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Durchfall bei Kitzen
Verfasst: 22.08.2006, 10:13
von Elisabeth
Zum ersten Mal in diesem Jahr haben wir Durchfallprobleme.. Das erste Kitz (fünf Monate alt) erkrankte vor mittlerweile vier Tagen. Der Durchfall war gräulich und sehr flüssig. Wir haben sie sofort aufgestallt, entwurmt und ihr nur faserreiches Heu zu fressen gegeben. Außerdem Ripreston, um den Durchfall zu stoppen. Zuerst schaute es auch gut aus, am nächsten Tag war der Kot fast wieder normal. Wenige Stunden später plötzlich wieder heftiger Durchfall. Am nächsten Tag erkrankte das zweite Kitz, woraufhin ich den Tierarzt anrief. Beide fraßen noch und wirkten auch so nicht, als ob sie im Sterben lägen. Der Tierarzt nahm eine Kotprobe (Ergebnis kommt wahrscheinlich erst morgen) und spritzte beiden etwas für die Pansenmotorik und hat mir noch Stullmisan und Flora Zoon dagelassen. Zwei Stunden später lagen beide nur noch ziemlich apathisch herum, haben nicht mehr gefressen, Zähne geknirscht und gezittert. Also wieder Tierarzt, der gab ihnen eine Glucose-Infusion. Daraufhin ging es ihnen recht schnell besser. Heute fressen beide, die eine schaut aber immer noch recht schlecht aus. Das komisch ist, dass die Verdauung total wechselt, einmal schon richtig feste Bämmerl, zwei Stunden später total flüssiger Durchfall.
Außerdem ist seit heute auch ein drittes Kitz erkrankt.
Unser Tierarzt tippt eventuell auf Leberegel, weil seiner Meinung nach die Blutgerinnung gestört ist (ein Kitz bekam nach der Spritze einen total dicken Hals und nach der Infusion blutete es noch eine Zeitlang nach).
Was die Entwurmung betrifft, so sind wir da recht konsequent (als letztes vor drei Wochen Valbazen), außerdem schauen die Ziegen alle sehr gut aus (schönes Fell, gute Konsitution, gutes Wachstum der Kitze). Wie es mit Kokzidien ausschaut, ist schwer zu sagen, ergibt hoffentlich die Kotprobe. Aber letztes Jahr meinte die Schweizer Ziegenspezialistin Marianne Brunner, dass in diesem Alter die Kitze normalerweise keine Probleme mit Kokzidien mehr hätten, wenn sie sonst gesund wären.
Naja, das ist jetzt halbwegs lang geworden, aber ich wäre froh, wenn ihr eure Meinungen und Ideen dazu abgeben würdet, weil die langjährigen Ziegenhalter ja meist mehr wissen als die Tierärzte. Könnten es Leberegel sein? Was kommt sonst noch in Frage? Mangelerscheinungen, die so plötzlich seuchenartig ihre Wirkung zeigen (Kupfermangel)? Oder andere Ideen?
Vielen Dank schonmal für Antworten, wir sind doch schon halbwegs verzweifelt..
Verfasst: 22.08.2006, 11:30
von Ziegenpetra
Hallo
Gut ist, daß du Kotproben eingeschickt hast.
Ich tippe fast auf Salmonellen.
Ciao Petra
Verfasst: 22.08.2006, 13:26
von Moritz
Fieber messen (After), von Tier zu Tier Thermometer desinfizieren, Fiebertabelle anlegen, morgens und abends messen. Normal: 38 Grad und etwas drüber. Falls Salmonellen, oft Schleim u. Blut dabei. Zähneknirschen Zeichen von Hunger u. Schmerz.
Vor allem dafür sorgen, dass sie trinken. Viele Tierärzte sagen immer bei Durchfall, man solle nix zu trinken geben. Folge ist: Dehydration. Notfalls zwangsweise tränken (Plastikspritze und hau rein Onkel Otto, liebevoll, mehrmals täglich). Spritze hinter Backenzähne seitlich einführen, langsam geben, weil sonst Verschlucken, bei kleinen Tieren 1 Liter täglich, das wirkt wie große Menge, aber über den Durchfall wird viel Flüssigkeit ausgespült, hinzu kommt eventuelles Fieber. Hol Dir 10 Blasenkatheterspritzen aus der Apotheke auf Vorrat. Durch die Benutzung und das Raufbeissen werden die Spritzen vorne brüchig, verspröden.
Durchfall häufig rausnehmen, Tier abwischen (After, Schenkel), Einstreu nachstreuen. Falls Salmonellen: gehen nur über Antibiotika weg. Entzündungshemmer für Darm notwendig.
Falls nicht getränkt wird, hohes Risiko von NierenProblemen bis hin zum Versagen (bekannte Nebenwirkung auch bei Menschen mit Salmonellenerkrankung), Tierarzt denkt dann (wenn das Tier keinen Urin mehr lassen kann) an Blasensteine, Harnleiterverstopfung: alles Quatsch, tränken, tränken. Nieren sind das einzige Organ, das man durch mehr Wasser nicht überstrapazieren kann. Fortsetzung folgt
Verfasst: 22.08.2006, 13:46
von Elisabeth
Vielen Dank für die ersten Antworten! Tierarzt hat gestern untersucht, Temperatur gemessen (war in Ordnung), Tiere nicht dehydriert (hab sie auch beim Trinken beobachtet). Falls es Salmonellen wären, wie hätten sich die Tiere angesteckt (sie stehen nur auf der Weide, bekommen jetzt im Sommer kein Kraftfutter und ich kann auch fast sicher ausschließen, dass Fremde ihnen etwas füttern)? Ich hoffe sehr, dass die Kotprobe ein vernünftiges Ergebnis bringt, aber bin weiterhin für alle Meinungen dankbar..
Verfasst: 22.08.2006, 13:47
von Elisabeth
Ach ja, Kot ist schon teilweise etwas schleimig, aber von Blut ist Gott sei Dank nichts zu sehen..
Verfasst: 22.08.2006, 14:42
von Moritz
Salmonellen, darauf kann ich mich hier ohne Analyse ja nicht festlegen, gibt es nahezu überall, einzelne S.-stämme in unterschiedlich agressiver Form. Und auf der Weide sehr oft durch Vogelkot. Wichtig ist jetzt die Erregerbestimmung. Kann im Moment nicht viel schreiben, muß mich um Hund kümmern, der fast durch Dachsbiß ein Auge verloren hat.
Was könnten die Lämmer gefressen haben, sind sie schon abgestillt?
Fütterst Du was zu?.
Trinkwasserbehälter säubern, ausschrubben/schruppen, dort kommen auch oft Vögel trinken und koten rein!!!
Wie ist der Zustand der Tiere jetzt?
Verfasst: 22.08.2006, 14:46
von Elisabeth
Die Lämmer trinken teilweise noch (wenn von den Müttern gestattet), aber seit dem Durchfall sind sie ohne Mutter im Stall und bekommen nur Heu (1. Mahd). Es geht ihnen nicht wirklich viel besser, Durchfall ist immer noch ziemlich heftig, aber sie fressen zumindest und wirken nicht mehr so extrem abgeschlagen.
Alles Gute für deinen Hund, ich hoffe, das wird wieder!
Verfasst: 22.08.2006, 15:14
von Moritz
Das Zähneknirschen deutet auf heftige Schmerzen und gar Krämpfe hin.
In diesem Alter haben die Lämmer noch nicht die vollen Abwehrkräfte, es muß also auf Erreger untersucht werden.
Andrerseits ist es genau das Alter, in dem sie häufig durch die Umstellung auf Gras, insbesondere nasses, auch eiweißreiches, Durchfälle bekommen.
Ohne Kotuntersuchung und ohne vor Ort zu sein, schwer zu beurteilen. Ich lebe in Frankreich und weiß nur, dass die meisten Tierärzte von Ziegen keine Ahnung haben. Aber KEINE! Natürlich gibt es Ausnahmen unter den TÄrzten. Der Grund für die Inkompetenz liegt meines E. darin, dass Ziegen wirtschaftlich/preislich gleich Null sind, das einfachste Medikam. preislich schon fast eine neue Z. bringt
Verfasst: 22.08.2006, 15:20
von Moritz
"nach der Spritze total dicken Hals"????????
war das etwas Intravenöses, dann wurde die Vene verfehlt oder durchstochen, ergibt dann ein Ödem, sehr schmerzhaft, Wirkung verfehlt, baut sich langsam ab, kann verhärten, vielleicht zu große Nadel, viele TA haben nur Nadeln für Rinder dabei. USW.USW. ich könnte tausende von Beispielen geben.
"blutete nach"???????? mußt Du durch Druck stillen, ich weiß ja nicht, was da wieder für ein Fehler gemacht worden ist.
Verfasst: 22.08.2006, 15:32
von Elisabeth
Nein, war nix intravenöses, sondern intramuskulär. Und die Nadel für die Infusion war so dünn, dass der Tierarzt gemeint hat, dass nach dem Rausziehen die Blutung sofort aufhören müßte, was bei der anderen Ziege auch so war. War nicht schlimm, nur ein paar Tropfen, aber er hat gemeint, das wäre nicht normal.
Generell muss ich auch sagen, dass die wenigsten Tierärzte von Ziegen Ahnung haben, aber er bemüht sich zumindest und informiert sich.