IMO-Präparate selbst herstellen / KNF

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davX
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IMO-Präparate selbst herstellen / KNF

Beitrag von davX »

Hallo zusammen,

das könnte für einige hier vielleicht interessant sein. Die meisten dürften vermutlich mit EM vertraut sein. Daneben gibt es noch einen anderen Ansatz, der durch die Koreanische Natürliche Landwirtschaft (Korean Natural Farming, KNF) bekannt wurde, jener der Indigenen Mikrooranismen (IMO), sprich den Bodenorganismen, die vor Ort vorkommen und die man selbst vor Ort also sammelt und vermehrt mit den entsprechenden Methoden.

Mit diesem Konzept arbeitet unter anderem auch La Ferme du Bec Hellouin, sprich sie haben sich davon inspirieren lassen, fanden es aber zu kompliziert und zu wenig angepasst für unsere eher kühleren europäischen Breitengrade. Das schreiben sie in ihrem Buch "Miraculous Abundance".

Angeregt dadurch hatte ich vor einiger Zeit mal nach KNF und diesen IMO gesucht und fand aber eher vage Beschreibungen. Kürzlich bin ich eher zufällig erneut darüber gestolpert, als ich nach der Herstellung von Bokashi nach traditioneller japanischer Art suchte, und dort verwendet man ebenfalls wie beim KNF nicht käufliche Mikroorganismenpräparate sondern stellt sie ebenfalls selbst her aus dem, was im Garten und Haus so an Küchen-, tierischen und pflanzlichen Abfällen so anfällt.

Besonders ins Auge gestochen ist mir diese kurze, knackige Hands-on Anleitung, die doch einen sehr guten und schnellen Überblick verschafft (auch dank geeigneten Grafiken und anschaulichem Bildmaterial), um sich vorstellen zu können, wie diese Präparate hergestellt werden:
http://www.kswcd.org/conference/Dr%20Ho ... IMO%29.pdf

Man sieht, dass sie stark mit Reis, Reispflanzen etc. arbeiten und dass vermutlich auch die klimatischen Bedingungen etwas anders sind. Auch bei den Zusätzen, was sie alles noch beigeben, sind m.E. ohne grosse Recherche nicht alle verwendeten Abkürzungen sofort verständlich. Es gibt allerdings auch noch ausführlichere Beschreibungen zum Thema, die unter anderem auf folgenden Seiten zu finden sind:

Ein älterer Beitrag von einer Mailingliste, der viel Informationen damals über KNF und Fermentation zusammentrug, viele Links gehen nicht mehr, aber da die Artikel mit Autor und Titel genau angegeben werden, findet man sie mit Suche problemlos wieder und interessant ist auch, dass sie angeben, dass es ein Buch über KNF gibt:
http://www.ibiblio.org/london/SoilWiki/ ... 00012.html

Aus dem Bereich der Permakultur von der anderen Seite des Teiches gibt es ebenfalls Informationen und die Leute haben sich damit beschäftigt, was aber auffällt, das ist noch von recht jungem Datum, der zweite Link ist ferner eine Seite mit umfangreichen Videos und Beschreibungen, die ich aber noch nicht im Detail gesichtet habe, die aber im ersten Link empfohlen wurden:
https://permies.com/t/73479/Journey-Fer ... ing-Korean
http://culturalhealingandlife.com.www41 ... l-farming/

Ich denke, wer sich tiefer mit Fermentierung und der Nutzung nützlicher Mikroorganismen beschäftigen möchte, der dürfte auch hier einen interessanten ergänzenden Beitrag finden.

Nachtrag:
Etwas ausführlicher und allgemeiner findet man auch hier im Beitrag von Manfred Informationen über KNF:
Cho Han Kyu - Korean natural farming


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davX
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Re: IMO-Präparate selbst herstellen / KNF

Beitrag von davX »

Hier ist ein Follow-up. Ich habe diesen Sommer mich mit den anderen Präparaten neben den IMO auseinandergesetzt und einiges gleich in der Praxis ausprobiert. Hier ist eine Übersicht:
Verschiedene KNF Präparate
Verschiedene KNF Präparate
knf_liquids1.jpg (180.1 KiB) 3984 mal betrachtet
Fermentationsprozess
Fermentationsprozess
knf_fermentierung_zutaten.jpg (112.74 KiB) 3984 mal betrachtet
Auf dem zweiten Bild sind zu sehen links hinten FPJ und vorne Reiswaschwasser (für LAB), in der Mitte FFJ und rechts verkohlte Knochen (für WCP).

LAB (lactic acid bacteria)
Man verwendet das Abwasser beim Reiswaschen (bevor man ihn kocht). Die Stärke bietet einen Nährboden zum Sammeln von Bakterienkulturen. Man lässt dieses Reiswaschwasser für ein paar Tage in einem offenen Gefäss stehen, das man mit Küchenpapier oder einem anderen atmenden Material abdeckt. Wenn sich ein süsslicher Duft entwickelt, fügt man 10 Teile Milch dazu und lässt das Ganze nochmals ein paar Tage fermentieren, bis sich das Ganze in drei Schichten trennt, die oberste Sicht ist der Frischkäse, in der Mitte ist die Molke und unten befindet sich der Satz. Den Käse können wir essen, Tieren verfüttern oder als Kompost, Bokashi... nutzen. Die Molke füllen wir in eine Flasche ab, das sind unsere Milchsäurebakterien oder LAB.
Sie lassen sich im Kühlschrank mehrere Monate aufbewahren. Teilweise liest man auch, dass sie ohne Kühlung haltbar wären, oft aber wird dann empfohlen sie 1:1 mit Zucker zu vermischen, der sie haltbar machen soll. Ob die Beigabe von Zucker nötig ist, weiss ich nicht, sie schadet sicher nicht, wenn man das LAB ohne Kühlung lagern will, im Kühlschrank aufbewahrt ist er hingegen unnötig.
Zur Anwendung wird LAB im Verhältnis 1:1000 mit Wasser verdünnt, also 1 ml pro Liter.

FPJ (fermented plant juice)
Es werden am besten vor Sonnenaufgang Pflanzenteile gesammelt wie junge Triebe, unreife Früchte etc., jeweils von einer einzigen Pflanze. Sie werden zu gleichen Teilen mit Rohrzucker gut gemischt und in ein offenes Glas zu 3/4 gefüllt, oben mit einer dünnen Extraschicht Zucker gedeckt und dann mit einem Küchenpapier als Schutz abgedeckt. Der Zucker entzieht den Pflanzenteilen das Wasser und Nährstoffe und es entsteht ein Pflanzensaft. Die Fermentation dauert eine Woche. Dann kann der Pflanzensaft, unser FPJ, in eine Flasche abgefüllt werden. Der Saft sollte nicht gären und nicht alkoholisch riechen. Das ist ein Anzeichen dafür, dass zu wenig Zucker bei der Fermentation vorhanden war. Der Zucker konserviert die Mikroben und bringt ihre Aktivität zum Stillstand. Wenn man den Pflanzensaft wieder mit Wasser verdünnt, werden die Mikroben wieder aktiviert.
FPJ wird bei der Anwendung ebenfalls 1:1000 verdünnt.

FFJ (fermented fruit juice)
Fermentierter Fruchtsaft wird analog zum fermentierten Pflanzensaft hergestellt und verwendet, nur mit reifen Früchten. Typischerweise werden aber nicht nur Früchte von einer Pflanze, sondern Früchte von drei verschiedenen Pflanzen verwendet. Er kommt zum Einsatz bei Pflanzen, wenn sie in die Fruchtreife kommen.

WCA (water soluble calcium)
Die Kalziumlösung wird hergestellt aus Eierschalen, die bei mittleren Hitze auf einem Feuer oder Herd geröstet werden, bis sich die Innenhaut der Schale löst. Diese kann dann mit einem Fächer von den Schalen getrennt werden. Wir wollen diese nicht in unserer Endlösung haben. Die Eierschalen werden weiter geröstet bis sie alle eine bräunliche Färbung haben und richtig brüchig werden.
Danach kommen sie in Essig/Reisessig (BRV) und werden mindestens für 1-2 Wochen stehen gelassen. Durch die Säure sollten sich Blasen bilden und die Eierschalenteilchen sich im Wasser bewegen. Danach kann die Essiglösung abgesiebt werden und in eine Flasche abgefüllt.

WCP (water soluble calcium phosphate)
Die Kalziumphosphatlösung wird hergestellt aus Knochen von Säugetiere oder Fisch (Geflügel soll weniger geeignet sein), die zuvor über einem Feuer oder einer Hitzequelle solange geröstet werden, bis sie ganz schwarz sind und sich gut verbrechen lassen. Sie sollten nicht mehr braun sein innen, aber sie sollten noch nicht so stark verkohlen, dass sie aussen ganz weiss werden (ein bisschen macht nichts). Dann ist der Prozess wiederum ähnlich wie beim WCA. Es kommt in ein Glas mit Essig, das abgeckt und für etwa 2 Wochen stehen gelassen, abgesiebt und dann abgefüllt wird.

BRV (brown rice vinegar)
Reisessig, wie er in der Natürlichen Landwirtschaft verwendet wird, kann auch durch einen anderen Essig hergestellt werden. Alternativ kann man ihn aus den Resten von FPJ oder FFJ herstellen, die man in ein Glas gibt, mit Wasser auffüllt und abdeckt. Der Zucker wird dann zuerst zu Alkohol und dann zu Essig fermentiert. Der Prozess dauert etwa 1-3 Monate.

SW (sea water)
Meerwasser dient als Nährstofflieferant, insbesondere von Spurenelementen. Meerwasser wird im Verhältnis 1:30 verdünnt, da die meisten wahrscheinlich keinen Zugang zu Meerwasser haben, tut es auch Meersalz, das im Verhältnis 1:1000 dem Wasser beigegeben werden kann, also 1 g pro Liter.

Erste Ergebnisse:
Insbesondere bei der Anwendung von FPJ hatte ich den Eindruck, dass danach das Unkraut (Vogelmiere), an dem ich es zuerst ausprobierte und später auch die Bohnen im Garten, dass sie kräftiger wuchsen. Das ist aber nur ein subjektiver erster Eindruck. Ebenfalls subjektiv ist der Eindruck, dass ich bisher deutlich weniger Frassspuren an den Blättern habe. Ich bin zur Zeit zudem noch in der Lernphase, bin am Ausprobieren, wie ich die verschiedenen Mittel am besten einsetze, was es alles zu beachten gilt und wie es sich tatsächlich in der Praxis verhält.
Ich sollte vielleicht bei Gelegenheit mal Fotos machen wie die Pflanzen aussehen. Was mich insbesondere interessiert, wie beispielsweise die Gurken sich entwickeln gegen Saisonende, weil sie bei uns in der Regel meistens von Mehltau befallen werden oder wie sich die Buschbohnen im Herbst entwickeln. Jetzt am Anfang der Gartensaison sieht meistens noch alles ganz gut aus.

Wie erwartet ist es kein Wundermittel und die Lernkurve ist nicht zu unterschätzen, mein erster Eindruck ist auf jeden Fall positiv. Zudem scheint es mir eine attraktive Alternative zu gekauften EM und Bokashi-Produkte. Die hier vorgestellten Präparate sind überwiegend basierend auf Bakterienkulturen (insbesondere Milchsäurebakterien) als Mikroorganismenkulturen. IMO würde auch andere Mikroorganismen, insbesondere Pilze, bieten und wäre daher eigentlich noch besser. Aber Milchsäurebakterien alleine, sind aus meiner Sicht auch schon ein guter Start zusammen mit unterstützenden Massnahmen, damit die Bakterien gute Bedingungen haben.

Noch eine Schlussbemerkung: wer es nachmachen möchte, ich habe bei meinen Beschreibungen teilweise Details weggelassen um die Beschreibungen knapp zu halten. Es ist daher empfehlenswert mindestens noch eine verlässliche andere Quelle zu Rate zu ziehen, worauf alles geachtet werden muss. Eine gute Quelle ist beispielsweise CGNF India:
http://cgnfindia.com/index.html


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davX
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IMOs in der Regenerativen Landwirtschaft

Beitrag von davX »

Ein interessanter Beitrag von ABC Rural (Australia) über die Koreanische Natürliche Landwirtschaft und Regenerative Landwirtschaft. Offenbar boomen diese Themen in Down Under.

Der Artikel handelt von Kate Rose, welche in der Wide Bay Macadamia Nüsse anbaut und dabei auf die Methoden der Koreanischen Natürlichen Landwirtschaft setzt, ähnlich also wie auch Chris Trump in Hawaii. Rose konnte so den Ertrag von 3,5 Tonnen während der Betriebsübernahme auf 5,6 Tonnen im ersten Jahr und nochmals um 25% im zweiten Jahr steigern.

Bemerkenswert ist, dass der Artikel gleich beschreibt, wie IMO 1 bis 5, die fünf Hauptpräparate der Koreanischen Natürlichen Landwirtschaft hergestellt werden:
Five-step process
  1. Collecting the culture (mouldy leaves) from the farm environment and then using that to grow more mould on a bed of rice
  2. Mixing equal parts mouldy rice and brown sugar and storing in a glass jar away from sunlight
  3. Using a small amount of the rice/sugar paste and mixing that with waste nut and husks of macadamias as well as a homemade liquid
  4. Combining equal parts garden soil with the above mixture
  5. Adding goat and chicken manure to the blend then sprinkle around trees adding organic gypsum on top
Weiter im Beitrag, solche Ansätze, um das Bodenleben zu verbessern, seien keine Einzelfälle, viele Methoden aus der Regenerativen Landwirtschaft seien in Australien mittlerweile im Mainstream angekommen.

Und zum Schluss vom Artikel gibt es noch einen guten Rat vom Mikrobiologen Jeremy Bradley. Bauern, welche in die Regenerative Landwirtschaft einsteigen wollten, sollen sehr klein anfangen:

"I think that a farmer could do well from learning how to use a microscope and having a really good look at their own soil"

:nick:


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