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Lungenkrebs - oder "Der Freßtrieb 'stirbt' zuletzt II&

Verfasst: 12.01.2008, 18:46
von Moritz
Wir haben heute einen 10jährigen (geb. 06.01.1998) kastrierten Bock eingeschläfert und einer Autopsie unterzogen.
Mitte Dez. wegen Hustens (Verdacht auf Lungenwürmer) auffällig, gut genährt, gut fressend, immer sportlich rennend, um uns zu begrüssen, prophylaktisch entwurmt.
Kurz nach Weihnachten einsetzender dramatischer Gewichtsverlust, den man erst nach einigen Tagen realisiert; TA-Termin 2 Tage später (Frage, die wir uns stellten: hängt Gewichtsverlust mit Nierenproblem zusammen?)
Blutanalyse ergibt mäßige Werte, nicht dramatisch angesichts wahrscheinlicher Rippenfellentzündung (eine Lungenhäfte kaum zu hören);
schwere Atemnotanfälle mit Husten beim Fressen, keine Gras- u. Heuaufnahme mehr, nur Zweige (Apfel, Brombeere, Eiche, Weide).
Behandlung mit Kortikoid und besonderem Antibiotikum für Lungenerkrankungen. Nach 10 Tagen keine Besserung, keine weitere Abmagerung. Ab Mitternacht keine Bereitschaft, weitere Nahrung aufzunehmen außer vielen Litern warmes Wasser heute morgen.
Als Ergebnis fanden wir bei der Autopsie: Verdauungstrakt ohne Befund; Lymphknoten innen teilweise taubeneigroß; Lunge nach Augenschein ohne Befund, aber außen angelagert (Pleura) ein mehrere Kg. schwerer Tumor, der offensichtlich auf die Lunge drückte und die Hustenanfälle auslöste; gleichzeitig eine rasant verstärkte Anämie.
Fütterung früher: nie Heu von gespritzten Wiesen; Haltung: nie unter Asbestdach, wie hier häufig zu beobachten, also keine Asbestose o.Ä.

Moritz
___________
Herr, erhöre Conni

Verfasst: 12.01.2008, 19:09
von Regina
Hallo Moritz,

erstmal vorab, es tut mir sehr Leid das du deinen Ziegenbock trotz aller Bemühungen dann doch noch verloren hast.

Vor kurzem habe ich gelesen das Ziegenmilch besonders gesund sei und zwar im Zusammenhang mit Krebs.
Man gehe davon aus das bestimmte Milchinhaltsstoffe dazu beitragen können keinen Krebs zu bekommen.
Es gäbe auch noch keinen Fall wo Ziegen an Krebs erkrankt waren.
Leider finde ich diesen Beitrag nicht wieder.

Als ich deinen Beitrag gelesen habe kam mir die Frage auf ob Dein Ziegenbock wohl Krebs hatte.
Oder was war das für ein Tumor?

LG, Regina

Verfasst: 12.01.2008, 19:11
von Zickengeschwader
Hallo Moritz

Konntet Ihr Pseudotuberkulose (so spontan liest sich das schon sehr stark danach, auch wenn es augenscheinlich ein eher schneller Verlauf war)
und sicherheitshalber auch Tuberkulose schon ausschließen, bzw. habt daraufhin schon untersucht?

Tja, traurig mit dem Bock, aber mehr als Ihr ja schon versucht habt, alles für ihn zu tun, hätte man bei so einem Befund wohl auch nicht machen können....Kann man halt von außen nicht unbedingt immer gut ansehen, es sei denn, es hätte Jemand die Idee gehabt, die Lunge röntgen zu lassen. Ist aber ja auch oft eine Kostenfrage für die Besitzer und so oft kommt das in diesem Ausmaß ja auch nicht vor......

Gibt es im Vorbericht vielleicht was, dass er schon früher mal kurzfristig Lympfknotenschwellungen hatte, die die Leute vielleicht nicht so ernst genommen haben damals? Vielleicht erinnern sie sich ja noch an so etwas.

Viele Grüße, Kathrin

Verfasst: 12.01.2008, 21:18
von Zickengeschwader
Hallo Moritz

Kurz noch, eine virologische Möglichkeit, die sich auch so äußern könnte und eher auch mal erst bei einem älteren Tier, habe ich vorhin noch vergessen gehabt: Leukose.

Viele Grüße, Kathrin

Verfasst: 13.01.2008, 06:44
von sanhestar
Hallo,

zur Frage von Regina:

Ja, Ziegen können Krebs bekommen, höre davon aus USA und auch auch Neuseeland immer wieder mal davon.

Der Verlauf meistens so, wie Moritz ihn beschrieben hat: Tier fit, unauffällig und dann ganz rasanter, plötzlicher Verfall, Tumor meist Zufallsdiagnose nach dem Schlachten/Einschläfern.

Gruss

Verfasst: 13.01.2008, 10:17
von Zickengeschwader
Hallo

Sind denn in diesen Fällen, oder in wenigstens vielen davon, Leukose und Pseudo-TB wirklich (Leukose mit Tests) ausgeschlossen worden?
(Könntest Du evtl. sogar nochmal fragen bei Gelegenheit, es interessiert mich ehrlich sehr, wa speziell das dann für Tumore waren
)
Histologisch sehen Leukose-Tumoren an sich nach meiner Kenntnis nämlich auch im Labor erstmal nach "Krebs" aus....ob sich das rein histologisch wirklich überhaupt auch sicher differenzieren lässt ohne weitere Bluttests weiß ich leider jetzt nicht.

Der gravierende Unterschied dabei zu anderen malignen Tumorgeschehen wäre, Leukose ist, dort wo sie auftritt, gefährlicher, da ansteckend.

Sicher ist sicher, jedenfalls wenn der Bock nicht allein gelebt hat. ;-)

Viele Grüße, Kathrin

Verfasst: 13.01.2008, 10:57
von sanhestar
Hi,

ich frage nach.

Gruss

Verfasst: 13.01.2008, 11:37
von Moritz
Da die Frage/n möglicherweise auch an mich gerichtet war/waren:
ich kann hier keine Abhandlung über Pathologie schreiben und die Differenzialdiagnosen jeweils für Rind, Schaf, Ziege bei den von Kathrin genannten Krankheiten geben.
Aus den genannten Gesamtumständen (Ziege, Alter, Symptome, Verlauf (Zeit u. Verhalten), Befund nach Öffnung und Beschau) ergab sich eindeutig diese Diagnose.
Da hier Tierarztpraxen meist nicht mal ein Sonographie-Gerät haben und ich dabei auch schon mir habe Harnsteine "zeigen" lassen, wo keine waren, verzichte ich vernünftigerweise darauf, in einem solchen Fall Gewebeproben in einem Labor möglicherweise noch der Gaschromatographie zu unterwerfen. Diese naheliegende Entscheidung bitte ich, mir nachzusehen.
Interessant war jedenfalls am Tier zu beobachten:
Seine interessierte Wachheit bis zum Schluß;
sein guter Fellzustand trotz hochgradiger Anämie;
die rasante Abmagerung nicht schubweise, sondern nur in den letzten 14 Tagen, beschränkt vor allem auf Muskeln; gleichzeitig die große Kraft, über die er noch verfügte. Obwohl er außer mit Muttermilch nach der Geburt immer nur mit Gras, Heu, Zweigen, Gestrüpp ernährt wurde, fand sich doch etliches an Fett in der Bauchhöhle. Man male sich aus, wie es in mit Kraftfutter "versorgten" Tieren aussieht.
Gruß Moritz
____________
Herr, erhöre Conni

Verfasst: 13.01.2008, 15:27
von Zickengeschwader
Moritz hat geschrieben: Da hier Tierarztpraxen meist nicht mal ein Sonographie-Gerät haben und ich dabei auch schon mir habe Harnsteine "zeigen" lassen, wo keine waren, verzichte ich vernünftigerweise darauf, in einem solchen Fall Gewebeproben in einem Labor möglicherweise noch der Gaschromatographie zu unterwerfen. Diese naheliegende Entscheidung bitte ich, mir nachzusehen.
Hallo Moritz

Es war dein eigener Bock?
Wie gesagt, ich hätte einen Weg gesucht, das sicher abzuklären, zumindest die Leukose, wenn noch andere Ziegen da sind. Wie hoch da das Sicherheitsbedürfnis ist, muss halt jeder selbst wissen.
Mach damit was Du willst, vielleicht hilft es Dir, vielleicht ist es auch überflüssig. Soll mir schnurz sein.
Letztlich entscheidet es ja immer jeder selbst, auch nach den örtlichen Gegebenheiten. Ich hätte hier mit meiner Tierärztin Glück gehabt und bin da sehr zufrieden mit ihr in solchen Fällen.

@Working goat: Lieben Dank Dir schon mal.

Viele Grüße, Kathrin

Verfasst: 13.01.2008, 22:14
von Elho
@Moritz:
Ziegen sind Beutetiere; daher von Mutter Natur so lange wie möglich als fit und gesund wirkend erschaffen,obwohl innerlich schon sehr viel im Argen ist.Sichtbare Krankheit lockt Beutegreifer an.
Weißt Du bestimmt schon.Aber doppelt gemoppelt hält länger... nneeee,vielleicht interessant auch für andere.
Nix für ungut.
Was mich interessiert:Habt Ihr die Obduktion selbst gemacht oder durch einen Tierarzt ausführen lassen?Wenn ich Deinen Text falsch verstanden habe,entschuldige.
Gruß
Elisabeth
:-)