Was tun NACH Entwurmung

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Tlorf
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Registriert: 29.04.2021, 09:25

Was tun NACH Entwurmung

Beitrag von Tlorf »

Hallo zusammen
Ich hab das Gefühl, dass Würmer gerade in der Ziegenhaltung wie wir sie betreiben, ein riesen Problem sind und ein noch grösseres werden.

Wir haben gerade die Ziegen von der Alp zurück bekommen, bis anhin ja eine Erholung von den Würmern. Aber die Wurmbelastung war riesig, da die Ziegen über Nacht in Gehegen sind, steigert das den Wurmdruck gewaltig, anders kann ich mir das nicht erklären.

Ich habe eine Frage wie sollte der Ablauf sein wenn das Wurmmittel gegeben wurde.
Ich spreche hier vom Idealfall unendliche Ressourcen.

Sehe ich das richtig beim entwurmen werden Wurmeier nicht getötet, aber viele ausgeschieden, also wäre es ja Ideal wenn, die Ziegen nach der Einnahme vom Wurmmittel nicht auf die Weide gehen würden. Mann hätte dann die Wurmeier im Stall und nicht auf der Wiese, und könnte diese dann entsorgen.

Wie lange sollte man sie dann im Stall halten?

Was passiert mit den Wurmeiern/Larven auf dem Mist?

Was passiert mit den Wurmeiern/Larven industriellen Kompost?

Was macht mehr Sinn, nach der Beweidung, unsere Tiere Fressen ja leider nicht so schön.
Heu machen für Einstreu, oder kompostieren, oder auf den Miststock.

Ich habe viel gelesen im Internet. Auch viel widersprüchliches. Vielleicht kann mir jemand von euch meine Fragen mit der Begründung beantworten.
Ich hab auch etwas darüber gelesen, dass man untersucht, ein Teil der Tiere nicht zu entwurmen, damit diese sich mit resistenten Würmern kreuzen und somit wieder nicht resistente Kinderchen entstehen. Hat da wer schon mehr darüber gefunden.


Manfred
Site Admin
Beiträge: 1754
Registriert: 31.03.2018, 12:46

Re: Was tun NACH Entwurmung

Beitrag von Manfred »

Nächtliche Pferchhaltung verschärft die Probleme natürlich, besonders wenn die Pferche nicht konsequent auf der Fläche wandern.
Die Mode der Dauerstandweide macht es auch nicht besser. Selbst wenn die Tiere viel Flächen haben, suchen sie immer wieder die selben bevorzugten Plätze zum Ruhen und fressen auf und dort konzentrieren sich die Wurmeier. Dazu fressen sie die bevorzugten Futterstellen tief ab, und nehmen dabei verstärkt Zwischenwirte auf.
Der Idealfall wäre Hütehaltung. Rang 2 ein täglicher oder im Idealfall noch häufigerer Parzellenwechsel mit mögl. langen Pausen (mind. mehrere Wochen) bevor die Parzelle erneut genutzt wird.
Die medikamentöse Behandlung verschlechtert die Situation, weil sie Anfälligkeiten bei den Tieren verdeckt, die Parasiten auf Resistenz selektiert und den ganzen Nachgelagerten Bereich an Kleinlebewesen, die den Kot der Tiere verarbeiten und vergraben, ebenfalls schädigt.
Ich empfehle Johann Zietsman zu lesen, der u.a. von den Zeckenproblemen in Rhodesien (heute Simbabwe) und Südafrika berichtet. Dort ist der Zeckenbefall teilweise so heftig, dass die Tiere daran sterben.
Man dachte, mit chemischen Tauchbädern der Plage ein Ende bereitet zu haben. Dann kamen die Zecken zurück und die Tiere mussten immer öfter und mit immer neuen Mitteln getaucht werden, bis der Aufwand so hoch wurde, dass er nicht mehr zu erwirtschaften war. Dann hat man das aufgegeben und auf konsequente Selektion der Tiere auf Resistenz gesetzt und das eskalierte Zeckenproblem war bald wieder im Griff.
Nun ist Zeckenbefall leicht äußerlich zu erkennen. Bei Innenparasiten kann man aufwändige Kotproben machen und die Parasitenlast jedes einzelnen Tieres zu ermitteln. Das wäre evtl. anfänglich sinnvoll, um die guten Tiere (mit dem geringsten Befall) in einer lange nicht selektierten Herde zu finden. Das am höchsten belastete 1/3 der Tiere jeder Altersgruppe(!) (Jungtiere sind oft höher belastet, weil sie eine weniger gut trainierte Immunabwehr haben) würde ich sofort aus der Herde entfernen.
Das kann man evtl. ein paar mal wiederholen, falls es das Budget zulässt und dann verstärkt auf die Kondition der Tiere und andere Parasitenanzeichen achten und danach selektieren und die Behandlerei, wenn die Herde sich stabilisiert, langsam ausschleichen.
Die schnellere und härtere Version wäre, nur das beste 1/3 zu behalten, die nochmal durchzubehandeln und dann die Behandlungen einzustellen bei gleichzeitiger Beachtung guter Weide- und Stallhygiene, und alle Tiere die erneut Probleme kriegen zu entfernen.

Wenn du gut Englisch kannst, schau dir mal einige Videos von Greg Judy über seine Schafhaltung an.
z.B.





alpenblümchen
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Registriert: 20.05.2018, 22:42

Re: Was tun NACH Entwurmung

Beitrag von alpenblümchen »

Vielleicht entwurmst du deine Ziegen gegen Magen-Darmparasiten nicht mit wirksamen Mitteln.

In der Regel haben die Mittel aus der Wirkstoffgruppe der Benzimidazole ihre Wirkung verlohren. Das sind Mittel wie Panacur, Valbazen, Rintal u.s.w.

Mittel aus der Wirkstoffgruppe der Avermectine sind z.b. Cydectin und Oramec.

Dann haben wir noch Levamisol.

Zolvix ist ein relativ neues Mittel. Somit haben wir noch immer Mittel aus drei unterschiedlichen Wirkstoffgruppen. Um resistenzen bei den Parasiten zu verhindern, sollten Mittel aus allen drei Wirkstoffgruppen verwendet werden. Zudem ein Mittel aus einer Wirkstoffguppe nicht mehr als ein mal jährlich einsetzen.

Meine 600 Auen sind 12 Monate im Jahr auf den selben Weiden (Standweide). Trotzdem sind zwei Behandlungen gegen Magendarmparasiten ausreichend. Beziehungsweise im Juni ist noch eine Behandlung gegen Haemonchos contortus mit dem Wirkstoff Closantel notwendig.


Tlorf
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Re: Was tun NACH Entwurmung

Beitrag von Tlorf »

Hi Manfred
Das ist ein Ansatz den wir auch schon diskutiert haben. Ist aber abgesehen vom Preis zur Zeit bei uns leider sehr schwer umzusetzen, da wir von aussen einen Bock nehmen müssen, und da würde wieder ein Unbekannte kommen.

Das mit dem Bock nervt sowieso und wir versuchen dies zu ändern, ist aber leider nicht so einfach (Land, Unterkunft…)

Vielleicht wird das ein Aspeckt der Zuchtvereine, da ist aber der Weg noch sehr weit. Da viele sogar beim Alpaufzug mit den Unterlagen nicht ganz ehrlich sind, was die Entwurmung angeht.


Tlorf
Beiträge: 5
Registriert: 29.04.2021, 09:25

Re: Was tun NACH Entwurmung

Beitrag von Tlorf »

Hi alpenblümchen
Wir haben das Glück, einen Tierarzt in der Nähe zu haben der sich der ganzen Problematik bewusst ist, und sehr viele Ziegen betreut. Er betreut uns, daher auch wie Du das erwähnst, mit diesen Gruppen und..
Daher sind wir vielleicht auch sehr sensibel, was die Wurmproblematik angeht.
Wir entwurmen zurzeit durchschnittlich 2 mal je nach Kotprobe. Möchten das aber durch Massnahmen senken. Da ich glaube, dass wir in naher Zukunft ev. zu viele Resistenzen haben, wenn jeder seine Herden 2 -3 mal entwurmen muss.


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