Fructan im Gras

Ziegeline
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Fructan im Gras

Beitrag von Ziegeline »

Hallo Zusammen

wollte mal fragen, ob ihr zur Zeit auch solche Probleme mit dem Gras habt.
Unsere frischmelkende Milchziege bekommt im Moment ca. 1h Weidemöglichkeit. Ihre Köttel sind seit dem nicht mehr köttelig, sondern sie kleben aneinander. Es ist schon fast ein großer Klumpen. #stoned#
Dazu muß ich sagen, wir gehen täglich(das ganze Jahr) mit ihr und einer noch hochtragenden Ziege auf unsere Weide zum grasen. Die Schwangere frißt nicht viel, meist nur die Blütenstände der Gräser. Die Andere schlägt sich den Bauch fast die ganze Stunde lang mit Gräsern und Kräutern voll.
Zu Hause bekommen sie noch Heu, Stroh und Hafer.
Jetzt habe ich im Internet eine Seite gefunden, auf der der Fructangehalt des Grases in Zusammenhang mit Hufrehe bei Pferden gebracht wird.

Vielleicht habt Ihr schon mal was über Zusammenhänge von Ziegenfütterung und Fructangehalt gehört.
Dann wäre die eine Stunde grasen auf jeden Fall schon zuviel.
Hier noch die Internetseite auf die ich mich beziehe:
http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?i ... 830211.pdf
Gruß Petra


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hallo Petra,

da Du frischmelkend schreibst, gehe ich davon aus, dass die Ziege vor kurzem gelammt hat. Wurmkur nach dem Ablammen wurde gegeben? Wenn ja, welches Präparat? Kotprobe untersucht? Falls ich schon mal gefragt habe, sorry, sind im Moment doch viele Problemfälle im Forum.

Fructangehalt kann sicherlich auch Ziegen Probleme bereiten, wenn sie darauf sensibilisiert sind. Die letzte Woche war klassisch für hohe Fructangehalte: sehr kalte Nächte, warme Tage. Hufrehe bzw. Klauenrehe kann jedoch auch zahlreiche andere Auslöser haben, das muss man immer individuell untersuchen.

Dass die tragende Ziege weniger frisst, ist in der Hochträchtigkeit normal, da passt einfach weniger in den Pansen mehr rein. Blütenstände sind das hochwertigste am Gras, sie sucht sich das schon richtig aus.

Wieviel Hafer bekommt jede Ziege?

Und dann stellt sich die Frage: machst Du Dir Sorgen wegen möglicher Klauenrehe oder wegen dem klumpigen Kot?

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
schuehlw
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Beitrag von schuehlw »

Hallo Petra,
köttelig kann sein bei Wurmbefall (wie Sabine schreibt), oder durch zuviel Energie (Eiweiß), die im frischen Gras enthalten ist.
Wichtig: Langsam an das Gras gewöhnen (über 10-12 Tage) und Kraftfutter reduzieren, sowie zum Heufressen animieren!
Gruß Werner


"Du bist zeitlebens für das verantwortlich,
was du dir vertraut gemacht hast!"
Tandgrisner
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Beitrag von Tandgrisner »

Hallo Petra

eigentlich sind Fruktane für Ziegen und auch andere Wiederkäuer wie Kühe etwas gutes, nämlich ein nährstoffreicher Bestandteil, der gerade für Tiere, die viel Milch geben, positiv ist. Einige Saatgutfirmen, so wie auch ich in meinem früheren Berufsleben, entwickeln sogar Grassorten mit besonders hohem Fructangehalt.

Fruktane sind aus Ketten von Zuckermolekülen aufgebaut, die von Tieren im Gegensatz zu z. B. Stärke nicht verdaut werden können. Viele Bakterien können das aber sehr gut. Und hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen Pferden und Wiederkäuern wie Ziegen. Bei Ziegen liegt die Gärkammer (Pansen) vor dem Dünndarm, bei Pferden (Blinddarm) dahinter. Bekommen Pferde besonders bei plötzlicher Zufuhr viel Fruktane, wachsen die Bakterien im Dünndarm wie wild und von deren Stoffwechselprodukte geht man aus, dass sie Hufrehe auslösen können. Darum muss man Pferde sehr langsam an Gras gewöhnen und auch nicht unbedingt Gräser mit hohem Fruktangehalt wie Weidelgräser in eine Pferdeweide einsäen. Bei Ziegen wachsen die Bakterien aber schon im Pansen und plötzlich viel Fruktan könnten demnach wohl Pansenversäuerung auslösen, allerdings habe ich davon noch nie etwas gehört. Klar ist es vernünftig die Ziegen im Frühjahr langsam an das neue und fruktanreiche Gras zu gewöhnen (im Sommer hat das Gras wesentlich weniger Fruktane) aber so einen Aufwand wie bei Pferden braucht man nicht zu machen. Wenn sich die Tiere dann daran gewöhnt haben sind die Fruktane eine gute Nährstoffquelle für die milchgebenden Ziegen.

Klar bekommen Ziegen wenn sie auf die Weide kommen, erstmal einen etwas matschigeren Stuhlgang, aber nach 14 Tagen gibt es dann wieder die harten Lakritzpastillen. Jeden Abend etwas Stroh dazu füttern fördert die Verdauung.

Fruktane sind übrigens ganz wichtig wenn man Silage oder auch diese Heusilage in Plastikballen herstellen will. Nur Gras mit genügend hohem Fruktangehalt erzeugt schnell genug eine Säuerung und eine haltbare Silage.

Besten Gruß

Andreas


Ziegeline
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Beitrag von Ziegeline »

Vielen Dank für Eure Ratschläge.
Nach dem Lammen hat sie noch keine Wurmkur bekommen.Eine Kotprobe habe ich auch noch nicht gemacht.
Hafer bekommt die Frischmelkende 500 g und die Hochtragende 400 g am Tag.
Sorgen bereitet mir der klumpige Kot. Sie frißt fast kein Heu oder Stroh mehr, die andere frißt dafür um so mehr Heu und Stroh.
Nach einem Tag kein Gras mehr wurden die Köttel wieder erkennbar.
Vielleicht weiß die Frischmelkende (Biene), nicht mehr so richtig, was gut für sie ist. Die Hochtragende(Emmi) ist ein Wildling aus dem Tierpark.
Sie hat möglicherweise noch mehr von ihrer Mutter lernen können....
Aber ich werde jetzt erst mal mit PANACUR entwurmen und nach einer Woche eine Kontrollkotuntersuchung machen lassen.

Gruß Petra


sanhestar
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Beitrag von sanhestar »

Hallo Petra,

Panacur ist leider nur noch in wenigen Fällen wirksam - viele Resistenzen gegen den Wirkstoff.

Melkst Du bereits für Deinen Bedarf oder ist bislang nur das Lamm an der Mutter? Im zweiten Fall würde ich Dir zu einem anderen Wirkstoff raten mit ggfs. längerer Wartezeit auf Milch, jedoch besserer Wirksamkeit gegen Würmer.

Die Frischmelkende frisst das für sie richtige, genauso wie es die Tragende tut. Frischmelkend: Eiweiß, Kräuter für Milchproduktion, bereits wieder ausreichende Futteraufnahmekapazit-t.
Tragend: nur noch wenig Futteraufnahmekapazität, daher gezielt Futter mit hohem Wert, jedoch wenig Masse.

Ich würde auch mal die Hafermenge reduzieren, 500 gr. pro Tag bei dem aktuellen Grasaufwuchs, das wäre mir zuviel Energie bzw. Eiweiß.

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Ziegeline
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Beitrag von Ziegeline »

Ok dann kein PANACUR. Hab im Forum gelesen CYDECTIN wäre noch relativ neu, also wenige Resistenzen zu erwarten.
Haferration werde ich etwas reduzieren.
Trotzdem glaube ich, der Fructangehalt ist im Moment im Gras zu hoch.
Wir hatten Alle (Pferde, Ziegen, Schafe und Kaninchen) seeehr langsam angeweidet.Aber seit letztem Jahr beobachten wir zu weichen Kot bei allen genannten Tierarten, trotz der langen Anweidephase.
Letztes Jahr sind uns auch mehrere Jungkaninchen eingegangen nach Grasgaben. Und nicht nur bei uns, alle Kaninchenzüchter im Umkreis hatten dieselben Probleme. Nur durch konsequenten Grasentzug (Heu und Haferfütterung) bis weit in den Juni hinein konnten die Jungtiere gerettet werden.

Gruß Petra


Lafayette
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Beitrag von Lafayette »

Hallo Ziegeline,

die Fructanproblematik betrachte ich jetzt, nach der schönen Erläuterung von Tandgrisner, als nicht hinreichend plausibel in Deinem Fall.

Ich denke da eher an eine ganz einfache Lösung. Derzeit enthält der Grünaufwuchs kaum Rauhfaser. Ohne Struktur im Futter tendiert der Pansen-pH immer in Richtung sauer. Das Wiederkäuen wird auf ein bis zwei Gänge reduziert (ist ja auch nichts da, was man noch öfters zerkleinern müßte), und damit wird der Nahrungsbrei auch nicht ausreichend durch den basischen Speichel gepuffert.
Und das Futter mit dem zu niedrigen pH rauscht nun mal durch die Därme. Der Kot ist nicht mehr geformt. Im Schlimmsten Fall gibt es gehörigen Durchfall.

Dieses Phänomen hört auf sobald im Gras mehr holzige Anteile vorhanden sind.

Grüßle
Lafayette


Ziegeline
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Beitrag von Ziegeline »

Hallöle
Vielleicht reden wir ja auch aneinander vorbei...
Tatsache ist, daß das Gras im Moment sehr energiereich ist und wenig Rohfaser enthält. Wenn sich die Dame dann mit Gras den Bauch vollschlägt und kein Heu oder Stroh mehr frißt, muß es zwangsläufig zu weicherem Kot führen.
Nur Kuchen essen ist ja auch schöner als ein bisßchen Kuchen und sonst Vollkornbrot.
Wir wissen(sollten wissen), daß man sich nicht nur von Kuchen ernähren kann. Die Ziege denkt sich einfach: Das sitze ich aus und warte doch mal lieber, bis es wieder Kuchen gibt.
Die Haferration werde ich ihr jetzt aber reduzieren, dann hat sie wahrscheinlich mehr Anreiz im Stall Heu oder Stroh zu fressen.

Gruß Petra


Lafayette
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Beitrag von Lafayette »

Äh, *kopfkratz* etwas verwirrt bin - ist vielleicht die Hitze aber, das noch nicht eingetrocknete Stückchen Verstand sagt folgendes:

Wir reden deshalb aneinander vorbei, weil u.a. Begriffe Dir nicht klar sind.

- Fructane = Mehrfachzucker (Polysaccaride) leicht spaltbar durch Körpereigene Enzyme
- Protein = Eiweiß
- Rohfaser/Struktur = Holzstoffe, genauer Lignine und Pentosane, nur teilweise spaltbar in Saccaride durch spezielle Bakterien in Pansen oder Blinddarm. Die bakteriellen Spaltprodukte (Zucker) können dann wieder vom körpereinenen System umgebaut und verwertet werden. Die nicht verwertbaren Holzstoffe dienen den mechanischen Abläufen im Verdauungstrakt.

Letzteres ist das Problem - nicht die Fructane und nicht das Eiweiß.

Grüßle
Lafayette


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