kann ich nichts sagen, ich habe die Tiere erst 1 Jahr später übernommen. Der Schnupfen war da schon vorhanden.

Habe versucht, die Durchblutung der Schleimhäute zu beurteilen.
Fotos anbei, rechts zum Vergleich jeweils ein Foto eines anderen Tieres
Beim Augenlid meine ich, einen leichten Unterschied im Vergleich zum gesunden Tier sehen zu können. Das Zahnfleisch erschien mir ohne Unterschied.
Ist auf dem Foto nur schwer zu erkennen wegen der unterschiedlichen Lichtverhältnisse.

[attach=5683][/attach]

[attach=5684][/attach]