Moralisches Empfinden bezüglich Schlachtung

Martin M.
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Registriert: 05.01.2013, 14:53

Beitrag von Martin M. »

Das was Marion schreibt ist gar nicht so weit an den Haaren herbeigezogen, das denk ich mir auch oft, eine Pflanze ist ja auch ein Lebewesen, was empfindet die wenn sie getötet wird, und zwar ohne Betäubung so wie Tiere.
Da kann man jetzt drüber lachen aber interessieren würd´s mich schon.
Wir halten unsere Tiere ja auch extensiv und auf der Weide, aber das ist heute bei dem Fleischkonsum doch gar nicht mehr möglich, jedoch stelle ich persönlich fest, dass es in letzter Zeit mehr Menschen gibt, die umdenken und Fleisch und Geflügel aus Betrieben mit artgerechter Haltung kaufen und dafür weniger Fleisch oder Geflügel essen.
Ein sehr großes Problem in Bezug auf Schlachtung ist auch, dass die Auflagen für Schlachthöfe immer größer und in meinen Augen immer übertriebener sind und deshalb viele Schlachthöfe im näheren Umkreis schließen müssen und demzufolge die Transporte der geschundenen Kreaturen immer weiter sind. Das ist das schlimme, dass es keinen interessiert, hauptsache der Provit stimmt, da muss man ansetzen aber ob wir einzelnen da eine Chance haben das weiß ich nicht, ich jedenfalls werde dafür kämpfen, deshalb haben wir auch eine Homepage (www.tierhaltung-mark.de) gemacht um den Menschen klarzumachen, dass es auch anders geht. Wenn nur ein paar umdenken, dann hat sich der Kampf schon rentiert.
Das hat sich jetzt angehört wie der Pfarrer auf der Kanzel, aber das musste jetzt mal raus.

Liebe Grüße
Martin
PS. Dipla bist schon für das nächste Rindfleisch vorgemerkt :thumbup:
Zuletzt geändert von Martin M. am 12.02.2013, 18:26, insgesamt 1-mal geändert.


Nellyhexe
Beiträge: 731
Registriert: 31.07.2008, 21:33

Beitrag von Nellyhexe »

Das ist hier ein sehr interessantes Thema

Ich komm ja ursprünglich aus der Großstadt, war aber anscheinend in meinen Wurzeln immer schon ein Landei und als ich noch Kind war und wir Urlaub auf dem Bauernhof machten, war ich den ganzen Tag nur im stall, bei den Tieren , auf der Weide.

Später war ich auch bei Schweineschlachtungen dabei, mir tat das Schwein jedesmal leid, aber es ging da immer schnell. Hab mir auch schon den Fürther Schlachthof angesehen, der ja gelobt wird, aber da wird Akkord gearbeitet und ich kann mir nicht vorstellen, das da jedes Tier einen schnellen Tod hat, noch dazu sehen die ja die anderen schon am Haken hängen und zappeln, ne, kann ich mir nicht vorstellen.

Und mein eigenes Pferd schlachten zu lassen, geht gar nicht. Allein der Gedanke, irgendjemand hat dann von meiner treuen Stute ein Schnitzel auf den Teller, nein, es geht einfach bei mir nicht.

Ich finde es aber toll, wenn es hier viele gibt, die ihren Tieren ein super schönes Leben gönnen, sie dann beim nächsten Metzger schlachten lassen, ihnen diese qualvollen Tiertransporte ersparen. Aber ich weiß wirklich nicht, wie es bei mir wäre, wenn ich in der Situation wäre. Deshalb hab ich ja noch nicht in Erwägung gefaßt, Flecki und Juna decken zu lassen, weil ich dann vor der Entscheidung Angst habe, falls es Bocklämmer werden(50% Wahrscheinlichkeit ist ja da), die dann irgendwann zum Schlachten abzugeben.

Ich finde auch, es wird mit zunehmenden Alter schlimmer, hab mir auch immer Filme von peta etc. angesehen und jetzt brech ich bei sowas in Tränen aus.

Mir gings wahrscheinlich wie Dipla, ich hätte auch zu jeder Ziege oder Schaf eine Beziehung und dann die Entscheidung bzw. das Todesurteil zu sprechen ...oje, das wäre sehr sehr hart für mich.


Crazy Sheep
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Registriert: 08.02.2013, 18:10

Beitrag von Crazy Sheep »

Mit diesem Thema habe ich mich damals auch schwer getan, als die Überlegungen in Richtung Schafskäserei gingen.
Ich esse aber nun mal gerne ein Stück Fleisch. Und die Tiere, die für das Fleisch, das ich beim Metzger kaufe, gestorben sind, haben das sicher auch nicht lieber getan als meine eigenen.
Allerdings weiß ich bei meinen Tieren, dass sie ein gutes Leben hatten und das kein Mist in sie 'reingefüttert wurde. Sie schmecken tatsächlich besser.
Aber das nur mal nebenbei. Wirklich geholfen hat mir eine kleine List meines Schlachters. Der hat mich nämlich zum Fleisch abholen so bestellt, dass ich live an einer Schlachtung teilnehmen durfte...
Und was soll ich sagen. Mit dem Kopfkino ist das so eine Sache. Ich habe mir diese Schlachterei wirklich schrecklich vorgestellt, aber am Ende war es dann gar nicht so schlimm. Sie führten das Schaf (keins von meinen) in den Schlachtraum und bevor das überhaupt Angst bekommen konnte hing es schon am Haken. So schnell geht das. Nix mit Gebrülle oder so.
Was ich für sehr wichtig halte ist, den Schlachter gut auszusuchen. Die Tiere sollen auch in ihren letzten Minuten gut behandelt werden. Ich hab' da echt Glück.
Trotzdem bin ich am Schlachttag meistens echt mies drauf und verdrücke auch schon mal die ein oder andere Träne, wenn ich mit dem leeren Hänger zurück fahre. Aber ich finde, diesen Respekt darf man auch den Tieren entgegen bringen, die für's Mittagessen sorgen.
Wenn ich das Fleisch dann aber abhole, ist es einfach nur gutes, leckeres Fleisch.
Ach ja, wenn möglich, nie Einzeltiere schlachten lassen. Wenn man 3 zerlegte Tiere in die Tiefkühltruhe packt, weiß man einfach nicht mehr, wer wer war.
Und wenn du es gar nicht selbst essen magst, lass' bei einem EU-Schlachter verwursten und verkaufe neben Käse auch Salami. Machen wir auch.

Liebe Grüsse
Sanne


Trisha88
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Registriert: 06.05.2010, 17:00

Beitrag von Trisha88 »

Hmmm..., also ich habs da wohl leichter gehabt. Ich habe ja auch schon bei meinem Nachbarn immer viel Arbeit in die Ziegen gesteckt und hatte auch zu jeder eine Bindung und auch zu den Laemmern. Es war da aber von Anfang an normal das die meisten Boecke an Ostern geschlachtet wurden und ich hab da gleich eine Grenze gezogen! Ich hab alle Laemmer mit viel Liebe gross gezogen und war dann aber auch immer beim Schlachten dabei und hab in dem Moment die emotionale Bindung abgeschaltet. Das mag sich jetzt vielleicht unmenschlich anhoeren, aber ich hab mir dass einfach gleich angewoehnt! Der kleinere Bock von Tawny geht an Ostern auch zum Schlachten und wahrscheinlich nehme ich das Fleisch sogar selber. Ich hab mir deswegen extra im Gescharft ne kleine Gefriertruhe bestellt. Bisher habe ich noch kein Ziegenfleisch gegessen, aber mittlerweile denke ich warum nicht auch das eigene Fleisch essen?! Ich weiss das der kleine Bursche gesund und gluecklich aufgewachsen ist und viele Streicheleinheiten und liebevolle Fuersorge bekommen hat. Wir essen nicht viel Fleisch und wenn wir welches kaufen, dann aus der Metzgerei unseres Vertrauens, die nur Tiere aus der naechsten Region nehmen und selber schlachten! Dafuer zahl ich gern mehr Geld und es schmeckt einfach millionenmal besser als von Aldi und Co. ! Ein eingefronenes Kitz reicht bei uns sicherlich ein ganzes Jahr!

LG Sara


Martin M.
Beiträge: 2514
Registriert: 05.01.2013, 14:53

Beitrag von Martin M. »

Ich kann mich den Worten von Sara nur anschließen, denn Du kannst nicht bei jedem Tier das zum Schlachten gehen muss, Dir jedesmal einen Kopf machen ob es richtig ist oder falsch, denn sonst wirst Du irgendwann mal verrückt, es ist nicht einfach aber wer Tiere hält, muss sich irgendwann mal auch von ihnen verabschieden.
Klingt hart ist aber leider so.
Ich hoffe, wir konnten Dir deine Skrupel etwas erleichtern.

Liebe Grüße
Martin


Cirkle-B-Ranch

Beitrag von Cirkle-B-Ranch »

hallo,

um es für uns einfacher zu machen, bekommen unsere schlachttiere gleich von vorn herein einen namenszusatz ...

karree, keule, rollbraten, filet, mettwurst, etc.

so machen wir uns tägl. klar, was mit den tieren passiert - wenn es dann soweit ist - kein problem ....


gruß CBR


Hans-Willi
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Registriert: 07.01.2005, 16:49

Beitrag von Hans-Willi »

auch ne Lösung
Bei mir kommt alles Männliche in die Pfanne,
bei den weiblichen ist es immer von der entwicklung abhängig


Rechtschreibung ist nicht das wichtigste im Leben!!
Ich weis das ich da defizite habe.
Dipla
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Registriert: 17.08.2011, 10:14

Beitrag von Dipla »

Guten Morgen,
Alexa, das ist genau das Problem denn meine Kapazitäten sind begrenzt. Sollten hier jetzt noch mehr Ziegen einziehen wäre ich den Tieren gegenüber unfair denn das Platzangebot hat auch irgendwann mal seine Grenzen. Ich schwebe zwischen Wunscherfüllung und Notwendigkeit und diese Situation finde ich unbefriedigend.
Die letzte Nacht war das was man wohl Horrornacht nennt, ich fand keine Ruhe denn das Thema geht mir ganz schön an die Nieren. :-(


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Oma Bummi
Beiträge: 1543
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Beitrag von Oma Bummi »

weil wir sehr kleine herden haben bauen wir eine innige bindung zu den tieren auf. sind dann noch problemfälle dabei und hat man sehr für ein tier gekämpft ist kann man sich gar nicht vorstellen ein solches tier zu schlachten.
aber ich denke das sind normale empfindungen und das ist in ordnung wenn wir noch gefühle haben. aber man muß da mit sich selbst ins reine kommen und einen kompromis eingehen. ich werde versuchen nicht zum schlachter mitzufahren, aber ich werde die tiere wenn möglich bis auf dem hänger begleiten.
ich kann nur vermutungen anstellen, da ich es noch nicht gemacht habe. ob ich den nerv dann dazu habe wird sich zeigen.

grüße von maritta


Sage niemals nie!
Uzou

Beitrag von Uzou »

Liebe Alexa,

Hochachtung für Deine Konsequenz, aber ein zentrales Nervensystem zum Maßstab zu nehmen ist auch nur eine weitere von vielen selbstgewählten Definitionen. Jeder Logiker wird hier keine klare Logik erkennen können. Die gesundheitliche Variante ist ok, wenn sie denn wirklich stimmt, denn es gibt irgenwo eine Studie die beweist, dass Veganer zwar gesund sind, aber die kürzeste Lebenszeit aufweisen. (Hab ich aus dem Umweltamt). Frage noch Mal nach! Ich habe in meinem langen Leben schon so viele Theorien aufgestellt gesehen und auch wieder widerlegt gesehen, dass ich da ein wenig skeptischer geworden bin. Heute kann fast Jeder seine Lebensweise mit einer passenden Studie belegen. Da wird man einfach gelassener. Beim Einen liegt die Latte beim zentralen Nervensystem, beim Anderen ist es die Differenz Nutztier Spieltier.... Eine menschlich angelegte Latte bleibt es aber in jedem Fall. Und ob diese Definition per se auch eine höhere moralische Verantwortung aufweist ist auch völlig offen. Gut das wir Menschen sind und keine Götter....

Herzliche Grüße Marion


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