Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Manfred
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Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Beitrag von Manfred »

Einer der betroffenen Betriebsleiter spricht über seine Situation:



Fred
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Re: Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Beitrag von Fred »

"Das Ergebnis von 3 Jahren" ... Mäuse sind ja nun keine neue Spezies im Ökosystem, die keine Gegenspieler haben. Wieso konnten sich in diesen 3 Jahren die Tierarten, die von Mäusen leben sich nicht adäquat vermehren. 3 Jahre wären genug Zeit dafür gewesen.
In Permakultur sagt man dazu "Population out of control". Zu solchen Massenvermehrungen kann es nur kommen, wenn -warum auch immer- die Regulationsfaktoren ausfallen. Hier wäre mal interessant hinzusehen.


Manfred
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Re: Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Beitrag von Manfred »

Ich bin noch keinem Prädator begegnet, der in der Lage wäre, eine Feldmausschwemme zu regulieren. (Vom Menschen mit seinen chemischen und mechanischen Mitteln mal abgesehen.)
Die Massenvermehrungswellen von Feldmäusen, Lemmingen etc. werden durch Nahrungsverfügbarkeit, Wetter und Krankheiten reguliert.
Die Prädatoren wiederum werden durch die Zahl der Mäuse reguliert, wenn sie nicht auf ausreichende andere Nahrung ausweichen können.

Beim Verhältnis von Beute zu Prädatoren gibt es das ganze Spektrum von totaler Kontrolle der Beute bis zu totaler Kontrolle der Prädatoren. Bei den Massen-Arten der Nager liegt das Verhältnis meist weit am ersteren Ende.
Solange der Mäusebestand moderat und die Bedingungen mittelprächtig sind, können ihn die Prädatoren evtl. regulieren. Aber wenn die Mäuse optimale Bedingungen vorfinden, verehren sie sich so schnell (sie können mehr als 10 Junge pro weiblicher Maus alle 20 Tage), dass keine Prädatorenart auch nur annähernd mithalten könnte.

Mauswiesel z.B. schaffen bei guten Voraussetzungen 5 Junge 2 x im Jahr.

Managen kann man am ehesten einige Umweltbedingungen so, dass diese nicht optimal für eine Massenvermehrung sind.
Aber selbst bei mir auf den Weideflächen, wo die Gänge der Mäuse von den Rindern eingedrückt werden, haben sie sich in den letzten 3 trockenen Jahren weit überdurchschnittlich vermehrt. Ein Faktor war wohl, dass der trockene, mechanisch stabile Boden das Eindrücken der Gänge stark reduziert hat.
Das in dem Video ist aber eine ganz andere Größenordnung als bei mir.


Fred
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Re: Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Beitrag von Fred »

Manfred hat geschrieben: 30.01.2020, 10:01 Ich bin noch keinem Prädator begegnet, der in der Lage wäre, eine Feldmausschwemme zu regulieren. (Vom Menschen mit seinen chemischen und mechanischen Mitteln mal abgesehen.)

Solange der Mäusebestand moderat und die Bedingungen mittelprächtig sind, können ihn die Prädatoren evtl. regulieren. Aber wenn die Mäuse optimale Bedingungen vorfinden, verehren sie sich so schnell (sie können mehr als 10 Junge pro weiblicher Maus alle 20 Tage), dass keine Prädatorenart auch nur annähernd mithalten könnte.

Mauswiesel z.B. schaffen bei guten Voraussetzungen 5 Junge 2 x im Jahr.
Weil die Beute kürzere Vermehrungszyklen und höhere Raten haben, ist es wichtig, in dem sinne - Stabile Verhältnisse zu haben- indem relativ konstante Populationen von Jäger und Beute vorhanden sind. So daß die Prädatoren-Populationen stets ausreichend vorhanden sind, und nicht erst aufgebaut werden müssen. Das ist was in der Permakultur angestrebt wird. Dafür sind natürlich auch stabile Umweltbedingunen erforderlich. Und dies erfolgt durch wiederherstellung der Ökosysteme mit ihren Pufferfunktionen, was das Fundament der PK bildet. Climax- Ökosysteme bzw. Climax-ähliche wie PK sie anstrebt können ihre Umweltbedingungen regulieren.

Eine "Schwemme" kann logischerweise nie reguliert werden, weil dann, vom Wortsinn her bereites klar ist, daß da "Das Kind schon im Brunnen liegt", wie man sagt.

Zwei Grund- Regime/Zustände kennt man in der Natur, darauf hat Geoff Lawton im Kurs immer wieder hingewiesen:

Regime 1: Wüsten- Regime: "Flood & Drought"
Regime 2: Ökosystem-regulierte-Umwelt: "Constant Flow"

Ziel durch Design und Management ist eine Umwelt-Zustand zu erreichen der Regime 2 entspricht. Auch wenn der Mensch bislang durch Ausbeutung lieber Regime 2 in Regime 1 umgewandelt hat. In früheren Zeiten sind die Menschen immer weitergezogen, wenn sie ein Gebiet in Wüste verwandelt haben, die weltweite Gesellschaft heute kann das nicht mehr.
Daher ist "langsam" an der Zeit, die Kurve zu bekommen, diesen Prozess umzukehren. daß es geht, zeigen ja die vielen hier referenzierten Projekte.


Manfred
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Re: Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Beitrag von Manfred »

Da sind wir uns schon einig. Aber die Möglichkeiten des einzelnen Betriebs sind begrenzt.
Wenn ich eine ganze Wasserscheide beherrsche, kann ich diese gegen Flut managen.
Bin ich Unterlieger, muss ich mit dem Wasser umgehen, das von oben kommen.
So ist das auch bei Mäusen.
Kommt dann eine außergewöhnliche Wasser- oder Mäuseflut, waren meine Bemühungen evtl. trotzdem für die Katz. Und wenn mir dann noch wie in obigem Beispiel die wirksamsten Notfallmittel in Form von flächigem Gifteinsatz oder Bodenbearbeitung verboten werden, ist halt Land unter.
Wenn das Kind dann im Brunnen ersoffen ist, wird nach wochenlangem behördlichem Ringen evtl. doch eine Ausnahmegenehmigung erteilt, die Flächen zwecks Grünland-Neuanlage umzubrechen. Aber abwenden lässt sich der Schaden nicht mehr.
Das ist so, wie einem Hochwasseropfer 3 Monate lang zu verbieten, seinen Keller leer zu pumpen und den Putz von den durchnässten Wänden zu schlagen. Danach kann man das Haus nur noch zusammenschieben und von vorne anfangen...


Fred
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Re: Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Beitrag von Fred »

Manfred hat geschrieben: 30.01.2020, 16:01 Da sind wir uns schon einig. Aber die Möglichkeiten des einzelnen Betriebs sind begrenzt.
Ja, darum muss man sehen, daß verschiedene Methoden und Techniken nur ab einer gewissen Mindestrgröße funtionieren, damit der Einflussbereich groß genug ist.
Deshalb verbreiten die Anwender der Regenerativen Landwirtschaft dieses Wissen ja auch, damit andere Mitmachen können. Obwol dieses Verhalten betriebswirtschaftlich gesehen in unserer Konkurenzgesellschaft sehr geschäftsschädigend an und für sich ist. Man serviert der Konkurenz nicht das eigene Know-How auf dem Silbertablett. Hier macht es allerdings sehr viel Sinn, da wir alle mit der Natur in einem Boot sitzen.
Kommt dann eine außergewöhnliche Wasser- oder Mäuseflut, waren meine Bemühungen evtl. trotzdem für die Katz. Und wenn mir dann noch wie in obigem Beispiel die wirksamsten Notfallmittel in Form von flächigem Gifteinsatz oder Bodenbearbeitung verboten werden, ist halt Land unter.
Flächiger Gifteinsatz vergiftet auch die Populationen der Prädatoren, dann muss man den Ökosystemaufbau wieder bei Null beginnen, und in den ersten Entwicklungszyklen lassen sich solche Ausbreitungwellen der unteren Trophieebenen nicht vermeiden, weil sich eine Population an Prädatoren erst nach dem Auftreten der "Schädlinge" aufbauen kann. Grosflächiges Gift macht nur dann sinn, wenn aus anderen Gründen keine Prädatoren vorhanden sind.

Ich muss da immer an den chiesischen Großversuch mit den Spatzen, bei der Ausrottung der 4 Plagen denken, wobei der nachfolgende Versuch die Folge-Probleme mit großflächigem Gift zu regeln, die Katastrophe noch kompletter gemacht haben.


Fred
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Re: Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Beitrag von Fred »

Manfred hat geschrieben: 30.01.2020, 10:01 Aber wenn die Mäuse optimale Bedingungen vorfinden, verehren sie sich so schnell (sie können mehr als 10 Junge pro weiblicher Maus alle 20 Tage), dass keine Prädatorenart auch nur annähernd mithalten könnte.

Mauswiesel z.B. schaffen bei guten Voraussetzungen 5 Junge 2 x im Jahr.

In einem Lehrbuch zur Ökologie (Schroedel: Grüne Reihe, Abiturstoff, 2005) ist interessantes zur Biomasse-Verteilung in Ökosystemen auf den verschiedenen Trophieebenen dargestellt. Die Einfache Form ist eine Abnahme, entsprechend dem 1:10 - Energieverbrauch von Ebene zu Ebene.

Ökosystem_0001.jpeg
Ökosystem_0001.jpeg (299.52 KiB) 10739 mal betrachtet

Andererseits gibt es in der Natur auch Ökosysteme -in stabilem Zustand- wo die Biomasse einer niederen Trophieebene geringer als bei der darüberliegenden ist:

Ökosystem_0003.jpeg
Ökosystem_0003.jpeg (196.18 KiB) 10739 mal betrachtet

Dies ist dann möglich, wenn die Arten der unteren Ebene einen sehr viel schnelleren Umsatz, also höhrer Vermehrung, kürzere Generationszyklen, als die darüberliegenden haben, weil dann ein relativ geringe Population die größeren darüberliegenden ernähren kann. Denke dies gilt, wenn auch weniger extrem, auch für die Mäuse und ihre Prädatoren. Wenn in so einem System allerdings die obere Ebene zerstört wird, dann geht die untere Population durch die Decke.


Manfred
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Re: Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Beitrag von Manfred »

Dass Heupferde sich überwiegend räuberisch ernähren, ist den Autoren wohl entgangen.

Ansonsten ist der Biomasse-Umsatz natürlich viel aussagekräftiger als der durchschnittliche Biomassevorrat oder gar der Vorrat zu einem bestimmten Zeitpunkt. Was wieder den Kreis zu meinem Lernprozess schließt.
Als ich angefangen habe, mich mit holistic planned grazing zu beschäftigen, dachte ich eine Zeit lang, man müsste diese Flächen im Vergleich an ihrem größeren Pflanzen-Biomassevorrat erkennen können. Oft ist aber genau das Gegenteil der Fall. Ein größerer Vorrat kann auch Zeichen für einen im Vergleich zum Potential niedrigen Umsatz und damit schlechten ökologischen Zustand sein. Wenn man aber den Zustand der vorhandenen Biomasse einzuschätzen lernt, sprich aus dem Zustand Rückschlüsse auf den Umsatz ziehen kann, kann man eine Fläche viel besser beurteilen.


Fred
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Re: Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Beitrag von Fred »

Manfred hat geschrieben: 01.02.2020, 00:18 Dass Heupferde sich überwiegend räuberisch ernähren, ist den Autoren wohl entgangen.
In der Tat, haben sie wohl die Kurzfühlerschrecken gemeint, aber Bezeichnung einer Langfühlerschrecke angegeben. Ich hatte auf das erste, das "normale" Bild nicht so genau geschaut, nur zum Vergleich beigefügt.


Nakati
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Re: Massive Mäuseplage in Norddeutschland

Beitrag von Nakati »

Fred hat geschrieben: 30.01.2020, 14:57 ...
Zwei Grund- Regime/Zustände kennt man in der Natur, darauf hat Geoff Lawton im Kurs immer wieder hingewiesen:

Regime 1: Wüsten- Regime: "Flood & Drought"
Regime 2: Ökosystem-regulierte-Umwelt: "Constant Flow"
...
Wüsstest du (oder Manfred) etwa von einem wissenschaftlich Zitierbaren Artikel mit diesen Prinzipien? Oder andere Stichworte dazu?


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