hier mal eine kleine Geschichte, die ich im Internet gefunden habe. Der Autor war allerdings nicht zu ermitteln ...
Wie die Ziegen nach Hessen gekommen sind
(Autor unbekannt)
In alten, alten Zeiten war das Hessenland mit großen Waldungen umgeben, in welchen viele Wölfe hausten. Manche Ziegenfamilie hat es versucht, in das Land einzudringen, aber alle sind von den blutgierigen Bestien zerrissen worden.
Da zieht eines Tages auch wieder ein schwaches Zicklein des Wegs gen Hessen. Kaum ist es im Walde, so tritt ihm ein Wolf entgegen und will es fressen. Da sagt das Zicklein in der Angst: »Meine Mutter kommt auch noch.« Der Wolf denkt: >du willst dir den Appetit nicht verderben; die Mutter ist ein besserer Fraß für deinen hungrigen Magen.< Er lässt das Tier in Frieden ziehen. Bald nachher erscheint auch wirklich die Ziegenmutter. Schon will sich der Wolf über sie herwerfen, da spricht sie in ihrer Angst: »Ach, mein Mann kommt auch noch!« - >Halt!< denkt der Wolf, >der Mann ist größer und ein besserer Fraß für dich; willst warten mit der Mahlzeit, bis der kommt.< Endlich kommt auch der Ziegenbock angezogen. Dem Wolf lacht das Herz im Leibe, als er den stattlichen Kumpan sieht. Schon macht er sich zum Sprung bereit, um ihn bei der Kehle zu fassen, da fallen ihm zwei merkwürdige Stücke am Bocke auf: die Hörner und der Beutel. »Sag mir doch einmal, Bock«, spricht er, »was trägst du da für große Zacken auf dem Kopfe, und wozu dient dir der Beutel zwischen den Beinen?« - »Ih nun«, versetzt der Bock, »die Zacken sind ein paar Pistolen, und in dem Beutel trage ich Pulver und Blei.« - »So!« sagt der Wolf ein wenig betroffen. In demselben Augenblick reibt der Bock, wie es seinesgleichen wohl zu tun pflegt, das linke Horn an den Weichen. Da glaubt der Wolf, er ladet, und ergreift die Flucht.
Also ist die erste Ziegenfamilie glücklich ins Hessenland gekommen, und ihre Nachkommenschaft hat sich dermaßen ausgebreitet, daß Hessen mit seinem Überflusse alljährlich die Nachbarländer versorgt.