Ziegen-Trekking

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Svenja

Ziegen-Trekking

Beitrag von Svenja »

Liebes Ziegenforum,

nun möchte ich einige Fragen an alle Ziegen-Trekking-Erfahrene richten:

meine drei Thüringer Waldziegen (alle ca. 15 Monate alt) wurden in den letzten Monaten erfolgreich leinenführig gemacht. Wir hatten bis zum Frühsommer gute Gelegenheiten zum Üben, da wir nur auf unsere benachbarte Pachtflächen gehen mussten.

Doch seit Mai stehen Pensionsrinder auf unserer Flächen, so dass mein Übungsgelände seit dem flach viel.
Da unser Hof an einer recht stark befahrenen Strasse liegt, habe ich mich nicht so richtig an andere Spazierwege herangetraut.
Doch diese Woche ergab sich eine gute Gelegenheit zu einem Versuch, denn eine Seitenstrasse neben unserem Hof ist für eine Woche wegen eines Jugendcamps in der Nähe komplett gesperrt.
Also nahm ich am Dienstag kurzentschlossen unsere Drei an die Leine. Die ersten 20 Meter musste ich allerdings erst an der befahrenen Strasse entlang, um in die gesperrte Strasse einbiegen zu können.
Die Ziegen folgten mir so selbstverständlich, als hätten wir nie etwas anderes gemacht!
Eine abgemähte Wiese mit vielen Büschen am Rand war unser Ziel. Dort leinte ich alle ab und sie naschten begeistert am Gebüsch.
Auch zurück ging es reibungslos.
Am Mittwoch war es schon schwieriger, weil eine der drei Ziegen nicht so recht mitwollte.
Gestern dann musste ich sie dann meterweise mit viel Locken und Futtergaben (meine Ziegen sind auf einen Hundeklicker konditioniert) an der Hauptstrasse entlang lotsen. Eine der drei blieb ständig stehen und scheute, wenn ein Auto vorbeifuhr.
An der gesperrten Strasse (ohne Autos) lief es dann wieder besser und auf der Wiese, waren alle drei wieder sichtlich begeistert!
Diese Wiese ist so ca. 600m lang und wir gingen einmal den ganzen Weg runter bis zum anderen Ende. Es war einfach nur wunderschön!!! So schön, wie ich es mir immer erträumte.
Wenn ich klickerte schossen alle sofort auf mich zu und erhielten ihre Belohnung.

Doch dann trat etwas Unerwartetes ein. Auf dem Rückweg schossen plötzlich alle drei (ohne ersichtlichen Grund) im schnellsten Ziegengalopp davon in Richtung Strasse.
Ich rief und klickerte, doch sie rannten einfach weiter. „Das war´s“, dachte ich und klickerte verzweifelt weiter. Erst nach ca. 250m und kurz vor der Strasse, bremsten sie dann ab und rasten im gleichen Tempo wieder zu mir zurück zurück. Ich konnte mein Glück nicht fassen und lobte alle mit viel Leckerlies und leinte sie sofort an. Mit weichen Knien ging ich wieder nach Hause….

So nun meine Fragen:

Wohin würden denn durchgebrannte Ziegen laufen?
Einfach nur zurück zum Stall oder kopflos einfach nur weg?

Kann es einfach auch nur ausgelassen Freude gewesen sein? (Einfach mal nur eine schöne Rennstrecke…)

Woran kann es liegen, dass die Schreckhaftigkeit vor den Autos sich steigerte?

War es falsch die Ziegen auf der Wiese abzuleinen?

Ist es leichtsinnig mit drei Ziegen unterwegs zu sein?

Sollte man lieber nur einzeln spazieren gehen?


Über Tipps würde ich mich sehr freuen!

Viele liebe Grüsse
Svenja


Zottelbock
Beiträge: 5
Registriert: 12.11.2007, 18:55

Re: Ziegen-Trekking

Beitrag von Zottelbock »

Hallo, Svenja,
ich hoffe, dass ich Dir ein wenig weiter helfen kann...,
ich bin täglich mit meinen drei unterwegs, mindestens anderthalb bis zwei stunden.Auch Strecken von fünfzehn- zwanzig Kilometern sind keine Seltenheit,
zudem sind wir häufig in sehr unwegsamen Gelände unterwegs (Steilhänge...)was meinen Wallisern natürlich erst richtig Spass macht. :D
Nun aber zu Deinen Fragen:
1.Normalerweise läuft eine Ziege immer zurück zum heimatlichen Stall, für meine drei bin aber ich der absolute Zufluchtspunkt...
2.Ich würde mal darauf tippen, dass sich Deine drei einfach nur mal austoben wollten, meine beiden jungen fegen die Wiesen rauf und runter das mir einfach nur das Herz aufgeht...und normalerweise werde ich auch mit ins toben, jagen, verfolgen und rangeln eingebunden.
3.Ich habe leider keinerlei Erfahrung damit, wie sich eine Ziege an der Leine verhält, meine drei haben bei mir noch nie eine gesehen, noch waren sie je angeleint (ich möchte niemanden zum nachahmen animieren, aber meine laufen selbst an der Straße frei)
4.Es war aus meiner Sicht in keiner Weise falsch, die drei abzuleinen, gönne ihnen doch die freiheit, wenn Du die Möglichkeit dazu hast...
und nun zu Deinen letzten beiden Fragen: Wenn ihr alle erst einmal eine gewisse Routine drin habt, wirst Du sehen, dass sich normalerweise alle Probleme von alleine lösen. Ich rufe meine selten oder nie von irgend etwas ab, sie dürfen alles selbst endscheiden, erkunden und sich nach Herzenslust frei bewegen.
ich könnte zwar mit meiner Che`rie einzeln gehen und sie hätte auch viel Spass dabei, aber nur weil wir eine so unglaublich enge Bindung haben, #freunde# einfach unbeschreiblich,
aber das ist ein anderes Thema...
So richtig Spass werden Deine drei nur zusammen haben.
Viele liebe Grüsse
Uwe
Endschuldige, wenn mein Beitrag vieleicht etwas ausgeufert ist, aber ich hoffe Dir ein wenig geholfen zu haben :-)


Svenja

Re: Ziegen-Trekking

Beitrag von Svenja »

Lieber Uwe,

vielen lieben Dank für Deine Antwort!
Deine Beschreibungen machen mir sehr viel Mut und ich habe nun nicht mehr so sehr das Gefühl alles falsch gemacht zu haben.....
Das Wandern mit den Ziegen ist einfach nur unbeschreiblich schön. Es ist mein absolutes Fernziel auch mal längere Strecken unterwegs zu sein.

Das Problem ist bei mir allerdings, dass ich wegen unsere noch sehr kleinen Kinder nicht viel Gelegenheit dazu habe. Aber wenn die beiden größer sind....
Ein weiteres Problem ist sicher auch, dass wir vor den Toren einer Großstadt (Hamburg ist in Sichtweite) leben.
Die Leuet sind hier Zigen überhaupt nicht gewöhnt. Die Autos rasen an uns vorbei und rücksichtlose Hundehalter gibt es hier wie Sand am mehr.
So wird ein Spaziergang schnell zum Spießrutenlauf.

Vielelicht habe ich auch zu spät mit den drei angefangen zu trainieren?
Meinst Du, sie werden sich noch an den Straßenverkehr gewöhnen?

Dennoch bin ich optimistisch. In ca 3 km Entfernung befindet sich ein großes Naturschutzgebiet mit zahlreichen Wanderwegen. Entweder ich gehe dort zu Fuß (entlang der Straße) mit den Ziegen hin oder wir müssen mit dem Auto und Hänger hinfahren.
Dort wäre es einfach traumhaft!!!

Vielen Dank noch mal für Dine Antwort!
Viele liebe Grüße in die Schwäbische Alp und viel Freude mit Deinen Wallisern!

Svenja


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Re: Ziegen-Trekking

Beitrag von sanhestar »

Hallo Svenja,

ich habe meine Antworten in Deinen Text hineingeschrieben. Bei Fragen, melde Dich nochmals.

Am Mittwoch war es schon schwieriger, weil eine der drei Ziegen nicht so recht mitwollte.

Was war Dein Eindruck, warum sie nicht mitwollte? Überforderung? Wetter? Muss sie evtl. an der Leine eine Position einnehmen, die sie von ihrem Rang her nicht einnehmen darf (wird z.B. von einem ranghöheren Tier nach hinten verwiesen)?

Gestern dann musste ich sie dann meterweise mit viel Locken und Futtergaben (meine Ziegen sind auf einen Hundeklicker konditioniert) an der Hauptstrasse entlang lotsen.

Hör' mit dem locken auf, das funktioniert nur solange, wie Du Futter dabei hast und danach nicht mehr. Arbeite an Deiner Bindung zu den Ziegen, OHNE Futter.

Eine der drei blieb ständig stehen und scheute, wenn ein Auto vorbeifuhr.

Ist das die gleiche, die auch nicht mitwollte? Wenn es eine andere war, hatte die eine andere Position in der Gruppe als sonst?


Doch dann trat etwas Unerwartetes ein. Auf dem Rückweg schossen plötzlich alle drei (ohne ersichtlichen Grund) im schnellsten Ziegengalopp davon in Richtung Strasse.
Ich rief und klickerte, doch sie rannten einfach weiter. „Das war´s“, dachte ich und klickerte verzweifelt weiter. Erst nach ca. 250m und kurz vor der Strasse, bremsten sie dann ab und rasten im gleichen Tempo wieder zu mir zurück zurück. Ich konnte mein Glück nicht fassen und lobte alle mit viel Leckerlies und leinte sie sofort an. Mit weichen Knien ging ich wieder nach Hause….

Der ersichtliche Grund ist, dass sie nun den Nachhause-Weg kennen und die Bindung zu Dir nicht stimmt - sie sind nur auf Futter konditioniert und Nachhause hat in diesem Moment einen höheren Stellenwert als Futter gehabt.

Lösung: auf dem Rückweg IMMER! entweder anleinen oder Du übst konsequent, dass Du nicht überholt werden darfst.

So nun meine Fragen:

Wohin würden denn durchgebrannte Ziegen laufen?
Einfach nur zurück zum Stall oder kopflos einfach nur weg?

Ziegen sind standorttreu, laufen also meist nachhause.

Kann es einfach auch nur ausgelassen Freude gewesen sein? (Einfach mal nur eine schöne Rennstrecke…)

s. oben. Ziegen sind keine grossen Renner.

Woran kann es liegen, dass die Schreckhaftigkeit vor den Autos sich steigerte?

War es wirklich Schreckhaftigkeit oder lagen andere Ursachen zugrunde (s. oben).

War es falsch die Ziegen auf der Wiese abzuleinen?

Ich leine meine Ziegen an, wenn ich losgehe (damit sie nicht zurück zur Herde laufen) und kurz vor Strassen. Ansonsten laufen sie frei und ich verlange, dass auf mich geachtet und mir gefolgt wird. Hat aber ein Jahr gedauert, bis wir das erarbeitet haben.

Ist es leichtsinnig mit drei Ziegen unterwegs zu sein?

Nein, bei guter Bindung nicht. Ich bin mit bis zu 8 Ziegen auf einmal unterwegs alleine oder mit der ganzen Gruppe (15 St.), dann mit Hilfe eines Hundes.

Sollte man lieber nur einzeln spazieren gehen?

Einzelarbeit wird die Bindung verstärken, bringt Dir aber bei Spaziergängen nicht unbedingt etwas, da Du vermutlich dann mehr am "kleben" an der Gruppe arbeitest als an der Bindung zu Dir. Mach Einzeltraining rund um's Haus, so dass die Gruppe an sich kontrollierbarer wird.


Sabine M.H.
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Judith Schmidt
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Re: Ziegen-Trekking

Beitrag von Judith Schmidt »

Hallo Svenja,

viele deiner Fragen wurden ja schon beantwortet.
Ich selber gehe mehrmals wöchentlich mit 2 Eseln, 3 Ziegen und einem Hund wandern. Die Ziegen werden an der Straße angeleint (aus Sicherheitsgründen, denn wir wohnen an einer großen Hauptverkehrsstrasse). Im Wald laufen die Ziegen dann ohne Leine.
Die Bindung in unserer gemischten Herde ist sehr groß, so dass niemals eine Ziege weglaufen würde. Sich erschrecken und etwas wegsprinten, ja, aber sie käme dann sofort wieder zurück.

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass deine Ziegen ohne Grund auf einmal auf einer Wiese rumwetzen. Übermut und Freude würde auch Bocksprünge mit sich bringen, aber reines Rennen, erkenne ich als Flucht. Flucht vor einem Bienenstich vielleicht, denn sowas sieht man nicht direkt als Grund und wenn eine Ziege rennt, rennen die anderen mit - sind ja Herdentiere.
In so einem Fall würde ich sie laut zu mir rufen und in die entgegengesetzte Richtung weggehen. Wenn die Bindung ausreichend stark ist, werden sie sofort umkehren und dir folgen.

Mit Lockfutter mache ich absolut nix, denn ich finde, dass man sich damit viel zu abhängig macht #daumen_runter# .


Schönen Gruß aus der belgischen Eifel
Judith

Für mich ist das Leben eines Lamms nicht weniger wertvoll, als das Leben eines Menschen. (Mahatma Gandhi)

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Elise
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Re: Ziegen-Trekking

Beitrag von Elise »

Hallo, einige meiner Ziegen rennen (ohne Bocksprünge) über die komplette Länge der Wiese, drehen am Ende wieder um und sprinten zu mir zurück. Übermut und Freude muß also nicht unbedingt mit Bocksprüngen einher gehen. Meine Erfahrung.

Vlg Claudia


Judith Schmidt
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Re: Ziegen-Trekking

Beitrag von Judith Schmidt »

Hi Claudia,

dann habe ich wohl ganz besondere Hupfdolen #jubel# .


Schönen Gruß aus der belgischen Eifel
Judith

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Bolivar
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Re: Ziegen-Trekking

Beitrag von Bolivar »

Hallo Svenja,
wenn deine Ziegen auf den Clicker konditioniert sind,geht es weiter mit operanter Konditionierung also dem Lernen durch Versuch und Irrtum.Deine Ziegen versuchen dann herauszufinden was sie tun müssen um einen Click und die dazugehörige Belohnung zu bekommen.In deinem Fall würde ich zunächst mit jeder einzelnen Ziege üben ruhig neben dir herzulaufen bzw. an der Strasse bei dir zu bleiben ( bzw. erst mal ruhig an der Leine zu laufen ).
Der Clicker ist kein Lockmittel um ein Tier herzurufen oder es zu bremsen.Das Clickgeräusch soll dem Tier zeigen JETZT hast du etwas gut gemacht ( z.B. ein paar Meter ruhig an der Leine zu gehen ).
Am besten beginnt man zu Hause auf dem Hof / am Stall mit den Übungen,bevor man sich weiter in die Umgebung wagt.
Selbstverständlich spielt die Bindung zwischen Halter und Tier auch eine grosse Rolle,ohne die hilft auch das beste Training nur wenig bis gar nix.
Auf jeden Fall wünsch ich dir viel Erfolg.

Gruss Michael


Svenja

Re: Ziegen-Trekking

Beitrag von Svenja »

Liebes Ziegenforum,

vielen lieben Dank für die vielen Antworten!!!!!
Interessant auch, wie unterschiedlich die Erfahrungen sind!
Auf alle Fälle ist eines klar!
Ich muss weiter üben und das am besten auf sicherem Gelände.
Dass die Ziegen blindlings nach Hause rennen, kann ich mir bei unserer befahrenen Strasse einfach nicht erlauben!!!

Liebe Sabine, Du hast mir einige Fragen gestellt, die ich gerne beantworten möchte!
Vorab möchte ich mich aber auch noch für Deine fantastische Website bedanken. Sie ist mir seit einem Jahr eine große Freude und Hilfe!!!!!
Das steckt wirklich sehr viel Fachkompetenz drin!!!!! Vielen Dank!

Nun zu Deinen Fragen:

Was war Dein Eindruck, warum sie nicht mitwollte? Überforderung? Wetter? Muss sie evtl. an der Leine eine Position einnehmen, die sie von ihrem Rang her nicht einnehmen darf (wird z.B. von einem ranghöheren Tier nach hinten verwiesen)?Es ist sowieso merkwürdig: Die Rangfolge zuhause ist: Glöckchen, Joseph und dann Schnucki.
Obwohl alle sehr anhänglich sind, ist Schnucki die Schmusigste von allen!
Wenn ich abends bei den Ziegen sitze, weicht sie mir kaum von der Seite und wuschelt stundenlang in meinen Haaren herum und beknabbert mich.
Joseph ist auf der Wiese ein eher ruhiger Vertreter uns wirkt gegen seine Mädchen eher ein wenig tutig und schüchtern. Glöckchen ist die Dominante und gibt den Ton an.
Insgesamt sind die drei aber eine eingeschworenen Gemeinschaft. Ich bin sehr erstaunt, dass es so gut wie nie Zankereien zwischen den drei gibt! (Ziegen gelten ja als recht zänkisches Volk…) Alle drei fressen sogar aus einer gemeinsamen Schüssel, und dass ohne Streitereien!!!
Nun ja: Unterwegs zeigt es sich aber, dass der sonst so „tutige“ Joseph vorweg stapft. Dann kommt Glöckchen und zum Schluss Schnucki.
Sie war es auch, die scheute! Und dass verstehe ich nicht, da sie sonst so anhänglich mit mir ist!


Hör' mit dem locken auf, das funktioniert nur solange, wie Du Futter dabei hast und danach nicht mehr. Arbeite an Deiner Bindung zu den Ziegen, OHNE Futter.Ja, das mit dem Futter habe ich schon längst reduziert. Am Anfang waren die Drei recht scheu und da lief der Kontakt viel über Leckereien! Auf der Ziegenwiese arbeite ich gar nicht mehr mit Futter. Da werden sie fürs Kommen gekrault.
Aber auf dieser fremden Strecke brauchte ich leider doch mehr Überzeugungsarbeit. Ich glaube ohne Futter hätte ich sie gar nicht an der Strasse vorbei bekommen…
War das falsch?


Ist das die gleiche, die auch nicht mitwollte? Wenn es eine andere war, hatte die eine andere Position in der Gruppe als sonst?
Ja, es war Schnucki!

Der ersichtliche Grund ist, dass sie nun den Nachhause-Weg kennen und die Bindung zu Dir nicht stimmt - sie sind nur auf Futter konditioniert und Nachhause hat in diesem Moment einen höheren Stellenwert als Futter gehabt.
Schade, dann muss ich wohl die Bindung noch mehr festigen….


Ziegen sind standorttreu, laufen also meist nachhause.
Das wäre sehr gefährlich, wegen der Strasse!!!!


War es wirklich Schreckhaftigkeit oder lagen andere Ursachen zugrunde (s. oben).
Ich denke Schnucki hatte wirklich Angst vor den Autos!
Obwohl die Ziegenwiese ja auch nahe der Strasse liegt. Aber 30 Meter sind nicht das Gleiche wie 2 m….


Ich leine meine Ziegen an, wenn ich losgehe (damit sie nicht zurück zur Herde laufen) und kurz vor Strassen. Ansonsten laufen sie frei und ich verlange, dass auf mich geachtet und mir gefolgt wird. Hat aber ein Jahr gedauert, bis wir das erarbeitet haben.
Ja, so habe ich es mir auch gedacht.


Nein, bei guter Bindung nicht. Ich bin mit bis zu 8 Ziegen auf einmal unterwegs alleine oder mit der ganzen Gruppe (15 St.), dann mit Hilfe eines Hundes.
Das macht ja wirklich Mut!
Einen Hund haben wir nun auch. Er ist aber erst 7 Monate und noch sehr ungestüm. Aber als Fernziel soll er natürlich mitlaufen! Das werden wir den ganzen Winter auf den Pachtwiesen üben!!!


Liebe Judith,

ja, dass mit dem Insektenstich finde ich sehr plausibel. Auf die Idee war ich noch gar nicht gekommen....
Dann kann ich ja irgendwie doch ganz froh sein, dass sie sich noch besonnen haben und zu mir zurückgerannt sind!!!!!
Dass muss ja ein toller Anblick sein!!! Ziegen und Esel. Wirklich beneidenswert!!!!


Lieber Michael,

vielen Dank für Deine Tipps zum Clicker-Training. Ich habe auch schon einige dazu gelesen und versúche es auch nach und nach umzusetzen.
Das mit dem vielen Futter war die Anfangphase,a ls alle Drei noch sehr scheu waren.
Nun muss ich es tatsächlich gezielt anwenden!


Vielen Dank Euch allen und bis bald!

Svenja aus Ahrensburg bei Hamburg


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Re: Ziegen-Trekking

Beitrag von sanhestar »

Was war Dein Eindruck, warum sie nicht mitwollte? Überforderung? Wetter? Muss sie evtl. an der Leine eine Position einnehmen, die sie von ihrem Rang her nicht einnehmen darf (wird z.B. von einem ranghöheren Tier nach hinten verwiesen)?Es ist sowieso merkwürdig: Die Rangfolge zuhause ist: Glöckchen, Joseph und dann Schnucki.
Obwohl alle sehr anhänglich sind, ist Schnucki die Schmusigste von allen!

Wenn ich abends bei den Ziegen sitze, weicht sie mir kaum von der Seite und wuschelt stundenlang in meinen Haaren herum und beknabbert mich.
Joseph ist auf der Wiese ein eher ruhiger Vertreter uns wirkt gegen seine Mädchen eher ein wenig tutig und schüchtern. Glöckchen ist die Dominante und gibt den Ton an.
Insgesamt sind die drei aber eine eingeschworenen Gemeinschaft. Ich bin sehr erstaunt, dass es so gut wie nie Zankereien zwischen den drei gibt! (Ziegen gelten ja als recht zänkisches Volk…) Alle drei fressen sogar aus einer gemeinsamen Schüssel, und dass ohne Streitereien!!!
Nun ja: Unterwegs zeigt es sich aber, dass der sonst so „tutige“ Joseph vorweg stapft. Dann kommt Glöckchen und zum Schluss Schnucki.
Sie war es auch, die scheute! Und dass verstehe ich nicht, da sie sonst so anhänglich mit mir ist!

Anhänglichkeit ist nicht gleichzusetzen mit Nervenstärke. Ich habe einen extrem anhänglichen Packbock, der trotzdem scheuen kann, wie ein Pferd (wuchs die ersten 6 Monate seines Lebens in einer Scheune ohne Kontakt zu Umweltreizen auf).
Auf Wanderungen zeigt sich meiner Meinung nach die "echte" Struktur der Gruppe. Dein Joseph ist ein Führer, vermutlich hält er sich deswegen im Alltag eher etwas abseits. Er erinnert mich da an meinen Nero - Leitbock, Chef der Packgruppe und ein sehr solitärer Charakter. Möglich, dass Schnucki eine "Zählerin" ist, deren Aufgabe darin besteht, darauf zu achten, dass kein Gruppenmitglied verloren geht. Achte beim Führen auf die Rangreihenfolge, die sie Dir im Freilauf zeigen.

Hör' mit dem locken auf, das funktioniert nur solange, wie Du Futter dabei hast und danach nicht mehr. Arbeite an Deiner Bindung zu den Ziegen, OHNE Futter.Ja, das mit dem Futter habe ich schon längst reduziert. Am Anfang waren die Drei recht scheu und da lief der Kontakt viel über Leckereien! Auf der Ziegenwiese arbeite ich gar nicht mehr mit Futter. Da werden sie fürs Kommen gekrault.
Aber auf dieser fremden Strecke brauchte ich leider doch mehr Überzeugungsarbeit. Ich glaube ohne Futter hätte ich sie gar nicht an der Strasse vorbei bekommen…
War das falsch?

hmm, wie Du erlebt hast, ist Futter in manchen Situationen nicht motivierend genug. Forme ein LobeWORT (Tonfall ist wichtig) z.B. BRAAV, FEEIN
Auf fremden Strecken ist - bei guter Bindung - alleine die FREMDE eigentlich Motivation genug, zu folgen. Dein Problem könnte u.a. in den magischen 500 m liegen: eine unsichtbare Grenze im Bezug zur Entfernung von der Hausweide, die die Ziegen überschreiten müssen, um Dir danach motiviert zu folgen. Innerhalb dieses Radiuses (kann grösser oder kleiner sein), tendieren sie nach Hause, nach überschreiten dieser Grenze ist "die ganze Welt offen".

Bei mir, interessanterweise, ist diese Grenze variabel und endet überall mit dem Erreichen einer Waldgrenze. Sobald im Wald, läuft die Gruppe wie eine Eins, solange noch Wiesen oder Äcker rechts und links wird genascht und getrödelt. Also bleiben die Trödler bis zur Waldgrenze am Führstrick, sobald im Wald, hänge ich sie nach und nach ab.

Wenn Dein Joseph gut folgt, könntest Du z.B. auch eine Packkette trainieren (die Ziegen aneinander angehängt, Du führst nur die erste). Aber hier ist besonders wichtig, dass Du die etablierte Rangreihenfolge einhälst.


Ist das die gleiche, die auch nicht mitwollte? Wenn es eine andere war, hatte die eine andere Position in der Gruppe als sonst?
Ja, es war Schnucki!

Stellt sich die Frage, ob sie evtl. doch noch nicht die Kondition hat, längere Strecken zu laufen oder ihr die Motivation für's Arbeiten fehlt. Probier mal, wenn's machbar ist, die anderen mitzunehmen und schau', wie sie reagiert (am besten mit einem Helfer, der in Zaunnähe bleibt und Dich mittels Handy oder Funk über ihr Verhalten informieren kann). Bei uns gibt es ein paar Ziegen, die nur sehr ungern bepackt mitlaufen, die lasse ich zurück, damit die Gruppe, die zu Hause bleibt, nicht zu klein wird (ich kann nicht jedesmal mit der ganzen Herde losziehen...). Ist die ganze Gruppe unterwegs, haben diese Ziegen jedoch kein Problem, mitzuhalten - sie haben nur schlichtweg keinen Spass am Arbeiten.

Der ersichtliche Grund ist, dass sie nun den Nachhause-Weg kennen und die Bindung zu Dir nicht stimmt - sie sind nur auf Futter konditioniert und Nachhause hat in diesem Moment einen höheren Stellenwert als Futter gehabt.
Schade, dann muss ich wohl die Bindung noch mehr festigen….

Das kommt noch.

War es wirklich Schreckhaftigkeit oder lagen andere Ursachen zugrunde (s. oben).
Ich denke Schnucki hatte wirklich Angst vor den Autos!
Obwohl die Ziegenwiese ja auch nahe der Strasse liegt. Aber 30 Meter sind nicht das Gleiche wie 2 m….

Richtig! Baue die Annäherung an die Strasse langsam auf. Nähere Dich nur so weit, wie Schnucki noch KEINE Anzeichen von Unsicherheit oder Angst zeigt und bleibe auf dieser Distanz, bis sie damit umgehen kann. Schrittweise annähern, gut beobachten, loben, wenn sie die Situation aushält, ohne Angst zu haben. Aber auch darauf eingehen, wenn sie Angst zeigt und kurz die Distanz wieder vergrössern, damit sie sich beruhigen kann, dann nochmal annähern. Falls Du weiter clickern willst, ist Strassentraining eine gute Einsatzmöglichkeit.

Grus


Sabine M.H.
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