Blutige Kastration -Gefahren?

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jeabeuse
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Blutige Kastration -Gefahren?

Beitrag von jeabeuse »

Mein 4-jähriger BDEZ Bock, der 2 Jahre lang erfolgreich gedeckt hat, soll kastriert werden.
Mein TA sagt, unblutig ginge bei so großen Hoden nicht, nur blutig.
Ich hänge an dem Bock (der aber leider langsam etwas schwer zu handlen wird) und würde ihn ungern weggeben.
Herde teilen wird auch problematisch, weil ich nur einen kleinen Hobby- Betrieb habe und der Bock außerdem über 110cm Zäune einfach hinwegspringt, als wäre das ein Spiel.
Aber, ich mache mir große Sorgen, ich habe dieses Jahr schon eine Ziege verloren, an der ich sehr hing und daher will ich vorher ganz sicher gehen, dass ich eine Entscheidung treffe, die dem Bock möglichst wenig schadet und ihn nicht in Gefahr bringt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wie sind eure Erfahrungen mit blutiger Kastration, worauf muss ich unbedingt achten, gibt es Alternativen etc.?


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Kastrationszeitpunkt so wählen, dass

a) während der Heilungsphase möglichst wenig zusätzliche Belastung durch Staub, Dreck, Matsch, Fliegen, etc. besteht. Bis die Wunde verheilt ist bei der offenen, blutigen Kastration, gehen ca. 14 Tage bis 3 Wochen in's Land

b) die Aussentemperaturen während der OP und vor allem der Aufwachphase so sind, dass das Tier weder überhitzt noch unterkühlt - habe eher schlechte Erfahrung mit dem Unterkühlen gemacht, da man im Sommer wegen Fliegen seltener kastriert.

Eine selten genutzte Variation ist die geschlossene, blutige Kastration.

Unterschiede:

bei der offenen, blutigen Kastration werden nur die Hoden entfernt und die Blutgefässe und Samenstränge abgebunden vor Durchtrennung. Der Hodensack verbleibt und läuft dann in den ersten Tagen nach der Kastration voll mit Lymphe und Exsudat - deswegen darf dieser nicht komplett vernäht werden = längere Heilungszeit.

bei der geschlossenen, blutigen Kastration wird auch der Hodensack entfernt und an der Bauchdecke werden zwei Nähte gesetzt - tief und oberflächlich. Die Blutgefässe und Samenstränge werden effektiver "versiegelt". Schnellere Heilung, weniger Infektionsrisiko durch die offene Wunde aber ein gewisses Risiko, dass, wenn es zu Nachblutungen kommen sollte, die Versorgung komplizierter/aufwändiger ist.

Diese Variante wird nur von wenigen Tierärzten gemacht. Ich habe damit bei sowohl Pferden (da bin ich zum ersten Mal mit in Berührung gekommen) als auch bei mehreren Böcken (Kastrationsalter zwischen 1,5 und drei Jahren, auch nach Deckeinsatz) bessere Erfahrungen als mit der offenen, blutigen Kastration gemacht.

Weder Burdizzo- (Zange) noch Gummiring-Kastration (die sowieso nicht) sind in diesem Alter eine gangbare Alternative.


Sabine M.H.
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jeabeuse
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Beitrag von jeabeuse »

Danke euch allen für die Antworten!

Glaubt es oder nicht - ich nutze die Suchfunktion, bevor ich eine Frage stelle. Ich stelle nur dann selbst eine Frage, wenn meine persönliche Fragenvariante bisher nicht abgedeckt wurde. Dafür ist es ja auch ein Forum und kein starres Buch/website, damit man eben auch auf besondere Einzelfragen eingehen kann.

Jedenfalls frage ich meinen TA noch mal nach der geschlossenen Kastration (ich glaube sogar, er hat so was mal erwähnt, als wir uns über die Notwendigkeit einer Kastration für Snoopy unterhalten haben) und
peile dann mal so nach Ostern an für den Zeitpunkt.

Ihr schreibt „kein Einstreu“ - also auf den bloßen Betonboden? oder gehen Holzspäne, die werden glaube ich auch beim größten Hunger nicht angerührt?


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

[quote='Piroschka','http://ziegen-treff.de/forum/index.php? ... post213850'][quote='sanhestar','http://ziegen-treff.de/forum/index.php? ... post213845']Bis die Wunde verheilt ist bei der offenen, blutigen Kastration, gehen ca. 14 Tage bis 3 Wochen in's Land
[/quote]Egal ob Mensch oder Tier, bei einer solchen Dauer nach OP würde man schmunzelnd von "sehr schlechtem Heilfleisch" sprechen.
Noch ergänzend für Jeanette: der TA sollte selbstresorbierende Fäden nehmen - was sie meist routinemäßig tun.

[/quote]ach ja, wenn Du keine Seitenhiebe verteilen kannst, geht es Dir nicht gut. Bis wirklich die letzte Schwellung verschwunden ist, es wirklich nicht mehr nachsuppt, dauert es so lange.


Sabine M.H.
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sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

[quote='jeabeuse','http://ziegen-treff.de/forum/index.php? ... post213852']

Jedenfalls frage ich meinen TA noch mal nach der geschlossenen Kastration (ich glaube sogar, er hat so was mal erwähnt, als wir uns über die Notwendigkeit einer Kastration für Snoopy unterhalten haben) und
[/quote]er kann sich da auch mit der Klinik für Geburtshilfe und Andrologie in Giessen unterhalten. Die haben seinerzeit meine Böcke so kastriert (derer 6), wenn sie auch erst etwas gezögert haben, als ich danach gefragt habe.


Sabine M.H.
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HenryvonderWeide
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Beitrag von HenryvonderWeide »

Ich habe schon Schafböcke mit der Zange kastrieren lassen, die über 4 Jahre alt waren. Hat geklappt. Mit der Zange kann es aber auch mal nicht klappen, hatte ich auch schon, allerdings bei ca. 8 Monate alten Böcken.

Meinen Ziegebock habe ich auch mit der Zange kastrieren lassen, da war er 7 Monate alt. Hat gut geklappt, keine Komplikationen.

LG
HenryvonderWeide


Grüsse
HenryvonderWeide
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