Allgemeine Empfehlungen zu Entwurmung, Kokzidien und Impfung
Verfasst: 03.06.2016, 09:16
Hallo in die Runde,
ich finde es immer wieder schwierig, die verschiedenen Empfehlungen zu diesen Themen zusammenzusuchen, zu durchdenken und daraus ein klares Handlungskonzept abzuleiten.
Nun hatte ich die Gelegenheit, einen Tierarzt vom Schafgesundheitsdienst zu ein paar Punkten zu befragen (und zwar im Hinblick auf Liebhaberhaltung/Schulmedizin), ich stelle das einfach mal hier ein.
Entwurmung:
- Bei Entwurmungs-Abständen unbedingt auch die Witterung beachten! Feuchtes warmes Wetter kann zur Parasitenexplosion auf den Flächen führen - vor allem im Frühjahr und Herbst wichtig! Hier kann/sollte alle 6-10 Wochen entwurmt werden
- Entwurmung ist nicht belastend für die Ziege,
- man entwurmt vor allem aus Kostengründen und wegen Resistenzgefahr nicht ständig, theoretisch kann alle 4 Wochen entwurmt werden
- Empfehlung 1 Jahr lang mit einem Präparat zu entwurmen, dann im Folgejahr ein anderes Präparat verwenden
- Dabei auch immer wieder ein Präparat zur Injektion verwenden, nicht ausschließlich oral entwurmen
Kotproben:
- Vor Entwurmung, um Befall festzustellen
- Unabhängig davon regelmäßige Kontrolle auf Kehlgangsödeme, Verkotung, Lidbindehäute auf Blässe
- Nach der Entwurmung nach 10-14 Tagen weitere Kotprobe untersuchen lassen, um Erfolg zu kontrollieren
- ggf. Nachentwurmen
Weidewechsel
- Nicht zu abrupte Futterumstellung, vor allem nicht auf zu eiweißreiches Futter wg. Gefahr der explosiven Clostridien-Vermehrung
- Vor Entwurmung auf neue Weide kötteln lassen, damit dort nicht nur resistente Parasiteneier ausgeschieden werden, sondern die Neuinfektion auch mit nicht resistenten Parasiten möglich ist, ansonsten besetzen nur die resistenten Parasiten den Ziegenkörper
- Dann nach einigen Tagen entwurmen
- Resistenzbildungsgefahr ist in großen Beständen grundsätzlich eine größere Gefahr als in kleinen Herden mit ausreichender Fläche und Weidewechsel
Kokzidienbefall:
- Grundbelastung immer vorhanden
- Gefährdet sind in der Regel Jungtiere, erwachsene Tiere kommen mit klar, Behandlung bei diesen normalerweise nicht notwendig
Dosierung Ziege vs. Schaf
- Doppelte Dosierung bei oral verabreichten Antiparasitika
- Einfache Dosierung bei Antibiotika
- Levamisol: 1.5-fach
Blauzungenkrankheit
- Impfung empfehlenswert, gut verträglich
- 2 verschiedene Erregerstämme: von Westen aus Frankreich (dort z.Zt. in ca. 100 km Entfernung zur deutschen Grenze/Südbaden aufgetreten) und aus dem Osten über Österreich
Clostridien-Impfung/Breiniere- Empfehlung Heptavac P+: deckt auch Pasteurellen (Schafsrotz) ab und ist gut verträglich
- Absolute Sicherheit gibt es nicht
- Halbjährliches Impfen ist möglich
- Klären, ob Grundimmunisierung gemacht wurde, unter Umständen geht jährlich 1x Impfen als Grundimmunisierung durch, deutlich besser aber das erste Mal nach 6-8 Wochen erneut impfen lassen
+++++++++++++++++++++++++++++
Einige Dinge habe ich für mich schon als Nachfragen parat, z.B. ob
- grundsätzlich immer nach 4 Wochen nachentwurmt werden sollte wegen diverser Larval- und Hypobiosestadien?
- ob momentan ein Impstoff gegen Blauzungenkrankheit erhältlich ist, der gegen beide Erreger wirkt?
Ich würde den TA bei Gelegenheit nochmal kontaktieren, falls also weitere Fragen von eurer Seite aus bestehen: die könnte ich dann noch mit aufnehmen.
Viele Grüße
Alli
ich finde es immer wieder schwierig, die verschiedenen Empfehlungen zu diesen Themen zusammenzusuchen, zu durchdenken und daraus ein klares Handlungskonzept abzuleiten.
Nun hatte ich die Gelegenheit, einen Tierarzt vom Schafgesundheitsdienst zu ein paar Punkten zu befragen (und zwar im Hinblick auf Liebhaberhaltung/Schulmedizin), ich stelle das einfach mal hier ein.
Entwurmung:
- Bei Entwurmungs-Abständen unbedingt auch die Witterung beachten! Feuchtes warmes Wetter kann zur Parasitenexplosion auf den Flächen führen - vor allem im Frühjahr und Herbst wichtig! Hier kann/sollte alle 6-10 Wochen entwurmt werden
- Entwurmung ist nicht belastend für die Ziege,
- man entwurmt vor allem aus Kostengründen und wegen Resistenzgefahr nicht ständig, theoretisch kann alle 4 Wochen entwurmt werden
- Empfehlung 1 Jahr lang mit einem Präparat zu entwurmen, dann im Folgejahr ein anderes Präparat verwenden
- Dabei auch immer wieder ein Präparat zur Injektion verwenden, nicht ausschließlich oral entwurmen
Kotproben:
- Vor Entwurmung, um Befall festzustellen
- Unabhängig davon regelmäßige Kontrolle auf Kehlgangsödeme, Verkotung, Lidbindehäute auf Blässe
- Nach der Entwurmung nach 10-14 Tagen weitere Kotprobe untersuchen lassen, um Erfolg zu kontrollieren
- ggf. Nachentwurmen
Weidewechsel
- Nicht zu abrupte Futterumstellung, vor allem nicht auf zu eiweißreiches Futter wg. Gefahr der explosiven Clostridien-Vermehrung
- Vor Entwurmung auf neue Weide kötteln lassen, damit dort nicht nur resistente Parasiteneier ausgeschieden werden, sondern die Neuinfektion auch mit nicht resistenten Parasiten möglich ist, ansonsten besetzen nur die resistenten Parasiten den Ziegenkörper
- Dann nach einigen Tagen entwurmen
- Resistenzbildungsgefahr ist in großen Beständen grundsätzlich eine größere Gefahr als in kleinen Herden mit ausreichender Fläche und Weidewechsel
Kokzidienbefall:
- Grundbelastung immer vorhanden
- Gefährdet sind in der Regel Jungtiere, erwachsene Tiere kommen mit klar, Behandlung bei diesen normalerweise nicht notwendig
Dosierung Ziege vs. Schaf
- Doppelte Dosierung bei oral verabreichten Antiparasitika
- Einfache Dosierung bei Antibiotika
- Levamisol: 1.5-fach
Blauzungenkrankheit
- Impfung empfehlenswert, gut verträglich
- 2 verschiedene Erregerstämme: von Westen aus Frankreich (dort z.Zt. in ca. 100 km Entfernung zur deutschen Grenze/Südbaden aufgetreten) und aus dem Osten über Österreich
Clostridien-Impfung/Breiniere- Empfehlung Heptavac P+: deckt auch Pasteurellen (Schafsrotz) ab und ist gut verträglich
- Absolute Sicherheit gibt es nicht
- Halbjährliches Impfen ist möglich
- Klären, ob Grundimmunisierung gemacht wurde, unter Umständen geht jährlich 1x Impfen als Grundimmunisierung durch, deutlich besser aber das erste Mal nach 6-8 Wochen erneut impfen lassen
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Einige Dinge habe ich für mich schon als Nachfragen parat, z.B. ob
- grundsätzlich immer nach 4 Wochen nachentwurmt werden sollte wegen diverser Larval- und Hypobiosestadien?
- ob momentan ein Impstoff gegen Blauzungenkrankheit erhältlich ist, der gegen beide Erreger wirkt?
Ich würde den TA bei Gelegenheit nochmal kontaktieren, falls also weitere Fragen von eurer Seite aus bestehen: die könnte ich dann noch mit aufnehmen.
Viele Grüße
Alli