absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Bunnypark
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absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von Bunnypark »

-Sabine- hat geschrieben:
Bunnypark hat geschrieben:
Egeria hat geschrieben:Tun die denn den Kleinen was und wie ist das in der freien Waldbahn?
soweit ich weiß, sondern sich die böcke nach der brunftzeit wieder von den weibchen ab. sie haben also selten kontakt zu den kitzen.

Ja - aber nicht alle. Ich suche ja schon seit einiger Zeit alles, was ich finden kann, über das Verhalten von Wildziegen. Und anscheinend gibt es beides, das die Böcke bei der Herde bleiben als auch, dass sie wieder gehen. Wobei das zweitere häufiger zu sein scheint. Ich meine mich dämmerig zu erinnern, dass da, wo die Futtergrundlage einigermaßen ist, die Böcke bei der Herde bleiben. Das aber ohne Gewähr ...


Herrchen unser, der du bist am Hofe; geheiligt werde deine weide; das astwerk komme, unser Wille geschehe, wie im stall so auch auf der Weide; Uns're täglichen Kräuter gib uns heute; Und vergib uns unsere Schuld, wenn wir hopsen auf nachbars Weide; führ uns also nicht in Versuchung, sondern Erlöse uns von dem Astwerkmangel....so is'es .Bild
Bunnypark
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von Bunnypark »

hallo sabine

sorry, dass ich deinen beitrag verschoben hab #engel#
aber dieses thema fasziniert mich auch sehr......

ich lese mich diesbezüglich auch seit einiger zeit durchs netz und komm dabei einfach nicht auf einen nenner:

soweit ich weiß (meine lieblings einleitung *fg* ) hat sich bezüglich der bezeichnung von "wildziegen" einiges geändert

früher wurde die bezoarziege als urform der hausziege gesehen....heute gilt diese ziege als nachkömmling der hausziege #ka# ....... was mich jetzt wegen möglicher ergebnisse in bezug auf beobachtungen der absonderung mehr als verwirrt.


Herrchen unser, der du bist am Hofe; geheiligt werde deine weide; das astwerk komme, unser Wille geschehe, wie im stall so auch auf der Weide; Uns're täglichen Kräuter gib uns heute; Und vergib uns unsere Schuld, wenn wir hopsen auf nachbars Weide; führ uns also nicht in Versuchung, sondern Erlöse uns von dem Astwerkmangel....so is'es .Bild
-Sabine-

Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von -Sabine- »

Hallo Thomas,
Bunnypark hat geschrieben:hallo sabine

sorry, dass ich deinen beitrag verschoben hab #engel#
aber dieses thema fasziniert mich auch sehr......
Ich war auch schon versucht, das zu tun :D - aus dem selben Grund :-)
früher wurde die bezoarziege als urform der hausziege gesehen....heute gilt diese ziege als nachkömmling der hausziege #ka# ....... was mich jetzt wegen möglicher ergebnisse in bezug auf beobachtungen der absonderung mehr als verwirrt.
Ich weiß nicht, ob es daran etwas ändert, wie man das Verhalten einordnen soll, da sie ja alle sehr eng miteinander verwandt sind, also sich wahrscheinlich sehr ähnlich verhalten. Ich habe bei meiner Suche auch noch die verschiedenen Steinböcke mit einbezogen und hatte da irgendwie schon den Eindruck, dass die Absonderung eventuell an den Lebensraum gekoppelt sein könnte. Aber es gibt einfach zu wenig aussagekräftiges Material :-( ....

Es schwanken ja auch die Angaben, ab wann die männlichen Nachkommen aus dem Verband vertrieben werden: Von ein paar Monaten bis hin zu drei/vier Jahren.

Ich überlege ja schon die ganze Zeit, ob ich das nicht mal ausprobieren soll und schauen, was sie machen. Dazu müsste ich aber erst noch zwei zusätzliche Ställe/Unterstände in etwas Abstand bauen, damit sie sich auch wirklich separieren können, so sie das wollen und nicht wegen des Unterstandes oder des Heus doch wieder zusammen hoch kommen müssen. UNd dann weiß ich ja nicht wirklich, wie das mit den Bedeckungen dann läuft: Wirklich nur durch den Altbock?


sanhestar
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

ich kenne es von unserer Herde so, dass sich die werdende Mutter für die ersten Tage der Geburt absondert.

Da wir die letzten Jahre teils recht grosse Flächen abgehütet haben (500m Umfang = 10 Netze), die eine Absonderung von der Gruppe zugelassen hätten (auch aufgrund der Struktur der Flächen mit Hecken, Senken, etc.), konnte ich beobachten, dass sich keiner der Kastrate und auch, sofern dann noch vorhanden, kein intakter Bock während des Lammens von der Herde entfernte. Es war/ist eher umgekehrt, dass eine erhöhte Wachsamkeit bei den Leittieren eintritt.

Bzgl. Verhalten während der Brunst konnte ich dieses Jahr etwas interessantes beobachten, nachdem die recht frisch kastrierten Ex-Jungböcke re-integriert wurden (Hinweis: keiner dieser Kastrate war zu diesem Zeitpunkt noch zu einem erfolgreichen Deckakt fähig):

die Kastrate, 6 an der Zahl, 5 davon einige Wochen zuvor kastriert und im Alter von ca. 15/16 Monaten, interessierten sich logischerweise sehr an den bockenden Ziegen. Sie wurden jedoch von den Altkastraten permanent abgedrängt und vertrieben (jedoch nur auf eine Sicherheitsdistanz von ca. 10 Metern), durften sich den Ziegen nicht nähern. Soweit, so gut. Interessant war, dass sich die Jungkastrate NICHT für weibliche Tiere interessierten, mit denen sie verwandt waren (Mutter, Schwester, Tante), sondern nur jeweils ihnen blutsfremde Ziegen zu umwerben versuchten.

Weiterhin gibt es drei ranghohe Altkastrate, die eine oder mehrere "Lieblings"ziege(n) haben, die er während der Brunst gegen die jüngeren Kastrate verteidigt und dessen Nähe diese Ziege(n) während dieser Zeit bevorzugt aufsucht. Die beiden ranghöchsten Kastrate halten sich aus diesen Auseinandersetzungen Diszlipinierungen weitestgehend heraus und überlassen das den Kastraten der Führungsriege.


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Bunnypark
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von Bunnypark »

hallo

stimmt, leider gibts darüber sehr wenig aussagekräftiges material.....zumindest im für mich lesbaren deutschsprachigem bereich #engel#

laut leyhausen gibt es aber sehr wohl unterschiede in verhaltensmustern unter berücksichtigung, ob es sich um eine "verwilderte" oder eine "eigenständige" unterart handelt bzw viele verhaltensmuster verschiedenster unterarten aus der domestikation übernommen werden.
viele verhaltensmuster sind erlernt....andere wiederum vererbt
so kann es sein, dass in diesem fall die NICHT-absonderung eines bockes von der herde bereits eine nachwirkung jahrhundertlanger gefangenschaft ist .... so zumindest meine meinung.
beweise diesbezüglich kann ich leider keine vorlegen - nichtmal zoologen können mir diese fragen ausreichend beantworten

bei meinem bock kann ich aber beobachten, dass er sich nachdem alle ziegen eingedeckt wurden, versucht sich von den weibchen abzusondern (schlaf und ruheplätze weg von den weibchen, alleine auf fressgang gehen uvm) .... was natürlich bei nur 2 ha für ihn nicht gerade einfach ist *fg*
sobald die kitze da sind, sucht er wieder die nähe der ziegen....um sie erneut zu deken (zum glück gibts die bockschürze)

unterschiede seh ich auch bei den jungböcken....so werden sie ab dem 4. monat von den ziegen gemoppt und suchen sicherheit beim bock - er lässt sie gewähren.
die jungweibchen genießen weiterhin den schutz der weibchen
keine ahnung, ob dies nur bei meiner herde der fall ist #ka#


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-Sabine-

Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von -Sabine- »

Bunnypark hat geschrieben: laut leyhausen gibt es aber sehr wohl unterschiede in verhaltensmustern unter berücksichtigung, ob es sich um eine "verwilderte" oder eine "eigenständige" unterart handelt bzw viele verhaltensmuster verschiedenster unterarten aus der domestikation übernommen werden.
viele verhaltensmuster sind erlernt....andere wiederum vererbt
Soweit ich weiß, wird vererbt, was zum Überleben des Individuums unabdingbar nötig ist, alles andere wird bei hoch sozialen Herden-/Rudeltieren ím Laufe des Heranwachsens in/durch Interaktion mit anderen erlernt. Werden nun z.B. Hausschweine oder Pferde wieder sich selbst überlassen, so nehmen sie sehr schnell wieder ihr ursprüngliches Verhalten an. Daher glaube ich jetzt nicht, dass das Verbleiben des Bocks bei seiner Herde ein in die Wildnis übernommenes Merkmal der Domestikation ist. Eher könnte ich mir vorstellen, dass in menschlicher Obhut über viele Generationen auf verminderte Aggressivität selektiert wurde und das mitgenommen werden - und das Zusammenbleiben evtl. erleichtert. Ich glaube aber, das bei einer russischen Steinbockart gelesen zu haben - und die sind - glaube ich - keine entlaufenen Hausziegen.

Ich fände es hochintressant, herauszufinden, was an Verhaltensmustern tatsächlich angeboren und was den Umwelt-/Sozialisationsbedingungen geschuldet ist.


Bunnypark
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von Bunnypark »

sanhestar hat geschrieben: Interessant war, dass sich die Jungkastrate NICHT für weibliche Tiere interessierten, mit denen sie verwandt waren (Mutter, Schwester, Tante), sondern nur jeweils ihnen blutsfremde Ziegen zu umwerben versuchten.
was mir widerum zeigt, dass es in freier wildbahn durchaus sinn macht wenn sich die böcke absondern um der gefahr der inzucht zu entgehen #ka#


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-Sabine-

Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von -Sabine- »

Bunnypark hat geschrieben:
sanhestar hat geschrieben: Interessant war, dass sich die Jungkastrate NICHT für weibliche Tiere interessierten, mit denen sie verwandt waren (Mutter, Schwester, Tante), sondern nur jeweils ihnen blutsfremde Ziegen zu umwerben versuchten.
was mir widerum zeigt, dass es in freier wildbahn durchaus sinn macht wenn sich die böcke absondern um der gefahr der inzucht zu entgehen #ka#
Ja - das Jungvolk geht irgendwann eigene Wege und sucht sich eigene Harems. Aber der Altbock? Wobei ich Sabines Beobachtungen super differenziert und hoch interessant finde #daumen_hoch*

Bei Pferden ist es so, dass Junghengste nicht vor 6 oder 7 physisch - und vor allem psycghisch - in der Lage sind, eigene Mädels zu erobern und zu behalten. Wäre interessant zu beobachten, wie das bei Ziegen ist/wäre.

Ich habe einen Jährlings-Schafbock, der die letzten Wochen etwas "größenwahnsinnig" geworden ist und zu schubsen angefangen hat. Seit der (einigermaßen) erwachsene Ziegenbock in der Herde steht, ist das Ruhe. Es hat zwischen den beiden ein-, zweimal gekracht und Pinocchio hatte eine Schramme auf der Stirn, aber jetzt benimmt er sich vorbildlich: Menschen wie Tieren gegenüber. Und sein bevorzugter Sparringspartner ist jetzt ein gleichalter und -großer Zwergziegenbock:

Bild

Wenn sie keinen Lust mehr haben, fressen sie friedlich Seite an Seite - mit Körperkontakt :-)


Bunnypark
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Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von Bunnypark »

-Sabine- hat geschrieben: Wäre interessant zu beobachten, wie das bei Ziegen ist/wäre.
hab mal einen link gefunden, dem ich eher vertraue als anderen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.markuskappeler.ch/tex/texs/b ... ml</a><!-- m -->

auszug davon:
. Obschon sie schon im Verlauf ihres zweiten Lebensjahrs geschlechtsreif werden, pflanzen sich die jungen Weibchen gewöhnlich erst im dritten Lebensjahr fort. Die Männchen müssen sich noch länger gedulden, denn sie sind erst im Alter von etwa fünf Jahren völlig ausgewachsen und somit in der Lage, sich in der Rangordnung nach oben zu kämpfen.


wobei die geschlechtsreife mit 2 jahren, aufgrund der eigenen erfahrung *fg* fragwürdig erscheint

und eben die kämpfe (unter anderem) müssen jungböcke veranlassen, sich abseits des geschehens, also in eigenen bockherden, aufzuhalten um nicht vorzeitig getötet zu werden (ähnliches bei löwen)
Aber der Altbock?
eben *fg* ....genau dass bleibt in den fragen und antworten offen


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-Sabine-

Re: absonderung des bockes von der herde in freier wildbahn

Beitrag von -Sabine- »

Bunnypark hat geschrieben: und eben die kämpfe (unter anderem) müssen jungböcke veranlassen, sich abseits des geschehens, also in eigenen bockherden, aufzuhalten um nicht vorzeitig getötet zu werden (ähnliches bei löwen)
Warum sollten sie getötet werden? Meiner Erfahrung nach nehmen erwachsene männliche Tiere das Junggemüse nicht wirklich ernst ;-) Bei Ziegen habe ich da aber noch kaum Erfahrungen - bis auf die zwei kleinen jetzt. Für deren "Rumgerammse" interessiert sich keines der Alttiere - weder männlich noch weiblich.

Die kretische Ziege gilt mittlerweile übrigens als verwilderte Hausziege, nicht aber die Bezoarziege insgesamt - zumindest soweit ich weiß.


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