Vertrauen gewinnen, wie?

jeabeuse
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Beitrag von jeabeuse »

Ich weiß nicht, ob es noch relevant ist, aber ich bekomme eigentlich alle Tiere zahm durch Geduld.
Das geht sogar ohne Futter, besonders bei den Kleinen, die damit eh noch nichts anzufangen wissen.
Ich gehe einfach nur auf die Weide und sitze/stehe dort herum.
Zuerst werde ich aus einiger Entfernung beäugt, dann wagen sich die Mutigsten langsam näher (neugierig sind sie ja schließlich.)
Auch dann verhalte ich mich nicht anders, bin einfach nur anwesend.
Schließlich fangen die Neugierigsten an, an meinen Sachen oder auch an meinen Händen zu knabbern oder zu lecken, einfach nur, um zu gucken, wie sich das anfühlt.
Manche mögen dann einfach nur in der Nähe sein, andere wollen Kontakt aufnehmen oder gestreichelt werden.
Aber weglaufen tut nach einer Weile keines mehr und wenn ich dann noch zusätzlich Futter als Lockmittel einsetze (lohnt sich vorher eh nicht), kommen sie auch zu mir, wenn ich ihnen die hohle Hand hinhalte und lassen sich dann auch (wiederum nach einer Weile) widerstandslos am HalsbNd greifen.
Am allereinfachsten ist es natürlich mit den Milchziegen, wenn die einmal begriffen haben, dass es auf dem Melkstand Futter gibt, kommen sie zur Melkzeit schon zum Gatter gerast.

Lange Rede kurzer Sinn: Geduld haben(viel!), die Ziegen sich an die menschliche Anwesenheit gewöhnen lassen.


Nina14
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Beitrag von Nina14 »

Hallo zusammen, ich wollte keinen Thread aufmachen, lese mich hier überall ein wenig durch und ich hoffe, jemand kann uns Tipps geben.

Wir haben, an ein ganz liebes Ehepaar, das einige Ziegen und Schafe hat, eine kleine Ziege vermittelt. Sie ist aus dem Gehege, wie unsere beiden Mischlinge. Sie haben sogar das gleiche Alter, 1 Jahr.
Kurz zu ihr. Sie wurde trächtig, was sehr problematisch war, da sie sehr klein geblieben ist. Lämmer von 6 Wochen sind fast so groß wie sie. Nun Fehlgeburt, kurz danach schwere Pansenschädigung (jemand von Besuchern hat was falsches zum Fressen angeboten), sie ist fast gestorben. An dem Tag, an dem sie eingeschläfert werden sollte, da sie sich mega gequält hat, fing sie an zu fressen und trinken. Nur durch ein Wunder, viel Betreuung vom Gehege und einen super Tierarzt, hat sie es gepackt.

Wir konnten sie nicht aufnehmen, da wir kein Platz mehr haben. Daher die Vermittlung an die lieben Leute. Das Gehege war auch erleichtert, weil sie Angst hatten, dass die Kleine noch mal was abbekommt.

Nun zum Problem. Sie schreit in ihrem neuen Zuhause unermüdlich. Manchmal 4 Stunden am Stück. Sie frisst und trinkt ganz normal, sucht aber permanent die Herde, obwohl die Herde gar nicht nett zu ihr war, sie wurde ständig gestoßen und zum Fressen kam sie kaum. Die Großen haben sie immer gejagt. Was ihr aber gefiel, es gab jetzt kleine Lämmer und sie war immer mit ihnen zusammen, weil sie fast die selbe Größe hat.
Wir machen uns jetzt Gedanken, die Leute, bei denen sie ist, natürlich auch. Wie lange sollen wir es noch versuchen, man will ja das Tier auch nicht quälen. Wir dachten schon, ob wir sie doch nehmen, vielleicht erkennt sie unsere Beiden (sie sind im gleichen Jahr zur Welt gekommen und haben den selben Vater, waren 6 Monaten zusammen im Gehege, haben sich jetzt aber 6 Monate nicht mehr gesehen). Man will aber die Kleine auch nicht durch die Gegend zerren und stressen.

Hat jemand, Tipps, Ideen und Erfahrungen?

Wir wären echt sehr dankbar.

Liebe Grüße und einen schönen Feiertag. :-)

PS- zum Hintergrund, warum wir sie genommen haben. Das Gehege behält natürlich nicht alle Tiere, sie versuchen die Lämmer ab 6-7 Monaten loszuwerden. Alle. Sie blieb letztes Jahr und wurde gedeckt. Um das noch ein Mal zu vermeiden, wollten wir ihr natürlich ein schönes Zuhause bieten. Zumal sie glaube ich dieses Jahr so oder so weg müsste.
Zuletzt geändert von Nina14 am 01.05.2019, 13:55, insgesamt 1-mal geändert.


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

seit wann ist sie jetzt in dieser Herde?

Ist es möglich, dass sie brünstig/dauerbrünstig ist? Verhalten beim Schreien mal gut beobachten: Schwanzwedeln, auf anderen Ziegen aufreiten.

Was machen die neuen Besitzer, wenn sie schreit? Reagieren sie darauf? Wann? Wie?


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Nina14
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Beitrag von Nina14 »

Also, in ihrer alten Herde war sie 1 Jahr. In der neuen 2 Tage. In der alten Herde hat sie nie geschrien, nie. Das war immer eine der Ziegen, die keinen Pieps von sich gegeben haben. Sie war beim Transport ganz lieb, lies sich von neuen Besitzern direkt anfassen, das lässt sie alles zu. Als wir sie brachten, hat sie erst mal gut gefressen und fing dann über die Wiese zu gehen und zu rufen. Sie meidet andere Ziegen, vor denen hat sie Angst. Genauso wie im Gehege. Sobald eine größere auf sie zukam, lief sie weg. Deswegen kam sie auch nie zum Fressen. Hier kann sie gut fressen, die Leute sorgen dafür. Sie hat nur keine Angst von gleich großen Ziegen. Da unsere beiden genauso klein geblieben sind wie sie (deren Mutter starb als sie 2 Monate waren, daher bekamen sie keine Milch mehr), dachten wir, vielleicht würde es besser gehen.
Die neuen Besitzer kümmern sich dann, wenn sie schreit. Streicheln sie usw. Das hilft aber nur ab und zu. Wobei sie immer dann schreit, wenn sie die sieht, wenn kein Mensch in der Nähe ist, ist sie vorwiegend ruhig. Nachts auch ruhig.


Nadua
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Beitrag von Nadua »

Hallo Nina,

nicht verzweifeln. Ich versteh, dass es einem Nahe geht, wenn ein Tier so schreit. Aber zwei Tage sind nichts für die Um- und Eingewöhnung an eine neue Umgebung und fremde Herde. Habt Geduld, da ist noch nichts verloren. Das Schreien wird hoffenlich in den nächsten Tagen weniger werden. Bis sie in der Herde richtig angekommen ist und ihren Platz gefunden hat, kann es aber noch etwas dauern, da können schon ein paar Wochen vergehen.

Es ist gut dass die Leute darauf achten, dass sie genug zu fressen bekommt. Ansonsten würde ich mich aber, auch wenn es schwer fällt, nicht weiter einmischen. Die Tiere müssen die Rangordung unter sich ausmachen, und da kann es auch mal etwas rauher zu Sachen gehen, das ist Ziegenart. Sich zu kümmern, sobald die Ziege schreit, ist gut gemeint. Kann aber eher dazu führen, dass man das Schreien damit bestärkt. Sie lernt jetzt, dass ihr Schreien besondere Zuwendung und Streicheleinheiten bringt... warum sollte sie dann aufhören damit? Es ist ja schon auch bezeichnend, dass sie vor allem (oder nur) schreit, wenn sie "Publikum" hat. Auch wenn einem das Tierchen leid tut... solange sie nicht ernsthaft in Not und Bedrängnis ist, würd ich sie ignorieren und schreien lassen, und nicht mit Aufmerksamkeit "belohnen", damit sich das nicht noch mehr verfestigt.


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

[quote='Nina14','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post216944']

Die neuen Besitzer kümmern sich dann, wenn sie schreit. Streicheln sie usw. Das hilft aber nur ab und zu. Wobei sie immer dann schreit, wenn sie die sieht, wenn kein Mensch in der Nähe ist, ist sie vorwiegend ruhig. Nachts auch ruhig.
[/quote]und deswegen schreit sie mehr und mehr. Man nennt das ein sich selber bestärkendes Verhalten.

Sie schreit, bekommt Aufmerksamkeit. Wenn sie wieder Aufmerksamkeit bekommen will, schreit sie wieder. Nun reagiert "mensch" nicht sofort, also schreit sie mehr = länger, lauter, denn sie hatte Erfolg mit dem ersten Schreien. Mensch reagiert irgendwann.

Ziegen will wieder Aufmerksamkeit und hat nun gelernt, dass nicht nur Schreien, sondern anhaltendes Schreien zum Erfolg führt. Mensch wartet evtl. noch etwas länger, in der Hoffnung, dass sie von alleine aufhört und gibt dann doch nach = Ziege hat gelernt, dass sie noch länger/lauter schreien muss/kann, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu erhalten.

Wenn sie jetzt schon bis zu vier Stunden am Stück schreit, haben die neuen Besitzer innerhalb weniger Tage eine beachtliche Dauer auf dieses Verhalten bestärkt und ein Umerziehen wird entsprechend schwierig und nervenaufreibend sein.


Sabine M.H.
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Nina14
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Beitrag von Nina14 »

Ich danke euch!!!
Das habe ich mir auch ähnlich gedacht. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen sie mal lassen, wenn sie es nervlich ertragen können. Ich habe vor paar Minuten eine Nachricht bekommen, dass sie, nachdem sie unermüdlich war, am Nachmittag plötzlich ruhig wurde. Sie läuft jetzt in der Herde schon ein wenig mit, kämpft mit anderen und frisst auf der Weide. Ich hoffe, das hält jetzt an und es gibt Besserung vom Tag zum Tag. #bittebitte#

Uns hat es so leid getan. Wir dachten schon, wir hätten einen Fehler gemacht. Aber die Ziege weiß eben nicht, wie es in paar Monaten für sie im Gehege ausgesehen hätte, wenn der Bock wieder draußen ist und in zwei-drei Wochen, wenn sie nicht mehr extra gefüttert wird, sondern wieder mit anderen zusammen fressen muss und deren Reste bekommt, wenn überhaupt.

Danke noch Mal und einen schönen Abend.


Nina14
Beiträge: 36
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Beitrag von Nina14 »

Ich wollte nur ein Update geben :-)
Die Kleine hat sich inzwischen prächtig eingelebt. Am dritten Tag hat sie nur sporadisch etwas gemurmelt und seit dem alles top. Sie frisst weiterhin gut und lebt sich in der Herde immer besser ein :-)

Wir sind so froh. Die Kleine hat echt etwas hinter sich die letzten zwei Monate. Sie so munter zu sehen, ist pure Freude fürs Herz :-)


DreiZiegen
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Beitrag von DreiZiegen »

Schönen Abend allerseits.

Tja, meine 3 Gehörnten haben sich jetzt selbstständig gemacht. Mit meinem Segen.

Erst hatte ich ihnen gezeigt, wie man in das benachbarte Gehege mit den Sträuchern und Bäumen kommt, und dann haben sie sich wohl gedacht, wieso jeden Tag erst auf die Alte warten, den doofen Schafzaun kriegen wir auch selber umgelegt. (Der Strom ist eh abgeschaltet, wegen der Amphibien und Reptilien, die überleben den leider nicht).

Zweimal letzte Woche musste ich des Herrn Hörner aus dem Zaun entwirren. Deshalb habe ich es letztendlich vorgezogen, ihnen kein Hindernis mehr in den Weg zu legen/stellen.

Da die Herrschaften ziemlich standorttreu sind (im Gegensatz zu den Schafen, die finden, dass das Wandern nicht nur des Müllers Lust ist), lasse ich die Ziegen einfach laufen. Sie bleiben relativ nah am Weidezelt, abends gehen sie auch schön brav von alleine rein, bei Regen auch tagsüber. Dort ist dick mit Stroh eingestreut, und Heu und Wasser ist da auch. Ansonsten suchen sie sich ringsum raus, was sie fressen wollen. Hin und wieder knabbern sie zwar an den Obstbäumen und dem einen oder anderen Strauch, aber meist sehe ich sie Kräuter fressen.

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Habe mir etwa 40 m vom Weidezelt entfernt eine Bank unter einen Baum gestellt. Wenn ich da sitze, kommen erst die Katzen. Dann merken aber auch schon die Ziegen auf; auf Zuruf kommt die Tochter her und holt sich ein "Bonbon" (Stück Möhre, Schnitz Fenchel, einen Kräuterling oder dergleichen), dicht gefolgt vom Bruder, und mit etwas Abstand kommt dann auch die Mutter. Die muss ich zwar erst mit Namen ansprechen, damit sie den letzten Schritt zu mir her tut, aber sie nimmt mir schließlich auch aus der Hand.

Heute hatte ich ein Haferl Kaffee dabei, das musste beschnuppert werden, von allen dreien. Sie waren offensichtlich etwas enttäuscht. Die Damen wandten sich daraufhin ab, aber der Herr blieb vor mir stehen und beobachtete mich ungläubig, wie ich nur auf die Schnapsidee kommen konnte, so etwas Ungenießbares zu mir zu nehmen. ;-) Der gleiche angewiderte Gesichtsausdruck wie bei den Schafen, wenn sie blökend erwartungsvoll angelaufen kommen und dann sehen/riechen, was in den Hundefutterschüsseln drin ist. *lach*

Weinreben und Robinien stehen hoch im Kurs, da stellen sich sogar die Schafe auf die Hinterbeine:
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Zuletzt geändert von DreiZiegen am 06.05.2019, 01:41, insgesamt 2-mal geändert.


Nina14
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Beitrag von Nina14 »

Oh, ich finde sie alle so goldig :-)
Das hat so einen Spaß gemacht, es zu lesen :-)

Viel Freude mit den Rackern. Für mich sind die Ziegen einfach die tollsten Tiere. Bei unseren Kleinen denke ich manchmal, dass sie eine Katze ist. So verschmust, anhänglich und ständig sitzt sie auf einem drauf :D Hat aber Temperament, ganz schön.
Das Böckchen wird langsam auch ein richtiger Spitzbube, guckt sich alles von seiner Schwester ab :-)


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