„Der Besuch des Amtsveterinärs“ oder „Wie lebensbedrohlich i

[Cosmea]

Vor unserem Ziegenhofprojekt habe ich mir 3 Käsereien angesehen: eine ganz kleine, die mit 2 Ingafertigern arbeitet und auf dem Markt den Käse verkauft, eine größere Demeter – Rohmilch - Käserei und die Käserei auf Haus Riswick. Daraufhin dachte ich mir: so schlimm wie man immer so hört ist es mit den Auflagen ja doch nicht. Jetzt bin ich aber eines Besseren belehrt worden.

Das Wort ROHMILCHKÄSE brachte dem hier zuständigen Veterinäramt-Beamten wohl den Angstschweiß auf die Stirn und er bedachte mich mit so feinen Auflagen wie: eine Umkleide-Schleuse mit 2 Spinden, berührungslose Waschbecken Armaturen in jedem Produktionsraum, einen Betreuungsvertrag mit dem Tierarzt zwecks Gesundheitskontrolle der Ziegen (vielleicht meiner Gesundheit direkt mit), jede Menge mikrobiologische Untersuchungen, ganz schlimm ist unser Wasser, das zwar eine gute Qualität hat, aber aus einer Quelle und nicht aus der Leitung kommt und zu guter letzt eine Toilette mit Wasserspülung in der Schleuse, denn ich sollte ja nicht meinen ich dürfte die Toilette im Wohnhaus benutzen – Angestellte habe ich nicht eingeplant, es geht also nur um mich. Aber: eine Dusche würde er nicht fordern…. und das hat mich doch sehr gefreut!
Übrigens seien in Kanada jetzt wieder Menschen an Listerien gestorben und das wollen wir hier im Kreis ja nicht haben. Ich habe später erfahren, daß es sich dabei um Fleischprodukte einer großen Fabrik handelte und nicht um Rohmilchkäse einer Hofkäserei, wie ich in meiner Einfalt glaubte.

Als mir dann etwas Angst und Bange wurde und dachte ich, na ja, vielleicht ist pasteurisieren doch nicht so blöde, wurde aber wieder eines Besseren belehrt: Untersuchungen brauche ich dann nicht mehr so viele, aber dafür einen amtlich zugelassenen, Computergesteuerten, mit Temperaturschreiber versehenen, während des Pasteurisierungsvorgangs nicht zu öffnenden Pasteurisierungskessel- denn ich könnte ja während des Pasteurisierungsvorgangs kalte Milch nachschütten (warum auch immer und warum gibt es dann den Temperaturschreiber?) - der ca. 8000,- € kostet, denn: der Pasteurisierungsvorgang ist SO heikel, daß man ihn nicht in MEINE Hände legen könne.
Tja, bin ich jetzt zu empfindlich, oder ist das nicht etwas merkwürdig? Ich bin 48 Jahre alt, habe Mann und Kinder – die immer noch nicht durch meine schlampige Haushaltsführung ums Leben gekommen sind und lebe auch nicht auf einer Müllkippe.
Am nächsten Tag hat er mich ganz freundlich angerufen und mir noch ein 4-seitiges Infoschreiben zur Rohmilchkäseherstellung gefaxt. Wahrscheinlich damit ich auch ganz sicher dieses Vorhaben aufgebe und er ruhig schlafen kann.

Meine älteste Ziege Lisbeth hat uns diesen Sommer mit Milch versorgt die ich im Selbstversuch zu sehr leckerem Rohmilch-Frischkäse verarbeitet und gegessen habe und auch getrunken (auch noch nach 2 Tagen). Uns ist sie gut bekommen und ich hatte ein gutes Gefühl dabei. Vor Jahren hatte ich mal einen Milchviehbetrieb zum Nachbarn und habe mir da die Milch frisch geholt und hatte nie Probleme, im Gegenteil so „euterwarm“ fand ich sie immer Klasse.

So, was mache ich jetzt mit dieser Panikmache? Diese ganzen Auflagen sind für uns finanziell nicht tragbar, vielleicht in ein paar Jahren, wenn wir die Renovierungskosten des Hauses verdaut haben und gebrauchte Ausstattung kaufen, wie geplant, fällt jetzt flach.

Wir waren immer begeistert von französischem Rohmilchkäse – je stinkiger umso besser - und haben alle kleinen Höfe auf unseren Urlaubsreisen abgeklappert. Und so was Feines möchte ich auch gerne machen - vor allem bei all diesen „künstlichen“ Lebensmitteln die es so zu kaufen gibt. Hier im Ort gibt es nur „Aldi - Lidl & Co“ mit fertig verschweißtem Kram und ich kann es nicht mehr sehen. Von dieser ganzen Lebensmittelindustrie - Mafia halte ich persönlich nicht viel und das es H-Ziegenmilch im Bioladen zu kaufen gibt ist für mich auch ein echter Werteverfall – auch wenn ich keinesfalls ein Bio-Hardliner bin und mich auch gelegentlich an Fritten mit Majo oder Imbissbuden Gyros erfreue.
Es ist nur leider wirklich so, daß alles was klein ist und aus dem gewohnten Rahmen fällt unerwünscht zu sein scheint – nicht nur in Ziegen-Kreisen. Über dieses Thema kann man sich ja stundenlang auslassen….

Aber hier meine Frage:
Wie gefährlich ist denn der Rohmilchkäse eurer Meinung nach wirklich - habt ihr persönlich schon schlimme Erfahrungen gemacht? Ich werde auf jeden Fall Rohmilchkäse machen (weil ich so was Feines wie frische Ziegenmilch wirklich nicht tot - erhitzen will) und vielleicht die Verwandtschaft damit beglücken – oder vergifte ich dann doch die Schwiegermutter mit Listerien??? Was kosten diese mikrobiologischen Untersuchungen denn so?

Ja, ja ich weis - in der Suchfunktion findet sich schon was dazu, aber ich habe schon so viel gesucht und gelesen aber ein wenig „frisches“ und ein bisschen Aufmunterung könnte ich schon gebrauchen.

Besten Dank und viele Grüße

Sabine

[Dirk]

Grüß Dich Sabine !
Scheinbar traut sich keiner öffentlich an das Thema ran oder Du hast schon einen Haufen PN bekommen.
Viel aufmunderndes kann ich leider auch nicht beitragen ich kann Deinen Frust jedenfalls sehr gut verstehen und nachvollziehen ( vielleicht hilft das ja ein kleines bischen ).
Man könnte jetzt einen großen Bogen ziehen was einem die Eu so auferlegt und die Deutschen dann auch noch zu 350 % umsetzen usw. hilft aber nicht weiter.
Das die Franzosen es anders handhaben und auch nicht sterben wie die Fliegen, liegt vielleicht an Ihrem besseren Imunsytem was die haben weil die mehr Rohmilchkäse essen, wer weiß es. Wären die nicht in der Eu würde sich keiner dem ganzem Schwachsinn wiederseetzen. Vor Jahren wollte die Eu nur past. Weichkäse zulassen, darauf haben die Franzosen angedroht dann keinen Käse mehr zu exportieren, und siehe da es wurde zurückgenommen. Wir handwerkl. Käsehersteller haben denen eine Menge zu verdanken.


....Ich werde auf jeden Fall Rohmilchkäse machen (weil ich so was Feines wie frische Ziegenmilch wirklich nicht tot - erhitzen will) und vielleicht die Verwandtschaft damit beglücken – oder vergifte ich dann doch die Schwiegermutter mit Listerien??? ...

Ich kenne ja nicht Dein Verhältnis zu deiner Schwiegermutter aber ........Spaß beiseite.

Aus dem was Du schreibst geht allerdings nicht hervor was für ein Ziegenprojekt Du vorhast. Sicherlich beschäftitgst Du dich nicht mit den Auflagen um Käse für Dich und Deine Familie und Deine Verwandtschaft zu machen.
Fakt ist Rohmilchkäse herzustellen zieht eine Fülle von Auflagen hinter sich her ( ganz unabhängig was man von Rohmilchkäse hält ). Da darf eigendlich nichts schieflaufen . Fakt ist auch das Rohmilchfrischkäse nicht sehr lange haltbar ist. Will man also in die Vermarktung einsteigen, kann man in keinem Geschäft , Handel oder Gastronomie mit einer Haltbarkeit von gerade mal knapp einer Woche trumphen da kann er noch so gut schmecken, oder Du mußt ihn 100 g weise pro Woche verkaufen das dürfte sich nicht lohnen.
Mach weiter Rohmilchkäse für Dich, Deine Familie und Deine Schwiegermutter und Euer Imunsystem wird Euch ein langes Leben bescheren, was nicht heißen soll das Du alle Vorsichtsmaßnahmen außer acht lassen sollst.
Gruß Dirk

[Alrun]

Hallo,

wir verbrauchen unsere gesamte Milch und den Käse nur innerhalb der Familie - und sehr gute Freunde kriegen auch was ab.
Wir leben in einer Großfamilie - 6 Erwachsene und 6 Kinder und alle trinken täglich Rohmilch und essen fast täglich Käse aus Rohmilch. Und das schon seit 18 Jahren! Krank wurde noch keiner, wovon auch?

lg
Alrun

[Girly0815]

mal so nebenbei:

wenn die rohmilch doch sooo gefährlich ist, warum darf man damit noch jungtiere großziehen??? sollte sich das deutsche vet amt mal überlegen. ;-)

[Fuchshub]

Bei uns im Badischen gibts das Sprichwort: Dreck gibt Speck. Sprich: zu sauber ist auch nicht gesund.
Wir haben im Frühjahr in den Vogesen einen Hof mit Vogesenrindern besichtigt, die Ihren Münsterkäse noch direkt auf dem Hof herstellen. Alter Kupferkessel, alte Holzformen, alte Gerätschaften, alles nicht ganz klinisch rein aber sauber, nebenan wurde mit offener Verbindungstür ein Schwein zerlegt.....Bei uns überhaupt nicht denkbar...

Der Käse war überirdisch gut!!!

[Locura]

Na ja, man kann sich halt anstellen...

Ich denke, hier ist es wie bei den meisten Dingen - die Dosis macht das Gift.
Ein paar Keime bringen einen gesunden Körper mit einem intakten Immunsystem nicht um. Ist allerdings die Keimzahl zu hoch oder das Immunsystem zu schwach, geht es in die Hose - im besten Fall im wahrsten Sinne des Wortes in Form von Durchfall :D

Da aber wahrscheinlich jeder von Euch ein Grundmaß von Hygiene einhält und auch noch nicht das weiße Licht erblickt, dürfte es für den Privatgebrauch keine Probleme geben, zumal das Amt hier nicht einwirken kann.

Dafür können und dürfen sie es um so mehr, wenn Waren in den Verkauf gelangen. Schön für die Verbraucher, wenn der Verkäufer ein "echtes Schwein" ist (s. Gammelfleisch), aber ärgerlich für denjenigen, der nach bestem Wissen seine Produkte verarbeitet, nach normaler Auffassung sauber arbeitet und der aber trotzdem -zig Auflagen erfüllen muss.

LG, Petra

[Cosmea]

Vielen Dank für eure netten Antworten

PNs habe ich keine bekommen und was die Käsemacher hier im Forum für Milchuntersuchungen bezahlen habe ich auch nicht erfahren. Soweit ich weis ist das sehr unterschiedlich und liegt bei 100 €. Ich werde wohl bei ein paar Laboren nachfragen.

Eigentlich wollten wir mit 20 bis maximal 40 Ziegen Käse machen, gerade soviel wie ich noch geregelt bekomme ohne den Spaß daran zu verlieren - der Spaß soll mit das Wichtigste dabei sein.
Ich habe aber keine große Familie die ich mit Käse versorgen kann und da müsste ich schon etwas verkaufen, was ich nebenbei auch als motivationsfördernd ansehen würde

Daß alles sauber sein soll und Untersuchungen gemacht werden müssen ist mir ja völlig klar, aber in dem kleinen Rahmen der mir vorschwebt sind die Auflagen was die baulichen Maßnahmen und Geräteausstattung angeht zu hoch.

Um unseren Hof hier im Aussenbereich kaufen zu dürfen - das ist jetzt ein Jahr her, mussten wir einen landwirtschaftlichen Betrieb anmelden und so haben wir auch noch das Finanzamt, das Gewinne sehen will und diesen ganzen Landwirtschaftskram mit Beiträgen und Subventionen am Hals und wie das alles mal zusammenpassen soll ist mir im Moment noch schleierhaft.

Zu unserem Hof muß ich noch sagen, daß kein Landwirt mit Verstand dieses Teil gekauft hätte: kleine, zum Teil steile Wiesen, keinen von der Ansammlung kleiner Ställe kann man mit dem Trecker ausmisten, (hier gab es früher angebundene Kühe und eingepferchte Schweine die mit Essensresten gemästet wurden) eine kaum befestigte steile Zufahrt wo bei Regenwetter kein Laster raufkommt, jede Menge Wildschaden - kurzum es ist wirklich schön hier und nur 8km von Koblenz entfernt aber wirtschaftlich gesehen völlig unrationell.

Aber mein Mann geht ja arbeiten und so müssen wir nicht von Wilderei, Ziegenkäse und dem Gemüsegarten leben. Wobei mich die Wilderei beim Anblick der zerwühlten Weiden und der leckeren Hirsche und Wildschweine sehr reizt!

Ich habe ja auch schon überlegt Marmelade von all unserem Obst zu kochen und zu verkaufen, aber davon wird man wohl auch nicht reich und da gibt es sicher auch reichlich Auflagen. Auch die 85kg Walnüsse die ich mitlerweile gesammelt habe und die endlos vielen Äpfel die noch an den Bäumen hängen werden uns da nicht aus der Misere helfen, schade all die schönen Sachen die man hier so machen kann sind objektiv leider ziemlich wertlos.Die einzige Hoffnung ist die Ferienwohnung die wir gerade am renovieren sind.

Na, bis jetzt habe ich mich immer erfolgreich durchs Leben gebracht und irgendein Weg wird sich auch diesmal schon finden.

Liebe Grüße

Sabine

[KunterBunterHund]

hallo sabine,

jetzt bin ich auch mal dazu gekommen, deinen bericht zu lesen.... natürlich sind die ganzen auflagen ärgerlich, mit viel arbeit verbunden
und teuer. deshalb denke ich, dass man unterscheiden muss, ob man damit geld verdienen will, oder das mal so aus spaß nebenher machen möchte.
wenn man damit geld verdienen will muss man investieren und es ist eben mit diesem ganzen kram verbunden. aber arbeit macht nicht immer spaß,
das ist wohl überall so....
dein bericht hört sich für mich so an, als würdest du gerne nebenher etwas käse machen - da du es aber nicht professionell machen willst brauchst du auch nicht die ganzen auflagen, richtig? merkst du, wo der haken an der sache ist? :-)
es wäre schön, wenn es so einfach wäre! vielleicht überlegst du dir nochmal, was dir wichtiger ist, der spaß ( dann machst du es als hobby), oder das geldverdienen (dann mit alllen unangenehmen konsequenzen).... oder du ziehst einfach um :D
vielleicht kannst du ja für dich einen kompromiss finden, als feriengast würde ich mich z.b. sehr über deinen käse und deine marmelade freuen und
bestimmt auch was davon mit nach hause nehmen #daumen_hoch*

liebe grüße, sabrina

[Brigitte]

Hallo,
nur eine kurze Info:

vielleicht kannst du ja für dich einen kompromiss finden, als feriengast würde ich mich z.b. sehr über deinen käse und deine marmelade freuen

Auch für die Abgabe an Feriengäste > egal ob Verkauf oder als kleines Geschenk<
gelten die gleichen gesetzlichen Auflagen!!
Da braucht nur einer der Gäste z.B. Durchfall bekommen, da muß noch nicht mal der Käse / Marmelade daran schuld sein...
der Amtsveterinär / WKD und das Gesundheitsamt stehen dann sehr schnell unangemeldet vor Deiner Tür ...und das kann teuer werden!
Du haftest für das Produkt!!

>>> http://www.rewe-gvs.de/infothek/dep2/316.html

http://www.graefe-portal.de/200.html

Tipp: Mach den Käse nur für den Eigenbedarf.
Grüßle Brigitte

[Schweinchen Criss]

nun, wie "gefählich" rohmilchkäse ist, kann ich dir nicht sagen. ich denke aber, dass wir leider in deutschland leben, wo nicht zwischen privaten höfen und molkerein unterschieden wird. da ich selbst mal den traum hatte, milch und produkte zu machen, habe ich es offiziell schnell sein gelassen, als mir die anforderungen dafür bekannt wurden, in der tat da kannst du umbauen und finanziell investieren, wie in einer molkerei auch und betrieb, also dass kann sich kein privater kleiner hof leisten. nun, in ungarn dürfen auch private hersteller auf dem markt verkaufen. für den eigenverbrauch ist das alles kein thema, aber um eben produkte hier zu verkaufen und sich im markt zu behaupten,da wird kein unterschied zwischen klein und gross gemacht, somit können sich viele das finanziell nicht leisten, und auch ich kann diese umbauten nicht machen. ja, da hat man keine wahl, entweder damit abfinden, oder auswandern. in deutschland gibts da keine andere möglichkeit. oder viel investieren und dann richtig loslegen, wer es eben kann. daher ein paar mitfühlende grüsse
von katrin