Durchfall bei Ziegenlämmern

Hinweis: Dieses Forum ersetzt nicht den Gang zum Tierarzt!
Moritz

Beitrag von Moritz »

Heu, Weidenzweige, Wasser. Weide wirkt entzündungshemmend; jeder Durchfall, der an den Schleimhäuten im Darm vorbeiprescht, geht mit entzündlichen Prozessen einher.
Ausgehend von einem normalen "Gleichgewicht" (das einen andauernden Prozeß, der sich ständig aus- und einpendelt, darstellt) in jedem Organismus muß man sich sagen: das kleinste Ungleichgewicht, das nicht wieder einpendelt, kann dazu führen, daß ES (die Erkrankung, die bisher in Schach gehalten wurde) ausbricht.
Eine zu starke Verwurmung + Kokzidiose kann eine vorhandene, schlummerde Paratuberkulose lawinenartig lostreten, mit der der Organismus bisher gut leben konnte.

Hier würde doch eine Kotprobe mit Untersuchung auf Kokzidien Dir doch schon Klarheit bringen.
Gruß MO


Patzolo
Beiträge: 8
Registriert: 08.09.2007, 21:11

Beitrag von Patzolo »

Hallo liebe Ziegenfreunde, hallo Moritz,
Weidenzweige oder Weidenlaub mag der Kleine nicht fressen und Heu frisst er auch nur in kleinen Mengen. Ich muss also, um ihn nicht verhungern zu lassen Futterarten füttern, die er frisst und die natürlich auch verfügbar sind. Das sind Gras, Wiesenkräuter, Steinobstreisig, Kartoffelschalen und Fichtennadeln und halt das wenige Heu. Wasser geb ich ihm so oft es mir möglich ist frisch, weil er nachdem er gesoffen hat, ein zweitesmal aus dem Gefäss nicht mehr säuft.
Heute Morgen hatte der Kot, den er über nacht abgesetzt, hat wieder etwas Konsistenz. Ich war schon wieder etwas zuversichtlicher, was sein Überleben angeht, jedoch hat er während dem Fressen wieder total wässrig über den Darm aussgeschieden.
Deshalb meine Frage. Was würde der erfahrene Ziegenhalter dem Bock eventuell noch zu fressen geben, dass geeignet ist, unabhängig von der Ursache den Durchfall zu stoppen oder wenigstens eindämmen.
Bitte aber kein Verweis an den Tierarzt. Bei allem Respekt vor diesem Berufsstand kommt das für mich bei der aktuellen Problematic aus unterschiedlichen Gründen nicht in Frage. Mich interresiert die Meinung und das Wissen erfahrener Insider.
Abschliessend möchte ich, bezugnehmend auf die Diskussion an anderer Stelle des Forums über den Umgang miteinander anmerken und bitten, dass nur der antworten sollte, der dies gerne tut.
Mit freundlichen Grüssen


Fridolin
Beiträge: 1662
Registriert: 26.02.2006, 22:26

Beitrag von Fridolin »

Servus

Ich würde meinen, dass Du ihn sofort von der Weide nimmst, damit er kein frisches Gras fressen kann. Tannenreisig und Steinobstreisig sind ok, wichtig wäre nun Heu, Heu und nochmals Heu. Lege ihm aber immer kleine Mengen vor, es wäre nämlich möglich, dass er verhauchtes Heu nicht mehr will. Bitte jetzt auch KEINE KARTOFFELSCHALEN füttern.

Eigentlich hat jeder TA in seiner Hausapotheke ein Medikament gegen Durchfall für Schafe und Ziegen. Du könntest als Sofortmaßnahme aber auch Tierkohle aus der Apotheke verwenden.

Damit sich sein Verdauungsapparat beruhigt, ist weniger besser als mehr.
Wichtig ist jetzt auch, dass er genügend Salz und Mineralstoffe bekommt, die durch den Durchfall verloren gehen, daher wenn nötig, ihm Wasser, eventuell sogar mit etwas Schwarztee, einflößen. In diesem Medikament, leider weiß ich den Namen nicht mehr, sind diese Spurenelemente jedenfalls schon enthalten.

Wir hoffen alle, dass Du Dein Böcklein wieder hinkriegst.


Therapiehof

Beitrag von Therapiehof »

Hallo,
irgendwie scheint hier Ursache und Auswirkung vermischt zu sein. Dein Böckchen hat etwas (Krankheit), ich würde hier auch mal auf Kokzidien tippen.

Um das herauszufinden solltest Du eine Kotprobe untersuchen lassen, wenn Du schon nicht zum TA willst, es gibt ja auch Labors dafür. Mit der Diagnose kannst Du dann die Ursache medikamentös bekämpfen.

Die Auswirkung der Krankheit, sprich starker Durchfall, kannst Du versuchen zu lindern. Da sind giftentziehende Sachen, wie Birkenkohle oder Weidenrinde, Blätter ganz gut. Auch Nadelbaumreisig ist hilfreich. Den Flüssigkeitsverlust musst du mit Elektrolyten ausgleichen (aus der Apotheke dasselbe wie für den Mensch, nur im Notfall ein Teelöffel Salz und Zucker in 1/2 Liter Wasser), notfalls mit einer großen Spritze zwangsweise einflössen.

Du kannst weiterhin versuchen, die Schmerzen des Durchfalls zu lindern, z.B. gekochten Leinsamenschrot(schleimig, kleidet den Darm aus) geben (mit kleinem PLastiklöffel langsam ins Maul geben, warten bis er schluckt.

Dass der Pansen nicht schlapp macht, muss er genug Rauhfutter bekommen, immer wieder allerbestes frisches Heu anbieten. Keine Kartoffelschalen und Gras geben, auch kein Kraftfutter/Getreide. Er wird nicht an Hunger sterben!

Mehr fällt mir gerade auch nicht ein, aber das ist schon was.

Ach doch: zum Immunstärkung bei Kokzidien gebe ich homöopathisch Echinacea D6 Globuli.

Viel Glück #daumen_hoch*
Andreas


Moritz

Beitrag von Moritz »

Berufsstand hin und her.
Wenn du andere Beiträge von mir liest, weißt Du, wie ich über viele Tierärzte denke.
Du kannst in einer Tierarztpraxis in der nächsten Stadt, in einer Apotheke, die auch Tierarzneimittel besorgen kann (ich hoffe, das geht in D. auch), Dir beschaffen - und ich meine, es eilt -:
Hemodiarh der Firma Vetoquinol
vielleicht schreibt es sich Hämo.... in Deutschland

Inhaltsstoffe sind ein Sulfonamid namens
Sulfamidin sowie Sulfaguanidin

außerdem Kohlepulver.

Handelt es sich um Kokzidien, was wahrscheinlich ist, brauchst Du dieses Präparat oder ein anderes Sulfonamid.
Sulfaguanidin wirkt antibakteriell zusätzlich


Ein Kartönchen dieses Produkts mit 6 Beuteln à 40 gr kostet nicht die Welt.

Du rührst das Pulver, das sehr staubt, in lauwarmem Wasser an (in großem Trinkglas), so daß es nicht klumpt.
Am besten ziehst Du die Flüssigkeit erst unmittelbar vor dem Verabreichen auf eine Blasenkatheterspritze (1 Euro in Apotheke) aus Plastik, immer umrühren, weil sich es unten im Glas absetzt.
Dann also 2 bis 3 Mal die Spritze aufziehen und seitlich ins Maul geben.
Weiteres Wasser dabei haben, damit man nachverdünnen kann.
Bei kleinem Bock morgens und abends einen halben Beutel Pulver anrühren und verabreichen. 3 bis 4 Tage lang.
Das Zeug schmeckt nicht und bei Spritzern gibt es Flecke auf Kleidung.
Hochwirksam im Normalfall, aber es gibt auch Resistenzen.
Mit lauwarmem Wasser nachtränken, damit das Tier den Geschmack los wird.
Zwangstränken ohnehin gegen Flüssigkeitsverlust.

Mehrere solcher Spritzen auf Vorrat kaufen. Spritze nach Gebrauch auswaschen.

Wie von anderer Seite schon gesagt, kein Gras, vor allem keine Kartoffelschalen.
Viel Glück. MO


Anonymous

Beitrag von Anonymous »

Ich kann mich den anderen nur anschließen: Nur Heu und Äste geben.

Falls du das Mittel, das MO genannt hat nicht besorgen kannst dann geht auch Stullmisan oder Durchfallpulver von Schaette um den akuten Durchfall fester zu bekommen. Beide haben eine ähnliche Zusammensetzung mit Weide, Eichenrinde usw...

Kotprobe unbedingt, kannst du selbst einschicken ohne den TA zu konsultieren.

Was ich zu Kokzidien immer wieder schreibe: Baycox ist für mich das Mittel der Wahl. Chemie hin oder her, mir ist ein Zicki wegen Parasiten eingegangen, das passiert mir kein zweites Mal.


Role1989
Beiträge: 83
Registriert: 09.03.2006, 19:23

Beitrag von Role1989 »

Hallo zusammen,
habe euch doch erzählt das ich 2 jungtiere zum untersuchen gebracht habe. nun ist das ergebnis endlich gekommen. Sie haben geschrieben:

Befundszustand:
- der pathologisch-anatomischen Untersuchung:
beide: Tierkörper ca. 9-10 kg, schlechter ernährungszustand, hinterhand stark mit kot verschmiert; stark eingefallene augen, tierkörper anämisch, hochgradiges lungenödem, sonst herz lunge leber milz niere unauffällig, pansen gut mit zerkleinertem raufutter gefüllt,, labmagen unauffällig, hochgradige katarrhalische enteritis, wässriger dünn- und dickdarminhalt.

- der bakteriologischen untersuchung:
darm: beide hochgradig E. coli

- der parasitologischen untersuchung:
beide: hochgradig kokzidien und magen- Darmwürmer im kot

Diagnose: die befunde sprechen für eine hochgradige parasitäre Darmentzündung als todesursache.


so und jetzt muss ich wieder zum arbeiten.

gruß
robert


Moritz

Beitrag von Moritz »

Ja Robert, und nun kommt es darauf an, ob Du etwas daraus lernen willst.

Was man Dir da mitteilt, heißt:
sie sind jämmerlich-qualvoll gestorben mit Krämpfen, schmerzhaftem Kotpressen, wenn schon nichts mehr kommt, Rückenkrümmung und totalem Flüssigkeitsverlust.
Sie haben durch Fressen dagegen angekämpft, aber vergeblich.

Escherichia coli
kommt meist in Mischinfektionen vor.

Zu wenig Kolostralmilch oder spätere Infektion.

Hinzu kam die Totalverwurmung.

Das kann kein Organismus aushalten.

Ausgezehrt bis zum bitteren Ende.
Manchem verschlägt das die Sprache!
Das kann doch nicht so weiter gehen.
GRuß MO


Lafayette
Beiträge: 1256
Registriert: 13.05.2005, 12:53

Beitrag von Lafayette »

... und spätestens jetzt wissen wir, warum kaum noch jemand schreibt wie eine Krankengeschichte ausgegangen ist!

Danke Robert, dass Du so ehrlich warst und den Mut hattest das Ergebnis zu präsentieren - und das meine ich absolut ehrlich!

Ich mache sowas schon länger nicht mehr, insofern habe ich ständig gesunde Ziegen und mache keine Fehler *ironiemodusaus*

In diesem Sinne...

Lafayette


Patzolo
Beiträge: 8
Registriert: 08.09.2007, 21:11

Beitrag von Patzolo »

Hallo Ziegenfreunde,
zunächst mal vielen Dank für die, wie ich finde wertvollen und zielführenden Tips und Ratschläge. Was mit Roberts Lämmern geschehen ist bedauere auch ich ausserordentlich. Ich kenn sowass aus eigenem erleben. Ich habe ja eingangs des Themas berichtet, dass mir im letzten Jahr mein gesammter Nachwuchs an Kokzidose eingegangen ist. Obwohl ich frühzeitig meinen Tierarzt hinzugezogen habe. Deshalb denke ich, ist es wichtig sich selbst das Auge zu schulen um frühzeitig zu erkennen, wenn was schief läuft und dann das Wissen zu haben, daß es ermöglicht angemessen zu reagieren. So gesehen ärgere ich mich über mich selbst, weil ein Durchfallmittel eigentlich schon lange in meiner Stallapotheke sein könnte.
Ich habe heute in der Apotheke nach diesem Hemodiarh der Fa. Vetoquinol nachgefragt. Leider liefert die Firma in Deutschland dieses Mittel nur über Veterinäre aus. Ich habe es gleich bie Tierarzt bestellt und hoffe, dass ich es diese Woche noch bekomme.
Was den kleinen Bock betrifft kann ich berichten, dass er heute neben seinen Obstzweigen erfreulicherweise auch etwas Weidenlaub und Weidenrinde sowie eine bemerkenswerte Menge Heu gefressen hat. Der Kot zeigt mittlerweile eine breiige Konsistenz. Mineralstoffe und Wasser nimmt er ebenfalls gut auf. Ich denke Wasser oder Elektrolytmangel kann man ausschliessen. Ich bin heute also recht zuversichtlich, dass er es schaffen kann.
Letzte Woche als ich ihn von der Weide geholt habe erschien mir sein Kopf geschwollen. Ich habe zunächst einmal angenommen das ich das irgendwie falsch wahrnehme. Nachdem ich aber an anderer Stelle im Forum gelesen habe, das es sowas tatsächlich gibt, würde mich jetzt interresieren, auf welche Störung ein geschwollener Ziegenkopf hiweist. Vielleicht kann ja dazu jemand was sagen.
Weiterhin alles Gute und viele Grüsse
Helmut


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