Ungeklärte Todesursache?

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Lottainthesky
Beiträge: 5
Registriert: 04.04.2024, 07:36

Ungeklärte Todesursache?

Beitrag von Lottainthesky »

Hallo zusammen,
Wir haben, oder besser gesagt hatten bis vor einigen Stunden zwei Ziegen, Mutter und Tochter, von denen leider die Mutter letzte Nacht relativ plötzlich gestorben ist.
Sie hatten beide seit einigen Wochen einiges an Gewicht verloren und hatten-vor allem die Mutter- an den Flanken kahle Stellen, weswegen wir natürlich in Behandlung bei unserem TA waren. Es wurde Räude vermutet und dementsprechend behandelt, mit einem Präparat gegen Endo-und Ektoparasiten. Also direkt auch entwurmt. Alle Pflege- und Fütterungstipps befolgt, spezielles Ziegenkraftfutter zum Aufpäppeln vorsichtig zugefüttert, dazu Obstbaumzweige, Himbeerranken, Bromberranken, Stall engmaschigst gemistet und weidetechnisch so organisiert, dass keine potentiell verwurmten Flächen beweidet wurden.
Gestern dann, war Muttern plötzlich morgens völlig apathisch, was sich über Tag jedoch wieder gebessert hatte. Sie fraß, käute wieder und kotete auch gut ab. Trotzdem haben wir den TA gerufen, der aber erst am nächsten Tag kommen konnte, die Tiere untersuchen und die zweite Runde Wurm/Parasitenkur verabreichen wollte.

Als wir vor dem Zubettgehen noch mal nach ihr sahen, lag sie völlig aufgebläht mit überstrecktem Kopf und sichtlich schmerzgeplagt im Stall. Eine Umlagerung auf die andere Seite förderte übelriechende Rülpser und eine leichte Entspannung des Bauches. TA kam glücklicherweise sofort und hat ihr Schmermittel, Colosan, ein Aufbaumittel und etwas für den Kreislauf gegeben und untersucht. Es ging viel Luft ab, sie hatte viel harten Kot, kein Fieber, sondern Untertemperatur. Was auffllig war: sie hatte einen deutlichen Nystagmus (Augrnzittern), Probleme, das Maul zu öffnen und zu schlucken, zeitweise streckte sie die Vorderbeine steif von sich und den Kopf übertreckt nach hinten. Dabei blökte sie furchtbar-zumindest bis das Schmerzmittel anfing zu wirken. Es war furchtbar. Der TA äußerte die Vermutung einer Vergiftung, was aber sehr unwahrscheinlich ist, da sie zwar draußen, aber wegen ihres Allgemeinzustands unter ständiger Aufsicht war und die Fläche absolut sauber von Giftpflanzen. Zudem hat die sndere ja auch dort gefressen und die war ja nicht betroffen. Mir kam der Gedanke, dass es mich an Tetanus erinnert, aber der TA meinte, dass sie dafür wie ein „Sägebock“ hätte stehen müssen, was sie nicht gemacht hat, das sei unwahrscheinlich. Sie lief nachmittags etwas staksig und nicht so trittsicher wie sonst, aber das Vollbild, wie ich es in Videos gesehen habe, mit weggestrecktem Schwanz und Ohren war in der Tat nicht zu sehen gewesen. Allerdings habe ich irgendwo auch gelesen, dass es bei vorerkrankten/geschwächten Tieren, die die Bakterien in sich tragen, unter bestimmten Bedingungen zu einer explosiven Vermehrung der Bakterien im Darm mit entsprechendem dramatischen Verlauf kommen kann. Quasi hätte die dann die „Sägebockphase“ übersprungen. Das wiederum würde ja doch passen.
Kurz nach Mitternacht war der TA gefahren. Gegen 3 waren wir noch mal nach ihr schauen, da lebte sie noch, war auch nicht mehr so kalt wie vorher, sondern eher normal warm, bis auf die Ohren, und ruhiger, auch die Atmung. Als wir um 6 in den Stall kamen, war sie tot😔-vielleicht am Ende besser für sie, dass es so relativ schnell ging, aber schlimm genug.
Hat jemand vielleicht mal Ähnliches erleben müssen (ich wünsche es niemandem!).
Wie würdet Ihr jetzt mit dem anderen Tier umgehen? Sie frisst und trinkt, aber wirkt auch ratlos und etwas verstört.
Liebe und etwas ratlose Grüße
Ju


Lottainthesky
Beiträge: 5
Registriert: 04.04.2024, 07:36

Re: Ungeklärte Todesursache? Nachtrag

Beitrag von Lottainthesky »

:schaf1:
Durchfall oder Schaum am Maul hatte die verstorbene Ziege übrigens nie, zumindest Ersteres lese ich ja schon mal im Zusammenhang mit Clostristridien


Manfred
Site Admin
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Registriert: 31.03.2018, 12:46

Re: Ungeklärte Todesursache?

Beitrag von Manfred »

Mein Beileid.

Bei dem Symptomen bin ich leider überfragt. Evtl. können die Profis was dazu sagen.
Schnell auftretende extreme Schmerzen lassen mich an Harnsteine denken.
Hat sich auch Urin abgesetzt?

Die Tochter sollte natürlich, wenn möglich, wieder vergesellschaftet werden.
Das Zusammenführen erwachsener weiblicher Ziegen kann zu extremen Kämpfen führen und sollte entsprechend mit Vorsicht angegangen werden.
Mit Jungtieren soll es einfacher sein.
Vorher würde ich aber den Erfolg der Parasitenbehandlung abwarten.


Lottainthesky
Beiträge: 5
Registriert: 04.04.2024, 07:36

Re: Ungeklärte Todesursache?

Beitrag von Lottainthesky »

Lieber Manfred,
danke für den Hinweise und Deine freundlichen Worte.
Harnsteine würde ich tatsächlich ausschließen, da sie mehrfach Urin abgesetzt hat, der auch unblutig war. Dabei hatte sie auch soweit beurteilbar keine offensichtlichen Schmerzen. Als sie mit dem Urin feritig war, stand sie allerdings da, als würde sie versuchen, Kot abzusetzen. Draußen ging es und es kam eine gute Portion, wenig später drinnen dann plötzlich nicht mehr und sie moserte dabei auch und wirkte gequält.
Daher denke ich, dass das Problem hauptsächlich im Magen/Darm lag. Einmal fing sie sogar sn zu kauen nach dem Köttelversuch an zu kauen😱💩🤢Das kenne ich vom Darmverschluss bei menschlichen Patienten, wenn die Darmbewegungen in die falsche Richtung laufen. Details erspare ich hier besser.
Ich habe die Befürchtung, dass trotz oder wegen? Wurmkur und allen Bemühungen das Tier so geschwächt war, dass sich wahrscheinlich bereits vorhandene Keime unkontrolliert vermehrt haben und zu diesem dramatischen Verlauf geführt haben. Ist natürlich nur eine Vermutung.
Mit der Vergesellschaftung gebe ich Dir Recht, das könnte kapriziös werden. Sie ist per se ziemlich eigen und teilt schon mal aus. Im Moment versuchen wir, uns möglichst viel um sie zu kümmern und sie vor allem erst mal wieder richtig fit zu bekommen. Sie soll vom TA aus etwas Kraftfutter dazu bekommen, womit wir aber vorsichtig sind. Wenn überhaupt nur eine Hand voll ein Spezialfutter mit wenig Getreideanteil (für Ziegen,Hirsche) weiterhin Obstbaumzweige, Brombeerhecke,Himbeerhecke und Heu zur freien Verfügung. Den Stall haben wir natürlich komplett ausgeräumt und desinfiziert, frisch eingestreut und hoffen, das reicht.


Charlotte II.
Beiträge: 217
Registriert: 24.05.2021, 21:02

Re: Ungeklärte Todesursache?

Beitrag von Charlotte II. »

Sicher hat weder der TA, noch habt Ihr die Lidschleimhäute kontrolliert, um zu sehen, ob sie anämisch war (Verdacht auf Haemonchus contortus).
Bei starker Verwurmung im Darm können sich Wurmknäuel bilden, die den Transit behindern/lahmlegen. Entsprechendes Aufkommen von Toxinen durch die Ausscheidungen der Würmer.
Das erwähnte Mittel gegen Würmer und Räude zugleich (wobei ich hinsichtlich der Diagnose "Räude" ohne Foto meine Zweifel habe) dürfte Ivomec sein (Wirkstoff Ivermectin). Leider gibt es bei Ivomec Resistenzen, so dass es unwirksam sein kann.
Die Unwirksamkeit besteht jedoch ohnehin, wenn nicht die doppelte Schafsdosis gegeben wird, was viele TÄ nicht wissen.

Daher wäre es von unbedingtem Interesse zu erfahren, welche Dosis bei welchem angenommenen Gewicht die Ziege Lotta bekommen hat.

Der Nystagmus läßt an einen Mineralmangel (Magnesium) oder Vitaminmangel (B1 usw) denken.
Vielleicht Listeriose, CCN oder etwas anderes Zentralnervöses.

Ein Thermometer sollte immer vorhanden sein, um die Untertemperatur genau bestimmen zu können.

Kein Kraftfutter geben, Baumschnitt, Brombeeren reichen (neben Heu).

P.S. Meinst Du "Lotta in heaven"?


Lottainthesky
Beiträge: 5
Registriert: 04.04.2024, 07:36

Re: Ungeklärte Todesursache?

Beitrag von Lottainthesky »

Hallo Charlotte,
doch, der TA hat Schleimhäute an Augen und Maul überprüft und unseren Eindruck bestätigt: sie waren zu dem Zeitpunkt nicht blass, was etwas überraschend war, so schlecht, wie sie offenbar dran war. Daher hat er auch an eine Vergiftung gedacht.
Fieber haben wir auch gemessen, die Temp lag bei etwas über 36.
Welche genaue Dosis Wurmmittel bei welchem angenommenen Gewicht er verabreicht hat, versuche ich noch herauszufinden. Bisher habe ich noch keine Rückmeldung.
Das Kraftfutter lassen wir weg, dafür gibt es reichlich Obstschnitt, Kräuter (Petersilie, Bärlauch (sofern die es frisst), Beerenhecke, Weidenäste, Sellerie und gutes Heu. Frisches Wasser selbstverständlich dazu. In kleinen Mengen etwas Kürbiskerne und ganz selten ein paar Sonnenblumenkerne. Ich war ohnehin nicht begeistert von der Idee, weil selbst die „Spezial-Ziegen-Mixe“ mir zuviel Zeug enthalten, was nicht gut für die ist.
Vitaminkomplex hat sie auch bekommen.

Positiv ist, dass die verbliebene Ziege freudig frisst und gerne mit raus geht und weiterhin aufgeweckt und neugierig ist, auch vom Fell wieder besser wird und Gewicht zulegt.
Aber trotzdem wollen wir abwarten, bis sie wieder völlig fit ist, evtl. noch mal eine Kotprobe auf Würmer checken lassen, bevor wir ein neues Tier zu uns holen.

Lotta ist definitiv in Heaven, Ich hatte gerade nen Ohrwurm von dem Song „Lucy in the sky with diamonds“, daher kam das😉


LG und danke für die Hinweise


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