absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

sanhestar
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von sanhestar »

kleiner Nachtrag zu den Kampfhähnen:

das ganze zog sich noch weitere 10-15 Minuten hin. Dass ich in der Zwischenzeit das Futter vorlegte, störte die zwei nicht im geringsten.

Die Pausen wurden immer länger, die zwei waren sichtbar "fertig", aber nachgeben wollte keiner. Nachfolger fragte immer wieder an, ob der Altkastrat ihm jetzt zuverlässig weichen würde und Altkastrat sagte "nein, ich bin noch immer ranghöher, auch wenn ich schlagsfertig bin".

Zwei Episoden in diesen letzten Minuten:

Nachfolger geht zum alten Leitkastrat, bockelt diesen kurz an, der geht daraufhin auf den Altkastraten zu und jagt ihn weg.

Altkastrat sieht mich als Beobachter dabei stehen und stellt sich neben mich (ich untersage jede Auseinandersetzung in meiner Nähe).

Nach Ende des Kampfes stehen beide am gleichen Heuhaufen und fressen mit Genuss. Alles in allem kämpften sie rund 30 Minuten, steigen, Kopfstossen aber auch viel schieben und drücken.

Für unsere Diskussion hier interessant erscheint mir, dass es innerhalb einer gemischten Herde Strategien zu geben scheint, die ein Eskalieren von Rangkämpfen zu vermeiden suchen (die "Schlichter"), was wiederum für ein Verbleiben der Böcke in der Herde sprechen würde.


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
-Sabine-

Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von -Sabine- »

sanhestar hat geschrieben: Für unsere Diskussion hier interessant erscheint mir, dass es innerhalb einer gemischten Herde Strategien zu geben scheint, die ein Eskalieren von Rangkämpfen zu vermeiden suchen (die "Schlichter"), was wiederum für ein Verbleiben der Böcke in der Herde sprechen würde.
Hallo Sabine,

Deine Berichte sind super interessant #daumen_hoch* Danke, dass Du so viel schreibst - ich les das super gerne #daumen_hoch*

Dass es Eskalations-Verhinderungsstrategien gibt, hab ich auch immer wieder erlebt - macht ja auch Sinn. Ich bin echt schon sehr gespannt, wenn morgen der Kastrat mit seinen Mädels einzieht. Dann habe ich zwei Schafböcke von gut einem Jahr, einen gleichalten Zwergziegenbock, Cesare, den Toggenburger (sagen wir jetzt einfach mal ;-) ) und den Kastraten, letztere beide ca. 2 Jahre alt. Dazu jeweils Mädels. Ich hab auf jeden Fall eine Menge Batterien für den Fotoapparat heimgeholt ;-) ....


Bunnypark
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von Bunnypark »

sanhestar hat geschrieben: Vertreibung der Jungböcke: wir müssen hier vermutlich, mal wieder, von unseren Hausziegen mit durch Selektion verändertem Sozialverhalten, Abstand nehmen, wenn wir uns die Wildziegen anschauen wollen.
und genau dass ist für mich der knackpunkt #heul#
nachdem ich versucht habe mich ausfühlich in das thema "wildziege" einzulesen, desto mehr berichte von "vermischung" der hausziege bzw verwilderten hausziege konnte ich entdecken.

selbst meine lieblings-unterart, die bezoaziege, steht im verdacht nicht durch natürliche auslese bis dato rein geblieben zu sein....oder besser gesagt, in vielen beiträgen ist ein vermischen mit verwilderten unterarten die rede.

stellt sich die frage: welche unterart der echten ziegen sind nun ohne menschlichen einfluss geblieben?
welche unterart hat sich noch nicht mit hausziegen / verwilderten hausziegen gemischt? #ka#
Genauso, wie die weiblichen Hausziegen deutlich früher geschlechtsreif werden, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bei den Böcken der Hausziege die Geschlechtsreife früher einsetzen als bei Wildziegen. Ergo wäre auch das "Vertreibungsalter" früher.
die spannen der geschlechtsreife bzw deren annahme sind ja sehr gewaltig....bei hausziegen wissen wir von ca 4 (5) monaten - bei einigen beiträgen bezüglich wildziegen ist von 2 jahren die rede.
diese derart große spanne kann ich irgendwie nicht glauben - es gibt meines wissens in der tierwelt keine unterarten der gleichen art die diese spannen vorweisen können #ka#
Ich beobachte übrigens gerade die Kastraten beim "Kampf" um eine bockende Ziege:
super beitrag #daumen_hoch* (da kann einem der neid fressen)

was wäre aber, wenn es sich nicht um kastraten handeln würde, sondern um aktive böcke?
könnte es sein, dass sie dann etwas intensiver kämpfen würden?


Herrchen unser, der du bist am Hofe; geheiligt werde deine weide; das astwerk komme, unser Wille geschehe, wie im stall so auch auf der Weide; Uns're täglichen Kräuter gib uns heute; Und vergib uns unsere Schuld, wenn wir hopsen auf nachbars Weide; führ uns also nicht in Versuchung, sondern Erlöse uns von dem Astwerkmangel....so is'es .Bild
-Sabine-

Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von -Sabine- »

Bunnypark hat geschrieben: selbst meine lieblings-unterart, die bezoaziege, steht im verdacht nicht durch natürliche auslese bis dato rein geblieben zu sein....oder besser gesagt, in vielen beiträgen ist ein vermischen mit verwilderten unterarten die rede.

stellt sich die frage: welche unterart der echten ziegen sind nun ohne menschlichen einfluss geblieben?
Ist das wirklich von Belang? Die Ziegen(-artigen) sind so eng verwandt, dass man das doch außer acht lassen kann, denke ich. Zumal die Tiere ja mehr oder minder umgehend zu ihren "natürlichen" Verhaltensweise zurückkehren, wenn man sie lässt ...


Bunnypark
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von Bunnypark »

hallo

ich glaub schon dass dies von belangen ist.....wenn auch nur gering

geht man von unterschiedlicher geschlechtsreife aus, verändert sich auch notgedrungen deren verhalten


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sanhestar
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von sanhestar »

Bunnypark hat geschrieben:was wäre aber, wenn es sich nicht um kastraten handeln würde, sondern um aktive böcke?
könnte es sein, dass sie dann etwas intensiver kämpfen würden?

Das kann ich leider nicht beantworten, habe es mich aber heute auch schon mehrfach gefragt.

Davon ausgehend, dass Kastration natürliches Rang- und Sexualverhalten abschwächt aber nicht auslöscht, müssten wir von einem intensiveren Kampf ausgehen. Nur, in welche Richtung würde er sich intensivieren?

- Länge
- Sequenzen
- Ausgang

Unklar blieb, worum es GENAU bei diesem Kampf ging. Um die bockende Ziege wohl nicht, die hat keiner von beiden den ganzen Tag über auch nur angeschaut. Um Rang an sich? Es hatte das "Gefühl" eines Ablösungskampfes: junges Tier rückt auf die Position eines älteren Tieres nach. Der Nachfolger wird 4, der Altkastrat 10 Jahre.

Hier wäre noch eine Analogie zu sehen: keiner der Jungkastraten, die dieses Frühjahr 2jährig werden, traut sich bislang in eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den 9-10jährigen Altkastraten. Der letzte Ablösungkampf im Sommer 2010 spielte sich zwischen einem 3jährigen und dem 9jährigen Leitkastraten ab.

Könnte ein AltBOCK, wenn er seine "Abdankung" akzeptiert hat und den neuen Leitbock nicht mehr herausfordert, in der Herde verbleiben? Unser Jungleitkastrat akzeptiert den Alten, solange dieser ihm willig weicht und beide lassen sich in Ruhe.

Wenn ich mir anschaue, wie viel unser Altkastrat in seiner Zeit als Leittier an Schlichtung von Rangeleien seinen "Lieutenants" überlassen hat, wäre die Vertreibung eines Bockes, der seinen Rang/seine Niederlage akzeptiert hat, eine Verschwendung von Resourcen: Erfahrung, soziale Kompetenz.


Sabine M.H.
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Bunnypark
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von Bunnypark »

sanhestar hat geschrieben: wäre die Vertreibung eines Bockes, der seinen Rang/seine Niederlage akzeptiert hat, eine Verschwendung von Resourcen: Erfahrung, soziale Kompetenz.
aus menschlicher sicht bestimmt...nur denkt die natur anders bzw arterhaltend.

eine "verschwendung" gibt es in der natur überall - nur was des einen freud, ist des andern leid *fg*
im fall des unterlegenen macht es aus sicht der gesamtheit der herde durchaus sinn, schwächere/unterlegene an den rand der herde zu treiben um den (gen)stärkeren kern vor feinen zu schützen - sie dienen also als futter *fg*

ich glaube, dass ein verbleib der schwächeren oder jüngeren böcke in oder um die herde bzw möglicher abwanderung auch abhängig vom futterangebot ist.
man sieht im schnitt, dass bei pflanzenfressern die in hohen oder höheren gebieten leben mit aufsteigender höhe die größe der herde immer kleiner wird (bei manchen arten bis zum einzelgänger) bzw sich einige tierarten nach der aufzucht wieder versprengen- für einen erhalt einer tierart bedarf es in den meisten fällen jedoch nur sehr wenige männliche tiere - warum also sollten bei nahrungsmangel überflüssiges bei der herde bleiben? noch dazu, wo in höheren gebieten die anzahl der raubtiere zu sinken scheint.

andererseits wäre eine bockgruppe ohne trächtige bzw säugende mütter schneller und flexibler als mit. was jedoch der arterhaltung widersprechen würde #ka#

ich kann mir also gut vorstellen, dass bei ausreichendem nahrungsangebot (was indirekt auch die anzahl der raubtiere steigen lässt) schwächere böcke gerade noch akzeptiert werden, sofern sie wissen "wie man sich benimmt"

wie du in einem anderen beitrag geschrieben hast, kann bei nahrungsmangel die aggressivität zunehmen und damit die schwächeren böcke vertrieben werden.


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sanhestar
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

so gesehen erfüllt ein Bock, der nur noch an der Peripherie lebt, auch noch eine nützliche Funktion für die Herde. Wenn er als erster gerissen wird, steigt die Überlebenschance der jüngeren Tiere.


Sabine M.H.
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