Eingliederungsproblem mit Jungbock

Kawuff
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Eingliederungsproblem mit Jungbock

Beitrag von Kawuff »

Hallo.
Seit fast 3 wochen bin ich nun Besitzer von einem gut 3 Monate altem Bock, zutraulich und angstfrei von Geburt an (Hund, Auto, Verkehr, Lärm.. nebenbei: ist das eigentlich normal?..weil, seine Schwester ängstelt total)
Und schon weiß ich nicht mehr weiter: seit der 2stündigen Autoheimfahrt auf meinem Schoß ist er absolut nur noch menschgepolt. vielleicht auch schon vorher, das kann ich nicht beurteilen.
Ich habe bereits eine Ziege und noch mehrere Schafe mit Lämmern in gleichem Alter. und auch Erfahrung damit. Ziege und einzelne Schaflämmer waren anfangs durchaus freundlich und aufgeschlossen ihm gegenüber, aber er hat null Interesse. Der Ziege hat er dann im Vorbeigehn einmal kräftig ins Euter gebissen, seitdem rennt sie vor ihm davon.
Ich hab mich sehr rar gemacht, weil er sich so auf mich eingeschossen hat und nur dauergeschrien hat, wenn er mich von weitem gesehn oder gehört hat. Als Folge hab ich meinen Mama-und-Chef-Status verloren, er hört auf gar nix mehr, dafür folgt und schreit er jedem Menschen nach, ignoriert weiterhin Ziege, Schafe und auch die gesamte Weide, die wahrlich groß genug und auch voll Klettermöglichkeiten ist.
Ich hab mit ihm sogar Nachbars Zwergziegen besucht, weil ich wissen wollte, obs vielleicht an meiner schafsgewöhnten Ziege liegen könnte. Aber die ZZ ignoriert er auch völlig. Er hat nur das Ziel, über, zwischen und unter dem Elektrozaun rauszustürmen, und in der Nähe irgendeines Menschen zu fressen; Gestreicheltwerden will er nicht, und das ist sowieso tabu. Ich hab schon ein Elektrogitter vor die Stromlitzen gespannt, aber auch das hilft nicht.
wenn man sich dann irgendwo bückt, rennt er sofort her und drückt die Stirn an den Menschenkopf; Drohgespringe macht er allerdings nur, wenn ihm ein Schaflamm zu nahe kommt, aber das ist dann kein Spiel für ihn, glaub ich.
Eigentlich sollte er meine eine und die 5 Ziegen eines Bekannten im Herbst decken ..er onaniert und maulharnt ja auch schon fleissig..
Und dann sollte er kastriert werden, damit meine Ziege nen Ziegengesellen hat, und dass es keine Inzucht gibt eben in Zukunft..
Aber allmählich befürchte ich, dass er irgendeine Fehlprägung oder sonst nen Schaden hat. Schließlich war er lange genug unter Ziegen, um zu wissen, dass er eine ist.
Jedenfalls bin ich allmählich am Verzweifeln. Hat einer ne Idee?
gruss


sanhestar
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Re: Eingliederungsproblem mit Jungbock

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

tja, solche Ziegen gibt es. Und Du schreibst es ja selber "absolut menschengepolt". Darüberhinaus hast Du nur eine einzige Ziege - was ist, wenn er diese schlichtweg nicht mag und deswegen piesakt? Spontane Ablehnung gibt es auch bei Ziegen.

Wie wurde er denn aufgezogen? Flaschenaufzucht, viel bekuschelt, längere Zeit im Haus?


Sabine M.H.
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Kawuff
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Re: Eingliederungsproblem mit Jungbock

Beitrag von Kawuff »

puh. grad war der Nachbar da. meinen Jungbock am Führstrick hinterherschleppend. er ist aus dem Stand über den 1,20m hohen festen e-zaun gesprungen -er ist 3 monate alt!- dann auf die Mauer gekraxelt und von dort 2m runter zur Nachbarin, die grad gartelt. der Nachbar war noch nicht wieder drüben, als seine Angetraute rübergeplärrt hat, dass er schon wieder bei ihr ist, der Bock. also kein Unfall/Zufall. jetzt musst ich ihn erstmal anbinden. gibt natürlich riesengeschrei. puh-puh.
ja, also, aufgewachsen ist er in einer kleinen Ziegenherde, mit Mama und Schwester und Zwergziegen. Er ist BDE/Burenmix. tagsüber waren sie auch auf menschloser Weide. allerdings Urlaubsgebiet in Obb. Trotzdem. Zwillingsschwester ist schließlich scheu. und die 4 Zwergziegen der anderen Nachbarn hier jucken ihn ja auch nicht. während die sehr interessiert an ihm wären.
jetzt schau ich mal, ob er sich schon aufgewickelt hat an seiner schnur..
..jedenfalls find ich das nicht mehr ganz normal, das ganze. und wenn mir nicht bald was einfällt, tja dann...


Doppelbock
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Re: Eingliederungsproblem mit Jungbock

Beitrag von Doppelbock »

Hallo,

anbinden ist auf Dauer keine Lösung. Er wäre in einer größeren Gruppe mit Spielgefärten besser aufgehoben, er interessiert sich nicht für Schafe und die andere Ziege hat er schon vergrault. Da bleiben nur die Menschen als Gesellschaft.
Jetzt ist er noch klein, aber wenn er erstmal ein paar Jahre alt ist dann hat er richtig Kraft. Alles was er jetzt nicht lernt wirst du später nichtmehr korigieren können. Jetzt wäre noch Zeit, ihm was bei zu bringen. Du mußt konsequent sein und dich durchsetzen. Dazu gehört ein Gehege wo er nicht raus kann wo er mit den anderen Tieren zusammen ist. Und viel Geduld.
Besser wäre noch andere junge Ziegen dazusetzen. Ist halt die Frage, wieviel Aufwand du treiben willst, das kannst du nur selber endscheiden.

viel Glück

Klaus


Heckenrose
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Re: Eingliederungsproblem mit Jungbock

Beitrag von Heckenrose »

Hallo, hast du auch einen Namen?

Dann könnte ich dich ansprechen und dir uU länger antworten.....

Nur so viel kurz:

"Stirn-an-Stirn-legen" geht gar nicht. Er muss mit seiner harten Schädelplatte nur kurz stupsen, dann liegt Mensch im Krankenhaus.
Und ausbrechen ist auch gefährlich - für den Bock und den Menschen. Das bedeutet, seine Weide muss absolut ausbruchsicher sein (Strom).

Meine Böcke sind auf der Weide und bleiben im E-Netz, 1,02 m hoch. Sie kommen, wenn ich rufe, lassen sich aber nicht anfassen, im Gegensatz zu den Damen. Sie werden extra etwas scheu gehalten - kuscheln is' nicht. Ausbrecher und Solche, die fremden Menschen nachplärren oder nachlaufen, landen über kurz oder lang in der Wurst. Auch Solche, die aggressive Tendenzen zeigen - Verhalten kann erlernt, aber teilweise auch erblich sein. Alles andere bringt auf Dauer nur Ärger.


VG
Doris

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Kawuff
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Re: Eingliederungsproblem mit Jungbock

Beitrag von Kawuff »

hallo.
is mir schon klar, dass stirnanlegen und hochspringen NICHT geht. wie gesagt, e-zaun IST ja vorhanden, 1,20m hoch, 5 stromlitzen. 50 cm davor ist ein 2. e-gitter gespannt, 1,05m hoch. gestreichelt wird er nicht, auf sein schreien wird nicht reagiert. andere ziegen schaut er NICHT an, er will nicht, er darf ja. (2 davon sind übrigens gleichaltrige böcke. zwar ZZ, aber soviel rassedenken trau ich ihm dann noch nicht zu, er ist sie schließlich von null auf gewohnt)
also nix mit "Ersatz Mensch". er ist einfach so menschfixiert.
und natürlich bind ich ihn NICHT dauernd an!! nur ist das problem momentan ein wenig ..nun.. akut und so schnell kann ich nicht reagieren, weil ich eben grad zu keiner lösung gelange, kann nicht zaubern, leider. und ich kann auch nicht dauernd irgendwo in der nähe in der weide rumlungern, nur damit er zufrieden ist. drum schreib ich ja hier.
nun probier ichs nochmal mit nem tipp eines schäfers, der übrigens meint, dass der kleine mann von haus aus nen knacks und/oder vitaminBmangel hat. wenn das und vitB nix hilft, dann, mei..
gruss und servus, karla


Doppelbock
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Re: Eingliederungsproblem mit Jungbock

Beitrag von Doppelbock »

Hallo,

ich kann verstehen, das dich die Situation überfordert . Hast du ihn denn mal längere Zeit mit den Zwergziegen zusammengetan? Das einzige was mir da einfällt ist den Bock mal für eine Woche nur mit den Zwergziegen zusammen zu setzen. Wenn das auch nicht fruchtet dann ist er doch von Menschen aufgezogen worden, auch wenn der Vorbesitzer was anderes sagt.
In dem Fall würde ich ihn schlachten oder zurückgeben, je nach dem was dir lieber ist.

Leider giebt es eine Unmenge von jungen Böcken jedes Jahr und die meisten wandern in den Kochtopf.

Vieleicht hat ja jemand anderes noch eine Idee?

Klaus


Heckenrose
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Re: Eingliederungsproblem mit Jungbock

Beitrag von Heckenrose »

Wie überwindet er den Zaun, Karla?
Springt er drüber oder schlüpft er durch? Oder rutscht er drunter durch?
Je nachdem könntest du versuchen, den Zaun zu erhöhen, mehr Litzen einzuziehen (7 sind besser als 5) oder die unterste Litze tiefer zu legen.
Wieviel Strom ist drauf? Ist die Erdung ausreichend? Sonst helfen 3 Stäbe in Serie im Abstand von 1,5 m zueinander, die untereinander verbunden sind.
Wenn alles nichts hilft......die Alternative zur Schlachtung oder der Rückgabe wäre evtl. noch die Abgabe in eine größere Ziegenherde.....


VG
Doris

NIVEAU ist keine Hautcreme....
sanhestar
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Re: Eingliederungsproblem mit Jungbock

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

es ist ein bisschen eine Krux - ein solch menschenbezogener Bock wäre bei uns Packziegenleuten z.B. recht begehrt, sofern er lernen könnte, bei seiner Herde zu bleiben.

Ich habe noch immer das Gefühl, dass für ihn die Trennung von der Ursprungsherde, zusammen mit einem vorher stattgefundenen, intensiven Menschenkontakt - vielleicht war er die ersten Prägewochen im Haus, die Schwester nicht - für dieses extreme Verhalten sorgt. An einen Vit.B-Mangel (der Schäfer meint vermutlich Thiaminmangel und dadurch verursachten Hirnschaden - der ist übrigens nicht heilbar) glaube ich nicht. Eher an fehlgeleitete Prägung kombiniert mit Angst und Unsicherheit in der neuen Umgebung.

Was ist DEINE schlussendliche Verwendung für den Bock. Willst Du so einen menschenbezogenen Bock/Kastraten haben oder nicht? Davon hängt im Endeffekt das Schicksal und Deine weitere Vorgehensweise ab.


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
ElliBesch
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Re: Eingliederungsproblem mit Jungbock

Beitrag von ElliBesch »

Hallo Karla,


...zumal der Bock erst ca. 3 Wochen bei Dir, Karla, ist. Er muß sich doch erstmal richtig einleben. Gib ihm doch die Zeit.

LG Elli&Co, die Optimistin :D


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Not being vegan is a mistake. ^^
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