Ziegenkind wird frech - Was tun?

sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

schonmal vorab!

Ich verwende auch Halfter, jedoch nur beim Packen, Fahren, etc. - wo ich also konkrete Kontrolle über den Kopf haben muss.

Zum "mal kurz festhalten", fixieren, anbinden - Halsbänder.

Geschirre - nein.

Warum?

Halfter nur in konkreten Situationen und nie zum fixieren, weil Ziegen einen sehr (!) flexiblen Hals haben und vergleichsweise wenig Halsmuskulatur für die Länge des Halses. Man vergleiche das mal mit Pferden oder Rindern. Fixiere ich den Kopf und halte da entweder massiv gegen oder binde an und Ziege verwirft/wehrt sich, kann ich Verletzungen der HWS hervorrufen.

Halsbänder liegen tiefer und lösen nicht diesen Hebeleffekt aus, den ein Halfter hat. Halsbänder liegen jedoch bei meinen Ziegen immer so eng, dass sie maximal bis zur Mitte des Halses runter rutschen = ähnliche Längeneinstellung, wie man es bei Hunden macht (hinter den Ohren messen und dann noch zwei Finger dazwischen passen). So vermeide ich zum grössten Teil (Teufel ist ein Eichhörnchen) das gefürchtete Verfangen im Halsband. Gehörnte Böcke, die kämpfen, kriegen die Halsbänder ausgezogen.

Geschirre: ich habe kein Geschirr gefunden, dass Ziegen wirklich gut passt, bezahlbar ist und dann auch noch über die Köpfe von gehörnten Böcken passt. Meine Altböcke haben Hornlängen von ca. 1,20, nach aussen geschwungen, da kriege ich kein Geschirr drüber.

Bild
zieh' da mal ein Geschirr drüber.... - die Ziege im Vordergrund, von der man nur ein Horn sieht, ist übrigens weiblich. Wenn die richtig alt werden, kriegen auch die Geissen ziemlich lange Hörner.

Das einzige, was ich mir mal bei Gelegenheit näher anschauen will, ist folgendes:
https://derhundling-shop.de/shop/zughun ... -geschirr/
weil sich das am Hals öffnen lässt. Aber auch hier habe ich grosse Bedenken bzgl. Passform bei grossen Ziegen.


Sabine M.H.
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Toshihikokoga
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Beitrag von Toshihikokoga »

[quote='DreiZiegen','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post217562']Luzerne ist energiereich.
[/quote]Luzerne ist Eiweißreich.
Gutes Heu ist definitiv energiereicher als Luzernecobs (außer es ist in den Cobs viel Melasse drinnen, aber das wird bei Heucobs ähnlich sein und sollte generell vermieden werden).
Heucobs würde ich schon alleine deshalb meiden, weil die Rohasche meist die Rohfaser übersteigt - und Erde und Staub möchte ich meinen Tieren nicht in kompromierter Form verabreichen wenn ich ihnen schon im Futtertrog/Heuraufe die Möglichkeit biete es auszuselektieren.

Nachdem Leckerli nicht Grundnahrung sind kann man durchaus Kompromisse eingehen, oder ist es das Ziel den Wiederkäuerpansen durch Fütterung aus der Hand am Laufen zu halten?
Wie wäre es mit einzelnen Fingern von Tannen- oder Fichtenzweigen?


Being a vegan is a missed steak
sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Du kannst sicherlich auch anderes Futter als Belohnung reichen.

Kriterien für's Training:
- verträglich
- kann zu einer Bissengrösse reduziert werden, die mit wenigen Kauschlägen geschluckt werden kann (erhält den "Fluss" im Training)
- kann ohne Probleme und grosses Gefummel vom Trainer verabreicht werden (idealerweise innerhalb weniger Sekunden nach dem Markersignal - vermeidet unerwünschtes Verhalten nach dem Marker)

Da ich die Alten (alle über 10 Jahre) sowieso zufüttern muss, nehme ich das Belohnungsfutter vom bereits vorhandenen Futter. Sonnenblumenkerne, Kräuter, usw. haben über längere Zeiträume immer wieder Phasen von mangelnder Akzeptanz gehabt, was weder bei den Luzernepellets noch bei den Heucobs auftritt.


Sabine M.H.
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ElliBesch
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Beitrag von ElliBesch »

Ich habe mir auch mal die Videos angeschaut und leider hat mein PC derzeit keinen Lautsprecher.

Ich empfinde die Zeiten zwischen der Leckerchen/Belohnungsausgabe als sehr kurz. Wenn man ganz unvoreingenommen schaut, erkenne ich nur, dass beinahe ununterbrochen Leckerchen eingeschoben werden. Klar- immer dann, wenn sie 'ruhig' steht. Aber irgendwie hatte ich die Assoziation an einen Futterautomat. Sorry- aber irgendwie verstehe ich das wohl nicht... *oops*

Ich wünsche allen weiterhin viel Freude an den Ziegen.

LG Elli


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Not being vegan is a mistake. ^^
sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Elli,

das ist der ERSTE Tag vom Führtraining. Ich will, dass sie die Position hält, ohne zu zappeln oder sogar zu versuchen, sich wieder vor mich zu stellen. Dafür brauche ich im Moment eine hohe Belohnungsrate, damit sich das nicht einschleicht. Auch, weil sie eben schon viel Belohnungshistorie auf dem vor mir Stehen hat. Das muss ich jetzt mehr oder weniger durch hohe Belohnungsrate seitlich von mir auffangen. Hätte ich das von Anfang an gleichmässig verteilt trainiert, hätte sie mittlerweile auch schon für seitlich stehen mehr Belohnungshistorie und grössere Abstände zwischen den Clicks.

Sobald sie das Grundprinzip verstanden hat, werden die Clickintervalle schrittweise länger werden.


Sabine M.H.
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ElliBesch
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Beitrag von ElliBesch »

Ah ok- ich verstehe. Werden die Ziegen dann nicht trotzdem auf die Hände konditioniert? Ich hätte da etwas Bedenken aber ich gehe nur so spazieren mit meinen und habe auch keine Packziegen.

Danke für die Erläuterungen!

LG Elli


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Not being vegan is a mistake. ^^
sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hande kraulen, kratzen, streicheln, fassen an, halten fest...... und haben manchmal auch Futter drin. Unsere Ziegen sind also so oder so auf Hände konditioniert.

Ja, ich muss Zeit investieren, dass nicht jedes Mal, wenn sich die Hand bewegt, nach Futter "gegiert" wird. Deswegen der Clicker. Futter kommt nur nach dem Markersignal.

Und die Trainingszeit in Höflichkeit mit klarer Gestik.

Hab's gestern in der Videobeschreibung vergessen zu erwähnen. Ich fange mit Mollie an mit der Lektion vom letzten Training: ruhiges Stehen vor mir - Signal dazu ist u.a., dass beide Arme locker an meinen Seiten herunterhängen.

Im weiteren Verlauf des Videos kannst Du sehen, dass meine rechte Hand - die Futterhand - immer wieder aus dem Bild verschwindet. Ich führe die hinter den Rücken.

Warum?
Bei einem Trainingsdurchgang - nicht auf dem Video - habe ich in die Futtertasche (auf meinem Rücken) gegriffen, um die Futterhand aufzufüllen. Diese Gestik veranlasste Mollie, an mir hoch zu steigen, da sie weiss, dass diese Bewegung "neues Futter" bedeutet.

Also habe ich das in den Aufbau für's ruhige Stehen mit eingebaut, ein weiteres Signal für "höflich sein". D.h. - egal, was meine Hände tun, die Grundstellung soll immer sein "vier Beine auf dem Boden - ruhig Stehen". Stück für Stück werde ich so immer mehr Handreichungen, Halfter anziehen, herumlaufen, mich herunter beugen, usw. mit dieser Grundstellung verbinden.

Ziegen sind gute Beobachter. Sie weiss, in welcher Hand das Futter ist, die Clickerhand ignoriert sie. Sie wird bald auch wissen, welche Haltung ich einnehme und welche Bewegungen ich mache, wenn ich in "Futterlieferungsmodus" wechsle. Und welche Bewegungen und Körperhaltungen andere Dinge signalisieren, wie z.B., dass ich Kraulen werde oder Streicheln oder an's Halsband fassen. Oder eine konkrete Aufforderung durch Gestikulieren übermittle - wie z.B. durch das herunter streichen an der Leine bei Samuel.

Und ja, auch Samuel hat noch eine hohe Belohnungsrate. Allein, noch recht unbekannte Trainingsumgebung, daher Stress = engmaschiges Bestärken, bis das Verhalten solide geworden ist, dann die Abstände zwischen den Clicks vergrössern. Das engmaschige Belohnen liefert mir auch Rückmeldung über den mentalen Zustand = Stresslevel. So merke ich sehr schnell, ob das Stresslevel die Fähigkeit, Futter zu nehmen, reduziert hat und wir eine Pause machen müssen. Auch schon ein "ruppigeres" Maul fällt mir so sehr schnell auf und ich kann die Anforderungen ein Stückchen zurück schrauben.


Sabine M.H.
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DreiZiegen
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Beitrag von DreiZiegen »

[quote='Toshihikokoga','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post217571']Luzerne ist Eiweißreich.
[/quote]Richtig. Was für meine Zwecke beides (Protein und Energie) nicht notwendig ist.

Mein Heulieferant (Bauer in der Nähe) hat mir mal zwei Ballen mitgegeben, die Luzerne mit drin hatten, sie extra markiert, damit ich die nicht verwechsle, und mir geraten, dieses Heu nicht unvermischt mit dem normalen zu geben, da es doch etwas "reichhaltig" sei, wie er meinte. Er weiß, dass ich unkundig bin, dass meine Tiere weder Milch noch Fleisch zu liefern haben, hat sich die Zeit genommen, mir die verschiedenen Heumahden zu erklären, was für große und kleine Wiederkäuer geeignet ist, was für Pferde, und und.

Rohasche: Ich hoffe doch, dass ich keine Heucobs mit 40% Sand und Erde habe. Laut Etikett soll das Verhältnis Rohfaser/Rohasche etwa 3/1 betragen.

Nadelbäume wachsen hier keine (alles Laubbäume, und die fressen sie eh schon). Bisher habe ich Selleriestangen oder Fenchel in kleine Stücke geschnippelt. Oder Kräuter-Pellets für Pferde, ohne Kupfer. Oder ein paar Blätter Radicchio und Zichorie genommen. Oder getrocknete Brennnesseln. Eine Handvoll Cobs ist da doch wesentlich praktischer, als erst schnippeln zu müssen.


DreiZiegen
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Beitrag von DreiZiegen »

Geschirr und Halfter.
Sanhestar, das Geschirr habe ich nur bei den Hunden verwendet, um den Hals zu schonen, als sie noch nicht leinenführig waren. Für die Ziegen kann ich das ausschließen, auch wenn deren Hörner mit denen Deiner Ziegen natürlich in keinster Weise mithalten können und ich ein Geschirr über deren Köpfe ohne weiteres drüberbekäme.

Mir geht es nur darum, sie ohne Schaden für deren Hals/Wirbelsäule halten zu können, um Klauenpflege betreiben zu können. Dass sie lernen, sich auch mal abtasten zu lassen, wenn was ist und der TA kommt.


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

[quote='DreiZiegen','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post217586']Mir geht es nur darum, sie ohne Schaden für deren Hals/Wirbelsäule halten zu können, um Klauenpflege betreiben zu können. Dass sie lernen, sich auch mal abtasten zu lassen, wenn was ist und der TA kommt.
[/quote]da wird es Sinn machen, generell dran zu arbeiten, dass sie Nähe und fixiert werden, Beine hochheben, etc. akzeptieren.

Ich hab' schon ein paar Ideen zum Video, gerade zu dem Thema "scheue Ziegen desensibilisieren".


Sabine M.H.
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