Vertrauen gewinnen, wie?

DreiZiegen
Beiträge: 186
Registriert: 30.09.2018, 16:22

Vertrauen gewinnen, wie?

Beitrag von DreiZiegen »

Halli hallo in die Runde,

Ich bin noch ganz neu, in jeder Hinsicht: hier im Forum, und auch in der Ziegenhaltung. Und ich bräuchte ein paar Tipps, wie ich mit scheuen Ziegen warm werde. Oder besser, die mit mir.

Diese Woche habe ich 3 ZZ (keine Rasse, Mischlinge) übernommen: Muttertier, 8 Jahre alt, sehr scheu, kennt zwar ihren Namen, aber traut Menschen nicht über den Weg; und ihre beiden 4jährigen Kinder (1 W, 1 M kastriert), die *etwas* zutraulicher sind, sie mehr als er.

Ich hole mal kurz aus, um das Ganze verständlich zu machen.

Vor 4 Jahren bekam die Vorbesitzerin das Muttertier vom TA, der ein Plätzchen dafür suchte. Warum er ein Zuhause für sie suchte ist nicht bekannt. Sie war da schon trächtig, und die Zwillinge kamen im gleichen Jahr auf die Welt.

Bis letztes Jahr waren sie überwiegend in Stallhaltung mit täglichen Spaziergängen. Dann wurde das Grundstück, auf dem sie lebten, verkauft, und sie kamen an einen anderen Ort, wo ein kleiner isolierter Stall mit kleinem Auslauf für sie eingerichtet wurde. Täglich durften sie aber auch 1-3 Stunden unter Aufsicht frei laufen (Wiese mit Bäumen und Büschen).

Um sie zur Rückkehr in den Stall zu bewegen gab's trockene Brötchen. Pro Tag 4-5 Stück (weiß aber nicht, ob pro Tier oder alle zusammen).

Da die Situation der Besitzerin definitiv nicht artgerecht schien und es ein mächtiger Zeitaufwand für sie war, jeden Tag stundenlang Ziegen zu hüten (die Wiese gehört ihr nicht, ist auch nicht umzäunt), wurde ich gefragt, ob ich sie nehme.

Jetzt stehen sie bei mir (Elektroschafnetz 106 hoch, kannten sie nicht) und ich frage mich, wie ich am besten vorgehe, um mit denen auf Tuchfühlung zu kommen.

Letztes Jahr bin ich in ähnlicher Weise zu 2 Schafen gekommen - sie wurden noch als Lämmer vor Ostern von einer Freundin vorm Schlachten gerettet und kamen dann über einen Zwischenstopp bei einer anderen gemeinsamen Bekannten nach einigen Monaten im Hochsommer zu mir. Sie hören mittlerweile auf ihren Namen, kommen auf Zuruf angerannt, laufen mir nach, wenn ich außen an ihrem Gehege entlang laufe, und wir haben auch geübt, mit Halfter und Leine zu gehen (im Gehege vorerst, denn ich möchte nicht von zwei Zentner Schaf einer großen Fleischrasse zu Boden gerissen werden, wenn wir auf einen anderen Weideabschnitt wechseln). Inzwischen darf ich sie auch schon abtasten, er stellt sich noch etwas an, aber er ist auch gutmütiger als sie. Geschoren habe ich sie selber (hab's per YouTube und aus zig Büchern gelernt, weil mir einfach keiner für nur 2 Tiere zum Scheren kam) und auch das Klauenstutzen habe ich gelernt.

Aber wie soll ich Entwurmung und Klauenpflege bei den ZZ hinkriegen, wenn die so scheu sind?

Ok, noch haben sie sich natürlich noch lange nicht eingelebt, alles ist neu, sie sind Auto gefahren, haben zum ersten Mal ganztägig Ausgang, das sind gewaltige Veränderungen. Heute war die Vorbesitzerin da und war etwas enttäuscht, dass sie sie so überhaupt nicht wiederzuerkennen schienen, als wäre sie irgendeine wildfremde Person. Als ob sie ihr den Umzug nachtragen würden, meinte sie.

Ich möchte mich gut einführen, sie aber auch vom Brot losbringen, also mich nicht mit Brötchen einschleimen. Die Sache ist, sie fressen GAR nichts, wenn sie mich sehen. Sie stehen nur da wie die Zinnsoldaten, in Reih' und Glied, und beobachten mich still und stumm (siehe Foto, Mutter in der Mitte).

[attach=7565][/attach]

Ich rede leise vor mich hin, gehe nicht auf sie zu, stelle sicher, dass sie es sehen, wohin ich was zum Fressen lege. Geduld ist sicher notwendig, daran soll's nicht scheitern. Ich komme aus dem Tierschutz (Katzenhilfe) und mit Katzen kommt man auch nur mit Geduld und Ruhe auf einen grünen Zweig.

Aber wie überbrückt man bei Ziegen 10 Meter Entfernung, wenn nicht mal wohlduftende Kräuterpellets eine Annäherung bewirken? (Gleichzeitig blöken die Schafe wie verrückt im benachbarten Gehege, weil sie das natürlich sofort geschnallt haben, dass ich was in der Hand habe).

Ich muss wenigstens die Jüngeren vor dem Winter soweit zahm bekommen, dass ich sie von A nach B führen kann. Sonst müssen sie im Freien bleiben, nur mit einem eingestreuten Unterstand. Die Schafe haben so einen Winter schon hinter sich, aber die tragen Wolle, sie sind es auch schon gewöhnt, sind immer draußen gewesen, die Ziegen aber nicht.

Mit dem Muttertier kann ich's wohl vergessen: Die Besitzerin sagt, sie sei immer schon überaus scheu gewesen, Annäherung absolut unmöglich.

Hat jemand einen heißen Tip für mich? Vielen Dank schon mal im voraus!


Nikoma
Beiträge: 198
Registriert: 12.07.2016, 21:13

Beitrag von Nikoma »

Hallo,

das sind wirklich drei hübsche Ziegen. Setze dich und die Ziegen nicht unter druck, bitte lasse sofort die Brötchen weg. Kein Brot nichts mehr, das ist gift für die Ziegen. Setzt dich mitten in den Auslauf und beachte sie nicht, lies ein Buch oder sowas. Ziegen sind neugierig, sie wollen wissen was du da machst. Es wird lange dauern, irgendwann kommen sie immer näher zu dir. Halte ihnen die Hand hin zum schnuppern (ohne leckerchen), fasse sie aber noch nicht an. Wenn sie nicht mehr wegrennen streichele sie mit einem Finger sanft an die Wange, so kommst du immer ein Stückchen weiter. Du kannst später auch mal einige frische Kräuter mit reinnehmen. Berichte bitte weiter.

LG Petra


Lebe heute, du weist nicht was morgen ist!
Zuckerziege
Beiträge: 88
Registriert: 19.06.2018, 08:25

Beitrag von Zuckerziege »

[quote='DreiZiegen','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post215593'][...]

Ich möchte mich gut einführen, sie aber auch vom Brot losbringen, also mich nicht mit Brötchen einschleimen. Die Sache ist, sie fressen GAR nichts, wenn sie mich sehen. Sie stehen nur da wie die Zinnsoldaten, in Reih' und Glied, und beobachten mich still und stumm [...]


Hat jemand einen heißen Tip für mich? Vielen Dank schon mal im voraus!
[/quote]Ich musste gerade so schmunzeln! Das kenne ich gut von meinen beiden als sie frisch eingezogen sind, herrlich...

Abwarten und Tee trinken.

Ich hatte mich zu meinen damals auch dazu gesetzt. Denkste, wenn ich da war, wollten sie kaum fressen, geschweige denn trinken. Das haben sie immer klammheimlich gemacht.

Ich habe meine vorerst ganz in Ruhe gelassen. Bin nur zum füttern in den Offenstall und war schnell wieder draußen. Weil sie im Offenstall wirklich auf mich angewiesen sind, da dort nichts wächst, mussten sie immer warten wenn Fütterungszeit ist und wurden relativ schnell 'zahm'. Weil wegen -> lecker Äste und Gestrüpp.
Irgendwann sind sie schon angerannt gekommen und haben sich auf das Geäst geschmissen, als ich es noch in der Hand hatte. So haben sie freiwillig und mit etwas Abstand schon mal 'aus der Hand' gefressen :D


Ich würde den Ziegen erst mal zeigen das von dir keine Gefahr ausgeht. Nur zum füttern rein und mit Abstand zusehen. Ich bin mir auch sicher das die irgendwann von alleine kommen.
Und wenn du dann, wenn der erste Schrecken überwunden ist, mit Geäst rein kommst was auf der Wiese nicht wächst... ungespritzter Obstbaum o.ä., holla, dann kommse vielleicht auch schon was näher :D

Jetzt denken die sich... Hier gibt's Futter, wir haben Wasser, wir sind zu dritt - Menschlein, was brauchen wir dich? Angrabbeln muss ich nicht haben und wenn's mich juckt, kratz ich selbst...

#engel#

Mit dem Schafsnetz würde ich aufpassen... Erst letztens hat sich Moritz in unserem verfangen (rund ums Grundstück, ist eigentlich für die Hunde gedacht). Da sie nie ohne Aufsicht draußen sind (außer letztens, in der Sonne eingeschlafen, einige Beetpflanzen und meine Brombeerranke haben gelitten #falsch# ) konnte ich schnell eingreifen und seine Hörner entwirren.


Aber wenn die dann mal warm werden... viel Spaß #gitarre#
Ich hab mit der Ziegenerziehung mehr zu tun als mit der Hunde- und Männerziehung hier :whistling: #freunde#


Biber
Beiträge: 445
Registriert: 21.11.2008, 07:36

Beitrag von Biber »

hallo Olga,

einen heißen tip habe ich dir nicht - unsere 2 scheuen kandidaten (aus sehr schlechter haltung: jahrelang nur in dunklem stall, nie rausgekommen) lassen sich nach 6 jahren immer noch nicht anfassen oder irgendwohin führen, geschweige denn, daß sie in die stallräume zu den anderen ziegen reingehen würden.....sie haben bei uns all die jahre nur draussen verbracht, unter geschützten vordächern oder in einem extra für sie gebauten, engen extra-unterschlupf für die ganz große kälte, den sie lieben !
immerhin fingen sie nach ein paar monaten an, mir aus der hand zu fressen - voll hektisch, immer auf flucht bedacht. einfangen für klauen-und wurmbehandlung geht leider immer nur nach vielen vergeblichen versuchen, sie dabei zu überrumpeln und sie am horn zu packen. jedesmal ist danach das bisschen vertrauen wieder zunichte gemacht...dauert aber inzwischen immer kürzer, bis sie wieder leckerlis (eicheln, ministückchen getrocknetes brot, sonnenblumenkerne) aus der hand nehmen.
kuscheltiere werden die beiden nie !
aber es ist jeden tag so beglückend, zu sehen, wie sie ihr leben nun genießen - sofern man sie in ruhe lässt.
also: stell' du dich am besten auf ihre rückzugsbedürfnisse vor allem baulich ein, reduziere deine erwartungen und hab' geduld :D !

Biber


Zuckerziege
Beiträge: 88
Registriert: 19.06.2018, 08:25

Beitrag von Zuckerziege »

Oh, ich sollte vielleicht auch noch erwähnen das nur Moritz zahm ist - Max lässt sich nicht anfassen und springt panisch weg, sobald ich zu nahe komme (und kein Futter unterm Arm klemmen habe).
Moritz dagegen lässt sich streicheln, auch gern was fester und mit den Fingern auf dem Rücken schrubben, ist ganz toll #freunde#

Eine Freundin mitihren fünf Ziegen hat auch eine dabei die gar nicht zahm ist. Auch schon seit fast acht Jahren, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.

Ich glaube das ganze wird noch schwerer wenn alle schüchtern sind. Rennt der eine panisch weg, folgen die anderen wohl.

Aber hey... man muss auch nicht streicheln und knuddeln. Mir geht schon das Herz auf wenn Max mir aus der Hand frisst :love:


Nadua
Beiträge: 208
Registriert: 02.02.2018, 10:33

Beitrag von Nadua »

[quote='DreiZiegen','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post215593']Gleichzeitig blöken die Schafe wie verrückt im benachbarten Gehege, weil sie das natürlich sofort geschnallt haben, dass ich was in der Hand habe.
[/quote]
Das würde ich auszunutzen versuchen, und mich eingehend mit den Schafen beschäftigen, so dass die Ziegen es mitbekommen.
Vielleicht weckt auch das ihre Neugier und nimmt ihnen etwas Scheu, wenn sie sehen, dass die Schafe Deine Nähe suchen und Dir vertrauen, und nichts schlimmes passiert wenn Du die anfasst.
Ziegen sind aufmerksame Beobachter und können aus dem lernen was sie sehen.


DreiZiegen
Beiträge: 186
Registriert: 30.09.2018, 16:22

Beitrag von DreiZiegen »

Hallo Ihrs!

Erstmal vielen Dank für die schnellen Antworten!

Was ich aus Euren Erfahrungen rauslese, ist, dass sich vertrauensbildende Maßnahmen bei Ziegen nicht groß von denen bei Katzen unterscheiden. :-D

Nikoma: "Setz dich mitten in den Auslauf und beachte sie nicht, lies ein Buch oder sowas."

Bei scheuen Katzen, die sich wochenlang nicht blicken lassen, die irgendwo versteckt unter einem Bett oder in/auf einem Schrank ausharren und grundsätzlich nur fressen und saufen, wenn garantiert niemand da ist, ist es auch äußerst hilfreich, sich in dem Zimmer auf den Boden zu setzen oder besser noch zu legen und etwas aus einem Buch mit leiser Stimme vorzulesen, das Tier aber ansonsten total in Ruhe zu lassen. WAS man liest ist natürlich total egal, kann auch das Telefonbuch sein *grins*, aber da ist mir zu wenig Handlung ;-), wird also zu eintönig. Grimms Märchen nehme ich dazu gern her. Ich vermute, es liegt auch an der Tatsache, dass man den Blick auf das Buch gerichtet hält, wenn man etwas vorliest, was hilft, um für Entspannung bei den Tieren zu sorgen. Die vorlesende Stimme sowieso.

Zuckerziege: "Weil sie im Offenstall wirklich auf mich angewiesen sind, da dort nichts wächst, mussten sie immer warten wenn Fütterungszeit ist und wurden relativ schnell 'zahm'."

Tja, ich habe sie zwar mit Absicht auf dem kargsten/steinigsten Stückchen Land eingezäunt, das ich habe, und mit Absicht nur EIN Elektronetz (50m) benutzt, damit sie sich nicht allzuweit entfernen können, aber dort wächst halt immer noch mehr als sie je hatten. Auch sie sind gewöhnt, sich hauptsächlich von Heu zu ernähren, und Heu vom Vorjahr, das die Schafe nicht wollten, ist auch die Einstreu im Unterstand, wo sie seit dem zweiten Tag die Nacht verbringen (in der ersten Nacht gingen sie noch nicht rein, das war ihnen noch nicht geheuer). Mit anderen Worten, ich kann sie also kaum dazu bringen, sich auf eine Fütterung durch mich zu freuen. Wie Du schon sagtest: Wasser ist da, Heu ist da, Kräuter sind da, Zweige und ein Stück Stamm Fichte ist da... Brauchen tun die mich nicht wirklich. Aber ich werde immer weniger frisches Heu liefern, dafür aber Brombeergestrüpp (davon habe ich Unmengen), welches in ihrem Stückchen Gehege aber nicht vorhanden ist. Obwohl, die kennen Zweige und Dornenzeugs noch gar nicht. Die müssen anscheinend erst noch auf den Geschmack kommen.

Was mir auch Gedanken bereitet, ist, dass sie immer in menschlicher Obhut waren und Heu gefüttert bekamen, also nicht viele Pflanzen/Gewächse kennen. Wenn ich sie dann mal woanders hinbringe, wer sagt mir, dass die sich nicht an Pflanzen vergreifen, die nicht gut für sie sind? Weiter oben am Waldrand wachsen auch Adlerfarn, Bittersüßer Nachtschatten und Herbstzeitlose.

Ich mach's jedenfalls nicht anders als bei den Katzen, viel leises vor sich hin Reden, Tiere weitestgehend ignorieren, die von ihnen vorgegebene Distanz wahren, und (gemein!) den Hunger als Komplizen einsetzen.

Biber: "einfangen für klauen-und wurmbehandlung geht leider immer nur nach vielen vergeblichen versuchen, sie dabei zu überrumpeln und sie am horn zu packen. jedesmal ist danach das bisschen vertrauen wieder zunichte gemacht."

Ach je, das befürchte ich bei denen auch. Tiefsitzende Scheu sitzt eben tief. Das heißt, dass ich sie über längere Zeit nicht werde in größeren Abschnitten halten können, sonst komme ich nie an die ran (bin allein). Die beiden Männer, die den Ziegentransport am Mittwoch gemacht haben, haben sie auch am Horn gepackt und "eingeladen" (die Besitzerin war schockiert, ihre Lieblinge so behandelt zu sehen, die wurden nie vorher zu was gezwungen).

Biber: "lassen sich nach 6 jahren immer noch nicht anfassen oder irgendwohin führen"

Mit der Frau Mama wird's mir auch so gehen. Wie schade, nicht wahr?

Biber: "sie haben bei uns all die jahre nur draussen verbracht, unter geschützten vordächern oder in einem extra für sie gebauten, engen extra-unterschlupf für die ganz große kälte, den sie lieben!"

Gut zu wissen, dass sie das verkraften können. Die Winter sind hier nicht besonders streng, klar, auch hier friert es, aber auf -5°C fällt die Temperatur vielleicht an drei Tagen im Winter. Schnee fiel letztes Jahr nur an 2 Tagen, nach einem halben Tag war wieder alles weg.

Einen warmen Unterschlupf zu organisieren wäre machbar. Ich habe z.B. hier zwei große, schwere, gut isolierte Hundehütten aus Metall (die Mitgift einer meiner Hunde), wo in einer gleich drei 25kg-Hunde drin Platz haben. Die Hunde brauchen sie nicht, die schlafen eh auf dem Sofa. Die Hütten könnte ich den Ziegen zur Verfügung stellen. Das wäre ohne große Umstände zu bewerkstelligen. Gut Heu rein, dann haben sie's auch weich. Kopf an Kopf gestellt, mit zusätzlicher Überdachung.

Oder ich besorge mir Holz und baue einen. Hast Du mir evtl. ein Bild von Eurem Unterschlupf?

Wenn ich sie da lassen könnte, wo sie jetzt sind, wäre das wohl am besten: kein Einfangen, nicht noch eine Veränderung.

Biber: "aber es ist jeden tag so beglückend, zu sehen, wie sie ihr leben nun genießen - sofern man sie in ruhe lässt.
also: stell' du dich am besten auf ihre rückzugsbedürfnisse vor allem baulich ein, reduziere deine erwartungen und hab' geduld :D !"

Mach ich! :-)

Nadua: "Das würde ich auszunutzen versuchen, und mich eingehend mit den Schafen beschäftigen, so dass die Ziegen es mitbekommen.
Vielleicht weckt auch das ihre Neugier und nimmt ihnen etwas Scheu, wenn sie sehen, dass die Schafe Deine Nähe suchen und Dir vertrauen, und nichts schlimmes passiert wenn Du die anfasst.
Ziegen sind aufmerksame Beobachter und können aus dem lernen was sie sehen."

Du, das habe ich getan! :-) War toll: Die Schafe waren schon am Türchen, das in unmittelbarer Nähe der Ziegen ist, die standen halb verdeckt hinter ihrem "Zelt", aber lugten dahinter hervor und beobachteten genau was passierte. Ich Schafe mit Leckerli versorgt (was ich eigentlich selten tue, aber ich wollte, dass die Ziegen das sehen), sie am Kopf gekrault, ein Stück mit ihnen Richtung Ziegen gegangen, nochmal Leckerli und anfassen, dann zu den Ziegen rüber (5 Schritte), leise deren Namen gerufen, ihnen gezeigt, dass ich etwas in der Hand habe, das auf den Boden fallen lassen, dann weggegangen. Nach ein paar Minuten kamen die Ziegen gucken, was da lag.

Vor ein paar Tagen sind die Ziegen (aus Versehen!) mir sogar entgegengelaufen: die Schafe hatten das Amazon-Paket gesehen, das ich zum Haus trug (die sind sehr neugierig, wollen immer untersuchen, was ich in der Hand habe) und sind blökend in meine Richtung losgestürmt - die Ziegen hatten das nicht erwartet, sind dem Herdentrieb folgend auch auf und in die gleiche (meine) Richtung gelaufen! :-)

Leider sind die Schafe jetzt ein Stück weiter hinten, nicht mehr unmittelbar neben den Ziegen, also hören sie sich nur noch. Um Wurmbefall zu verhindern, setze ich sie immer wieder um, so dass sie erst in etwa einem halben bis dreiviertel Jahr wieder auf dasselbe Stück kommen. Dann ist auch was nachgewachsen.

Die Sache mit dem Elektronetz.

Zuckerziege: "Mit dem Schafsnetz würde ich aufpassen... Erst letztens hat sich Moritz in unserem verfangen (rund ums Grundstück, ist eigentlich für die Hunde gedacht). Da sie nie ohne Aufsicht draußen sind (...) konnte ich schnell eingreifen und seine Hörner entwirren."

Die Bedenken hatte ich auch. Meine Elektronetze sind von Weidezaun.info, und da steht auch, dass die für Hornträger nichts sind. Die Dame am Telefon räumte aber ein, dass hinter ihrem Bürogebäude auch Ziegen stehen, mit Elektronetz, und bei ihnen sei noch nichts passiert. Ausschließen könne man das aber natürlich nicht.

Die Besitzerin und ich haben das auch erörtert, und sie meinte, davor hätte sie keine Angst. Die Hörner liegen vergleichsweise ziemlich nah am Kopf an. Vielmehr schien ihr das 106er Netz nicht hoch genug.

Allerdings ist zu bedenken, dass mein Weidezaungerät für Schafe ausgelegt ist, nicht für Hunde. Die Schlagstärke ist eine andere. Die Ziegen sind mit dem Hinterteil und die Tochter mal mit der Schnauze drangekommen, das hat gereicht. Noch sind sie ja ziemlich neu, wie es sein wird, wenn sie zuversichtlicher werden, bleibt zu sehen.

Ich könnte ihnen ein Elektrohalsband anziehen, das auf den unsichtbaren Hundezaun ringsum gepolt ist. Wenn sie also tatsächlich mal ausbüchsen sollten, dann kämen sie nur bis zur Grundstücksgrenze. Aber das ist Zukunftsmusik. Solange sie mir nicht trauen, kann ich ein Halsband jeglicher Art vergessen.

Nochmals vielen Dank für Eure Antworten!

Liebe Grüße,

Olga
Zuletzt geändert von DreiZiegen am 01.10.2018, 11:27, insgesamt 1-mal geändert.


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

[quote='DreiZiegen','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post215602']
Ich könnte ihnen ein Elektrohalsband anziehen, das auf den unsichtbaren Hundezaun ringsum gepolt ist. Wenn sie also tatsächlich mal ausbüchsen sollten, dann kämen sie nur bis zur Grundstücksgrenze.
[/quote]NIEMALS! Was glaubst Du wohl, wie scheue Tiere reagieren, die aus dem Nichts einen Stromschlag erhalten und keinen Zaun = sichtbare Barriere vor sich haben?


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
DreiZiegen
Beiträge: 186
Registriert: 30.09.2018, 16:22

Beitrag von DreiZiegen »

Ja, Sanhestar, Deine Reaktion kann ich natürlich verstehen.

Ich habe nämlich unterschlagen zu erwähnen, dass das, was unter der Bezeichnung "unsichtbarer Hundezaun" läuft, hier sehr wohl sichtbar verlegt ist, und zwar nicht eingegraben (das wäre hier viel zu umständlich, wenn nicht sogar unmöglich), sondern an weißen Kunststoffpfosten befestigt, die an oberster Stelle ein rot-weißes Flatterband tragen. So ist es für mich einfacher, etwaige Defekte schneller zu finden, als wenn das Kabel eingegraben wäre, und durch das Flatterband sehen die Hunde schon von weitem, wo Schluss ist, und besonders ich, damit ich mit der Motorsense nicht an das Kabel komme.

Nachteil: Ich muss entlang dem Flatterband per Hand mähen (=versuchen, den Brombeeren Einhalt zu gebieten).


Judith Schmidt
Beiträge: 1031
Registriert: 16.03.2001, 00:00

Beitrag von Judith Schmidt »

Ich würde die scheuen Ziegen zu ihrem Glück ein wenig zwingen.

Beispiel: meine Ziegen bekommen 1x am Tag eine Schüssel mit Mineralfutter, 1/4 Apfel, 1/4 Birne und ein paar Möhrenstückchen. Ich habe 8 Ziegen und 4 Esel, die jeweils eine individuell bestückte Schüssel bekommen, dafür werden sie allerdings angeleint, denn ansonsten würde "Mord und Totschlag" unter den Tieren herrschen.
Ich habe auch schon sehr scheue Ziegen gehabt, aber spätestens am 3. Tag haben sie verstanden, dass das Anbinden nichts Schlimmes ist und es eine tolle Schüssel gibt. Tag 1 und 2 muss man sie noch einfangen - am besten in den Stall treiben, damit man sie auch bekommt und es keine Fehlversuche gibt, sie zu schnappen. Und dann macht man im angebunden Zustand nur noch schöne Dinge - Schüssel verfüttern, schmusen, massieren usw.
Unsere aktuell scheueste Ziege hat 3 Tage gebraucht, das Angebunden sein zu verstehen und 3 Monate, die Streicheleinheiten auch "frei" von uns zu genießen.
Hier auch einmal ein Video, wie ein einst scheuer Ziegenbock (besser gesagt Mönch) sich an uns gewöhnte -> https://www.youtube.com/watch?v=MUFCFF_H248


Schönen Gruß aus der belgischen Eifel
Judith

Für mich ist das Leben eines Lamms nicht weniger wertvoll, als das Leben eines Menschen. (Mahatma Gandhi)

Caprino Seminare & Vorträge
www.ziegenworkshop.com
Antworten