plötzliche Krankheit mit Todesfolge

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Moritz

Beitrag von Moritz »

Für Deinen Bericht, liebe Claudia, haben wir Dir zu danken, auch, weil Klarheit geschaffen wurde und viele daraus lernen können.

Deine Frage, warum er auf Clostridien tippe, kann man so beantworten:
einmal nach dem Ausschlußverfahren (was ist alles angesichts der beobachteten Symptome an anderen möglichen Krankheitsursachen auszuschließen, Krankheiten also, die ähnliche Symptome auslösen, für die aber keine beweiskräftigen Befunde (Organveränderungen, Würmer als Toxinausschütter, bestimmte Erreger usw.) vorgelegen haben).

Ferner Erfahrungswerte
a) im Hinblick auf den Verlauf
b) bestimmte Zusammenhänge (Futter, Weidegang, Jahreszeit)

Im Fall des Bocks von Altsteirer (Thread "Ziegenbock musste eingeschläfert werden") waren Symptome, Verlauf und Befund ganz ähnlich, man könnte grob sagen: identisch.

Nicht nur gibt es viele Clostridienarten und nahezu überall, sondern die hier sicher vorliegenden Clostridium perfringens schütten eben verschiedene Gifte aus, mit denen der Körper unter bestimmten Umständen überhaupt nicht mehr fertigwerden kann, weil sie explosionsartig den Körper überschwemmen.
Sie befallen dann Nerven, führen zu unerträglichen Schmerzen, daher auch das Zähneknirschen in beiden Fällen, zu Lähmungen im Bewegungsapparat (Taumeln, Stürzen, Zusammenbrechen, Nichtmehrhochkommen), aber auch anderer Organe.
Besonders gefährlich ist die Frühjahrszeit, in der die Tiere (vom Winter noch nicht ganz erholt, Vitaminreduzierung, Lichtmangel) etwas im Immunsystem geschwächt sind. Dennoch oder gerade deshalb nehmen sie besonders gierig neben gutem Raufutter das frische Grün auf.
Die Verdauung arbeitet auf Hochtouren, nicht alles wird perfekt verdaut (zuviel Eiweiß) und der Speisebrei auf dem Weg durch den Dünndarm enthält noch zu viele nur angedaute Teile. Diese verletzen die Schleimhäute des Dünndarms, wenn diese nicht ohnehin durch Würmer vorgeschädigt ist.
Hier finden die Toxine (mehrere Toxinarten) ihre Eintrittspforte ins Blut und der Tod ist dadurch programmiert. Eine überrollende Invasion.

Eure Entscheidung, einschläfern zu lassen, war im hohen Grade gerechtfertigt.
Gruß Moritz


Finn

Beitrag von Finn »

kann man gegen eine erkrankung mit clostridien/ listerien irgendwie vorbeugen?


Finn

Beitrag von Finn »

vielen dank für deine schnelle antwort. kraftfutter bekommen unsere nicht, aber anweiden geht nicht wirklich. sie kommen von einem tag auf den anderen raus - ein bißchen gras und zweige kann ich vorher füttern (sofern vorher was wächst, im moment ist hier noch nicht viel) und auf der weide heu dazu, anders gehts leider nicht.

woher bekomme ich die information welches AB helfen würde?


Amelie
Beiträge: 1991
Registriert: 14.03.2007, 08:02

Beitrag von Amelie »

Wieso kann man nicht gegen Clostridien impfen?Was ist denn dann die Breiniereimpfung?Guck doch mal hier <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.animal-health-online.de/drms ... ne.de/drms ... ridien.htm</a><!-- m -->
Da ist zwar von Schweinen die Rede,aber der gleiche Clostridienerreger.Wenn man googlet findet man noch reichlich zu dem Thema.


Liebe Grüße

Christine


Der Optimist sieht die Rose,der Pessimist nur die Dornen.
Finn

Beitrag von Finn »

und ich hab in meinem schlauen buch nachgelesen:
clostridien vermehren sich meistens nur bei falscher fütterung so stark, daß sie gefährlich werden (zuviel eiweiß), vorbeugung durch fehlerlose fütterung0

listeriose-ausbruch überwiegend bei temperatursturz und schlechter silage. impfung problematisch wegen der serotypen.


Amelie
Beiträge: 1991
Registriert: 14.03.2007, 08:02

Beitrag von Amelie »

Das mit den Toxinen wußte ich wohl,aber trotzdem macht es doch Sinn z.B.mit Heptavac zu impfen um wenigstens einige Arten zu dämmen.Wird ja auch bei Schafen geimpft.Zumindest sinkt so das Risiko einer Clostridieninfektion.Aber ich bin ja auch Laie.Bloß ist mein Vertrauen in Ta´s heute mal wieder ein Stück gesunken und ich glaube denen längst nicht alles was sie so erzählen.

Ich hab jetzt nochmal weitergesucht und hier <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm ... loader.htm ... halt_c.htm</a><!-- m -->
steht das Heptavac gegen Clostridium perfringens geimpft wird.Ich versteh die Aussage der Tä/des Ta´s wirklich nicht.Das würde ich nochmal hinterfragen.
Und jetzt geh ich schlafen.


Liebe Grüße

Christine


Der Optimist sieht die Rose,der Pessimist nur die Dornen.
Moritz

Beitrag von Moritz »

Ich möchte noch einmal auf das verweisen, was ich zum Ablauf weiter oben geschrieben habe.
Bekanntlich gibt es eine Vielzahl von Clostridien-Arten.
Clostridium perfringens kommt auch selten allein vor, wie sich hier auch bei der Zerlegung zeigte (Vorkommen von Eschericia coli in diversen Organen), auch wenn kein Durchfall auftrat.

Man kann fast von einer Verkettung unglücklicher Umstände sprechen.
Futter, Stallbesatz, Wetter, Immunsystem, Vorerkrankungen können zusammenspielen. Resistenzen tun ein Übriges.

Nicht zufällig spricht man von explosionsartiger Vermehrung der Bakterien und von "Invasion" der Toxine.

Wären die beiden Tiere nicht eingeschläfert worden, wären sie sehr bald unter furchtbaren Schmerzen im Schock (man spricht dann gern von multiplem Organversagen), also in einem Totalzusammenbruch gestorben.
Hier lagen laut Befund keine Toxine vor, die die roten Blutkörperchen zerstört hätten, sondern demnach zumindest solche, die zu Nervenlähmungen führten.

Ich weiß nicht, ob auch auf Rotaviren untersucht worden ist.

Impfungen können in großen Beständen unter wirtschaftlichen Aspekten bei sehr jungen Lämmern interessant sein. Als Hobbyhalter würde ich darauf völlig verzichten.


Claudia-SH
Beiträge: 250
Registriert: 28.10.2004, 22:11

Beitrag von Claudia-SH »

Guten Morgen,

lieber Moritz, ich habe es für mich auch so abgetan. Wenn in 10 Jahren bei einem Bestand von 5 Tieren, 1 Tier daran verendet, nehme ich das in Kauf.

Ich bemühe mich ansonsten natürlich, die Hinweise auf mögl. optimale Fütterung usw. zu befolgen und hoffe, die Tiere damit größtmöglichst gestärkt zu haben gegen Krankheitserreger & co. Und ich war froh, dass der Gesundheitszustand insgesamt eigentlich gut war. Hätte mich doch getroffen, wenn ich das Tier so falsch eingeschätzt hätte.

Würde mich freuen, wenn Ihr daraus noch weitere tiefergehende Erkenntnisse ziehen könnt. Mich persönlich überfordert das ehrlich gesagt.

Auf jeden Fall wünsche ich Euch gesunde Tiere im Stall und natürlich auch viel Spaß damit.


Viele Grüße von
Claudia
SirQuickly

Beitrag von SirQuickly »

Lieber Mo,

Du weißt ich schätze Dich sehr, aber als Hobbyhalter, und gerade dann würde ich meine Tiere, je nach Infektionsdruck, impfen.

Aber das Thema "Impfschutz" ist sowohl in Vet. als auch Humanmed immer wieder zu jeweiliger Jahreszeit präsent. Ich möchte auch niemanden nötigen, nur zum Nachdenken anregen.

Beste Grüße

Ju


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