Vertrauen gewinnen, wie?

DreiZiegen
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Registriert: 30.09.2018, 16:22

Beitrag von DreiZiegen »

[quote='Nina14','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post216978']So verschmust, anhänglich und ständig sitzt sie auf einem drauf :D
[/quote]Na, davon sind wir hier sehr weit entfernt!
Ich darf mich schon geehrt fühlen, wenn ich mit einem Finger die Stirn kurz berühren kann.
Ich weiß noch immer nicht, wo ich überhaupt kraulen soll, wo es ihnen wohl am besten gefällt. Zwischen den Hörnern? Um die Ohren rum wie bei Katzen und Hunden?
An die Flanken darf ich noch nicht. Hab' mal versucht, dort zu kraulen, wo es den Bock offensichtlich juckte, aber das war ihm doch zuviel der Nähe.
Als ich ihm letztens die Hörner aus dem Netz befreien musste, musste ich ihn notgedrungen an den Hörnern festhalten (der Arme hat vor Angst erst geschrien, das war herzzerreißend), und bevor ich ihn wieder laufen ließ, bin ich ihm wie bei Katz und Hund ein paarmal mit der freien Hand über den Rücken langgefahren. Er blieb dann sogar stehen, als ich die Hörner losließ, so dass ich das kurz mit beiden Händen machen konnte. Daraufhin habe ich's aber gleich abgebrochen und bin gegangen, weil ich nicht wollte, dass er sich als erster entfernt.


Nina14
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Registriert: 16.08.2018, 15:37

Beitrag von Nina14 »

Als unsere zwei noch Lämmer waren, war das Böckchen total zutraulich, hat sich kraulen lassen, sie war immer ganz wild und wenn sie kurz mal zum Streicheln stehen blieb, man konnte sehen, dass ihr nicht wohl dabei ist (das war noch als sie im Gehege waren).
Nun, abgeholt (das war letzten Sep.), sie von Tag eins direkt verschmust, hat sich auf einen gesetzt, richtig Nähe gesucht. Er dagegen, wilder Mustang :D
Hat sich sehr sehr lange nicht anfassen lassen. Die Kastration hat nicht gerade dazu geführt, dass er Vertrauen gewann. So langsam, seit März ungefähr, kommt er auch zum Streicheln, springt auf einen drauf. Aber, er hat immer noch seine Tage, wo er einfach seine Ruhe will und ihn das ziemlich nervt, wenn man ihn streicheln will. Komischerweise, ist er von meinem Mann nie genervt, nur von mir :D
Ich denke, das wird bei deinen auch irgendwann. Sie merken schon, wer ihnen Gutes will. Nur Geduld :)
Ja ,das mit Kraulen ist lustig. Manche hassen es zwischen den Hörnern. Unser Böckchen hat es am liebsten, wenn man ihn am Beinansatz Richtung Bauch krault. Da ist er wie angewurzelt. Habe festgestellt, dass viele Lämmchen das auch gerne haben, da kommen sie nämlich nicht hin :-)


DreiZiegen
Beiträge: 186
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Beitrag von DreiZiegen »

Danke für den Hinweis, wo man kraulen kann/soll. Ich hab's einmal probiert, aber da kam dieser Zweifel: Meintest Du Vorder- oder Hinterbein?

Heute hat die Tochter zum allersten Mal mit mir ansatzweise gespielt. Oder vielleicht auch nicht, womöglich war das doch kein Spiel?

Ich hatte sie kurz hinter den Hörnern am Hals und an einem Ohr kraulen dürfen. Darauf ist sie einen Schritt zurückgewichen, ist hochstiegen und anschließend hat sie mit dem Kopf gegen meine ausgestreckte Hand gedrückt (nicht fest und es sah auch nicht böse aus). Gleich darauf noch einmal das Ganze, und dann ist sie mit gesträubtem Rückenhaar Richtung Verwandtschaft gegangen.

Wie soll ich das jetzt einordnen?


Nadua
Beiträge: 208
Registriert: 02.02.2018, 10:33

Beitrag von Nadua »

Bei unseren vier ist es eine Stelle zwischen den Vorderbeinen, Richtung Halsansatz. Da ist so ein Fellwirbel, und wenn man sie da feste krault, bleiben sie wie angewurzelt stehen und bekommen einen ganz verträumten Gesichtsausdruck :-)
An den Ohren mögen sie überhaupt nicht angefasst werden. Das hat mich Anfangs irritiert, weil ich das eben auch von Hunden und Katzen so kenne, dass die es meist genießen, wenn man die Öhrchen sanft "knetet".

Meine Interpretation vom Verhalten der Tochter: sie sieht dich nicht mehr als große Bedrohung und beginnt jetzt anzutesten, wo Dein Rang ist und ob Du Dich ihr unterordnest. Noch vorsichtig und zaghaft, so dass es spielerisch wirkt. Vor Dir aufsteigen ist aber schon klare "Dominanzgeste". Da kommt jetzt die nicht ganz leichte Aufgabe, ihr rechtzeitig und deutlich zu zeigen, wo die Grenzen sind, ohne sie wieder völlig zu verschrecken. Sie soll Dich nicht fürchten, aber respektieren. Ansonsten kann es sein, dass sie ihre "Überlegenheit" zunehmend massiver demonstriert. Das kann dann auch schmerzhaft werden... Das ist keine Bösartigkeit, sondern Ziegenmanier - die können auch untereinander sehr ruppig werden, wenn es um die Rangordnung geht und sie eine andere Ziege "auf ihren Platz verweisen" wollen.

Bei eurer Vorgeschichte würde ich erst mal versuchen, sie über die Stimme und Körperhaltung zu bremsen: wenn sie das nächste mal steigt oder mit Kopft/Hörnern auf Körperkontakt geht und gegen dich drückt, laut, kräftig, nachdrücklich "Nein" sagen, Dich breit vor ihr aufbauen, die Hände hochnehmen damit Du größer wirkst.

Sabine ist da sehr erfahren und kann das gut erklären, vielleicht meldet Sie sich noch.


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

ja, Sabine meldet sich, hat aber mittlerweile starke Schwierigkeiten mit dem Wort "Dominanz", wenn es zur Beschreibung von Interaktion zwischen zwei Individuen unterschiedlicher Arten verwendet wird.

Dominanz ist eine Interaktion INNERHALB einer Art und bezieht sich stark auf den jeweiligen Situationskontext.

Ohne die vorherige Entwicklung gesehen zu haben, lässt das Verhalten diverse Interpretationen zu:

- Spielaufforderung: ist bei Geissen allerdings deutlich seltener als bei Böcken/Kastraten
- Abwehr: das Kraulen war nicht angenehm und sie hat es zwar geduldet, aber nicht toll gefunden.

Ich suche solche Konflikte über "nicht konformes" Verhalten zu lösen. Sprich, ich bestärke ein Verhalten, das das Kopfstossen oder Hochsteigen unmöglich macht, wenn es gezeigt wird. Wie z.B. ruhiges Stehen und mich anschauen. Tut sie beides, kann sie nicht rückwärts gehen, den Kopf senken, geschweige denn steigen.

Berührung bei scheuen Tieren: die Ziege initiiert und beendet die Berührung. D.h. ich biete zwar meine Hand an, aber die letzten Zentimeter muss die Ziege AKTIV die Distanz zu mir schliessen, nicht umgekehrt. Genauso höre ich auf, wenn die erste Ausweichbewegung gezeigt wird.


Sabine M.H.
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DreiZiegen
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Beitrag von DreiZiegen »

Vielen Dank für die Antworten. Ich tippe ja darauf, dass ihr das Kraulen am Hals zwar noch gefallen hat, nicht aber hinter dem Ohr.

Seit geraumer Zeit lasse ich die drei grundsätzlich links liegen, suche ihre Nähe nicht, rede zwar mit ihnen leise, wenn ich in ihrer Nähe zu tun habe, z. B. beim Wasserwechsel, und grüße sie auch namentlich, wenn ich an ihnen vorbeigehe, aber ansonsten können sie tun und lassen, was sie wollen. Leckerlis gibt es deswegen auch kaum mehr, nur, wenn ich zufällig mal welche in der Tasche habe (wirklich selten, meist die grünen Selleriestangen, die der Meerschweinchenbock nicht so gern mag).

Sie haben das offensichtlich bemerkt, denn sie kommen immer öfter bis hoch ans Haus zum Gucken. Das war gestern auch so.

Die Tochter hatte sich angeboten, war von ganz allein ganz nah zu mir her gekommen und hatte nach dem Schnuppern an meiner Hand den Kopf gesenkt, was ich als Aufforderung interpretiert habe. Sie ist auch erst weg, als ich hinter dem Ohr gekratzt hatte.

Bei bis dato Berührung vermeidenden Katzen beobachte ich oft, dass sie, wenn sie Vertrauen fassen, zwar auch gern gestreichelt würden, aber der erste Streichler ihnen sofort unangenehm wird, weil das der eingefleischten Abneigung gegen Berührung zuwiderläuft. Es braucht dann noch eine Zeit, bis das Angenehme überwiegt.

Die Vorbesitzerin hat mir erzählt, die Tochter sei die einzige, die als Jungtier Kopfstoßen gegen ihre Stiefel gespielt hatte (Frau saß, Beine von sich gestreckt, Ziege stieß gegen die Sohlen).

Hier ein kurzes Video von vorhin, da sind sie wieder bis rauf zum Haus gekommen. Im Vergleich zu vor einem halben Jahr sind die Fortschritte toll. Heute ist FIOCCO (Tochter) aber nicht ganz zu mir hergekommen, wohl wegen der Katzen. NEBBIA ist der Kastrat, LAURETTA die Mutter. (Die hießen alle schon so bei Ankunft hier).
https://www.dropbox.com/s/e96de3w2nsvb6 ... 5.mp4?dl=0
Zuletzt geändert von DreiZiegen am 19.06.2019, 13:12, insgesamt 1-mal geändert.


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

hierüber bin ich grad bei youtube gestolpert.

Auf Zoospensefull werden überwiegend Videos gepostet, in denen Zootiere mit positiver Verstärkung trainiert werden.

Der Steinbock soll lernen, sich ein Halfter umlegen zu lassen. Beim zweiten Versuch geht die Person zu schnell vor, es wird ihm unheimlich und nach dem Rückwärtstreten = Situation beenden, Abstand gewinnen, kommt die Warnung "Hörner nach vorne", die er auch gegenüber einem Artgenossen oder Beutegreifer zeigen würde. Das ist keine Dominanz, sondern eine Kommunikation von "das ging mir zu schnell".

Gleich danach zeigt er eine Übersprungshandlung: scharren im Futtertrog. Er versteht den Trainingszusammenhang, dass er Futter bekommt und dafür das Halsband zu tolerieren hat. Durch das zu schnelle Vorgehen wurde er aber vorübergehend in einen Priotitätskonflikt gebracht. Was ist wichtiger: Futter oder Sicherheitsabstand? Daher das Scharren.

[media]https://www.youtube.com/watch?v=ci90Xy60cTE[/media]


Sabine M.H.
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Beitrag von DreiZiegen »

Ja, ich denke, ich sehe die Parallelen.

Am Nacken kraulen ist bekannt (hatten wir ja schon mehrmals zuvor, wurde auch offensichtlich für schön befunden), aber dasselbe am Ohr ist Neuland/unangenehm/unerwartet/unverschämt.

Daher Abstandsvergrößerung (Schritt zurück) und anschließendes Aufsteigen und "Hornwarnung" als Mitteilung an mich, doch gefälligst einen Gang (oder zwei) zurückzuschalten.


Kitty
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Beitrag von Kitty »

Hallo, ls Kind musste ich Ziegen hüten und habe deswegen oft geweint. Meine Mutter hatte es besser als ich, denn wenn sie sich setzte, lagen alle um sie herum. Wenn ich mich setzte, liefen alle 5fe davon.
So habe ich mir geschworen nie wieder mich mit Ziegen anzufreunden.
Nun aber ist meine Lebenspartnerin Ziegennärrin, und der Liebe wegen passe ich mich an. Aber wie gehabt, kaum dass sie mich erblickt, alle Ziegen bevorzugen die Flucht.
So setzte ich mich mitten auf unser 8000 Qm Grundstück und las ein Buch. Um mich drapierte ich mehrere Schüsseln mit Hafer.
Und siehe Neugierig wie die Damen einmal sind, sie vertrauen mir nur und springen zu mir wenn ich nur leise pfeife.


DreiZiegen
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Beitrag von DreiZiegen »

Ja Kitty, mittlerweile ist fast ein Jahr ins Land gegangen und obschon meine drei beileibe keine Kuscheltiere geworden sind (anfassen ist nicht so ihr Ding), laufen sie mir nach (besonders der Kastrat, der begleitet mich gern, wie ein Hund) und kommen mir entgegen bzw. bleiben in meiner Nähe, auch im Weidezelt.

Sie sind sichtlich entspannter. Die Kleine macht sich eine Freude draus, langsam auf die dreimal so großen und schweren Schafe zuzugehen und freut sich sichtlich diebisch, wenn die sich daraufhin eingeschüchtert ein paar Meter entfernen.


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