ältere Ziege lahmt

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Capreziosa
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Registriert: 18.10.2019, 14:20

ältere Ziege lahmt

Beitrag von Capreziosa »

Hallo Ziegenfreunde

Mein neuneinhalb Jahre altes Ziegenmädel lahmt seit 08.10. hinten links. Äusserlich ist am Hinkebein rein gar nichts zu sehen oder zu ertasten, die Klaue ist in Ordnung (vor 4 Wochen letztmals getrimmt), nirgendwo eine Geschwulst oder auffällige Wärme im Bein. Der TA war am ersten Tag hier, konnte auch nichts Äuffälliges entdecken, meinte jedoch, der Schmerz sitze im Knie, und hat ein Schmerzmittel mit Depotwirkung gespritzt. Seither habe ich mit Traumeel behandelt (drei- bis viermal täglich 2 Tabletten, die werden direkt aus der Hand gefuttert) sowie Arnika, Beinwell und Teufelskralle zur äusserlichen Anwendung.

Bislang ist keinerlei Besserung eingetreten, die Ziege belastet das betroffene Beinrein rein gar nicht. Nachts und vormittags bleibt sie im Stall, damit das Bein geschont wird, nachmittags ist bei gutem Wetter Bewegung angesagt und sie darf unter Aufsicht mit den anderen 9 Ziegen auf die Weide. Sie futtert sehr gut, ist aufmerksam und wirkt überhaupt nicht schmerzgeplagt, legt sich jedoch häufig hin.

Das Futter besteht ganzjährig aus eigenem Magerwieseheu, Mineralstoffpellets sowie einem Salzleckstein zur freien Verfügung plus Magerweide und Astwerk während der Vegetationsperiode. Da sich heuer ein zweiter Schnitt nicht gelohnt hätte, dürfen die Ziegen seit Anfang Oktober nebst ihrer Standweide (ein Hektar) zusätzliche zweieinhalb Hektar Ökowiese beweiden inklusve freiem Zugang zum Wald, wo sie vorwiegend Haselstauden, Himbeeren und Fichten futtern.

Die Hinkebeinziege ist ein Mischling aus Gross- und Zwergziege und neigt seit jeher zu Übergewicht. Ich habe sie als trächtige Jungziege (7 Monate alt) aus unbekannter Herkunft geschenkt bekommen; sie hat 2011 und 2013 gelammt, seither gibt es bei uns keinen Nachwuchs mehr. Zu beginn der Weideperiode eutert sie jeweils ein wenig auf und hilft sich selbst, indem sie ihre Milch trinkt; das dauert jeweils 4-6 Wochen, dann ist der Spuk vorbei. 2013 hatte sie eine üble Magendarmgeschichte mit Pansenstillstand und war während einiger Tage in der Tierklinik, wurde dort auch negativ auf CAE getestet und war seither nie mehr krank oder irgendwie auffällig. Bis vor zwei Jahren war sie die ranghöchste Ziege, hat ihren Rang dann aber an ihre zweitälteste Tochter abtreten müssen. Seit ca. einem Dreiviertel Jahr merke ich ihr das Alter an, sie ist ruhiger und bedächtiger geworden. Entwurmt wurde sie letztmals im Frühsommer dieses Jahres, die nächste Entwurmung ist per Ende Weidesaison geplant.

Gestern hatte ich Besuch von einem langjährigen Ziegenhalter/-händler und wir haben uns das Mädel nochmals genau angeschaut, jedoch ohne jeglichen Befund. Der Futterzustand ist sehr gut (eher ZU gut), die Schleimhäute schön rosafarben, normale Verdauung, kein Fieber, guter Allgemeinzustand (abgesehen vom Hinkebein).

Ich bin echt ratlos. Vielleicht fällt euch irgendwas dazu ein?

Danke und liebe Grüsse!

C.


sanhestar
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Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

kannst Du mal ein kurzes Video einstellen, damit wir uns ein genaueres Bild machen können?


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Capreziosa
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Beitrag von Capreziosa »

Ja, mach ich gerne. Bis morgen Mittag ist allerdings Regenwetter angesagt, aber nachmittags kann ich ein aktuelles Video machen.

Am zweiten Tag habe ich eins gemacht, aber das ist vermutlich nicht sehr aussagekräftig. In diesem Video schaut der Bereich Kronenbein/Mittelhandknochen geschwollen aus, aber das täuscht völlig, tatsächlich war da nie etwas geschwollen.

Hinkebein

Ich seh gerade, dass das Video vom ersten Tag ist.


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

wurde schon geröntgt?

Du schreibst, sie wurde vor vier Wochen zum letzten Mal ausgeschnitten. Gab es Taschenbildung an den Seitenwänden? Hast Du mal in den Zwischenzehenbereich geschaut?

Dann gibt es noch die Möglichkeit eines eingetretenen Fremdkörpers zwischen Klauenwand und lebendem Teil der Klaue. Hast Du die Klaue mal tiefer geschnitten? Die Klauen mal abgedrückt auf Schmerzhaftigkeit?


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Capreziosa
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Registriert: 18.10.2019, 14:20

Beitrag von Capreziosa »

Nein, geröntgt wurde nicht. Könnte man auch mit Ultraschall ausreichend sehen? Unser TA hat ein tragbares US-Gerät.

Wir haben uns die Klaue gestern wirklich supergründlich angeschaut und die Ziege hat auf keinerlei Druck reagiert. Taschenbildungen an den Seitenwänden gibt es keine, der Zwischenbereich schaut trocken und sauber aus, die Klaue "müffelt" in keinster Weise und ein Fremdkörper lässt sich nirgendwo vermuten. Ich könnte allerdings wirklich mal tiefer schneiden – werde ich heute Nachmittag machen und gebe dann Bescheid.

Danke!


Capreziosa
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Beitrag von Capreziosa »

Also, ich habe die Klaue nochmals bis dicht ans Lebendige geschnitten und keinen Fremdkörper entdecken können. Habe die Zehen auseinandergebogen, mit der Taschenlampe in den Zwischenbereich gleuchtet, die gesamte Klaue nochmals mit viel Druck abgetastet - nichts. Allerdings durfte ich den Fuss beim Schneiden nicht allzu sehr anheben, das war ihr offenbar sehr unangenehm. Gestern hat sie bei der ganzen Untersuchung keinerlei Anzeichen von Ungehagen oder gar Schmerzen erkennen lassen und den Fuss auch recht hoch anheben lassen.

Das lange Fell hinten ist normal, das ist die sogenannte "Hose", die haben (bis auf eine) alle meine Ziegen mit Stiefelgeisseneinschlag und eben auch Frau Hinkebein, bei der ich die beteiligte Grossrasse aber nicht kenne.

Die Ziege wurde mit Endex entwurmt, doppelte Schafdosis, nachentwurmt wurde nicht. Ich wechlse jährlich zwischen Endex, Cydectin und Valbazen, einmal jährlich kommt zusätzlich Cestocur hinzu.

Der Busch ist eine Stachelbeere.

Was meinst du mit "Pansenkuhle"? Die Ziege legt sich nicht immer auf die linke Seite, aber häufiger als auf die rechte, denke ich - werde in den nächsten Tagen darauf achten.

Sie futtert oft im Liegen, steht heute aber häufiger dazu auf als in den letzten Tagen. Und noch was ist mir eingefallen: Die Ziege hat seit Jahren die bizarre Angewohnheit, in einer Heukiste (Holzharasse) zu schlafen, faltet sich dazu zusammen wie ein Origamitierchen und passt gerade so rein.


Capreziosa
Beiträge: 18
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Beitrag von Capreziosa »

Ah, wieder was dazugelernt. Ja, die Pansenkuhle ist mit dem Alter etwas ausgeprägter geworden. Und die Ziege futtert schon ein ein bisschen weniger seit ca. einem Jahr, aber da sie seit jeher zu Übergewicht neigte (ihr Kosename ist "Schwärtli", hergeleitet von Speckschwarte), war mir das bislang eigentlich ganz recht.

In der Schweiz ist "Harasse" ein sehr gebräuchliches Wort für eine Lattenkiste. Habe aber gerade eben festgestellt, dass im Hochdeutschen "Harass" korrekt wäre. Also in der Lattenkiste (in der sich immer etwas Heu befindet) liegt die Ziege vornehmlich auf der rechten Hüfte, selten mal auf der linken.

Noch etwas ist mir eingefallen: Ich biete von Februar bis Mai/Juni immer noch einen zusätzlichen Mineralstoff mit viel Zink und Biotin an, da meine Ziegen zu Zinkmangel neigen; habe mir immer eingebildet, dass sie damit auch den Fellwechsel schneller/besser bewältigen. Heuer hatten aber alle meine Ziegen einen sehr zähen Fellwechsel. Sie beginnen immer in der zweiten Februarhälfte (unabhängig vom Wetter) und sind dann bis spätestens Mitte April fertig, aber heuer wurde es Ende Juli (!), bis sie ihr glänzendes Sommerfell hatten.


Capreziosa
Beiträge: 18
Registriert: 18.10.2019, 14:20

Beitrag von Capreziosa »

Ah! Sehr interessant! Ich hatte in der zweiten Junihälfte entwurmt, etwas später als gewöhnlich, weil im Februar die gesamte Herde "zwischenentwurmt" worden war (nachgewiesener mittelgradiger Befall) und ich im April nicht gleich schon wieder die Chemiekeule schwingen wollte. Der zähe Fellwechsel könnte also damit zusammengehangen haben? Und starker Wurmbefall könnte auch das Lahmen von Frau Hinkebein verursachen? Dann werde ich gleich morgen entwurmen und nicht noch zwei Wochen damit warten.

Danke für die heisse Spur!

Zecken sind hier oben (1400 m ü. M.) sehr selten und habe ich noch nie an meinen Tieren gesehen.

Die Hosen meiner Ziegen sind aber durchaus normal/rassetypisch und Frau Hinkebein trägt die seit jeher sommers wie winters. Stiefelgeissen können nebst Hosen auch Mäntel tragen.

Hose:

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Mantel:

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Capreziosa
Beiträge: 18
Registriert: 18.10.2019, 14:20

Beitrag von Capreziosa »

Wenn ich mich richtig erinnere, lag die Ziege bei der Injektion auf der linken Seite und hat die Nadel in die rechte "Pobacke" bekommen.

Kannst du mir das erklären, warum Injektionen auf der betroffenen Seite solch üble Auswirkungen haben?

Heute Vormittag hole ich das Entwurmungsmittel ab, will aber erst noch Kotproben sammeln von Frau Hinkebein und werde am Freitag entwurmen - oder kann/sollte ich den Befund abwarten und dann erst "losschlagen"? Den Befund werde ich allerdings erst Anfang nächster Woche erhalten.


Toshihikokoga
Beiträge: 2059
Registriert: 09.08.2013, 10:35

Beitrag von Toshihikokoga »

Nachdem falsch entwurmen gleich nicht entwurmen ist würde ich die Woche auf jeden Fall noch abwarten und dann mit dem richtigen mittel entwurmen.


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