Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Manfred
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Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Beitrag von Manfred »

Ich kann es noch nicht so ganz glauben...
Auf der Suche nach besseren Lösungen für mein in den zurückliegenden extremen Trockenjahren entstandenes Distelproblem,
wurde ich heute auf die Arbeit von Kathy Voth aufmerksam gemacht.
Sie hat ein einfaches Verfahren entwickelt, Rinder das Fressen scheinbar unbeliebter Pflanzen beizubringen,
darunter auch Disteln und Ampfer:

Ein einführender Artikel:
https://onpasture.com/2013/04/09/how-to ... HC57IFRSfk

Ein kurzes Einführungsvideo:



Das Prinzip ist ganz einfach:
Die Tiere werden einige Tage an ein beliebtes Lockfutter gewöhnt, bis sie Routine haben, zu den Futtertrögen zu kommen und dort lecker Futter vorzufinden. Es schadet vermutlich nicht, bereits das Lockfutter zu variieren.
Dann wird einige Tage lang das Zielunkraut zerhackt ins Lockfutter gemischt.
Wenn die Tiere sich daran gewöhnt haben, es mit zu fressen, wird nur noch das Zielunkraut in den Trögen verfüttert.
Danach werden die Tiere auf eine von diesem Unkraut betroffene Fläche gelassen...

Da fällt einem schon die Kinnlade runter, wenn man Kühe genüsslich Disteln mampfen sieht.
Ich werde es versuchen und berichten.


Nakati
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Re: Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Beitrag von Nakati »

Wow! da bin ich gespannt!


Viktualia
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Re: Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Beitrag von Viktualia »

Viel Glück für den Versuch!
Ich hatte mal so was ähnliches gelesen - und hab´s tatsächlich wiedergefunden, aber es war nicht im Netz, sondern in einem Kräuterbuch:

Bockshornklee - "...Als eines der bekanntesten Futterkräuter wurde B. dazu verwendet, während der Jahrtausende in den Ländern um das Mittelmeer das Vieh zu füttern. Tatsächlich ist der botanische Name dieses Krautes das lateinische Wort für "griechisches Heu", und da das Vieh diesen Geschmack kennt, wird es häufig als Futterzusatz zu unbekanntem Futter gemischt.
Bockshornklee ist der Luzerne, einem weiteren Futterkraut nicht unähnlich und wird auch ähnlich verwendet."
(Kräuter und Gewürze Unipart Verlag)

Baust du Luzerne und/oder Bockshornklee an? Oder hast eine Quelle dafür?
Womöglich ist das ja schon länger kein "traditionelles Futter" mehr...


Fred
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Re: Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Beitrag von Fred »

Das System funktioniert auch mit zweibeinigen Säugetiere, und ehrlicherweise können wir viele heutige Nahrungsmittel nur noch verzehren, wenn genug "wohlschmedkende Beimischungen" dabei sind. Man sollte das System halt nicht mit Herbszeitlosen, Maiglöckchen, usw machen. Wobei es nicht so klar ist, ob man dabei die Nicht-Mehr Unkräuter schnell los bekommt, bin ich mir nicht sicher, weil die beweidenden Tiere ihre Futterpflanzen ja auch verteilen, verbreiten und verjüngen. Geoff Lawton bereichtet von seinem Versuch, ein beweidbares Unkraut ("Pigweed?) so los zu bekommen, und sein Neuaufwuchs war Pigweed pur.
Bei Disteln kann es eventuell gut funktionieren, wenn durch das Beweiden sich das Biologische Bodenregime nach einigen Durchgängen zugunsten von anderen Futterpflanzen verschoben hat. Wobei einige wenig stachelige Gänse-Distel-Arten ja auch durchaus in der Ernährung von Homo Sapiens Verwendung finden. "Das ist aber mal eine milde Rauke", war das Urteil meiner Testesser.


Manfred
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Re: Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Beitrag von Manfred »

Das Experiment muss wohl bis nächstes Jahr warten.
Die Disteln sind verblüht und verdorren.
Außer ich finde irgendwo eine Ecke mit vielen jungen Rosetten...


Stolze Kuh Bäuerin
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Re: Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Beitrag von Stolze Kuh Bäuerin »

Bei uns funktioniert das auch ganz gut mit hungrigen Rindern und viel Strom auf dem Zaun. Da räumen die pickobello auf. Heute habe ich eine Jungbullenherde auf ein neues Stück mit schilfigem Gras gelassen und sie fraßen als erstes Brennnessel, Distel und Holunderblätter. Macht nicht dick, aber räumt auf.
Was sollte ich dann auf dieses Feuchtgrünland nachsäen, um was Nahrhaftes zu etablieren?
Hier ein Bild:


Manfred
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Re: Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Beitrag von Manfred »



Viktualia
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Re: Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Beitrag von Viktualia »

Na, die trauen sich aber was-
Das hat mich an was erinnert - und ich hab´s zumindest ansatzweise wieder gefunden - bei Meerschweinchen gibt es Halter, die ihnen Brombeeren nicht gönnen, wegen der Dornen. Bei Ziegen müsste das ja auch von Belang sein, aber ich zitier mal aus dem Wutzenforum (von: Murx Pickwick)
Stacheln fressen
Meine Steckenpferde sind unter anderem Phylogenetik und Ethologie ... und da gehts zum großen Teil auch darum, daß ein Tier eben nicht so aussieht, weil es so aussieht, sondern weil es spezielle Anpassungen an die Lebensweise der Tiere sind ...
Wenn ich also nun alle dornenfressenden Säugetiere, die ich so weltweit finden kann, mir genauer anschaue und vergleiche mit Säugetierarten, die keine Dornen fressen, komme ich auf ein paar Dinge, die allen dornenfressenden Tieren gemeinsam sind:
- dicke Lippen
- spezielle Kaubewegungen, die dazu führen, daß das Stachelgedöns zwischen den Zähnen bleibt (das Schlittengelenk der Stachelschweinartigen mit den Vorwärts-Rückwärts-Kauen ist dabei was Besonderes, aber auch in diesem Taxon haben die Blattfresser, die selten mit Dornen zu kämpfen haben, dieses Schlittengelenk lange nicht so stark ausgeprägt und können durchaus noch seitwärts kauen, wie die Dornenfresser in diesem Taxon.)
- Megabreite Mahlflächen mit Möglichkeiten, die schon fein genug gekauten Pflanzenteile zum Abschlucken in den Mundraum zu leiten (meist über die spezielle Lamellenform der Zähne, bei Nagetieren jedoch ists offenbar die Schrägstellung der Backenzähne)
- Absolute Lückenlosigkeit zwischen den Backenzähnen und damit verbundene mehr oder weniger starke Backenzahnreduktion.

Das finde ich alles bei Meerschweinchen wieder ... und ich habe die Beobachtung, Kaninchen verletzen sich immer mal am Stachelgedöns, insbesondere Disteln, bei Meerschweinchen dagegen hab ich das noch nie erlebt, weder bei Meinen, noch bei fremden Meerschweinchen.
Ich weiss, das ist keine "wissenschaftliche Quelle", aber könnte doch belegen, dass die Tiere nicht kurz vor dem Verhungern stehen, sondern eher so "back to the roots" unterwegs sind.


Manfred
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Re: Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Beitrag von Manfred »

Bei dem Video oben bin ich mir nicht sicher, ob das nicht Kakteen mit abgebrannten Stacheln sind.
Bei Futternot oder um die Kakteen zurück zu drängen wird das öfter gemacht, meist mit einem Gasbrenner.
Hier z.B.:



Manfred
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Re: Rindern das Fressen von Disteln und anderen Unkräutern beibringen

Beitrag von Manfred »

Was beim ersten Kaktus-Beitrag leider nicht angezeigt wird, ist der Test des Beitragserstellers, Ruben Ramos, dazu:

"Old rancher: Cows will eat cactus.
Me: Pffft...not my cows, I feed them too well!
My cows:"

In dem Kommentaren wurde dann später auch das Abbrennen erwähnt.
Er hat darauf geantwortet: "I didn’t even burn them off."


Cindy Salo hat in den Kommentaren außerdem dieses Video gepostet, das sie in Arizona aufgenommen hat:



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