Zangenkastration ohne Narkose?!?

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Bacardi

Zangenkastration ohne Narkose?!?

Beitrag von Bacardi »

Hallo,

ich wollte mal nachfragen, ob es normal ist daß die Kastration mit der Burdizzo-Zange ohne Narkose (bzw. Sedierung und örtlicher Betäubung) gemacht wird.

Bin grade ziemlich geschockt darüber und mein Ziegenbock ist auch fix und fertig. Soo habe ich mir das nicht vorgestellt, aber auf die Frage, ob er nicht wenigstens etwas zur Linderung geben könnte, sagte er nur, daß man das bei Wiederkäuern nicht gut machen kann und daß man mit der Betäubung meist mehr Probleme hätte als wenn man es grad ohne macht.

Stimmt das???
Ansonsten muß ich mir wohl noch einen anderen Tierarzt suchen...


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

Zangenkastration kann unter Vollnarkose gemacht werden, zusätzlich noch örtliche Betäubung. Der TA muss sich nur gut mit Wiederkäuer-Narkosen auskennen und man muss die Ziege nach der OP gut betreuen, bis sie wieder "klar im Kopf" ist. Gut ist auch, nach der OP ein Antidot zum Narkosemittel zu spritzen. Narkosen können ein Risiko darstellen, es geht immer wieder mal eine Ziege an einer Narkose ein, das muss man abwägen.

Für die ersten Tage nach der Kastration kann man auch ein Schmerzmittel geben, schliesslich lässt man den Bock ja kastrieren, damit er nicht geschlachtet werden muss - also spielen Wartezeiten keine Rolle.

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Bacardi

Beitrag von Bacardi »

Welches Schmerzmittel darf ich ihm denn geben und in welcher Dosierung?


Moritz

Beitrag von Moritz »

Nicht zufällig gibt es den Ausdruck "Viehdoktor" in abfällig-abwertender Art für Ärzte, die äußerst grob auch mit Menschen umgehen.
Die echte chirurgische Kastration kann bei Bocklämmern erfolgen, sobald die Hoden heruntergewandert sind (ca nach dem 3. Lebensmonat). Sie wird in Vollnarkose durchgeführt. Das Tier darf 12 Stunden nicht getrunken (außer bei Mutter) oder gefressen haben. Leichte Narkose, natürlich gekonnt, Schmerzmittel, Antibiotikum, und sie freuen sich, wenn Du sie 2 Std. später wieder zur Mutter bringst.
Zangenkastration nur mit (mindestens) Sedierung ist sehr schmerzhaft tagelang, kann zu Ödemen führen mit furchtbaren Folgen (siehe Thread "Hilfe - Hodensack geplatzt"). Die Quetschung schmerzt tagelang sehr, die Hoden schwellen sehr an, bevor sie nekrotisch werden.
Jede soll sich ausmalen, wie eine große Quetschung egal wo am Körper schmerzen würde.
Fazit: Tierarzt wechseln - so etwas darf man nicht dulden. Rede in sachlicher Form mit anderen Leuten, die vielleicht mit Hunden u. Katzen zu ihm gehen. Unwahrscheinlich, dass andere Tierarten von ihm besser
behandelt werden.


Bacardi

Beitrag von Bacardi »

Ich kannte ihn bislang von den Pferden meiner Freundin, und mit denen ging er immer manierlich um. Er sagte halt, daß man bei den Wiederkäuern nur schlecht Narkosen/Sedierung etc. machen könne, weil die Nebenwirkungen davon schlimmer wären als der Eingriff ohne Narkose...

Ich hoffe, daß ich nicht so bald wieder eine Ziegenkastration ins Haus stehen habe, und wenn, suche ich mir wohl auf jeden Fall einen anderen TA dafür.

Hm, kann mir denn jetzt jemand sagen, was ich Amos für ein Schmerzmittel geben darf?


Gimli
Beiträge: 252
Registriert: 10.01.2006, 20:03

Beitrag von Gimli »

So weit ich weiß, darf ein solcher Eingriff lt. Tierschutzgesetz nur mit Narkose /Sedierung erfolgen!

Kann ja sein, das der TA mit Pferden gut klarkommt, aber bei Ziegen eben nicht ... wäre er sicher nicht der erste

@moritz

stelle es mir ziemlich schwierig vor, ein Böckchen nüchtern zu halten?

Mein Kleiner sollte heute kastriert werden, haben wir wegen Hitze und Infektionsrisiko aber verlegt .... er ist ca. ein Jahr alt, wie soll ich den nüchtern halten ... in eine leere - also auch kahlen Boden - Box schaffen für 12 Stunden?

Ich denke, mit Sedierung und örtlicher Betäubung geht das dann schon, wir haben ihn gewogen um die Narkose pasend hinzukriegen und werden natürlich auch die Zeit investieren, ihn anschließend vernünftig zu versorgen und unter Beobachtung zu halten.

Ohne Narkose finde ich jedenfalls grausam, würde ich nie machen lassen - da gehe ich dann doch lieber das kalkulierte Risiko einer Narkose ein! Sonst müsste man ja Kater auch ohne Betäubing kastrieren, denn auch die haben mit Narkosen so ihre Probleme ... würde doch auch niemand tun, oder?

Gruß
Dagmar


Man wirft doch nicht ein ganzes Leben weg - nur weil es ein bisschen beschädigt ist
Zotti
Beiträge: 531
Registriert: 22.04.2005, 21:24

Beitrag von Zotti »

Hallo

Unser Tierarzt (Vieh- und Pferdedoktor) kastriert mit der Zange nur unter Vollnarkose und zusätzlicher örtlicher Betäubung.

Gruß Zotti


Moritz

Beitrag von Moritz »

Schmerzmittel wäre vielleicht noch für 2 Tage zu geben. Kenne die in Deutschld. gängigen Mittel nicht. Aber Vorsicht, es muß für kleine Wiederkäuer gut sein. Hab hier schon Tierärzt erlebt, die Mittel verkaufen oder verabreichen, die schädlich oder unwirksam sind.
Der Typ baut sich dann mit seiner "Autorität" vor Dir auf und weiß, daß Du "keine Ahnung" hast - denkt er und quatscht Beliebiges.
Manche Mittel kannst Du nur spritzen, weil bei Ziege manches nicht oral gegeben werden darf, während es beim Hund oder Pferd kein Problem ist.
Hier in F. verwendetes Schmerzmittel Metacam (Wirkstoff Meloxicam) von Boehringer, mit 25 mm langer Nadel injizieren. Dosierung muß ein Kenner bestimmen (Dosis für kleine Wiederkäuer + Gewicht des Tiers, anders als für XY)
Zur Not bei Boehringer in Ingelheim anrufen.
Sicher ist die Narkose immer ein gewisses Risiko, aber wenn das Tier nichts gefressen hat und die Dosis ausgerechnet ist (siehe den anderen Beitrag) kein Problem. Sie soll so leicht wie möglich sein.
Fressen verhindern? Alles aus dem Abteil rausnehmen einschließlich Einstreu. Ist für eine Nacht nicht schlimm. Notfalls stabiles Abteil aus Paletten bauen, aber stabil, so daß kein Unfall passiert. Bei größeren Tieren, wenn's geht, bis November warten wegen der Fliegen.
Hodensack muß beim größeren Tier manchmal ein wenig offen bleiben, damit Lymphe abfließt, daher Infektionsgefahr u. Fliegenmaden.
Bei kleinen Tieren kann direkt voll zugenäht werden. Falls offen bleibt, immer auf Fliegen u. Maden kontrollieren, die fressen Dir sonst das Tier von innen auf, kein Witz - man muß es erlebt haben.
Nicht fressen: wegen möglicher Pansenübersäuerung, -fermentierung
usw. - Fressen belastet den ganzen Organismus. Menschen gehen im Normalfall auch nüchtern in OP - und sind keine Wiederkäuer. Ich habe bei "renommierten" Tierärzten einen Bock gesehen, der brauchte neun (!) Stunden, um aus der Narkose zu kommen. Kompetent!!!


Lisa
Beiträge: 41
Registriert: 28.09.2020, 08:06

Beitrag von Lisa »

Hallo Dagmar,

bei starken Schmerzen (und die hat Dein Böckchen bestimmt auch noch heute) könntest Du ASS 500 geben oder Ingwerknolle (ca. 10 - 15 g täglich - wenn er es nicht mag, evtl. reiben und auf das Futter streuen oder ins Trinkwasser geben). Beides wirkt entzündungshemmend.

... und den Tierarzt würde ich ganz bestimmt wechseln.

LG Lisa


Lisa
Beiträge: 41
Registriert: 28.09.2020, 08:06

Beitrag von Lisa »

noch etwas fällt mir ein, Dagmar,

auf die Umgebung der Hoden vorsichtig verdünnte Arnikatinktur auftragen. Vorsicht auch deshalb, weil alkoholisch und darum auf Schleimhäuten brennt.

LG Lisa


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