Wie Verhalten verstehen lernen?

DreiZiegen
Beiträge: 186
Registriert: 30.09.2018, 16:22

Beitrag von DreiZiegen »

Siehe Thread "Kastrierter Schafbock" in "Allerlei Viecherei". Da der 8. Beitrag (von mir), Absatz 2.

"Wegen der Ziegenhörner werden nun nach und nach die Elektrozäune durch Litzen ersetzt. Toll, meinen die beiden Schafe und steigen einfach durch."


Ps: Strom am Netz war schon seit langem abgestellt, da für Kröten und Igel tödlich.
Zuletzt geändert von DreiZiegen am 23.06.2019, 21:27, insgesamt 1-mal geändert.


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

[quote='DreiZiegen','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post217384']

Ps: Strom am Netz war schon seit langem abgestellt, da für Kröten und Igel tödlich.
[/quote]sorry, aber dann brauchst Du Dich nicht wundern, wenn er sich im Netz verfangen hat.

Schafnetze müssen straff gespannt stehen, idealerweise mit zusätzlichen Stangen in der Mitte jedes Elements, Ecken sauber abgespannt und IMMER ausreichend Strom drauf. Denn wenn schon die Nase einen Schlag kriegt, steckt man nicht den restlichen Kopf hinterher.


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
DreiZiegen
Beiträge: 186
Registriert: 30.09.2018, 16:22

Beitrag von DreiZiegen »

Ja, das waren sie ja auch anfangs, schön straff, mit zig Zwischenstäben, dazu zusätzliche Eckstreben und Leinen mit Bodenheringen. Alles gut solange Strom drauf war - und auch ohne Strom die erste Zeit.

Aber nachdem er sich das erste mal darin verheddert hatte, hsbe ich die Netze entfernt. Danach waren die Netze woanders, wo die Ziegen normal nicht hingingen. Sie standen eng im Zickzack, weil es in der Gebrauchsanweisung hieß, man solle sie nicht auf den Boden legen. Ganz weggeräumt waren sie noch nicht, weil ich sie hie und da noch reparieren und die extra Stäbe rausmachen musste (mit denen drin kann ich sie nur schlecht zum Bund zusammenfassen, da komme ich mit den Händen nicht ganz rum).

Plötzlich war er aber doch da oben bei den Netzen. Dabei wächst dort haargenau das gleiche Kraut wie überall.

Interessanterweise war einer der wiederverwendbaren Kabelbinder, die ich an den äußeren Stäben drangelassen hatte, am langen Ende flachgebissen. Und das Erdungs-/Zaunkabel war durchgebissen, gleich unterhalb der Öse.
Gibt's eigentlich Nagespielzeug (wie Kongs für Hunde) auch für Ziegen? ;-)


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Wie meinst Du das "im Zickzack stellen"? Wenn Du Zaun "übrig" hast, weil die Weide kürzer ist, als die Standardlänge der Netze?

Ich löse das entweder indem ich die Netze überlappend stelle = ich stelle entweder auf der Innen- oder der Aussenseite des bereits gestellten Netzes den Rest vom anderen Netz auf und verbinde dann die jeweils oberste Litze mit der Stromklemme des anderen Netzes.

Oder, wenn ich zuviel Netz übrig habe, lege ich, was zuviel ist, auf den Boden, Stange auf Stange zusammengelegt (so, wie sie verpackt geliefert werden) und rolle dann den Litzenteil auf die Stangen zu auf. Nicht leitendes Seil drumrum (Heukordel), damit das stabil bleibt und dann stelle ich das ganze Paket aufrecht.

Und ja, Strom ist ein Abschreckungswerkzeug. Die abschreckende Wirkung hält einige Zeit an, aber irgendwann erkennen die Ziegen (oder Pferde, Schafe, Kühe, etc.), dass kein Schmerzimpuls mehr folgt und stecken dann die Köpfe durch. Das passiert übrigens auch mit Litzen. Und so erzieht man sich Zauntester und Ausbrecher, weil ab und zu das "Kopf durch den Zaun stecken" eben nicht weh getan hat.

Kauspielzeug für Ziegen: dicke Äste von ungiftigen Bäumen zum Abschälen.


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
DreiZiegen
Beiträge: 186
Registriert: 30.09.2018, 16:22

Beitrag von DreiZiegen »

Sanhestar: "Wie meinst Du das "im Zickzack stellen"? Wenn Du Zaun "übrig" hast, weil die Weide kürzer ist, als die Standardlänge der Netze?"

Ja, aber nicht "übrig" im Sinne, dass das Netz zu lang wäre, sondern vielmehr in der gesamten Länge unbenutzt.

Mein Gedankengang: Auf den Boden legen soll ich das Netz nicht, also müssen die Stangen aufrecht stehen. Also habe ich links den Anfangsstab gesetzt, rechts den zweiten; der dritte steht wieder links beim ersten, der vierte wieder rechts neben dem zweiten usw. So eng wie möglich, um nicht zuviel Stellplatz zu beanspruchen. Das Netz steht also "im Zickzack", jeder Stab bedingt einen Richtungswechsel.

Ich finde, so tue ich mich auch beim Wiederfinden der Schadstellen leichter. Sonst muss ich das Netz erst wieder ganz ausrollen, und ich habe nur 50-Meter-Netze, nichts kürzeres. Deswegen kriege ich meine Hände auch nicht um den gesamten Bund an Stäben, weil das mit den zusätzlichen Stäben dazwischen viel mehr als die ursprünglichen 14 sind.

Zurück zum Verhalten. Zweige haben sie, auch Stämme zum Entrinden. Im Weidezelt die Schnüre habe ich unten alle gut versteckt und mit Holzbrettern abgedeckt - bis auf die oben, die dazu dienen, die Seitenteile hochzuhalten. Da habe ich aber auch nichts hängen lassen, alles nach oben hin (es sind schließlich Zwerge) gut um die Stangen verknotet. Trotzdem waren diese Schnüre angeknabbert. :-(

Und da ich Dich gerade da habe: Heute morgen, auf meinem Rundgang (alle Tiere werden begrüßt, zuallererst die Katzen, weil die als erste kommen und eh am/im Haus sind, zuletzt die Ziegen, weil sie am weitesten entfernt wohnen) sind mir die Ziegen schon entgegengekommen. Ich hatte Mineralpellets dabei, weil sie den Leckstein ignorieren. Jede bekam zwei. Dann bin ich an ihnen vorbei zum Weidezelt, Wasser und Einstreu kontrollieren, hinter mir her ein Pulk Katzen und die Ziegen. Auf dem Rückweg die gleiche Karowane, Katzen und Ziegen hinter mir her. Als wir wieder oben waren, bin ich stehengeblieben und habe den Ziegen meine Hand angeboten, nicht ausgestreckt, sondern (mit der Handfläche zu mir) etwa 20 cm von meinem Körper vor mir runterhängen lassen. Mache ich mit den Katzen auch immer so, wird als Aufforderung zum Kopfschmeicheln verstanden.

Tatsächlich, die Tochter kam dicht zu mir heran und senkte ihren Kopf unter meiner Hand durch, so dass meine Hand über/hinter ihren Hörnern war, über ihrem Nacken (sie ist so klein und ich so groß, dass ich mich vorbeugen muss). Ich habe darauf ihren Nacken berührt, indem ich ihr zweimal mir den Fingernägeln (immer mit der Handfläche zu mir) in Fellrichtung gestrichen habe. Also nicht gekratzt/gekrault, sondern die Fingernagelflächen über das Fell "geschoben". Sie blieb mit gesenktem Kopf ruhig stehen. Ich habe mich aber von ihr entfernt, bin wieder stehengeblieben und habe wieder die Hand vor mir hängenlassen. Sie kam wieder ran, und Ganze hat sich wiederholt, und dann noch einmal. Dann habe ich abgebrochen und bin ins Haus.

Bei dieser Interaktion waren alle Bewegungen von ihr und mir langsam. Dennoch war ihr Fell auf der ganzen Länge der Wirbelsäule aufgestellt. Wobei ich sagen muss, dass ich grundsätzlich nie die Wirbelsäulen direkt berühre, bei keinem Tier, sondern nur rechts und links davon mit den Fingern entlangfahre. Das mögen alle viel lieber, und ich gehe mal davon aus, dass es bei Ziegen auch so ist.


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

war das Fell schon vorher aufgestellt oder erst, als Du angefangen hast, zu streicheln?

Wo waren die anderen Ziegen (Distanz zu euch)?


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
DreiZiegen
Beiträge: 186
Registriert: 30.09.2018, 16:22

Beitrag von DreiZiegen »

Vorher nicht.

Die anderem beiden standen hinter ihr und haben beobachtet, etwa 1,5 m Abstand.


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

dann würde ich im Moment vermuten - schwer, ohne die Tiere zu sehen - dass sie ggfs. noch etwas im Konflikt ist ob sie Berührung nun toll findet oder nicht.

Es kann allerdings auch sein, dass die anderen Ziegen so nahe standen, dass sich leichte Resourcenverteidigung (also grösser werden gegenüber den anderen, weil sie Dich für sich haben will) eingestellt hat.


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
DreiZiegen
Beiträge: 186
Registriert: 30.09.2018, 16:22

Beitrag von DreiZiegen »

Habe ich jetzt Mist gebaut?

Anbei 2 Minuten Video. Ich glaube, hier handelt es sich um ein Missverständnis meinerseits.

Kontext: Zuvor saß ich ca. 1/4 Std. mit drei Katzen im Gras, die Ziegen standen ruhig um mich herum im Schatten mit halb geschlossenen Augen und kauten vor sich hin.

In der Minute vor dem Video bin ich aufgestanden und langsam Richtung Haus gegangen, Katzen und Ziegen kamen mit.

Dann habe ich mir gedacht, das filme ich jetzt mal, vielleicht kommt Fiocco ja wieder her (ihren Bruder durfte ich zuvor, während ich im Gras sa?, an der Backe, unter dem Kopf vom Kinn zum Halsansatz, und sogar an der Schulter kraulen. Alles ganz gemächlich, echt toll für mich).

Anfangs Streicheln von Fiocco ("Flocke" auf italienisch, ich nenne sie im Film "Fiocketta", d.h. Flöckchen). Praktisch das, was ich heute morgen schon beschrieben habe. Sie lässt sich anfassen, ich denke sie bittet sogar darum. Die Rückenhaare waren NICHT aufgestellt.

Und dann, nach dem Streicheln, nachdem ich aufgehört hatte und nur dastand, das erkennt man auf dem Video nicht wirklich, drückt Fiocco immer stärker gegen mein Bein. Erst reagiere ich nicht, der Druck wird stärker. Meine instinktive Reaktion war sie mit dem Knie wegzudrücken (im selben Moment habe ich mir noch gedacht, das war dumm von mir, ich will ja nicht, dass sie mit den Hörnern stößt, wenn ich dagegen drücke, verleite ich sie ja erst recht dazu). Ich gehe also um sie rum und entferne mich von ihr.

Dann kommt sie wieder, erst von hinten, und zuletzt läuft sie nach vorn, steigt wiederholt auf (das sieht man im Video leider nicht, weil ich erst auf die Katze und dann auf sie konzentriert war und nicht auf das, was auf dem Handy zu sehen war) und stellt sich mir in den Weg, wieder mit den Hörnern Richtung mein Bein.

Da packe ich sie am Horn und drücke ihren Kopf runter.

Anschließend scheuche ich sie alle zurück.

Ich denke jetzt, sie wollte einfach nur mehr Streicheleinheiten, und ich habe mich aus ihrer Sicht total doof und ungerecht verhalten.

Was habe ich alles falsch gemacht?

https://www.dropbox.com/s/qv1m2vulq3h45 ... 7.mp4?dl=0
Zuletzt geändert von DreiZiegen am 24.06.2019, 16:07, insgesamt 1-mal geändert.


DreiZiegen
Beiträge: 186
Registriert: 30.09.2018, 16:22

Beitrag von DreiZiegen »

Ich muss noch etwas hinzugefügen. Im Anschluß daran gab's Diskussionen in der Ziegenfamilie. Das habe ich von der Ferne beobachtet. FIOCCO bekam einen Anschiss von Bruder UND Mutter. Beide stießen sie erst mit dem Kopf, sie machte eifrig mit, verteidigte sich vielleicht, lief dann galoppierend in meine Richtung, der Bruder holte sie aber ein und verstellte ihr den Weg, woraufhin es wieder zurück zu Mama ging, die am Zelt geblieben war. Das hat sich noch einmal wiederholt.

Ich bin dann hin und habe ruhig mit ihnen gesprochen, Fiocco kam auf mich zu, stoppte ca. 1 m vor mir, sah mir in die Augen und meckerte, ihr Bruder blieb diesmal hinter ihr stehen und schaute nur zu. Dann drehte sie ab und ging langsam zurück. Die Ruhe war wieder eingekehrt in der Familie.

Ich komme mir richtig schäbig vor.


Antworten