Brauche Hilfe: kein Wiederkäuen, keine Ausscheidung

[A. Hagenkötter]

Hallo,
ich brauche mal wieder dringend einen Expertenrat.
Auch gerne bis zur Zusammenfassunf runterscrollen:-)

Meine Nell (Harzer Ziege, Alter unbekannt ca. 5-7 Jahre alt) ist ein chronischer Patient. Wir haben schon diverse Tierärzte durch. Die (kurze) Geschichte: Vor vier Jahren eine sehr schwere Geburt von einem Bocklamm, beide
aber gut erholt. Sie ist schon immer dicker als die anderen, bildete Ödeme am Unterbauch, so dass beide Seiten
immer sehr dick aussehen. Den "Füllstand" des Pansens sieht man nur durch die Kuhlen an der Hüfte.
Blutergebnisse zeigten einen Proteinmangel. Eine der Aussagen des TA war: Die hat nen Tumor, die lebt nicht mehr
lang. Das war vor zwei Jahren. Wir haben sie dann aufgrund mangelnder Erkenntnisse "dick sein lassen" - bisher ging es ihr prima. Alle Tiere wurden im Frühjahr durch Injektion (Mittel müsste ich Nachfragen) entwurmt und mit Fasinex gegen Lebeeregel.

Der aktuelle Fall:Vorgestern (15.08) hat sie sich um ca. 13h abgesondert und ist in den Stall gegangen. Die anderen Tiere waren sehr weit weg auf der Koppel. Sie war sehr voll, beide Bauchseiten extrem gespannt und hart, nicht aufgegast. Ich habe sie eingesperrt (unser Stall besteht aus Modulen und die kann man bei Bedarf einzeln zumachen) mit frischen Wasser. Sie trinkt nicht. Der gerufene TA brauchte unheimlich lange. Ich hab ihr schon Digestasin Pansenstimulnz angeboten (die anderen trinken es bei Bedarf so - sie nicht) und Dr. Schaette Colosan. Der TA hat Schmerzmittel gespritzt (kann Buscopan sein?) und mir eine andere Pansenstimulanz gegeben, die ich ihr abens und am nächsten Tag (16.08) gegeben hab. Leider musste ich gestern tagsüber in die Uni. Die Ziege sollte etwas Heu zur Verfügung haben und natürlich Wasser, war unter Aufsicht und hat angeblich wiedergekäut, das glaub ich aber nicht, sie knirscht mit den Zähnen vor Schmerzen. Sie hat fast nur gelegen, hat aber zwei Mal sehr wenig Kot abgesetzt. Abends war ihr Zustand unverändert. Als habe ich wieder den TA angerufen, welche Möglichkeiten bestehen und ob er es für sinnvoll hält abends noch zu kommen oder vllt am nächsten Morgen. Er nahm das alles ganz locker (sonst eine sehr bemühte Praxis) und meinte, dass könne schon mal ein paar Tage dauern, ich solle Colosan geben und Pansenstimulanz. Hab ich auch getan. Heute morgen hat sie ohne Pansenstimulanz etwas Heu gefressen, "Hungerkuhlen" waren deutlich sichtbar und sie hat 3 mal hintereinander etwas Kot abgesetzt. Ganz normal geformt. Dann hat sie etwas getrocknete Pfefferminze gefressen, ca. 10 Blätter Weide und wenige Zweige, eine fingerlangen Zweig Tanne und wieder etwas Heu. Jetzt ist wieder der alte Zustand da, sie ist kugelrund, Rücken aufgewölbt, große Schmerzen, sie knirscht doll mit den Zähnen, steht aber. Ich habe einen anderen TA angerufen, da dieser eine reine Fahrpraxis hat und schneller hier sein wird. Der hat aber schon angekündigt, dass er vier Tage in den Urlaub fährt und daher keine Nachsorge machen kann :-(
Vielleicht ist die Diagnose über den Bauch aber auch Murks. Vielleicht sind das ja nur die Endsymptome einer ganz anderen Ursache. Zusammenfassung:

Seit 2,5 Tagen dicker Bauch, sehr feste Struktur, Pansengeräusche vorhanden
kein Wiederkäuern
Kein Wasserlassen (sie hat im Stehen ein paar Tröpfchen abgesondert, beim Hinhocken nichts) - Nierenprobleme?
Immer: Laufende Augen und etwas gelber Grint an den Augen
Geschwolle Wangen (aber wich) und auch Schwellung am Unterkiefer (weich).
Momentan: Linke Euterseite etwas größer als die andere, aber weich
Es fehlt an der linken Bauchseite etwas Fell (böser Schlag abbekommen beim Rangeln?)
Zudem ist eine kleine Verhärtung zu spüren in der Pansengegend (TA meinte, es handele sich um eine Gewebsverdickung, die durch die starke Pansenfüllung jetzt fühlbar nach außen gedrückt würde)
Weitere Möglichkeiten: Parasiten, die mit den herkömmlichen Mitteln mnicht bekämpft werden?
Wirklich ein Tumor?
Fremdkörper im Verdauungssystem? (Ziemlich unwahrscheinlich)
TA kommt um 14 Uhr.

Wäre über jeden Kommentar dankbar!
Schöne Grüße!

[sanhestar]

Hallo,

ein Tumor ist möglich und leider auch wahrscheinlich.

Bauchwassersucht könnte die Härte des Bauches und den Bauchumfang erklären. Evtl. Belastung/Beeinträchtigung des Herzens - dies würde die Schwellungen im Gesicht ggfs. auch erklären.

Niere könnte auch sein, wenn, dann ist das aber ebenfalls Endstadium.

Ggfs. mal den Bauchraum punktieren, um zu sehen, was da vor sich geht. Blutbild auf jeden Fall.

[A. Hagenkötter]

Hy,

ja das klingt alles nicht gut. Hoflund-Syndrom ist jetzt auch im Gespräch.
Der TA hat eine Autopanne und kann nicht kommen, die andere Praxis schickt jemanden um 14.30 Uhr:-(
Sie steht und ist schwach, aber aufmerksam. So traurig...

Danke Dir für Deine Antwort,

viele Grüße!

[A. Hagenkötter]

Sie hat 39 Grad, keine Wassereinlagerungen in den Beinen.
@ Piroschka: Ich dachte auch an die Möglichkeit eines Einlaufes, die Tierärzte haben
das aber ignoriert. Ist das "Kotausräumen" als Ungelernter durchführbar? Würden Sie mir
dazu noch etwas mehr schreiben? Sie hat um 13.30Uhr etwas Kot abgesetzt, eine ganz normale Menge
und um 14.30Uhr zwei Bissen wiedergekäut. Dabei verlagerte sie das Gewicht auf den Vorderbeinen
ständig hin und her und hat auch das rechte Vorderbein etwas nach oben geführt, was sich vllt
daraufhin deuten lässt, dass es doch eine Fremdkörpereinlagerung sein könnte.

Die zweite Praxis hat grad abgesagt, weil die Elbbrücken dicht sind!
Was ist nur heute los?!
Könnt ihr Tierärzte im Raum Herzogtum Lauenburg empfehlen?
Hoffmann, Herz und Dieterich brauch ich nicht anrufen, die haben keine Ahnung von Ziegen.

[A. Hagenkötter]

Vielen Dank für die Infos, das werde ich mir in die Stallapotheke hängen!

Also der verhinderte Tierarzt hat sich sofort ins Auto gesetzt, als dieses wieder fahrbereit war. Die Ziege hat sich weiterhin abgesondert, lag zähneknirschend in ihrer Höhle unter einer Schlafplattform.
Als der Doc da war, erwachten die Lebensgeister (sie stand bereits in der Sonne, als wir am Stall waren). Zwischendurch hatte ich gefühlte hundert Mal nach ihr gesehen. Mittlerweile waren wieder leichte "Hungerkuhlen" zu sehen. Er hat sie sorgfältig untersucht, sich ihre ganze Krankenakte angehört.
Sie hat eine Vitaminkombination und ein Schmerzmittel bekommen. Er hat erklärt, dass Buscopan in diesem Fall nicht angebracht sei, da es lähmend wirke. Das hatte der andere TA ja vorgesternabend gespritzt.
Der Plan: Sie darf jetzt die Nacht nur auf Sand und ihrer Schlafplatform verbringen (sprich im Futtergang des Stalles - sie beginnt grad schon, alles auseinanderzubauen und von innen gegen die Türen zu drücken). Sie soll sich einmal komplett entleeren und dann langsam und kontrolliert wieder angefüttert werden.

Das Fazit: Ich weiß zwar noch nicht, ob es klappt (es geht ihr grade ziemlich gut), aber dieser neue Tierarzt kriegt schon mal 5 von 5 Sternen für die Ziegenbehandlung. Sympathisch, sehr ruhig, total besonnen, Ziege hat weder bei der Untersuchung, noch beim Spritzen gezuckt, die ganze Herde kam neugierig dazu. Das kennen wir auch anders!

Also meine Empfehlung für Raum Südschleswig-Holstein, Hamburg, Lüneburg:
Jaroslaw Leszczewski
prakt. Tierarzt
Sachsenwaldstraße 37
22958 Kuddewörde

Telefon: 0171-9521 680
E-Mail: <!-- e --><a href="mailto:info@mobiler-tierarzt-kuddewoerde.de">info@mobiler-tierarzt-kuddewoerde.de</a><!-- e -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.mobiler-tierarzt-kuddewoerde.de">http://www.mobiler-tierarzt-kuddewoerde.de</a><!-- m -->

[A. Hagenkötter]

Hallo,

vergangene Nacht hat sie ja im "Flur" des Stalls auf Sand verbracht und viel Durchfall ausgeschieden. Aber nicht so viel, wie der Bauchumfang war. Hungerkuhlen sind deutlich zu sehen, der Bauch ist nach unten aber nach wie vor gewölbt und wenn sie liegt, sieht sie sehr dick aus. Im Gegensatz zu den 2,5 Tagen vorher hat sie absolut keinen Appetit, frisst keinen Halm Heu, trinkt etwas. Vllt 500-1000ml letzte Nacht und heute über den Tag.
Ich habe ihr eine Rührschüssel voll lauwarmen Wasser mit 3 Tropfen Perentorol angeboten, davon hat sie ein paar Züge getrunken. Wie sollte die Entwicklung bestenfalls sein? Ich hatte noch keine Ziege mit starken Durchfall. Wie lange darf sie ohne Nahrung bleiben ohne dass das auch wieder negative Folgen hat? Der TA ist leider erst Dienstag wieder da. Ansonsten ist sie schwach, aber aufmerksam mit Ohrenspiel. Kann ich ihr irgendetwas Gutes tun?

Viele Grüße!

[Kalman]

Hallo,


Ich habe Ihnen eine private Nachricht gesendet.

LG

Dr. E. K-L

[A. Hagenkötter]

Der Stand der Dinge:

Durchfall wird etwas fester, sie hockt sich zum Wasserlassen wieder etwas tiefer hin. Appetit war heute morgen da, deshalb bekam sie etwas Heu (eine zusammengeknüllte Handvoll in einer Schüssel, weil sie Boden nicht wollte). Ich muss jetzt abwarten, ob sie wiederkäut. Sie möchte raus und ist zumindest so stark, dass sie mich an Halsband und Leine problemlos wegziehen kann... aber wir sind ja auch gleich schwer:-)

[A. Hagenkötter]

Hallo,

Nelli steht zwischendurch und frisst kleine Portionen Heu. Sie hört selbst auf und frisst lange nicht alles, was sie könnte.Ich sehe sie nie wiederkäuen. Sie scheidet wieder regelmäßiger Kot aus, es sind wieder Kügelchen zu sehen, die noch etwas aneinanderkleben. Konsistenz eher weich und von der Fabre hellbraun, nicht so dunkel, wie die anderen.
An ihrem Pansen ist deutlich sichtbar eine Beule, faustgroß und hart.
Eine Vermutung: Der TA vor zwei Jahren hatte mit dem Tumorverdacht recht und langsam wird er so groß,
dass er die Verdauungsfunktionen behindert. Es sind aber auch einmal auf dieser Verhärtung und daneben zwei
Fellabschürfungen zu sehen, woraus ich schließe, dass jemand sie geboxt hat, bzw.von unten die Hörner hochgezogen, wie sie es so gerne tun, wenn jemand Rangniedriges im Weg steht.
2. Auffälligkeit: Sie kaut mit gestrecktem Hals und waagerechtem Kopf.

Freue mich über jeder Kommentar, bestelle gleich den TA wg Blutbild.
Viele Grüße!

[sanhestar]

Hallo,

schaue ich in meine Glaskugel, so darf ich sagen, dass Mesenterialtumore (Tumore, die im Gekröse liegen) bei Ziegen immer wieder vorkommen. Ich weiß von 6 Ziegen, die an Mesotheliom starben, plus weitere 20 Ziegen, die an anderen Tumoren eingingen.

Wurde denn nochmals ein grosses Blutbild gemacht?