Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Uzou

Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Uzou »

Hallo,
wir diskutieren hier immer wieder hornlos versus gehornt, und ich will nicht verhehlen ,dass mich die Schweizer mit ihrer Einstellung auch zur behornten Kuh immer wieder theoretisch begeistern! Ich selber züchte hornlos und bin in der Praxis nachdem ich nun mal wieder einen gehornten Bock habe wieder kuriert. Nun hatte ich eine Ziege zum Schlachten gegeben, bei der sich unterhalb des Rückens hinter den Rippen ein Loch im Untergewebe deutlich darstellt, dass von einem Hornstich herrührt. Wohlgemerkt Das Fell war nicht kaputt. Solche Rangeleien kommen bei mir immer wieder vor, ohne dass ich sagen müsste, dass es zu wenig Platz gäbe. Glück hatte dies 1-jährige Tier nur deshalb, weil die Einstichstelle so hoch lag! Ich habe durch solche Hornstiche schon mehrfach Lämmer verloren, wo dann die Einstichstelle tiefer lag und Eingeweide in das Loch hineindrängten, so dass notgeschlachtet werden musste.
Ich habe die Gelegenheit ergriffen für Euch das mal im Foto zu dokumentieren, damit wir wissen, wovon wir reden.
Ich selber also bin total gespalten. Das tiergerechte Halten liegt mir sehr am Herzen, aber wirtschaftlich will (könnte ich finanziell schon) ich das nicht verschmerzen. Zumal es für betroffene Tiere sicher nicht schön ist.
Hin und her gerissene Grüße Marion


Ozzyoil
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Registriert: 23.08.2008, 07:12

Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Ozzyoil »

Hallo Marion,
tja, hornlos versus behornt...
Das durch Hörner verletzungen entstehen, wer kennt es nicht? Beulen in der Flanke, humpelnde Tiere, Blutmilch, geschwollene Euter....
Aber nach meiner eigenen Erfahrung liegt es sehr viel am Stall. Und nicht einfach nur am Platz, sondern viel wichtiger ist die Strukturierung des vorhandenen Raumes. Die Tiere müssen sich aus dem Weg gehen können, und zwar ausser Sichtweite (andere Seite vom Futtertisch, anderer Raum, hinter die Raufe...) und ganz wichtig: keine engen Sackgassen! Ein "Schlauch" von 2 Metern Breite lädt ranghohe geradezu ein, die Falle zuschnappen zu lassen.
Wichtig halt auch ausreichend Fressplatzbreite.
Und wenn nix hilft, Störenfried raus.
Grundsätzlich bin ich gegen Hornloszuchten, das ist Tierquälerei. Wer schon einmal Zwitter gesehen hat, die sich beim pinkeln hinten immer total einsauen, wo ständig alles wund ist, der weiß was ich meine.
Außerdem ist der wirtschaftliche Faktor auch nicht unbedeutend. 25 % Zwitter aus reinerbig hornloser anpaarung. Macht bei 100 Lämmern 25 Zwitter. Wenn ich für ein aufgezogenes Mutterlamm nur 150 € Verkaufspreis rechne...
Allerdings halte ich Enthornung für genauso falsch.
Mein Traum wäre eine ausschließlich behornte Herde in einem gut strukturierten Stall. In einer gemischten Herde sind die hornlosen fast immer die Prügelknaben.
Nach 3 jahren gemischt kann ich sagen, verletzungen haben fast immer die hornlosen, dass mal eine behornte ne Macke hat ist sehr selten. Dann sind es meist die Jährlinge oder die leichten Tiere.
Gruß Sven


Uzou

Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Uzou »

Hallo Sven,
mein Stall ist strukturiert durch selbsterstellte Ricks, die immer eine Möglich lassen, sich zu entziehen. Und er ist auch groß genug. (Ich habe ohnehin nie mehr als 8- 12 Muttertiere) Ich glaube eher, dass es immer wieder Ziegen gibt, die sehr aggressiv sind, die man ausschließen sollte. Meine drei "Pänzer" sind verkauft und verlassen im Juli den Hof! Ich hatte auch schon einen Zwitter, der nicht nur 150 Euro erbrachte, da ich ja veredeln lasse! Lass diese Tiere zu Wurst und Schinken verarbeiten, und verkauf die Wurst! Du wirst ungleich mehr Geld einwirtschaften. Du wirst erstaunt sein! Aushänge und Umweltämtern und bei Biologens. Männerkochclubs sind dankbare Abnehmer auch von Wurst und Schinken. Soviel Schinken, wie wir verkaufen könnten, können wir nicht produzieren. Wir erägen schon auch den Rücken ín den Rauch zu geben.
Mein Traum wäre die Behornung ja auch, aber meine Erfahrungen decken sich nur zum Teil mit Deinen! Diese hier war gehornt! Ein prächtig stabiler Jährling. Ich züchte mit Mischerbigen und nehme die behornten Nachzuchten zum Schlachten raus. Daher wird auch immer wieder mal ein behornter Bock eingesetzt. Aber ich als kleine Frau könnte die Bockhaltung nicht ohne bessere Hälfte durchführen, wenn der Bock auch noch gehornt ist. mit solchen "Teilen" komme ich nicht mehr zurecht. Mein Orion ist hornlos und riesig und reicht mir schon, da ich ihn kräftemäßig kaum bewältigen kann.
Liebe Grüße Marion


Stony Hill
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Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Stony Hill »

Ich habe ja erst seit einem Jahr Ziegen und kann noch nicht auf so viel Erfahrung blicken, wie ihr. Mir scheint fast meine Ziegen sind ruhiger, als andere. Klar wird auch mal geboxt...aber nur seitlich, oder nach unten, doch nie mit den Hornspitzen. Ich hatte noch nie Verletzungen durch Rangeleien, noch nie humpelnde Tiere.
Ich habs aber auch von Anfang an mit den Empfehlungen aus meinen Büchern gehalten und halte ausschließlich Familienclans...

Ich habe vier Ziegen plus einen Bock als bereits bestehende homogene Gruppe übernommen. Davon sind drei Ziegen miteinander verwant und leider "Enthornungsunfälle" Die älteste und ranghöchste Ziege ist normal behornt- der Bock sowieso. Ich kaufe grundsätzlich keine Ziegen nach und behalte zunächst auch meinen Bock. Die Bocklämmer und die F2-Nachkommen werden ausnahmslos geschlachtet, bisher behalten habe ich zwei F1 Ziegen aus eigener Zucht.
Da ich mich nicht als Züchter verstehe und keine lebenden Tiere verkaufe, dürfte dies ein probater Weg sein, die Anzahl der Tiere und dadurch den jährlichen Ertrag zu erhöhen.

Vielleicht spielt es aber auch eine Rolle, dass mein Bock ganzjährig bei seinem Harem ist? Er ist lediglich 3 Sommermonate nicht bei seinen Mädels, nämlich wenn er als "Erziehungsberechtigter" mit seinen Söhnen auf die "Männerkoppel" kommt.
Jedenfalls geht es verhältnismäßig ruhig bei mir zu, obwohl mein Stall wirklich nicht der größte ist und nur ein wenig strukturiert ist.
Oder liegt es an der Haltungsform? Doch sogenannte Offenställe haben andere doch auch....und trotz ganzjäriger Freilandhaltung sind auch meine Ziegen im Winter fast nur am und im Stall.


Uzou

Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Uzou »

Hallo Andrea,
Du hast Buren! Die gelten schon als ruhiger. Und als Herdbuchzüchter kommst Du mit deiner Haltung natürlich schnell an Grenzen. Ich selber habe Tiere, die von zwei vollschwestern abstammen...Also bis auf die Burenmischlinge genau das, was Du beschreibst! Aber: die größte Stänkerin gehört zur Familie.
Liebe grüße Marion


Strahli
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Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Strahli »

Sven hat schon ganz Richtiges geschrieben und auch Deine Aussage Marion finde ich wichtig.

Einerseits ist die Stallstrukturierung, sowie die Beschäftigung sehr wichtig. Andererseits finde ich, dass auch Charaktereigenschaften zu selektionieren sind.

Ich habe eine durchmischte Gruppe. Sprich genetisch hornlose und gehörnte Tiere zusammen. Leitziege ist/war hornlos. Jedoch habe ich jetzt ein (oder gar zwei) Ziegen in der Herde die ihre Macht mit den Hörnern demonstrieren wollen.

Da ich eine zweite Herde halte, nahm ich die beiden "Störenfriede" aus der der Stammherde und liess sie die Trächtigkeit über bei der Zweitherde. Siehe da: absolute Ruhe im Stall! Jungziegen die die Rangfolge fair (!) untereinander ausmachen, keine Gerangel um Futter, etc... Zur Geburt und jetzt während der Säugezeit sind die "Störenfriede" wieder in den Stammstall eingezogen. Tja, es herrscht wieder Unruhe, Angst und Gerangel.

Für mich ist also absolut klar was passieren muss: die beiden Störenfriede werden sobald ich ihre Kitze absetzen kann, als Wurst enden.

Bock mit/ohne Horn: ich hatte Beides. Der letze behörnt, der jetzige nicht. Ich hatte mit dem Behornten keine Probleme, fand das Handling sogar einfacher als beim Ungehornten. Hmm, den nächsten möchte ich eigentlich wieder behornt....
Marion hat geschrieben:wir diskutieren hier immer wieder hornlos versus gehornt, und ich will nicht verhehlen ,dass mich die Schweizer mit ihrer Einstellung auch zur behornten Kuh immer wieder theoretisch begeistern!
Nunja, eine Kuh ist keine Ziege. Zudem ist eine Kuh, resp. das Kälbchen um ein Vielfaches einfacher zu enthornen als ein Ziegenkitz.
Trotz dem "Kuhhorn - Trend" ist es so, dass vor allem auf der Ebene der künstlichen Besamung bei sehr vielen Rassen nach der Möglichkeit zur Hornloszucht gesucht wird.
Bei den Ziegen jedoch geht der "Rutsch" eher in die Richtung, dass sie behornt sein sollen! ;-)


grüsse von strahli
Stony Hill
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Registriert: 26.03.2011, 19:22

Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Stony Hill »

Marion- das ist ja interessant! Also auch blutsverwandschaft ist dann keine Garantie...Ist bei uns Menschen ja auch oft so ;-)

Und ja- bei meinen Rindern wache ich eisern über die Charaktere...hatte in der Vergangenheit schon übelst Zoff mit einem Bullen und dessen Nachkommen. So muss es auch bei den Ziegen sein! Wer stört, geht- so einfach ist das.

Ich persönlich bin ein Befürworter der Gehörnten...meine jetztigen Rinder haben als Hochländer sogar besonders große "Geweihe"!


Ozzyoil
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Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Ozzyoil »

Uzou hat geschrieben:selbsterstellte Ricks,
Was sind Ricks?Ich vermute mal Hürden Gatter Trennwände.
Strukturierung bedeutet aber nicht nur ein paar Trennwände, sondern gerade bei "Klein"beständen verschiedene Fressplätze die am besten räumlich voneinander getrennt sind und wirklich abgetrennte bereiche, wo sich die Tiere aus dem Weg gehen können ohne Sichtkontakt, weil solche A....lochtanten gerne auf die jagd gehen, wenn sie rangniedere sehen.
sonst treffen die am Fresspltz wieder aufeinander und der Zauber geht von vorne los.
Sowas ist bei nur wenigen Tieren natürlich schwer umzusetzen, dass weiß ich wohl.
Natürlich gibt es auch Tiere die nur auf Ärger aus sind, und die gehören definitiv raus aus dem Stall. Nur leider sind das meist die die am besten sind. am besten gewachsen am schwersten, mit der höchsten Milchleistung usw. #heul# Klar, die bekommen das meiste und das beste vom futter.
ich habe beobachtet dass Tiere die zusammen aufgewachsen sind also vom ersten Tag bzw. von den ersten Wochen an, im Normalfall die stabilste und fairste rangordnung haben,weil die quasi natürlich mitgewachsen ist. Probleme gibts meist dann, wenn Einzeltiere oder kleinere Gruppen in bestehende herden integriert werden sollen. Meine weibliche Nachzucht ist deshalb von Anfang an zusammen und bleibt es auch. Ich werde jetzt keine neuen Tiere mehr in meine bestehende Gruppe eingliedern, sondern in einem anderen Stall eine komplett neue Gruppe gründen. Mal sehen ob da mehr Ruhe drin ist als in meiner zusammengewürfelten Stammtruppe. Bei meinen Lämmern von vor zwei jahren ist es jedenfalls noch heute zu beobachten, dass die sich mit gegenseitigem Respekt begegnen und sich auch bei Streitigkeiten raum zum überleben lassen, während die WDE unter den BDE echt gnadenlos wüten, aber untereinander wieder nicht oder zumindest nicht so extrem.
Und bezüglich Zwitter gehts mir nicht darum, ob ich die irgendwie vermarktet bekomme, sondern zum einen um den ethischen Aspekt ( ist es vertretbar, Missbildungen wissentlich in Kauf zu nehmen, um mein Ziel zu erreichen) und um das Tierwohl.
Zwiiterbildung kann ja auch so weit gehen dass Kot und Harn nicht mehr normal abgesetzt werden können. Und ein Lamm was sich beim pinkeln ständig selbst bekleckert, hat schnell mal Probleme z.B. mit Fliegenmaden. Und das ist vermeidbares Leid (s.Tierschutzgesetz)
Meine Meinung: enthornung bzw. bewußte Hornloszuchten vertuschen nur die Unfähigkeit des Halters, Ziegen tiergerecht zu halten.
ich geh dann mal in Deckung... #damdidam#


Elten

Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Elten »

Meine Meinung: enthornung bzw. bewußte Hornloszuchten vertuschen nur die Unfähigkeit des Halters, Ziegen tiergerecht zu halten.
ich geh dann mal in Deckung... #damdidam#[/quote]


Also Sven, ich bin ja bei dir was deine Ansichten betreffen aber mit diesem Satz habe ich arge Probleme.

Wir haben unsere Strukturierungen aus unserem Stall wieder entfernt, und seit dem weniger Stress, die Tiere haben allerdings sehr viel Platz.

Über der unfähigkeit des Halters steht eigentlich das naturell der Ziege, ja gar das ganze naturell der Natur.
Irgendwann haben wir mit Rousseau und seinen philosophen mal ein Weltbild geschaffen in der die Natur als harmonisches zusammenspielendes friedliches heilbringendes überallem stehendes Gutes wahrgenommen wird.
Aber wenn wir mal die Ziege nehmen, es tut mir leid dass zu sagen aber auch Ziegen besitzen viele assoziale Charaktereigenschaften das sollte man sich eingestehen und nicht nur weil sie im Stall stehen sondern auch in der Freien Natur.
Ein Horn ist nicht nur Abwehr von Feinden sondern schlichtweg auch ein Evolutionsbeschleuniger, weil die Schwachen einfach schneller umgebracht werden können.
Dessen sollte man sich bewusst sein, denn wenn man jeden Hornstoß als Tierhalter-unfähigheit zeichen deutet ist es falsch,


Uzou

Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Uzou »

Hallo Sven,
solche Missbildungen hatte in meiner Linie bislang kein Zwitter, und ich möchte auch mal eher vermuten, dass da andere Faktoren zusätzlich eine Rolle spielen könnten!
Übrigens danke für die bislang sehr faire Diskussion.
Zurüch zu Svens Vermutungen: Ich füttere entlang der Ricks an so verschiedenen Stellen, dass dies nicht der Grund sein kann. Dennoch stelle ich fest, dass es Ziegen in meinem Bestand gibt, die selbst mit der ziegenfreundlichsten Einrichtung dennoch Stunk machen und auch im strukturierten Stall, wo alle ausweichen können, alles (!) Futter für sich beanspruchen.
Ich hatte deswegen schon gemutmaßt, ob ich nicht beim Füttern zur traditionellen Fressgitterfixierung zurückkehren sollte, aber ich will mal sehen, was passiert, wenn die drei größten Stänker aus dem Bestand sind. Danach erst werde ich entscheiden. Allerdings werde ich dann immer noch eine Ziege haben, die gehornt ist. Wenn Diese aber ungehornte weibliche Jungtiere gebracht hat, dann geht sie auch! Schade, denn sie hat eine sehr gute Milchleistung.
Liebe Grüße Marion


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