RE: Schlachten von Nutztieren

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Nicola
Beiträge: 924
Registriert: 12.11.2001, 00:00

RE: Schlachten von Nutztieren

Beitrag von Nicola »

Hallo Uli,
natürlich sind Tierschützer online!
Aber alle hier sind sich einig, daß man das Schlachten können muß und vor allem: daß die Tiere angst- und schmerzfrei sterben sollen.
Was soll ich dagegen haben? Das ist genau meine Meinung!
Wir schulden den Tieren Respekt, wir haben alles zu tun, um ihnen ein ARTGERECHTES Leben zu ermöglichen und wir dürfen sie nicht quälen. Der Mensch ist aber nun mal ein Allesfresser.
Für mich liegen die Probleme nicht in dieser Tatsache, sondern darin, daß sich kaum einer seiner Verpflichtung gegenüber der Natur bewußt sein will. Diese Sch... Konsumgesellschaft, in der nur Mode und Karriere zählen macht alles kaputt.
Man kauft Fleischwurst im Aldi, gibt Kinder zur Tagesmutter und setzt Hunde an der Autobahn aus - alles damit der Lebensstil nicht beeinträchtigt wird!
Wenn die Menschen nicht bald mal anhalten und nachdenken, ist nichts mehr übrig!
Nachdenkliche Grüße
Nicola


Günter
Beiträge: 783
Registriert: 27.03.2003, 23:09

RE: Schlachten von Nutztieren

Beitrag von Günter »

Hallo,

Meinen Senf will ich auch noch beitragen.
Zum Thema Schlachten bzw. Einschläfern von Tieren mittels Bolzenschußgerät habe ich mir auch so manche Gedanken gemacht und meine Erfahrungen gesammelt, eigentlich keine schlechten. (Aber nicht das Ihr denkt, ich schieße gerne, im Gegenteil, es kostet auch nach Jahren Überwindung).
Der Bolzenschuß dient beim Schlachten zur Betäubung vor dem Blutentzug, führt natürlich auch ohne Schnitt zum Tod.
Uns wurde beim Lehrgang Sachkundenachweis gesagt, das bei richtiger Position des Bolzenschußgerätes das Bewegungs- und Empfindungszentrum des Tieres sofort ausgeschaltet wird. (Kontrolle z.B. durch Berührung des Auges, der Lidreflex ist ausgeschaltet). Bei gehörnten Schafen und Ziegen ist das direkt hinter (!) den Hörnern. Die anschließenden mehr oder weniger starken Zuckungen des Tieres, auch nach dem Halsschnitt zur Entblutung, sollen durch Nervenreflexe kommen, wie auch ein Huhn ohne Kopf noch davonfliegen kann. Ob man es glauben kann ? Ich tue es.
Nebenbei: In Rheinland-Pfalz braucht man den Sachkundenachweis nur wenn ich für andere schlachte, nicht für eigene Hausschlachtung. Das habe ich allerdings erst während des Lehrgangs erfahren. Schädlich war er jedoch nicht, hat nur Geld gekostet.

Ich kenne nur diese Methode aus Erfahrung.
Wichtig finde ich persönlich, daß man einen Weg findet, den man gezeigt bekommt, der schnell geht, und wo man nicht selbst erst lange probieren muß. Ob Bolzenschuß, Kopfschlag mit dem Hammer oder schächten. (Keine Ahnung und Wertung wann was erlaubt ist.)

Außerdem, möglichst keine Tiertransporte und keine Wartezeiten für das Tier ! In diesen Stunden leidet es, nicht in den Sekunden die uns Menschen so schwer fallen.
Ich nehme den Umstand auf mich, töte das Tier zum schlachten auf der Weide, bringe es dann nach Hause für die weiteren Schritte.

Auch bei einem unheilbar kranken Tier (Listeriose) hatte ich vom Tierarzt die "Erlaubnis" bekommen, das Tier mittels Bolzenschuß zu töten. Auch hier lasse ich offen, ob es die beste Methode ist, aber es war die schnellste, um das Tier zu erlösen, und damit doch der beste Weg. Bis bei uns der TA kommt dauert es meist Stunden.

Ein für mich immer noch heikles und bewegendes Thema.

Viele Grüße

Günter<br><br>______________<br><br>Folge denen, die die Wahrheit suchen
zweifle an denen, die sie gefunden haben


Zickenvoigt
Beiträge: 164
Registriert: 29.08.2003, 21:12

RE: Schlachten von Nutztieren

Beitrag von Zickenvoigt »

Hallo Franco,
es gibt ja schon eine Menge einträge, aber ich gebe meinen Senf auch noch dazu:Wir schlachten in jedem Jahr eigene Kaninchen und Hühner und Enten. Ich finde, daß das wichtigste an der Sache eine Vernünftige Haltung vor der Schlachtung ist.Zum einen, weil wir es den Tieren schulden, zum Anderen, weil das gesundes Fleisch garantiert. Ich habe nicht alle Beiträge gelesen,aber wenn jemand was wegen Tierquälerei sagt, sollte er sich mal ansehen, wie Wildtiere an ihr Futter kommen(Löwen usw.)! Auch die Schlachtung in so manchen Betrieben ist nicht ohne.

Also guten Appetit, Manuela


Khamis
Beiträge: 223
Registriert: 10.06.2003, 03:35

Re: RE: Schlachten von Nutztieren

Beitrag von Khamis »

maja hat geschrieben:Hi Leute
Egal wie man schlachtet/schächtet man muß einen Schlachtschein haben. So sieht es zumindest von der gesetzlichen Seite aus. Diesen Schlachtnachweis kann man unter Aufsicht des Vet-amtes erlangen. Mit diesem soll auch gewährleistet werden das der, der schlachtet dies auch kann. Schächten muss extra genehmigt werden.

Gruß Heike
Jetzt habe ich mich nochmals beim Veterinäramt schlau gemacht, wie es mit dem Schlachten für den eigenen Verbrauch aussieht (Landkreis Unna).
Es ist richtig, daß man eine Genehmigung für das Schechten beantragen muss. Laut Aussage des Beamten, man kann einen Antrag stellen, aber man bekommt trotzdem keine Genehmigung. *shock*

Für das Schlachten braucht man allerdings keinen Schlachtschein. Nur der zuständige Amtsarzt muss die Tiere lebend bzw. das Fleich nachher angucken und stempeln. Das kostet 10EUR an Gebühren.

Dann habe ich gefragt, ob man für das Schlachten einen geeigneten Ort haben muss (sprich Schlachtraum). Die Antwort ist, man kann auch im Stall schlachten. Aber nicht auf dem Balkon oder auf der Terrasse, dem Nachbarn gegenüber. #baeh#


Anonymous

Beitrag von Anonymous »

aus intresse muss ich das alte thema jetzt doch nochmal hervorholen! hab mich hier grad ein bisschen durchgelesen und bin erstaunt! versteh ich es richtig, das es im prinzip legal ist, für den eigenbedarf selbst daheim im "wohnzimmer" zu schlachten?

also mal angenommen, ich hätt vor em haus nen schweinestall und hätte lust auf en saftiges steak- ich hol mir en schweinchen, hängs im keller auf und machs auseineander (sorry, wenns so krass klingt)!

oder gibts da ne beschränkung, dass man das beispielsweise nur bei kleintieren darf?

lg flori


-Johanna-

Beitrag von -Johanna- »

Hallo,

nachdem ich jetzt alle Antworten hintereinander gelesen habe, ist mir ganz weich in den Knien und schwummerig im Kopf.

Also, ich habe selbst nur Hühner und Kaninchen geschlachtet. Mein Mann hat von Anfang an gesagt: Schaff an, was du dir erträumst, aber verlang nie von mir,daß ich was schlachte.

Also mit Hühnerschlachten fing das an. Das habe ich mir von der alten Nachbarin zeigen lassen. Man kann von alten Leute (spezielle an Dort) viel lernen. Aber, als ich dann mein erstes Huhn selbst geschlachtet habe, brauchte ich einen Cognac vorher und einen nachher. Das Schlachten ist dabei garnicht das Schlimme. Wenn das Beil scharf ist und du das Huhn richtig hast (und auch hinterher schön festhälst !!!) und überzeugt bist, daß du das auch wirklich tun willst, ist das nur mäßig gruselig. Ich habe meine Hühner übrigens immer nachts geschlachtet. Da sitzen sie alle ruhig im Dunkeln auf der Stange und geben keinen Muks von sich, wenn du eines runternimmst und rausträgst. Aber dann kommt das Rupfen und Ausnehmen. Und das ist nicht nur von bestialischem Geruch (Würg) und Anblick begleitet. Das macht mir zu schaffen. Inzwischen bringe ich die Hühner in eine gewerbliche Schlachterei. Das habe ich mir auch angesehen, das kann ich vertreten. Da ist auch gleich die Frage des Schlachabfalls mit geklärt.

Zu den Kaninchen kann ich nur bestätigen, Gewehr ist m.E.auch eine gute Möglichkeit. Der Mann, der mit Kaninchenschlachten beigebracht hat, hat sie mit dem Gewehr aus nächster Nähe erschossen (Kopf). Das Kaninchen saß ganz ruhig und war im nächsten Moment tot. Die Möglichkeit habe ich nicht und das muß man wohl auch können. Ich habe mich auch für den Bolzenschußapparat entschieden. Da sitzt das Kaninchen auch ordentlich auf dem Tisch und ist nur wegen der fremden Umgebung bißchen beunruhigt. Aber da ist es wichtig, genau die richtige Stelle zu wissen und dann zu treffen. Auch das muß man sich zeigen lassen.

Manche können das mit Knüppel. Das wäre mir persönlich weniger sympatisch. Meine Hasen haben immer abartig geschrieen, wenn sie an den Hinterläufen genommen worden sind. Das verkrafte ich nicht.

Die Ziegen geben wir zum Schlachten an einen Fachmann. Da ist auch die Beseitigung des Schlachtabfalls geklärt. Mit einem Metzger hier am Stall habe ich nicht so gute Erfahrungen, das war obergruslig und die Tiere und ich waren schockiert.

Ja, schwieriges Thema. Mit Schächten habe ich mich nie befasst. Ich dachte eigentlich, es wäre verboten?? Nicht, daß ich was dagegen hätte, wers so machen will.

Aber zum Schluß, Sachkunde ist da wohl ganz wichtig, wenn man sich nicht den Grusel auf Dauer holen will. Also von irgendjemand zeigen lassen und dann unter Aufsicht probieren. Dann wirst du schon ein Verfahren finden, mit dem du leben kannst.

Gruß -Johanna-


Cordula

Beitrag von Cordula »

Hallo zusammen,

wo kann man wie Günter schreibt, den Sachkundenachweis/Lehrgang machen und mit welchen Kosten sind ungefähr zu rechnen?

Dann wurde geschrieben, das man für ein Bolzenschutzgerät auch einen Nachweis braucht? Wo und wie?


Günter
Beiträge: 783
Registriert: 27.03.2003, 23:09

Beitrag von Günter »

Hallo Cordula,

den Sachkundenachweis habe ich in der Lehr- und Versuchsanstalt Neumühle (ca. 25 km von Kaiserslautern) gemacht.
Kosten habe ich nicht genau im Kopf, schon einige Zeit her, schätze damals ca. 160 DM für 2-Tages-Kurs plus 100 DM für den obligatorischen Kauf des geschlachteten 1/2 Lammes. Vermute, daß Preise nicht gesunken sind.
Spezieller Sachkundenachweis für Bolzenschußgerät ist mir unbekannt. Ich konnte es frei kaufen, ohne Nachfrage nach Ausbildung, Sachkunde oder sowas.

Grüße Günter


Folge denen, die die Wahrheit suchen.
zweifle an denen, die sie gefunden haben.
Cordula

Beitrag von Cordula »

Hallo Günter,

vielen Dank für die Auskunft. Ich werde mich hier mal umschauen.


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Albrecht
Beiträge: 17
Registriert: 08.05.2003, 01:19

Beitrag von Albrecht »

Noch ein kurzer Beitrag:
Ob Schlachten mit vorherigem Bolzenschuss oder Schächten - das Tier sollte nicht aufgeregt werden. Durch den Stress und die dadurch ausgeschütteten Stresshormone wird das Fleisch meist zäh und verdirbt leichter.
Und wenn wir vom Schlachten von Schafen und Ziegen sprechen: auch die mongolische Methode des Brustschnittes und des Herzanhaltens geht schnell.
Übrigends sagt der mongolische Hirte dem Schlachttier, das es jetzt seiner Bestimmung zugeführt wird und das Töten nicht aus Hass geschiet. Er singt dem Tier ein Todeslied und beruhigt es so.
Aus eigener Erfahrung (und Schlachtung) kenne ich alle Methoden und die schrecklichen Geschehnisse in manchen Schlachthöfen.
Solange ihr euch grundsätzliche Gedanken über das Schlachten macht, werdet ihr sicher mit dem nötigen Respekt gegenüber unseren vierbeinigen Brüdern handeln.
Albrecht


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