Allgemeine Empfehlungen zu Entwurmung, Kokzidien und Impfung

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Alli
Beiträge: 98
Registriert: 28.12.2013, 22:44

Allgemeine Empfehlungen zu Entwurmung, Kokzidien und Impfung

Beitrag von Alli »

Hallo in die Runde,

ich finde es immer wieder schwierig, die verschiedenen Empfehlungen zu diesen Themen zusammenzusuchen, zu durchdenken und daraus ein klares Handlungskonzept abzuleiten.

Nun hatte ich die Gelegenheit, einen Tierarzt vom Schafgesundheitsdienst zu ein paar Punkten zu befragen (und zwar im Hinblick auf Liebhaberhaltung/Schulmedizin), ich stelle das einfach mal hier ein.

Entwurmung:
- Bei Entwurmungs-Abständen unbedingt auch die Witterung beachten! Feuchtes warmes Wetter kann zur Parasitenexplosion auf den Flächen führen - vor allem im Frühjahr und Herbst wichtig! Hier kann/sollte alle 6-10 Wochen entwurmt werden
- Entwurmung ist nicht belastend für die Ziege,
- man entwurmt vor allem aus Kostengründen und wegen Resistenzgefahr nicht ständig, theoretisch kann alle 4 Wochen entwurmt werden
- Empfehlung 1 Jahr lang mit einem Präparat zu entwurmen, dann im Folgejahr ein anderes Präparat verwenden
- Dabei auch immer wieder ein Präparat zur Injektion verwenden, nicht ausschließlich oral entwurmen

Kotproben:
- Vor Entwurmung, um Befall festzustellen
- Unabhängig davon regelmäßige Kontrolle auf Kehlgangsödeme, Verkotung, Lidbindehäute auf Blässe
- Nach der Entwurmung nach 10-14 Tagen weitere Kotprobe untersuchen lassen, um Erfolg zu kontrollieren
- ggf. Nachentwurmen

Weidewechsel
- Nicht zu abrupte Futterumstellung, vor allem nicht auf zu eiweißreiches Futter wg. Gefahr der explosiven Clostridien-Vermehrung
- Vor Entwurmung auf neue Weide kötteln lassen, damit dort nicht nur resistente Parasiteneier ausgeschieden werden, sondern die Neuinfektion auch mit nicht resistenten Parasiten möglich ist, ansonsten besetzen nur die resistenten Parasiten den Ziegenkörper
- Dann nach einigen Tagen entwurmen
- Resistenzbildungsgefahr ist in großen Beständen grundsätzlich eine größere Gefahr als in kleinen Herden mit ausreichender Fläche und Weidewechsel

Kokzidienbefall:
- Grundbelastung immer vorhanden
- Gefährdet sind in der Regel Jungtiere, erwachsene Tiere kommen mit klar, Behandlung bei diesen normalerweise nicht notwendig

Dosierung Ziege vs. Schaf
- Doppelte Dosierung bei oral verabreichten Antiparasitika
- Einfache Dosierung bei Antibiotika
- Levamisol: 1.5-fach

Blauzungenkrankheit
- Impfung empfehlenswert, gut verträglich
- 2 verschiedene Erregerstämme: von Westen aus Frankreich (dort z.Zt. in ca. 100 km Entfernung zur deutschen Grenze/Südbaden aufgetreten) und aus dem Osten über Österreich

Clostridien-Impfung/Breiniere- Empfehlung Heptavac P+: deckt auch Pasteurellen (Schafsrotz) ab und ist gut verträglich
- Absolute Sicherheit gibt es nicht
- Halbjährliches Impfen ist möglich
- Klären, ob Grundimmunisierung gemacht wurde, unter Umständen geht jährlich 1x Impfen als Grundimmunisierung durch, deutlich besser aber das erste Mal nach 6-8 Wochen erneut impfen lassen

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Einige Dinge habe ich für mich schon als Nachfragen parat, z.B. ob

- grundsätzlich immer nach 4 Wochen nachentwurmt werden sollte wegen diverser Larval- und Hypobiosestadien?
- ob momentan ein Impstoff gegen Blauzungenkrankheit erhältlich ist, der gegen beide Erreger wirkt?

Ich würde den TA bei Gelegenheit nochmal kontaktieren, falls also weitere Fragen von eurer Seite aus bestehen: die könnte ich dann noch mit aufnehmen.

Viele Grüße

Alli
Zuletzt geändert von Alli am 03.06.2016, 09:21, insgesamt 1-mal geändert.


Vogesenhof
Beiträge: 24
Registriert: 16.11.2015, 15:58

Beitrag von Vogesenhof »

Hallo liebe Ziegenfreunde,

ich bin erst seit 3 Jahren Ziegenhalterin und dieses Forum ist natürlich exzellent für mich.
Ich konnte vieles klären.
Derzeit gibt es aber eine ungeklärte Frage: was nehme ich zu Entwurmung der trächtigen Ziege. Wenn überhaupt.
Welche Erfahrungen habt ihr.
Wenn es in den 3 Jahren Ziegenhaltung überhaupt erforderlich war, habe ich cydectin genommen.
Momentan stehe ich vor der Entscheidung überhaupt eines oder welches Medikament zu nehmen.
Es könnte sein, dass die Ziege seit 6 Wochen trächtig ist, was ist da sinnvoll. Es wurde ein Magenwurm entdeckt.
Meine Anfrage beim Hersteller hilft mir nicht weiter.

Danke schon mal für alle eure hilfreichen Antworten.

Liebe Grüße
Edith


Jassi
Beiträge: 1029
Registriert: 26.04.2014, 12:19

Beitrag von Jassi »

Hallo Edith,

es wurde sicher nicht nur ein Wurm "entdeckt", oder? ;-) Ist die Verwurmung hoch, mittelgradig oder gering? Ich hänge eien Link an ( http://www.tsk-sachsen.de/index.php/sch ... und-ziegen ), welches einen Überblick gibt. Valbazen solltest Du nicht während der Trächtigkeit anwenden. Eprinex wird, glaube ich, nicht genannt, das kannst Du auch während der Trächtigkeit nehmen. Von Panacur rate ich ab, da viele Wurmarten mittlerweile resistent gegenüber dem Mittel sind .Sollte eine geringgradige Verwurmung vorliegen, so würde ich warten, bis die Ziege gelammt hat (mit genauer Beobachtung und Kotprobe zwischendurch) und dann erst entwurmen.


Jassi
Zuletzt geändert von Jassi am 31.08.2016, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.


Vogesenhof
Beiträge: 24
Registriert: 16.11.2015, 15:58

Beitrag von Vogesenhof »

Hallo Piroschka,

wie entdeckt? Natürlich mit einer Kotprobe wie kann man das sonst entdecken beim lebenden Tier?
Das Stadium ist für mich derzeit völlig uninteressant. Es geht darum welches Mittel hilft.
Die Ziege hatte einige Tage keinen Appetit aber auch kein Fieber. Sonstiger Allgemeinzustand gut bis sehr gut. Wach, aufmerksam. Mobil.

Jetzt hat sie wieder Appetit. Frage mich bitte nicht was der TA ihr gegeben hat Piroschka. ER ist der Arzt, nicht ich.

Es geht hier bei der Entwurmung wie schon erwähnt um Cydectin.
Dieses Mittel habe ich als Empfehlungen aus dem Forum und mit dem TA abgesprochen. Habe es bisher einmal angewendet und das Tier hat es gut vertragen und vor allem erfolgreich (Kotprobe).
Ich habe die Ziege einige Zeit vor der Trächtigkeit auch mit C entwurmt weil sie hustet. Das haben wir aber erst bemerkt als sie vor ca. 9 Monaten bei uns war. Der Vorbesitzer hat uns darüber hinaus weiteres verschwiegen.
Die Kotprobe danach war komplett negativ. (Unser TA ist übrigens sehr gut drauf was Ziegen angeht)

Ich wiederhole mich. Es geht mir um Erfahrungen bezüglich Entwurmung beim trächtigen Tier. Um nichts anderes. In der ersten Hälfte der Trächtigkeit? In der zweiten Hälfte? Oder überhaupt nicht? Wie sind die Erfahrungen.
Bei Schafen könnte ich das weitergeben, bei Ziegen eben nicht.

Viele Grüße,Edith


Vogesenhof
Beiträge: 24
Registriert: 16.11.2015, 15:58

Beitrag von Vogesenhof »

hallo Jassi,

unser TA bekommt von unseren Tieren regelmäßig Kotproben um nicht unnötig zu entwurmen und offensichtlich wurde nur ein Wurm entdeckt und die Verwurmung ist gering und nach der Diagnose war meine spontane Einstellung auch zu warten bis nach der Trächtigkeit.
Dank deiner Antwort beobachte ich jetzt erstmal und meine nicht schnell reagieren zu müssen zumal die Ziege ein echtes Kummerkind ist und ich ihr nicht zuviel zumuten will. Vor allem sind wir froh wenn sie erfolgreich trächtig ist.

Danke auch für die hinweise zum Entwurmen.

Viele Grüße, Edith


Leela
Beiträge: 471
Registriert: 31.07.2014, 22:29

Beitrag von Leela »

Ich war diesbezüglich bei der Trächtigkeit meiner Ziegen auch unsicher. Die TÄ meinte "aber natürlich entwurmen, kein Problem" und so wars auch, es gab keinerlei Probleme.
Entwurmt wurde ca. in der mitte der Trächtigkeit mit Cydectin.


Barbara2
Beiträge: 638
Registriert: 09.07.2003, 14:06

Beitrag von Barbara2 »

Hallo,
wir entwurmen normalerweise in der Mitte der Trächtigkeit, also im 3. Monat mit Cydectin (doppelte Schafdosis). Das praktizieren wir seit Jahren so und es hat noch keine Ziege verlammt oder sonst Probleme deswegen gehabt.
Gruß
Barbara


Vogesenhof
Beiträge: 24
Registriert: 16.11.2015, 15:58

Beitrag von Vogesenhof »

Vielen Dank für eure Mitteilungen!
So habe ich jetzt konkrete Anhaltspunkte.

Liebe Grüße, Edith


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