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Entwurmung, wann nötig?
Verfasst: 04.12.2004, 09:28
von Anonymous
Hallo Ihr Lieben,
das Thema Entwurmung stößt bei mir immer noch auf Gegenwehr.
Ich bevorzuge wie die meisten von Euch die möglichst natürliche Haltung meiner Ziegen. Dazu gehört kein bis wenig Einsatz von Medikamenten.
Bisher hatte ich weder im Kot noch in den Schlachtabfällen meiner Tiere Anzeichen von Würmern entdeckt. Aus einigen Berichten hier im Forum ging hervor, dass teilweise ekelhafte Ausscheidungen ein eindeutiges Indiz für einen Wurmbefall anzeigten.
Meine Frage ist nun, ob es klare Anzeichen ( z.B. im Kot ) gibt, und ob wirklich präventiv geimpft werden muß. Ich habe nicht das Problem von Überweidung, da mir grücklicher Weise genug Grünfläche zur Verfügung steht. Das Wurmproblem scheint ja auch damit zusammen zu hängen.
Im Winter allerdings ist der Bewegungsraum durch Stallhaltung mit etwas Auslauf im Freien doch stark eingeschränkt. Wie sehr Ihr das mit der Impfung?
Entwurmen
Verfasst: 04.12.2004, 19:31
von Herzwig
Grundsätzlich würde ich Anfängern niemals raten auf Entwurmung zu verzichten, oder zu warten bis sich Symthome zeigen.
Wer jedoch schon sehr lange Ziegen hält, wird die Erfahrung machen, dass er seinem Tier eine Verwurmung ansieht. Wie ich behaupte am Gesicht und am Fell zu sehen wenn meine Ziegen Würmer haben.
Die Prophylaktische Entwurmung sehe auch ich kritisch, sie hat in der Vergangenheit zu hohen Resistenzen geführt. Z.B. ist das Mittel Panacur wirklich nicht mehr wirksam gegen viele Innenparasiten, allen anderen Wurmmitteln mit dem Wirkstoff Ferbentazol (oder so ähnlich) geht es ähnlich. Schon mein Ur-Großvater war Schäfer und einige seiner Tricks habe ich übernommen, darunter die Verfütterung von Tannen- oder Fichtennadeln oder Pferchung der Tiere in einem Tannenwald. Die Terpentinöle aus den Nadeln schränken die Fruchtbarkeit der Würmer stark ein. Ich werde vermutlich auf starke Gegenreaktionen hier im Forum stoßen, wenn ich behaupte, dass zur Gesunderhaltung der kleinen Wiederkäuer auch ein paar Innenparasiten beitragen können. Die Wiederstandskraft des Tieres wird dadurch erhalten. So mache ich nur Wurmkuren wenn sie nötig sind, die Tiere also für mich sichtlich an den Innenparasiten leiden. Ein Freund von mir macht alle 3 Monate eine Wurmkur bei seinen Tieren und hat dennoch einen hohen Infektionsdruck, der ist selten bei mir.
Gesunde Tiere kommen in der Regel mit einigen Innenparasiten klar, ich habe es schon mal geschafft 3 Jahre ohne Wurmkur auszukommen. Hätte ich in dieser Zeit Kotproben untersuchen lassen, hätte man mir vermutlich zu einer Entwurmung geraten. Heute ist meine Besatzdichte etwas gestiegen, sodass ich maximal einmal im Jahr entwurmen muss, wenn ich allerdings feststelle, dass ein Tier entwurmt werden muss, bekommt das ein Mittel und ALLE Tiere kommen auf eine andere Weide.
Ich finde es übrigens wichtig seine Tiere zu beobachten und nicht wahllos chemische Substanzen oder Antibiotika hineinzufüttern, im Hinblick auf sich bildende Resistenzen ist das unverantwortlich! Ganz besonders dumm ist das wenn die Tiere geschlachtet werden sollen!
Aber, wem sag ich das...
Verfasst: 05.12.2004, 17:55
von Anonymous
Hallo Herzwig,
ich dank Dir für Deine Nachricht, die ja direkt von einem Fachmann kommt. Ich werde natürlich nicht vorbeugend entwurmen weil ich das eigentlich widernatürlich finde.
Wenn wir bei dem Wort Natur gerade sind, alle Tiere, auch Ziegen suchen sich ja instinktiv die richtigen Kräuter für Ihr jeweiliges Leiden aus.
Nun haben wir zwar die Urahnen unserer Hausziege aus ihrem natürlichen Lebensraum ( Gebirge ) herausgerissen, aber einige Hilfen können wir ihnen trotzdem reichen.
Ich habe währen des letzten Stallaufenthaltes über den Winter meine Tiere mit viel Efeu und vor allen Dingen Tannen / Fichten gefüttert. Das hat den Tieren nicht nur geschmeckt, sondern offensichtlich auch Gesundheit beschert. Also kann das gar nicht so falsch gewesen sein.
Verfasst: 05.12.2004, 22:04
von Eifelhexe
Hallo Detlef
ich habe im letzten Winter (und dieses Jahr auch wieder!!) das riesenglück gehbt das ich an frische Fichten und Tannen ohne Ende rangekommen bin.
Meine Ziegen haben also von Novemder bis April immer frische Bäume gehabt die sie auch gerne genommen haben.
Das ganze hat mich vor dem Entwurmen aber nicht geschützt!!!
Wir haben auch Wiede mehr als ausreichend, daran liegt es also auch nicht. Im gegenteil die Ziegen waren im Frühjahr auf einem riesigen Baugrundstück, so richtig schön verwildert mit jung gewachsenen Eichen, Weiden, Birken etc. auf der in den letzten 20 Jahren kein Vieh gehalten wurde.
Ich denke das Wetter spieöt auch eine ganz entscheidende Rolle über die Verbreitung von Parasiten.
Es gibt Jahre wie 2003 die sind so trocken, das die Würmer eher geringe Chancen haben oder wie dieses Jahr wo wir in Würmern und Kokzidien einfach nur ersoffen sind.
Und dann hilft nur eins: handeln!
Wurmkur
Verfasst: 06.02.2005, 13:23
von Regina
Hallo ihr Lieben,
ich halte es mit der Entwurmung so, das ich nach Bedarf mindestens aber halbjährlich eine homöopathische Wurmkur prophylaktisch verabreiche.
Selbst bei einem Wurmbefall bekomme ich so die Verwurmung in den Griff. Wobei, wie Detlef schon sagte, eine geringe Verwurmung gewünscht ist.
Eine chemische Wurmkur setze ich gar nicht mehr ein.
LG, Regina #maeh#
Verfasst: 06.02.2005, 13:53
von sanhestar
Hallo Detlef,
meiner Meinung nach muss man ganz viele Punkte beachten, einige wurden schon erwähnt, wie Besatzdichte, Häufigkeit des Weidewechsels, etc.. Kauft man häufig Fremdtiere hinzu, wird die Belastung höher sein als in einem geschlossenen, gut betreuten Verband.
Mir ist ausserdem wichtig, dass alle Tiere "gesund" sind, da nach meinen Erfahrungen die Tiere parasitenanfälliger sind, deren Immunsystem aus welchen Gründen auch immer angeschlagen ist. Wir haben hier eine "Familie", die Mutter stammt aus schlechter Aufzucht und sie und ihre Söhne sind generell anfälliger auf Darm- und Hautparasiten als die Familie der anderen Ziege. Also muss ich auf diese Gruppe deutlich besser achten und sie häufiger kontrollieren. Für mich gilt diese erhöhte Parasitenanfälligkeit als ein Zeichen einer generell nicht 100%igen Gesundheit, wie man an der familiären Belastung sieht, wohl auch vererbbar. Auch gibt es Hinweise, dass Parasiten Wirte mit hoher Schwermetallbelastung im Körper bevorzugen.
Ich lasse regelmässig Kotproben untersuchen (werde das in Kürze wegen der nicht unerheblichen Kosten selbst machen) und entwurme dann nach Ergebnis der Kotprobe (geringgradigen Befall beobachte ich weiter). Meine Erfahrungen mit alternativen Wurmkuren, ob nun homöopathisch oder pflanzlich gehen dahin, dass man reine Darmparasiten gut damit erfassen kann, Lungenwurmbefall z.B. schon schwieriger zu kurieren ist. Hier ziehe ich zwischenzeitlich die chemische Variante zum Wohl der Tiere vor. Da unsere Ziegen arbeiten (packen und fahren) brauche ich Tiere mit gesunden Lungen.
Ich tue sehr viel für die Vorbeugung im Sinne von gesunden Tieren, s. oben. Das heisst für mich entsprechende möglichst artgerechte Fütterung, Kräuterzugaben, Darmstabilisation z.B. mit Fermentgetreide (hierzu gibt es Erfahrungsberichte, dass sich die Wurmlast deutlich verringert, wenn regelmässig gefüttert) sowie Kuren mit Propolis, Knoblauch und anderen Senföl bzw. schwefelhaltigen Kräutern und Pflanzen. Durch diese Kuren kann ich die chemischen Wurmkuren pro Jahr auf ein Minimum reduzieren.
In diesem Jahr kann ich zum ersten Mal daran gehen, Weiden mit Pflanzen, die als wurmwidrig gelten, einzusähen, um den Tieren die Möglichkeit zu geben, sich bei Wurmbefall selbst zu helfen. Eichenlaub, Walnüsse, etc. werden von unseren Tieren kurweise auch sehr bevorzugt, von beiden Pflanzen weiss man, dass sie gegen Wurmbefall helfen.
Jedoch muss ich immer im Kopf behalten, dass ich mit alternativen Maßnahmen keine so durchschlagenden Ergebnisse erzielen kann wie mit Chemie (mit allen Nachteilen derselben). Im Einzelfall habe ich als Besitzer also zu entscheiden, wann ich die chemische Keule anwenden muss und wann nicht. Auch bin ich deutlich mehr in der Pflicht, durch Weidemanagement ein parasitenfeindliches Milieu im Boden zu erreichen. Ganz wurmfrei werde ich ein Tier nie bekommen, stimme hier Herzwig zu, chemisch parasitenfrei gehaltene Tiere sind anfälliger für Parasiten. Einfach auch deshalb, weil erwachsene Tiere gegen viele Parasiten Antikörper bilden. Wie sollen sie das, wenn sie sich nie mit dem Parasit auseinandergesetzt haben?
Bekommt ein Tier Probleme durch Parasiten muss ich jedoch eingreifen, da sich das Tier durch die Haltung, die ich ihm aufdiktiere, nicht selbst helfen kann (Aufsuchen anderer Weiden, Fressen bestimmter Pflanzen oder Böden, etc.)
Sehr gute Tipps findet man in diversen Büchern zu alternativer Tierhaltung, leider sind die meisten in englisch geschrieben:
z.B. Juliette Baraicly de Levi - Complete Herbal Handbook for Farm and Stable
Pat Coleby - Natural Goat Care
Paul Dettlof - Alternative Treatments for Ruminant Animals
Gruss
Verfasst: 09.02.2005, 16:39
von Regina
Hallo Sabine,
ich habe auch schon darüber nachgedacht selber Kotproben zu untersuchen. Leider kenne ich keine einschlägige Literatur dazu und mir fehlen auch die Kenntnisse darüber, was für ein Mikroskop es sein müsste und welche Utensilien man sonst noch so braucht.
Kannst du mir da vielleicht weiter helfen? Das wäre wirklich super!
LG ,Regina
Verfasst: 09.02.2005, 18:37
von sanhestar
Hallo Regina,
dazu kommt in den nächsten Tagen etwas online auf meiner Webseite. Einfach mal reinschauen (weiss noch nicht, wann es endgültig fertig ist, da ich noch ein paar Quellen überprüfen will).
Gruss
Verfasst: 11.02.2005, 16:54
von Regina
Hallo Sabine,
das ist ja super! Da werde ich dann mal öfter auf deine Seite vorbeischauen.
LG, Regina
Mikroskop
Verfasst: 12.02.2005, 07:28
von Werner
Hallo,
zur Untersuchung von Kotproben gibts nen link in der FAQ. Als Mikroskop hatte ich am Anfang ein ganz einfaches für Kinder Schüler. Hab jetzt ein Bresser Biolux, bin damit recht zufrieden. Noch besser ist ein Mikroskop mit Kreuztisch, aber nur für Wurmproben wär´s mir zu teuer. Fang einfach mal an und beobachte die Menge an Würmer, Wurmeiern etc., ergänzt die Bestandsbeobachtung. Kommt man ganz schnell rein in die Materie.
Gruß Werner
http://animalscience.tamu.edu/ansc/publ ... inants.pdf
http://www.ansc.purdue.edu/goat/goatlink.htm