Charakter verschiedener Rassen

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Concinnity
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Charakter verschiedener Rassen

Beitrag von Concinnity »

Guten Morgen!

ich habe ein bisschen gesucht aber nichts eindeutiges gefunden... wie sind eure Erfahrungen wenn es um den Charakter verschiedener Ziegenrassen geht?
Also welche sind - bei vergleichbarer Aufzucht und Haltung - eher zutraulich, neugierig, schreckhaft, lernfähig, usw?
Ich versuche, mich bei der Auswahl einer passenden Rasse nicht rein von der Optik leiten zu lassen, aber es gibt eben wenig Infos zum Wesen der verchiedenen Linien.

Gesucht wäre eine sehr menschenfreundliche, wenig schreckhafte Rasse für "leichte Arbeit", sie sollen also motiviert sein für Unternehmungen und Training, müssen aber keine Hochleistungssportler werden. Spaziergänge auch in Siedlungsnähe/Verkehr, kleine Touren mit leichter Last, Tricks... das wären für die ersten Jahre die realistischen Vorstellungen für mich.

Jeder hat bestimmt seine Lieblinge, lasst mal hören was euch besonders gefällt oder worauf man besonders achten muss!


Liebe Grüße aus Wien,

Lisa & Elsa
Azu
Beiträge: 25
Registriert: 04.08.2014, 20:18

Beitrag von Azu »

Burenziegen sind, so du diese von Geburt an konditionierst, sehr zutraulich und lernfähig.
Würde das aber warscheinlich über alle Ziegenarten schreiben, es kommt drauf an, wie die gross geworden sind und wieviel Vertrauen Sie zu dir haben...


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

WDE und Saanen: sehr gross werdend, leider oft mit sehr schmalem Brustkorb bei übermässig langem Rücken = Trageerschöpfung. Sonnenbrandgefahr: Euter, Lider, Ohren

BDE: nicht ganz so extrem in der Rückenlänge wie die WDE, oft schöne, gute Rümpfe. Netter Charakter

Bure: oft Stellungsfehler, überbaut, zu breit, zu viel Muskulatur = Überhitzungsgefahr. Kurze Beine und nicht so unbedingt eine gute Arbeitsethik

Anglo-Nubier: s. Buren, aber noch reduzierter in der Arbeitsbereitschaft. Oft laut rufend, weil sie sich eng an Menschen anschliessen.

Toggenburger: freundlich, ruhig. Das lange Deckhaar muss ggfs. in der Sattellage gekürzt werden

Thüringer Waldziege: ist mir alles in allem zu klein und zierlich, dünne Röhrbeine. Ansonsten freundlich

Pfauenziegen: gutes Gebäude, oft auch gute Arbeitsethik aber können zu Scheuheit tendieren.

Tauernschecken: oft Stelllungsfehler, vor allem in der Hinterhand. Charakterlich kenne ich nur einen Tauern und der ist "anstrengend" = leicht frustiert, schnell mit den Hörnern.

Walliser Schwarzhals: langes Fell für Packen ungeeignet = kürzen. Nicht einfach, da oft zurückhaltend, zur Scheuheit neigend, oft Zaunspringer.


Sabine M.H.
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Concinnity
Beiträge: 14
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Beitrag von Concinnity »

Vielen Dank für eure Antworten!
Fleischrassen/Buren kommen für mich nicht wirklich in Frage, was größe und Eignung betrifft.

@sanhestar: Schade aber sehr hilfreich zu wissen, dass die Pfauen und Tauernschecken, die ich von Optik und "regionaler Verfügbarkeit" als seltene Rasse in Ö sehr ansprechend gefunden hätte, vom Charakter sehr genau ausgewählt werden müssten. Ob das beim Züchter dann so leicht geht? Eventuell wäre es da fast einfacher, aus dem Milchziegenbestand meiner Bekannten kleine Bockkitze auszuwählen, die dann nicht wie üblich geschlachtet werden... das ist eine "bunte Mischung" aus (ich vermute) BDE, WDE und Saane, mit einem winzig kleinen Hauch Bure (sie hatten zumindest vor einigen Jahren auch Buren mitlaufen, inzwischen nicht mehr). Das hätte den großen Vorteil, dass ich dort wirklich in Ruhe charakterlich passende Tiere und - soweit man es beim Kitz erkennt - passendes Gebäude auswählen könnte, andererseits sind sie als Mischlinge vielleicht nicht so "vorhersehbar" in der Entwicklung von Wesen und Körperbau. Zum Glück hab ich durch die Hundezucht etwas Übung in der Beurteilung, aber wenn man die Linien nicht kennt, kann sich ja viel im Wachstum unerwartet entwickeln...

Am liebsten würde ich einfach noch vor Ostern zum Stall fahren und Kitze aussuchen - vielleicht ganz gut, dass Corona mich zu einer langfristigen und überlegten Herangehensweise "zwingt" :-/


Liebe Grüße aus Wien,

Lisa & Elsa
Ziegentrekking Altmühlfra
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Beitrag von Ziegentrekking Altmühlfra »

[quote='sanhestar','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post219085']Tauernschecken: oft Stelllungsfehler, vor allem in der Hinterhand. Charakterlich kenne ich nur einen Tauern und der ist "anstrengend" = leicht frustiert, schnell mit den Hörnern.
[/quote]Also sein Bruder gar nicht. ;) Der ist absolut sanft (auch zu den Kleinen) und sehr menschenbezogen.

Zu den Pfauenziegen: Ich arbeite mittlerweile fast ausschließlich mit Pfauenziegen bzw. Kreuzungstieren aus Pfauenziege und Bunter Deutscher Edelziege und bin sehr zufrieden. ^^ Alles sehr menschenbezogene und lernwillige Tiere (weil du etwas von Kunststücken schriebst, Lisa). Ich denke es kommt aber viel auch auf den Züchter an, von dem man seine Tiere holt.
Zuletzt geändert von Ziegentrekking Altmühlfra am 08.04.2020, 15:17, insgesamt 1-mal geändert.


sanhestar
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Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Ich habe viele Jahre mit Wald-und-Wiesen-Kreuzungen gepackt und zwischendrin dann mal Rassetiere eingekreuzt. Die Mischung die Du beschreibst, klingt eigentlich fast ideal. Plus die gute Möglichkeit, zwischen mehreren Lämmern eine Auswahl treffen zu können und die Elterntiere auch zu sehen.


Sabine M.H.
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ClarasZiegen
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Beitrag von ClarasZiegen »

Ich finde bei den Pfauen gibt es scheuere und zutraulichere Linien.
Allgemein habe ich genetisch Unterschiede auch in der Arbeitswilligkeit bemerkt.

Ich habe im Herbst eine neue Ziege in meine Pfauenherde geholt. Die wurde recht schnell zahm, war immer ruhig, nie Drama. Ist aber auch nie gut mitgelaufen, lange Wanderungen konnte ich mit der vergessen. Klar, kleine Spaziergänge gingen aber fleißig war sie überhaupt nicht.
Ich hatte mal eine Schwester von ihr. Die war auch ruhig, streitschlichtend und problemlos, hat aber spaziergänge gehasst. Auch ihr Kitz jetzt war langsam, nicht viel rumgehüpft und irgendwie "verpeilt". Dafür halt ganz zutraulich. Konnte man mit zum Kaffetrinken ins Restaurant nehmen und einfach auf den Schoß setzen wo es dann ne stunde blieb.
Körperlich alle in top Kondition, das lag alles nur am temperament.
Man muss halt wissen was man will. Will ich eine unkomplizierte Herde nehm ich die. Habe sie jetzt aber verkauft,da wir marschieren wollen.

Die andere Linie die ich habe ist frecher, etwas scheuer zu Beginn aber dafür überaus motiviert. Aber grad die Nachkommen von meiner Lieblingsziege Heidi sind wahnsinnig arbeitswillig. Hyatti (Bild) wird nächste Woche ein Jahr alt und ist im März jetzt auf 25km Wanderungen alleine mitgegangen ohne zu motzen (und ohne Leine).

Finde die Pfauen vom Gebäude her auch gut.

Hatte mal ne Zwergziege, fand ich persönlich zum Wandern echt ungeeignet (kurze beine, dauernd gemotzt) :D weiß aber nicht was andere da für Erfahrungen haben.


Concinnity
Beiträge: 14
Registriert: 05.04.2020, 19:29

Beitrag von Concinnity »

Danke Dir!

Bei den Zwergziegen fände ich es charakterlich auch spannend... was mich da jedoch mehr beunruhigt ist der Körperbau in der Hinsicht, dass sie doch zum Großteil als reine Hobbytiere "vermehrt" werden und nicht in dem Maß selektiert wird, dass zumindest das Gebäude ein Grundmaß an Nutzung zulässt - so stelle ich mir zumindest vor, dass bei Herdbuchtieren oder gezielten Kreuzungen ein bestimmter Gebäudetyp selektiert und vorausgesetzt werden kann und zumindest stark fehlgestellte oder überbaute Tiere aussortiert werden. Dazu kommt dann noch die eventuell starke Inzucht bei Zwergziegenherden - wobei ich ja aus der Hunde- und Nutztierzucht weiß, dass auch da Inzucht und langjährige sehr enge Zucht durchaus präsent sind. Da wurde dann aber hoffentlich passend Buch geführt und man kann weniger eng gezogene Tiere auswählen.


Liebe Grüße aus Wien,

Lisa & Elsa
sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

[quote='Concinnity','https://ziegen-treff.de/forum/index.php ... post219098']
so stelle ich mir zumindest vor, dass bei Herdbuchtieren oder gezielten Kreuzungen ein bestimmter Gebäudetyp selektiert und vorausgesetzt werden kann und zumindest stark fehlgestellte oder überbaute Tiere aussortiert werden.
[/quote]jein. Wenn das überbaute zum Rassestandard gehört, dann wird das nicht raus selektiert. Und die Gebäudeselektion konzentriert sich auf viel Platz für Euter und Lämmer, nicht auf Trageeigenschaften.


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Concinnity
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Beitrag von Concinnity »

@sanhestar - ich meinte auch nicht Selektion auf gutes Gebäude fürs Packen, sondern Selektion auf die gewünschte Eigenschaft, die ich somit etwas besser voraussagen kann. Damit kann ich auch als Neuling etwas besser einschätzen, ob eine Rasse vom Gebäude für meine Anforderungen im gros passen wird oder garnicht in Frage kommt. Und bei den Zwergen denke ich mir bei vielen Bildern aus den Kleinanzeigen eher letzteres, obsohl da häufiger auch adulte Tiere zahm und zutraulich abzugeben sind.


Liebe Grüße aus Wien,

Lisa & Elsa
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