Nierenstein beim Ziegenbock

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Susa
Beiträge: 54
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Nierenstein beim Ziegenbock

Beitrag von Susa »

Hallo,

ich habe gehört, dass kastrierte Ziegenböcke öfter zu Nieren- / Blasensteinen neigen. Wie sieht das denn aus, bzw, wie merke ich denn das? Hatte jemand schon eine solchen Fall?

Gruß Nicole


Eifelhexe
Beiträge: 2059
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Beitrag von Eifelhexe »

Hallo susa
ich weiss, das man den ziegenböcken nicht unbedingt Gerste füttern sollte.
Der Phosphorgehalt soll zu Blasen und Nierenprobleme führen!!
Eigene Erfahrungen habe ich nicht, weil ich dies immer vermieden habe.
Aber unter Suchen findest Du sicher alte Beiträge zu diesem Thema, oder es meldet sich noch wer der Erfahrung damit hat???


Alles Liebe aus der Eifel,
Uli
PS: Die Natur ist der Balsam gegen die Leiden, die alle jene verursachen, die die Natur misshandeln.
Ines
Beiträge: 799
Registriert: 19.04.2001, 00:00

Beitrag von Ines »

Ich habe im vorigen Jahr meinen Bock daran verloren, war furchtbar anzuschaun, wenn er preßte, aber nicht pinkeln konnte! Gerste hat der übrigens nie gesehn.
Thread ist sicher mit der Suchfunktion zu finden, vergesse nicht, wie ich Sonntag vormittag erschießen ließ.
LG Ines


Liebe Grüße Ines
sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Nicole,

Ziegenböcke neigen generell vermehrt zur Steinbildung, kastrierte Böcke sind deswegen gefährdeter, weil durch zu frühe Kastration (zu früh = vor dem 5.-6. Lebensmonat) die Harnröhre zu eng bleibt (hängt eng mit dem Fehlen der Geschlechtshormone, vor allem dem Testosteron zusammen) und sich die Steine dann schneller festsetzen.

Nicht nur Gerste verursacht Steine, sondern jedes Futter, das zu einer Imbalance im Calcium-Phosphor-Verhältnis führt, welches zwischen 2:1 bis max. 3:1 liegen sollte. Phosphorlastige Fütterung verursacht Phosphatsteine, Calciumlastige Fütterung dann Calciumoxalat (Struvit)steine. Sonderfälle sind z.B. Magnesiumsteine oder Silikatsteine.

Blasenentzündungen können zu Veränderungen des pH-Wertes im Urin führen, wodurch sich schneller Steine bilden können und wenn die Böcke zu wenig saufen (Sommer, Winter) bilden sich sehr schnell Steine oder bereits vorhandene Steine machen Probleme, weil sich die Urinmenge verringert.

Man erkennt Steinbildung daran, dass die Tiere nicht mehr pinkeln können, deutliche Schmerzsymptome zeigen (aufgezogener Rücken, Zähneknirschen, Unwohlsein) und es bildet sich entlang des Penis ein Ödem (Wasseransammlung). Manche Steine können operativ entfernt werden, manchmal hilft auch "nur" die Verabreichung krampflösender, schmerzstillender Medikamente, damit der Stein ausgeschieden werden kann.

Gruss


Sabine M.H.
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Susa
Beiträge: 54
Registriert: 19.05.2005, 20:14

Beitrag von Susa »

hallo,

gibt es da Möglichkeiten, vorzubeugen? Z.B. Fütterung von Brennnessel, was harntreibend wirkt, oder so? Rein homöopathisch. Das Ca:P- Verhältnis von Heu oder Weide lässt sich schlecht beeinflussen. Dort, wo kein Zusatzfutter gefüttert wird, dürfte es dann keine Probleme geben?

Gruß Nicole


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Nicole,

zur Vorbeugung:

- spät kastrieren (s. oben)
- Weide und Heu sind Ca:P neutral, daher kaum Probleme bekannt ABER Vorsicht bei Verfütterung von Luzerne, da sehr calciumhaltig, dann mit Phosphor ausgleichen
- wenn Getreide zugefüttert wird, Calcium ausgleichen
- Brennesseln sind wiederum silikatreich, daher auch nicht das nonplusultra als Dauerlösung
- immer ausreichend gutes Wasser anbieten, im Winter warmes Wasser bereithalten, gefrorenes oder eiskaltes Wasser trinken Ziegen ungern
- bei schlechter Wasseraufnahme evtl. loses Salz über's Heu streuen und Wasseraufnahme anregen, oder Obstessig in's Wasser zur Geschmacksverbesserung
- im Spätsommer werden Gräser magnesiumlastig, dann vermehrt mit Blättern und Buschwerk ausgleichen (oder die Tiere frei weiden lassen)
- die Amerikaner füttern Ammoniumchlorid zu um Steinbildung zu vermeiden, da sich dadurch der pH-Wert des Urins ändert, ist aber noch nicht in Langzeitstudien durchgetestet
- Rübenschnitzel sind oxalathaltig, für Böcke daher auch nicht geeignet, bitte auch nur wenig Spinat anbieten (ebenfalls Oxalate) oder Rhabarber (weiss garnicht, ob Ziegen das fressen würden)

Unsere kastrierten Böcke sind jetzt 4 Jahre alt, bislang keine Probleme, unsere gesamte Fütterung ist aber getreidefrei aufgebaut und die Tiere bekommen auch nur minimals Luzerne im Winter als Energielieferant.

Gruss


Sabine M.H.
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Eifelhexe
Beiträge: 2059
Registriert: 26.05.2002, 00:00

Beitrag von Eifelhexe »

Hallo Sabine
Deinem Beitrag kann ich natürlich nix zufügen!!
Nur ne Kleinigkeit:
Ziegen fressen Rhabarber.
Meine Mädels haben im Frühjahr von Nachbarn ein paar Blätter und auch Stangen bekommen, sie waren trotz noch sehr gutem Gras auf der Weide da hinterher wie der Teufel hinter der armen Seele :wink: .


Alles Liebe aus der Eifel,
Uli
PS: Die Natur ist der Balsam gegen die Leiden, die alle jene verursachen, die die Natur misshandeln.
Günter
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Registriert: 27.03.2003, 23:09

Beitrag von Günter »

Hallo Susa,

für mich sehe ich den Kern Deiner Frage jetzt: willlst oder mußt Du Kraftfutter zufüttern ? Bei Böcken, wenn sie nicht zig Damen decken sollen, eher nicht erforderlich.
Wenn nein, dann fütter Heu und Stroh und alles ist ok.
Wenn ja, dann beachte das Ca/P Verhältnis.
So wie bisher geschrieben habe ich es auch im Schafhalterkurs gelernt (LVAV Neumühle bei Münchweiler/Alsenz, fast noch erreichbar von Dir, bei Interesse).
Dann soll man Getreide (phosphorlastig) mit Rübenschnitzeln (calciumreich) mischen, dann stimmt das Ca/P Verhältnis.
(Mischungsverhältnis müßte ich nachlesen/suchen falls wichtig für Dich)

viele Grüße Günter


Folge denen, die die Wahrheit suchen.
zweifle an denen, die sie gefunden haben.
sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Günter,

bis auf den Mischungsvorschlag Getreide mit Rübenschnitzeln stimme ich Dir zu.

Habe erst letzte Woche mit Ziegenhaltern in Neuseeland gemailt, die durch Rübenschnitzel ihren Zuchtbock verloren haben (Oxalatsteine).

Sie gleichen das Phosphor im Getreide entweder mit Futterkalk oder gebackenen Eierschalen oder mit Luzerne aus.

Gruss


Sabine M.H.
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sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Nicole,

nur so als Randbemerkung:

bitte meine Ausführungen nicht so verstehen, dass Ziegen kein Mineralfutter kriegen dürfen.

Sie müssen sogar und solange auch das ausgeglichen ist (oder durch die Zusammensetzung andere Imbalanzen ausgleicht), bestehen keine Bedenken.

Gruss


Sabine M.H.
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