vermutlich denkt der Verbraucher noch nicht mal wirklich über die Zusammenhänge zwischen Agrarförderung und Preis nach. Das tut er nur, wenn es grad mal wieder schlecht recherchiert in der Presse steht.
Es ist eher so, daß der Verbraucher möglichst wenig für Lebensmittel ausgeben möchte, damit mehr Geld für in erster Linie für das Freizeitverhalten übrig bleibt. Diese Aussage ist über seriöse Studien belegt.
Erst wenn der Verbraucher gut sittuiert ist, beginnt er wieder sich für hochwertige Lebensmittel zu erwärmen. Das sind dann auch die potentiellen Kunden für Ziegenmilchprodukte.
Geht es mit der Wirtschaft bergab, steigt die Nachfrage nach billigen Lebensmitteln - und das mit den bekannten Folgen - siehe Fleischskandal in jüngster Zeit.
Die Milchpreismisere ist agrarpolitisch hausgemacht.
Vor mehr als 25 Jahren waren die Garantiepreise für Milch im Verhältnis sehr hoch. Folge war, das die Kuhbestände extrem aufgestockt wurden. Daraufhin mußten die Übermengen, die im Land nicht abgesetzt werden konnten in Form von Butter und Magermilchpulver auf dem Weltmarkt verschleudert werden. Als wegen dem Garantiepreis nochmehr Übermengen entstanden wurde die Butter und das MMP nach Russland verschenkt - hauptsache weg. Das Ganze hat unser Land und die EU extrem viel Geld gekostet.
Um die Übermengen in den Griff zu bekommen hat man die Kontingentierung eingeführt. Von dem Moment an hatten die Molkereien die Preisschraube in der Hand, um den eigenen Profit zu erhöhen. Seit rund 10 Jahren ist der Erzeugermilchpreis praktisch nicht gestiegen, jedoch mit der allgemeinen Preissteigerung, alleine Treibstoffe, sind die variablen Kosten der Milcherzeugung erheblich nach oben gegangen.
Die Agrarförderung ist also der unzureichende Versuch, den Landwirten den einstigen Garantiepreis für Milch auszugleichen, jedoch die volkswirtschaftlichen Kosten dafür zu reduzieren. Politisches Fazit: Die jetzige Agrarförderung ist weitaus preiswerter wie die Garantierpreisregelung in früheren Zeiten, als die Erzeuger "ja nochwas für ihre Produkte bekommen haben".
Eines aber noch zum Schluß. Wir, also überwiegend Hobbyziegenhalter, dürfen uns nicht mehr als normale Verbraucher betrachten, da wir eine gewisse Schwelle auf die Seite des Produzenten schon überschritten haben. Ich bitte darum, dies bei der persönlichen Bewertung des o.a. Sachverhaltes zu berücksichtigen

Jetzt muß ich mir nochwas von der Seele schreiben.
Beruflich stehe ich auf der Seite des Landwirtes, bin aber Schaltstelle fast direkt zur Politik.
In meinen oft längeren Beiträgen zu agrarpolitischen Themen möchte ich Euch Einblicke geben, die Ihr so z. B. durch die Presse nicht unbedingt bekommt. Vieles ist oft anders als es auf den ersten Blick scheint. Selbst der Berufsstand blickt bei einigen Dingen nicht durch. Und wenn ein Bauer jammert, daß er früher doch viel mehr für seine Produkte bekommen hat, dann hat er o.a. Sachverhalt erfolgreich verdrängt.
Die Stützung des Agrarsektors erfolgt seit Bismarcks Zeiten #baeh# .
Jetzt hoffe ich nur, daß diesen Roman noch jemand liest lol und darüber nachdenkt :) . Würde mich freuen :D .
Grüßle
Lafayette