Entwurmen .....Mutter und Kind

Capragrigia

Beitrag von Capragrigia »

Ich erlaube mir hier mal eine zur späten Stunde vielleicht verzeihliche Abschweifung in den Schrebergarten:

Nach meiner Meinung ist das mit dem Entwurmen wie mit der Blattlaus-Bekämpfung. Am besten wäre, man müsste damit gar nicht erst anfangen; wenn man aber erst mal damit anfangen musste, dann wird man nicht so einfach wieder aufhören können. Es gibt langjährige Reihenuntersuchungen, die zeigen, dass sich Blattlaus-Populationen in einem Garten mit regelmässiger Bekämpfung in deutlichen, sich aufschaukelnden Wellen entwickeln: Nach dem ersten Einsatz der Giftspritze scheint der Garten "blattlausfrei", dann kommen nach einer Weile die Blattläuse mit Verstärkung wieder, nächster Einsatz der Giftspritze, nach "blattlausfreier" Atempause plötzlich so viele wie noch nie, erneut die Giftspritze, usw. Zwischendurch werden die Wellen dann wieder mal eingedämmt, indem das Mittel gewechselt wird; aber irgendwann wird dann wieder der alte Höchststand erreicht, also erneut das Mittel gewechselt ... Langfristig hat der Garten, in dem regelmässig gegen Blattläuse gespritzt wird, stärkere Blattlaus-Populationen als der Nachbargarten, in dem auf den Einsatz der Giftspritze verzichtet wurde.

Nur nützt das leider dem Gärtner nicht, der in seinem Garten die Blattläuse anders nicht in den Griff bekommt und der deshalb doch spritzen muss. Man kann's natürlich dogmatisch sehen, und dann sind die schönen Rosenblüten eben einen gartenpolitisch korrekten Tod gestorben.

Meine beiden Pfauen habe ich jetzt seit Juni 2004; sie sind damals im Alter von 3 Monaten vom Verkäufer entwurmt worden, und seither nicht mehr. Ich gehe davon aus, dass sie Würmer haben, aber ich habe keine Anzeichen dafür, dass sie "verwurmt" sind. Sie machen einen völlig gesunden Eindruck, und so lange das so bleibt, lasse ich auch das Entwurmen sein. Eine Garantie dafür, dass es so bleibt, gibt's nicht. Man kann sich nur bemühen, so günstige Lebensbedingungen wie möglich zu bieten (was in diesem Fall "Robusthaltung" und möglichst abwechslungsreiche Gestaltung der Weide heisst), und ansonsten die Tiere aufmerksam beobachten. Und wenn ich den Eindruck hätte, dass es sein muss, würde ich selbstverständlich auch die Pharmazie bemühen.


sanhestar
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Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

das Blattlausbeispiel ist prima, ist bei den Würmer nicht anders.

Zum einen bekommt man Tiere wirklich nur für wenige Wochen absolut wurmfrei, wenn sie grasen ist eine Neuinfektion immer gegeben, zum anderen passen sich ja auch die Würmer an (Stichwort Resistenzen) und ein endloser Kreislauf beginnt.

Es ist aber auch ein zweischneidiges Schwert, auf akute Zeichen von überhöhtem Wurmbefall zu warten, viele Tiere stecken den Wurmbefall äusserlich gut weg und antworten z.B. nur mit etwas schlechterer Leistung, etwas langsamerem Wachstum, etc. während die Schäden an den inneren Organen voranschreiten.

Da, wie Susanne schreibt, Kotuntersuchungen, wenn man sich mal die Mühe gemacht hat, die Grundinvestitionen zu tätigen (gute Mikroskope gibt's bei ebay oft für'n Appel und'n Ei) und sich durch die Prozedur zur arbeiten, sehr gut in der eigenen Küche gemacht werden, spricht eigentlich nichts dagegen (ausser Zeitaufwand), sowas regelmässig zu machen (6-8x im Jahr). Macht man das ein Jahr lang, bekommt man einen guten Überblick, welche Tiere der Herde anfälliger sind und wann man mit Infektionsspitzen rechnen muss.

Eine regelmässige Kontrolle der Lidbindehäute gibt einem ein weiteres Werkzeug für die Erkennung von Parasiten:

blassrosa: ok
blass/weiß: anämisch = Würmer
gelblich: Leberschaden = Leberegel

Die Wurmkur löst nur das Symptom, die höhere Anfälligkeit für Parasiten, nicht die Ursache, die im Immunsystem und in evtl. anderen chronischen Erkrankungen oder Belastungen zu suchen ist.

Noch ein Tipp: Würmer und andere Darmparasiten (Einzeller, Darmpilze) fühlen sich zu schwermetallbelasteten Tieren "hingezogen" bzw. erfüllen bei solchen Tieren die dann doch sehr nützliche Aufgabe, diese Schwermetalle zu binden. Man sollte also bei einem Tier, dass immer wieder sehr schnell Würmer "anzieht" auch mal in diese Richtung suchen. Dürfte jetzt bei Ziegen nicht so häufig sein (Thema Impfungen, Trägerstoff Quecksilber) aber bei den Haustieren und uns Menschen würde ich in diese Richtung suchen.

Im organischen Landbau gibt es eine These, dass Würmer im Darm eine ähnliche Aufgabe erfüllen wie Erdwürmer im Boden = für Durchlüftung zu sorgen. Nach dieser These treten Darmwürmer dann vermehrt auf, wo Tiere zu viel Silage, Getreide oder junges Heu erhalten.

Für Interessierte hier der Link (englisch), der auch weitere nützliche Hinweise zu Wurmbefall generell enthält:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eap.mcgill.ca/AgroBio/ab370- ... tm</a><!-- m -->

Ups, ich bin etwas abgeschweift, eigentlich wollte ich nochmals auf meinen obigen Beitrag zwecks Homöopathie bzw. Darmstabilisierung eingehen.

Wie schon geschrieben, kann (!) mit Homöopathie entwurmt werden. Ich habe mit Erfolg nur zwei Mittel eingesetzt, der Rest war entweder nicht passend oder ich habe die Symptome nicht sauber ausgewählt. Das ist die Krux auch beim homöopathischen Entwurmen:

abgesehen von 2-3 Mitteln, die aufgrund ihrer pharmakologischen Eigenschaften immer wurmtreibend wirken, müssen alle anderen Mittel individuell ausgewählt und verabreicht werden.

Eine hom. Wurmkur ist ausserdem ein hoher Zeitaufwand, bei lascher Handhabung bringt die ganze Kur nichts. Unter Zeitaufwand ist zu verstehen:

3x täglich verabreichen, über einen Zeitraum von mind. 2 Wochen, besser 3 Wochen

Sowas rechnet sich nur bis zu einer bestimmten Herdengrösse, danach wird das ganze unhandlich. Von der Verabreichung über's Trinkwasser halte ich in diesem Fall nichts, da ich die Aufnahme nicht überwachen kann, vielleicht haben andere hier bessere Erfahrungen gemacht.

Die Darmsanierung/-stabilisierung ist auch nicht weniger aufwendig und macht Sinn bei Einzeltieren, die eine erhöhte Belastung/Anfälligkeit aufweisen. Auch diese muss abgestimmt werden auf das Einzeltier: liegen andere Erkrankungen vor, ist die Darmschleimhaut vorgeschädigt, könnte eine Schwermetallbelastung mitspielen, konnte das Tier überhaupt schon Immunität gegen Darmparasiten entwickeln, etc.

Alles in allem - siehe Blattlausbeispiel - machen diese ganzheitlichen Methoden Sinn, wenn es um eine generelle Sanierung einzelner Tiere oder eines Bestandes geht aber die chemische Wurmkur ist unbestritten weniger zeitaufwendig und finanziell günstiger (wenn auch oft nur im Kurzzeitbereich).

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Helga14

.....

Beitrag von Helga14 »

:D :D :D

ganz lieben DANK :D an Euch für Eure sehr informativen Beiträge.
Sie sind sehr aufschlußreich.

Selbstverständlich sind die Ziegen nicht wurmfrei. Mit der Wurmkur hält man nur alles in *normalen* Rahmen. Für eine gesunde Ziege kein Problem.

Das mit dem **ansehen** habe ich bereits bei Neukäufen mehrfach anders erlebt.

Ich denke mal, wir tun alle das was nach unserer Meinung für unsere Ziegen gut und gesund ist.

In diesem Sinne, nochmals danke für die Info
und Grüsse
Helga14 :D


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