Wie es so sein kann....

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Nymphy
Beiträge: 62
Registriert: 01.07.2011, 14:59

Wie es so sein kann....

Beitrag von Nymphy »

Hallo liebe Ziegengemeinde,

ich sitze hier auf der Ziegenweide im Regen. Heute ist hier ein grauer Tag. Gestern war es hier wunderschön und heute Nacht ebenso. Seit 24 Stunden habe ich diesen Platz nicht verlassen...
Die letzten Stunden meiner Ziegendame "Heidi" sind angebrochen, um 15 uhr kommt der TA um sie zu erlösen. Sie wird dann 13 Jahre alt geworden sein.

Die Vorgeschichte:

Genau vor 7 Tagen war Heidi nicht die erste am Gatter. Das war sie sonst immer. Sie stand im Stall und guckte nur neugierig. Ich bin hingegangen, konnte keine Auffälligkeiten entdecken. Am Nachmittag zu unserem Spaziergang wollte sie ebenfalls nicht mit, Leckerchen interessierten sie nicht. Wenn Heidi nicht an Leckerchen interessiert ist, kann etwas nicht stimmen. Ein Stunde später stand sie beim TA auf den Hof und lies sich wiederwillig untersuchen. Sie hat nach mir und dem TA geschnappt, auch dieses Verhalten war mir bei ihr völlig neu. Der TA diagnostizierte eine Pneumonie, gab Schmerzmittel und Antibiotika. Wieder zu Hause wurde Heidi vorsichtshalber separiert und verbrachte die Nacht in sicht-und hörweite zu den anderen in einer dick ausgestreuten Hütte.

Am nächsten morgen fand ich sie dort liegend vor, den Kopf gesenkt, die Augen halb gechlossen, Zähneknirschend. Nicht mal ein Griff an den Bauch brachte Sie zum stehen. (Heidi würde sich nie freiwillig am Bauch berühren lassen!). Mein nächster Griff ging dann zum Telefon um uns bei der TiHo anzumelden. Zum Glück ist Hannover nur 1 1/2 Autostunden entfernt. Dort angekommen Machte sie einen recht aufgeweckten Eindruck und den Tierärzten die Untersuchung nicht ganz einfach. Kot- und Blutuntersuchungen wurden veranlasst, Beobachtungen meinerseits geschildert, der Papierkram erledigt.
Ich fuhr mit einem guten Gefühl nach Hause zurück. Die Diensthabende TÄ machte einen absolut kompetenten Eindruck. Fachlich, wie sozial. Wir vereinbarten ein Telefonat um die Ergebnisse der Untersuchungen zu besprechen.
Die Ergebnisse liessen auf ein beginnendes Nierenversagen schließen. Bildgebende Diagnostik folgte. Inzwischen hatte Heidi das Fressen eingestellt, und massive Probleme Urin und Kot abzusetzen. Das war am Montag Abend, meine Hoffnungen waren bei einer schlimmen Blasenentzündung mit Rückstau.
Da sie auch Zahnprobleme hatte, wurden ihr zwei Backenzähne geraspelt. Vielleicht waren diese ja mit ursächlich für ihre Inappetenz.

Gestern Morgen der Anruf der TiHo. Heidi spricht auf keine Therapieversuche an, der Ultraschall zeigt Schatten dort, wo diese nicht hingehören.
Diagnose: tumoröse Veränderung des Urogenitaltraktes. Eine Operation wäre möglich, die Erfolgschancen nicht vielversprechend.

Ich habe mich gegen die Operation entschieden, bin nach Hannover gefahren um Heidi abzuholen. Sie soll hier auf der Weide "einschlafen", in Ruhe, möglichst Stress-und Schmerzfrei. Ich habe genug Schmerzmittel mitbekommen.

Bei unserer Ankunft in heimischen Gefilden blüht Heidi noch einmal richtig auf. Sie mampft sie fröhlich durch das reichhaltige Angebot, das Schwänzchen aufgestellt,lebhaft.
Sie hat Narrenfreiheit. Ich bin nicht böse als sie das Hühnerfutter plündert oder von der schon sehr strapazierten Weissdornhecke nascht. Ich habe sie stets im Auge. Hat sie Schmerzen? Kann sie mit ihrem ZVK oder ihrem Blasenkathether irgendwo hängen bleiben?
Gegen Abend wir sie ruhiger, sondert sich von den anderen ab. Zeit für Schmerzmittel. Ich beschliesse, genau hier auf der Ziegenweide zu übernachten. Im Bett würde ich kein Auge zu tun. Das EM Halbfinale kommt dank Internet und Laptop auch auf die Wiese. Die Schmerzmittel wirken nach ca. 20 min. bis tief in die Nacht ist Heidi aktiv und pflückt sich hier und dort ein Grashalm. Zum schlafen geht sie zu den anderen in den Stall.

Heute Morgen bekommt sie noch einmal Schmerzmittel, ist weniger aktiv als gestern. Jetzt liegt sie im Stall und käut wieder. Ich hoffe, ich habe ihr schöne letzte 24 Stunden beschehrt.


LG


Steinbock=> Mach die Tür zu - ich will da durch
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