Was ist CAE ?
Verfasst: 13.03.2004, 11:22
CAE - Caprine Arthritis Encephalitis
Über CAE gibt es mehrere Abhandlungen. Damit jeder sich ein eigenes Bild darüber machen kann, haben wir an dieser Stelle Berichte von mehreren Quellen aufgeführt:
Über CAE gibt es mehrere Abhandlungen. Damit jeder sich ein eigenes Bild darüber machen kann, haben wir an dieser Stelle Berichte von mehreren Quellen aufgeführt:
übermittelt von Sandra Cottier, ehemals Gemeinschaft für Zwergziegen:
CAE ist eine durch Viren verursachte (Infektionskrankheit) Seuche bei Ziegen und in der Schweiz anzeigepflichtig (vergleichbar mit BSE bei Rindern oder AIDS beim Menschen). Leider wollen es viele Regierungen in anderen Ländern nicht wahrhaben, weil dort die Ziege teilweise als Nutztier auf weniger Interesse stösst als andere Tiere.
Sie hat eine lange Ansteckungszeit und einen vorwiegend chronischen, langsam fortschreitenden Krankheitsverlauf. CAE ist weltweit verbreitet und kann weder therapeutisch noch durch Immunprophylaxe (Impfung) bekämpft werden.
Der Erreger der CAE-Krankheit wird zur Gruppe der langsamen Viren (Lentiviren) gezählt. Diese Virengruppe zeichnet sich durch einen schleichenden Krankheitsverlauf, lange Ansteckungszeiten (mehrere Jahre), festsitzende Infektionen und eine stete Zunahme von Defekten in verschiedenen Organen aus. Das Maedi-Visna (ähnliche Krankheit beim Schaf) und das CAE-Virus sind nahe verwandt und konnten lange nicht voneinander unterschieden werden.
Das CAE äussert sich in verschiedenen Krankheitsbildern, wobei diese entweder einzeln oder mehrere in Kombination beim gleichen Tier auftreten können. Die fünf Hauptkrankheitsbilder sind: Gelenk-, Hirnhaut-, Euter-, Lungenentzündung und chronische Abmagerung. Sekundäre Krankheitsbilder sind: Fruchtbarkeitsprobleme, Gebärschwierigkeiten, verminderte Tageszunahme, Kümmerer und akute Euter- und Lungenentzündung.
Gelenkentzündung (Arthritisform) ist das häufigste Krankheitsbild. Alle Gelenke können erkranken. Meistens jedoch sind die Vorderkniegelenke, dann die Sprunggelenke befallen. Meistens bei Ziegen die älter als 1 Jahr (nach dem ersten Abgitzeln) sind, vorwiegend aber bei Ziegen in der dritten bis fünften Laktation. Die Verdickung der Gelenke ist häufig von weitem sichtbar. Stark erkrankte Tiere magern trotz erhaltener Fresslust ab, bekommen ein struppiges Haarkleid und leiden zum Teil unter starken Schmerzen. Die Milchleistung sinkt. Diese Tiere müssen geschlachtet werden. Nach grösseren Stress-Situationen (Hochträchtigkeit, lange Transporte) kann die Arthritisform auch akut auftreten und bis zum Festliegen erkrankter Ziegen führen.
Gehirnentzündung (Enzephalitisform) kann bei Ziegen in jedem Alter auftreten. Meistens erkranken jedoch Gitzi im Alter von 2-4 Monaten. Die Tiere zeigen zu Beginn Schwäche und einen unsicheren Gang, später Lähmung der Hintergliedmassen dann der Vorderhand und es kommt schlussendlich zum Festliegen. Im Endstadium Verdrehen des Kopfes, Festliegen in Seitenlage und Ruderbewegungen mit den Gliedmassen. Eine Heilung ist nicht möglich. Werden die erkrankten Tiere nicht geschlachtet, so verenden sie jämmerlich.
Weitere Formen der CAE-Krankheit sind:
Euterentzündung: häufig bei Ziegen in der dritten bis fünften Laktation. Milch bleibt meist unverändert, jedoch meist mangelnde Labgerinnung bei der Verarbeitung. Bei der diffusen Euterentzündung ist das Euter beim Abgitzeln meist gross und fest, aber nicht oder wenig schmerzhaft. Liefert kaum Milch und ist beim Ausmelken nicht leer. Beim Abtasten ist das Euter hart wie eine Schale. Bei der knotigen Euterentzündung ist das Euter weder warm noch schmerzhaft; kein Fieber. Milch ist unverändert, lediglich einzelne verschieden grosse Verhärtungen (Knoten) im drüsigen Eutergewebe. Knoten werden von Laktation zu Laktation immer grösser bis Teile der Euterhälften verhärtet sind. Milchleistung wird meist immer schlechter. Eine Behandlung der Krankheiten bringt kein Erfolg.
Chronische Lungenentzündung: vor allem bei Ziegen und Böcken die älter als 1 Jahr sind. Krankheit äussert sich meist durch eine Leistungsdepression, zunehmende Abmagerung und struppiges Fell, seltener treten Atemnot oder Husten auf. Zu Fieber kommt es nur bei einem sekundären Befall mit Bakterien.
Alle oben erwähnten Krankheitsbilder können in Kombination mit einer chronischen Abmagerung einhergehen. Manchmal ist aber bei einzelnen Tieren einzig eine Abmagerung als Krankheitszeichen festzustellen. Meist bei Ziegen in der dritten bis fünften Laktation. Bei stark befallenen CAE kranken Tieren ist eine höhere Anfälligkeit gegenüber anderer Krankheiten feststellbar.
Die CAE-Krankheit ist sehr ansteckend bei Ziegen (Vorkommen bei reinrassigen Zwerg-Ziegen nie oder nur sehr selten). Es gibt zwei Übertragungswege, der Direkte und Indirekte. Jeder Kontakt zwischen einem kranken und einem gesunden Tier kann zur Übertragung des Virus führen! Der wichtigste Ansteckungsweg ist die Milch. Bei einer üblichen Verfütterung von Milch aus dem Bestand an die Nachzucht kann eine einzelne virusausscheidende Ziege alle Gitzi des Bestandes anstecken.
Eine Übertragung vom Muttertier auf Foetus kommt extrem selten vor und wenn, dann vor allem bei Mehrlingsträchtigkeit. Der CAE-Virus wird nebst der Milch auch in sämtlichen anderen Körperflüssigkeiten und Sekreten ausgeschieden, deshalb kann jeder Kontakt zu einer Ansteckung führen!
Eine Virusübertragung kann auch indirekt erfolgen. Besonders Geräte, die in Kontakt mit Blut von infizierten Tieren gekommen sind und ohne Desinfektion weitergebraucht werden. Auch Injektionsnadeln, chirurgische Instrumente (Kastrationsgeräte), Markierungszangen, Melkmaschinen etc.
Auch der Mensch ist ein indirekter Überträger. Vor allem dann, wenn eine Person ohne entsprechende Hygienemassnahmen von einer infizierten Herde in eine gesunde Herde geht (gleiche Kleidung, Schuhe, kein Händewaschen etc..). Auch ein schlechtes Stallklima mit hoher Luftfeuchtigkeit und Temperatur, hohe Schadgaskonzentration (Ammoniak etc.) und geringe Luftzirkulation, sowie hohe Fliegenbelastung fördern die Krankheitsübertragung. Auch in Schmutzresten kann er einige Tage infektiös bleiben.
Die CAE-Erkrankung kann bei schwer erkrankten Ziegen relativ einfach anhand der typischen Anzeichen festgestellt werden. Ein CAE-Befall in Herden und bei einzelnen Tieren wird heutzutage indirekt mittels einer Blutprobe im Labor gemacht. Dabei werden die Abwehrstoffe (Antikörper) gegen das Virus im Blut gemessen. Eine Untersuchung vermittelt nur immer ein momentanes Bild über die aktuelle Menge der Abwehrstoffe gegen das CAE-Virus. Daher muss einiges beachtet werden:
Für die Interpretation der Resultate muss das Alter der untersuchten Tiere berücksichtigt werden. Bei erwachsenen Tieren bedeutet:
- - Untersuchungen von einzelnen Tieren (nicht allen) eines Bestandes vorsichtig beurteilen
- Untersuchungen von jungen Tieren (bis ca. 1 ½ jährig) sind kaum aussagekräftig
- eine einzelne Untersuchung (zeitlich gesehen) lässt keine Aussage über den wirklichen Infektionszustand zu
- die Blutentnahme muss entweder in der Hochträchtigkeit, resp. In den zwei ersten Monaten nach dem Abgitzeln oder im Herbst zu Beginn der Deckzeit erfolgt sein.
Die einzige erfolgversprechende Bekämpfungsmöglichkeit ist die Unterbrechung der Übertragungswege!! D.h. zu verhindern, dass das CAE-Virus von einem angesteckten Tier auf ein virusfreies Tier übertragen wird => Sanierung.
- Positiv: Das Tier ist Virusträger
Verdächtig oder nicht beurteilbar: Das bedeutet, dass der Test weder eindeutig positiv noch negativ ausgefallen ist. Gründe dafür sind die Bildung sehr geringer Mengen Antikörper gegen das Virus, Beeinflussung anderer Körpersubstanzen oder Medikamente auf den Test oder Krankheit des Tieres zum Zeitpunkt der Entnahme.
Negativ: Das heisst im Normalfall, dass Tier ist virusfrei. Es ist aber möglich, dass das Virus sich im Tier "versteckt" hat und deshalb nicht nachweisbar ist, das Tier unter Leistungsstress steht (ausserhalb der Entnahme-Zeiten), das Tier unter 1 ½ Jahre ist (zu jung), oder die Ziege sich in einer Ansteckungsphase befindet (bis zu 2 Jahren).
Bei einer Sanierung müssen sämtliche Tiere zu vorgegebenen Zeitpunkten untersucht werden. Anfangs der Sanierung (ersten drei Jahre) ist es erforderlich, dass diese Untersuchungszeitpunkte genau eingehalten werden.
Im 1. und 2. Sanierungsjahr werden je zwei Blutuntersuchungen vorgenommen, die erste zwischen Februar und April, die zweite zwischen August und September.
Im 3. Jahr wird die fünfte und (letzte) Kontrolle zwischen Februar und April vorgenommen.
Nur wer alle fünf Untersuchungen genau durchführt und immer negativ hat, gilt als CAE-Frei Betrieb. Während der Sanierung muss jeder Kontakt zu nicht kontrollierten oder CAE-infizierten Tieren ausgeschlossen werden.
Ein CAE-Frei Betrieb muss nur noch jedes Jahr zur etwa gleichen Zeit eine Kontroll-Blutuntersuchung machen.
Die Untersuchungs- oder Laborkosten werden in der Schweiz und in den meisten Ländern in Deutschland vom Staat übernommen. Die Tierarztkosten (Anfahrtsweg) sind je nach Land unterschiedlich geregelt, werden aber meistens auch übernommen.
CAE ist eine Seuche!!! Es ist wünschenswert, dass sich auch in Deutschland und angrenzenden Ländern die Leute vermehrt gegen diese Seuche einsetzen und ihre Betriebe sanieren lassen!!!
Abhandlung der veterinärmedizinischen Universität Wien:
CAE Infektionen führen zu chronischen Gelenkserkrankungen und bei Jungtieren manchmal zu Encephalitiden. Da nicht alle infizierten Tiere erkranken, ist in enzootischen Gebieten die serologische Kontrolle der Herden angesagt.
Epidemiologie
Da das Retrovirus an weiße Blutkörperchen gebunden ist (lebenslange Persistenz), ist die Übertragung via Kolostrum die häufigste. Eine Kontaktinfektion bei erwachsenen Tieren ist selten.
Da Antikörper gegen CAE nicht protektiv sind, scheiden seropositive Tiere häufig das Virus aus.
Ca. 70 % der infizierten Tiere zeigen keine Krankheitssymptome.
Um Lämmer vor dieser Infektion zu schützen, sollten sie nur mit pateurisierter Milch aufgezogen werden.
Hoher Verseuchungsgrad in Europa!
Klinik
Lämmer zeigen mit 2 - 4 Monaten Hinterhandschwäche, Parese, Ataxie, können abmagern, selten auch Vordergliedmaßen betroffen. Adulte zeigen Arthritiden, besonders im Carpalgelenk.
Diagnose
Ab-ELISA zum Nachweis spezifischer Antikörper. Ist sensitiver als AGID. Ein kompetitiver ELISA sowie PCR sind in Entwicklung.
Bekämpfung
Da infizierte Muttertiere die Hauptkontaminationsquelle sind, ist ein entsprechendes Aufzuchtmanagement einzuhalten. Abschaffen seropositiver Tiere.