Landschaftspflege mit Ziegen

[Uzou]

Hallo, ich hätte mich gern mal mit einem langjährig erfahrenen Landschaftspfleger mit Ziegen ausgetauscht, um einige für mich wichtig Infos zu erhalten! Ist hier jemand, der bereit ist mir unter die Arme zu greifen? Es geht um Flächen mit ca 60-80% Schwarzdorn! Ich wäre sehr froh, wenn sich jemand fände! Grüße Marion

[sanhestar]

und was willst Du wissen?

[Uzou]

Hallo Sanhestar, ich hätte gern von professionellen Landschaftspflegern, die das beruflich machen gewußt, wie sie so ein Projekt angehen! Also wieviele Tiere auf wieviel Fläche! Zufüttern oder nicht? Gibt es Nachteile bei Schwarzdorndezimierung als "Fastalleinfutter? (Milchgeschmack) Wie werden die Flächen vorbereitet und nachbereitet? Verschwindet der Schwarzdorn auf Dauer, wenn regelmäßig beweidet wird? Muss nach Beweidung noch nachgemäht werden evtl gepflügt???? In welchen Abständen muss nachgeweidet werden, damit sich der Bestand nicht wieder schließt? Also keine Einzelfrage , sondern Beratung auf ganzer Linie. Gruß Marion

[sanhestar]

Hallo,

ich kann Dir einige Punkte beantworten:

Also wieviele Tiere auf wieviel Fläche!
Das hängt von der Dichte/Grösse des Schwarzdorns und evtl. noch existierender anderer Pflanzen ab. Meine Erfahrung:
- nur Schwarzdorn, noch nicht verbissen, guter Aufwuchs (also ab jetzt bis zum Sommerende), 2x1 "Netze" (das ist unsere Maßangabe = 100x50m Seitenlänge), 15 Tiere: ca. 2 Wochen. Hängt davon ab, wie zauntreu sie sind und wie extrem Du den Verbiss haben willst
Schwarzdorninseln mit Gras drumherum, gleiche Fläche: da bleiben meine kürzer, weil sie kein Gras mehr fressen. Die Inseln sind meist innerhalb 1/2 bis einer Woche verbissen (abhängig von der Grösse der Insel)

Zufüttern oder nicht?
Während des Sommers und wenn keine Leistung verlangt wird - nein. Bei Milchziegen reicht Schwarzdorn-Diät nicht aus.

Gibt es Nachteile bei Schwarzdorndezimierung als "Fastalleinfutter? (Milchgeschmack)
Milchgeschmack: nein
Euterverletzungen: ja
Dornen in den Klauen: ja, ich kontrolliere mittlerweile täglich und pule Dornen. Teilweise auch länger dauernde Lahmheiten, wenn man einen Dorn nicht findet und der rauseitern muss. In solchen Fällen dann auch länger bestehende Klauenprobleme (Taschenbildung, Sohlenabszesse, die die Klaue längere Zeit beeinträchtigen)
Die Ziegen sollten Zugang zu anderen Futterpflanzen haben, da Schwarzdorn alleine dann doch einseitig in den Inhaltsstoffen ist.

Wie werden die Flächen vorbereitet und nachbereitet?
Vorbereitun: bei sehr grossen Flächen ggfs. Schneisen in die Hecken schneiden, damit man die Netze stellen kann.
Nachbereitung: bei uns nicht.
Netze "leiden": wenn es durch die Hecken durchgeht oder viel Jungschwarzdorn steht, sollte man die Netze zu zweit stellen und abbauen. Spart Zeit und man reisst sich die Netze nicht so aus, wenn man in den Schösslingen hängenbleibt. Stabile Kleidung und Schuhwerk (Schwarzdorn ruiniert die Schuhsohlen).

Verschwindet der Schwarzdorn auf Dauer, wenn regelmäßig beweidet wird?
jein - durch den Verbiss sterben die grossen Büsche irgendwann, aber die musst Du dann schon noch rausreissen. Auch die jungen Schösslinge bleiben stehen, treiben aber nicht mehr aus. Nach ca. 3 Jahren solltest Du aber an Weidewechsel o.ä. denken, da dann der Verbiss so stark ist, dass die Tiere nicht mehr die gleiche Zeit auf der Fläche verbleiben können = Futtermangel.

Muss nach Beweidung noch nachgemäht werden evtl gepflügt????
Nur, wenn es im Beweidungsplan steht oder der Schwarzdorn wirklich komplett eliminiert werden soll.

In welchen Abständen muss nachgeweidet werden, damit sich der Bestand nicht wieder schließt?
1x jährlich.

[Uzou]

Hallo Danke,
das beantwortet fast alles was ich wissen muss. Fakt war oder ist, dass ich einen Geländestreifen zum Pferdetraining um meine Koppel liegen habe (7-8m breit, liegt um ca 4,5 ha Land komplett herum) und nun habe ich ihn aus Zeitmangel 2Jahre nicht bearbeitet und so hat sich der Schwarzdorn an zwei Stellen gewaltig ausgebreitet und ich hatte die Idee ein Schneise für den Zaun reinzuarbeiten und dann die Ziegen reinzuschicken. Ein Teilstück zur Probe (mehrere Meter) haben sie schon gut hingekriegt. Das könnte also bei genügend Sorge um die Ziegen gelingen. Klingt hoffnungsvoll. Meine Ziegen respektieren den Zaun sehr gut und ich würde nur Litzen ziehen. Es wäre auch möglich, den inneren Zaun noch nach innen weiter zu versetzen und dann hätten sie gute Weide! Jetzt haben sie auf einer Koppel schon täglich den Schwarzdorn (Probestück) bearbeitet, obwohl sie die gesamte Koppel zur Verfügung haben. Ich möchte, dass sie ihn ganz beseitigen. Im Anschluss sollten sie das Stück jährlich 1-2mal pflegen. Das käme mit Deiner Beschreibung hin. Wird er ihnen nicht langweilig??? Es wachsen da natürlich auch Brombeeren und Aspen... das werden sie mögen! Falls da noch etwas ist, was ich wissen sollte, dann lass es mich wissen! Die Milch... eine meiner Ziegen reagiert oft mit Geschmacksfehler in der Milch auf Nahrung und die hat nach einer Woche schon wieder bitter???? Liegt das nicht am Schwarzdorn??? Die anderen sind ok. Grüße aus Schwarzdornland! Marion

[sanhestar]

Hallo,

bei meinen hatte ich bislang keine Geschmacksveränderungen durch Schwarzdorn (eher durch Ginster).

Und ja, sie werden ihn irgendwann "über", auch, so stelle ich dieses Jahr fest, gehen sie lieber an eine schon "angebissene" Hecke nochmal nach 1 oder 2 Tagen Pause. Meine Vermutung: dass Schwarzdorn ähnlich wie andere Sträucher/Bäume bei starkem Verbiss Meidestoffe ausscheidet.

[Uzou]

Hallo , die "Pausentage" seien ihnen auch bei uns gerne gewährt! Ich habe auch Ziegen, die ihn super gerne annehmen, und welche, die doch nur zögerlich sich entschließen.... Aber mein Verhältnis von Schwarzdorn und Grasfläche ist glaub ich noch attraktiv. Ich werde mal fotografieren und berichten, wie sich das entwickelt! Grüße Marion

[Finn]

hauptberufliche landschaftspfleger haben mir mal erklärt daß man den schwarzdorn nicht vorpflegt und auch nicht nachpflegt weil er sonst immer wieder austreibt. man läßt die ziegen so viele jahre hintereinander verbeißen bis der schwarzdorn abstirbt. erst wenn er mausetot ist, dann kann man ihn umsägen und er wird nicht wieder ausschlagen.
ich hab selbst nur eine fläche mit schwarzdorn, die ich nicht besonders mag weil die klauenverletzunegn erheblich sind. ein horror. :-(
leider werden die flächen vom forst vor- und nachgepflegt, deswegen hab ich keinen einfluß aber wenigstens jedes jahr stockausschläge für die tiere. und geld bringt es auch ein. ansonsten würd ich freiwillig keine schwarzdornhecken beweiden.

[Uzou]

Hallo Finn, mir ginge es genauso! Da aber die Flächen meine sind und mir Andere zu verderben drohen, muss ich wohl oder übel da ran! Es ist unglaublich, wie die Sukzession funktioniert! Ich stelle mit Entsetzen fest, dass ich , wenn ich nichts täte, in 10 Jahren nur noch Dornenverhau hätte. Bislang sind meine ohne Klauenverletzungen, denn das Probestück war nicht groß! Nun haben wir ein weiteres Stück dazu gesteckt.
Als wir die Flächen noch mit einem Trecker und Mäher gepflegt haben ist das nicht vorgekommen, aber unser Betrieb ist so klein, dass sich ein Neuer nicht erwirtschaftet und der Alte... lebt nicht mehr. ;-) Mit dem Freischneider ist die Fläche zu groß....
Aber es ist gut zu lesen, dass vor-und nachbereiten entfällt! Das gefällt mir. ;-) Danke auch für diesen Tipp ich fühle mich nun gerüstet meine Truppen in die Schlacht zu werfen!!! Gruß von der morgentlich übermütigen Marion

[Finn]

wenn du NICHT vorbereitest, dann hat es den vorteil, daß auch keine dornen am boden liegen - zumindest weniger. bei mir ist das wirklich übel weil die waldarbeiter eben einen teil absägen und verbrennen und die kleinen ästchen incl dornen am boden liegen bleiben. ganz gemein - auch für autoreifen. :-(
interessant wäre es wenn du weiterhin berichtest wie sich die fläche entwickelt, ab wann die sträucher wirklich tot sind und nicht mehr ausschlagen.