Ohrmarken und Tierschutz

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sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Re: Ohrmarken und Tierschutz

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

auf den Shetland-Inseln will wohl eine Ministerin gegen die Ohrmarkenpflicht (vor allem die elektronische Kennzeichnung) vorgehen, weil die neuen Regelungen die Schäfer dort so behindert, dass viele die Tierhaltung aufgegeben haben und damit natürlich die Wirtschaft der Inseln stark leidet.

Ich hab' das erst vor ein paar Wochen gelesen, ich glaube, in "Schafzucht". Auch die deutschen Schäfer gehen immer wieder gegen die Einzeltierkennzeichnung vor.

Da würde ich mich austauschen/Zusammenarbeit suchen.


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Uzou

Re: Ohrmarken und Tierschutz

Beitrag von Uzou »

Hallo,
ich kennzeichne erst spät, weil meine wirklich guten Herdbuchtiere umgeknickte Ohren haben, wenn zu früh gekennzeichnet wird. Unsere Marken sind für Lämmer noch zu schwer. Bis die Ohren so stark sind, dass sie die Marken tragen können vergehen mindestens 6 Monate. Ich argumentiere daher mit Ertragseinbußen, denn ein Herdbuchtier mit Knickohren kann keinen Blumenpott mehr gewinnen und ist nicht zu üblichen Preisen absetzbar. Ich marke also immer ca 14 Tage bis eine Woche vor der Hofkörung. Es kann sein, dass das sorgfältige Setzen auch "Verluste" vermeiden helfen kann. Meine Tiere weiden sogar im Schlehdorngetrüpp und trotz solcher Beweidung hatte ich noch keine Ausfälle. In den Jahren, die ich marke, gab es erst zwei Ausfälle was Ohrmarken anging. Bei einer hatte sich das Ohr entzündet nach dem Einsetzen der Marke und ein Jungbock hatte sich unmittelbar nach dem Marken sofort die Marke an der Stallwand abgescheuert. Daher halten wir die Tiere jetzt immer noch eine Weile lang fest, bis der erste Schock verraucht ist.
Ich habe aber auch nur 12 Muttern und muss keinem Haupterwerbs-Zeitdruck standhalten. Daher vielleicht die niedrige Ausfallquote? Ich wäre auf Grund meiner Situation nie auf die Idee gekommen gegen eine Markierung zu sein. Ich lese immer wieder mit Erstaunen, was sich da so abspielt!
Nachdenkliche Grüße Marion


Zieglinde
Beiträge: 2759
Registriert: 06.03.2003, 18:21

Re: Ohrmarken und Tierschutz

Beitrag von Zieglinde »

Hallo,
auf der Euro-Tier hat mir ein Ohrmarkenstandbetreiber erzählt, dass in Italien und Spanien keine Ohrmarken gesetzt werden müssen, da diese dort häufig in verbuschten Gebieten rumlaufen und Verletzungen an den Ohren vermieden werden sollten (vielleicht auch wegen der Wärme und den Fliegen?). Ich hab das jetzt nicht gegoogelt, ich wollte das einfach mal unreflektiert weitergeben....

LG
Silke


Uzou

Re: Ohrmarken und Tierschutz

Beitrag von Uzou »

Hallo,
ja ein echt ernstes Thema. Mich würde mal interessieren, wer Verletzungen bei seinen Tieren hat und welchen Zaun er hat hat, da ich mir auch da Zusammenhänge denken könnte.
Gruß Marion


Cirkle-B-Ranch

Re: Ohrmarken und Tierschutz

Beitrag von Cirkle-B-Ranch »

hi marion,

wir haben verschiedene zäune -

wildschutzzaun 1 m hoch mit strom als oberen abschluß ...
5 reihen litze ...
schafsnetze 90 cm hoch ...

ohrmarkenverlußte (1) in 2 jahren - im wildschutzzaun.

am besten halten wir unsere wallis in den stromführenden schafsnetzen mit richtig bums -
totaler respekt, kein drüberspringen - etwa 20 cm abstand ...
ähnliches verhalten bei der litze (gleicher bums, wie schafsnetz) ...


gruß CBR


Babette
Beiträge: 63
Registriert: 10.05.2011, 22:40

Re: Ohrmarken und Tierschutz

Beitrag von Babette »

Ich habe nur Schafe, bei einer Gruppe mit 6 Tieren mit Ohrmarken mußte ich 2 Ohrmarken entfernen, in der anderen Gruppe 11 Tiere mit Marken haben bei 4 Tieren jeweils 1 Ohr geeitert, wurde aber mit Behandlung wieder gut.
Die Tiere stehen nur in Netzen, die sie auch respektieren, die Flächen sind aber teilweise stark verbuscht. Das Ganze in einer Weidesaison.
VG Heidi


MartinS
Beiträge: 16
Registriert: 17.06.2008, 22:32

Re: Ohrmarken und Tierschutz

Beitrag von MartinS »

Cirkle-B-Ranch hat geschrieben: die ohrmarken sind eu verordnung - somit wirst in deutschland wohl kaum etwas erreichen,
da deutschland ja springen, oder zahlen muß - wenn brüssel entscheidungen trifft ....
somit hast du die falschen leute eingeladen - intressant wäre warscheilich gewesen:
1 oder mehrere eu abgeordnete, ein paar vertreter von greenpeace und die presse ...
um gegen diese verordnung anzugehen, brauchst du warscheinlich n dutzent anwälte,
die sich mit der eu anlegen und einen großen haufen geld um die sache durchzuziehen.
gruß CBR
Hallo CBR,
die Ohrmarken sind ein Teil einer EU-Verordnung ((EG) Nr. 21/2004). In dieser Verordnung sind die verschiedenen Möglichkeiten zur Kennzeichnung von Schafen und Ziegen aufgelistet. Das wären bei Ziegen neben den Marken z.B. auch die Fesselbänder und der Bolus-Transponder.
In dieser Verordnung steht auch, dass die Ohrmarke so konzipiert sein muss, dass sie am Tier befestigt bleibt, ohne dass es darunter leidet. Keiner will aber sagen, was zu tun ist, wenn das Tier unter der Marke leidet.

In der deutschen Viehverkehrsverordnung ist die Kennzeichnung von Schafen und Ziegen in Abschnitt 11, § 34 geregelt. Dort werden die möglichen Kombinationen der Kennzeichnungsmittel aufgelistet. Darunter gibt es die Möglichkeit einen Bolus-Transponder und ein Fesselband zu verwenden. Bei dieser Variante ist keine Ohrmarke notwendig. Das Problem ist das Einsetzen des Bolus. Das ist nicht ganz risikolos, weshalb es in den meisten Bundesländern nicht zugelasssen ist.
Soweit mal die Möglichkeiten im Rahmen der Verordnung.

Die Truppe, die bei mir auf dem Hof war, habe ich gar nicht eingeladen. Die Leute vom LKV fragten bei mir an, ob sie mal vorbeikommen könnten. Wie sich heraushören ließ, hat das Ministerium diesen Besuch initiiert. Dass vom Ministerium selbst keiner gekommen ist, ist nicht verwunderlich. Entweder waren sie zu feige oder sich zu fein.

Was ich mit EU-Abgeordneten schon erlebt habe (MItglieder des Landwirtschaftsausschusses) reicht für den Rest meines Daseins. Die haben kein Interesse daran, sich für eine Sache einzusetzen, bei der sie auch nur Prügel bekommen. Der persönliche Referent einer EU-Abgeordneten hat mir am 8. April 2010 geschrieben, dass das mit den Marken doch kein Problem wäre, da ich ja gar keine verwenden müsste, wenn ich keinen Zuchtbetrieb hätte (Zitat: "An dieser Stelle möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass die Kennzeichnung nur für Zuchttiere vorgeschrieben ist"). Geht's noch????? Von was träumen die denn nachts?
Vertreter von Greenpeace einzuladen wäre wohl zwecklos, das ist nicht ihr Thema. Die Vertreter der Tierschutzorganisationen wären da besser geeignet. Die zieren sich aber ein wenig, da sie in diesem Fall gegen eine Behörde zu Felde ziehen müssten und nicht wie sonst den wehrlosen Landwirt an den Pranger stellen können.

Ein Dutzend Anwälte braucht es eher nicht. Mir reicht einer und den habe ich schon. Zusammen mit diesem habe ich vor ein paar Jahren bereits drei Verfahren gegen die Veterinäre und das Land Ba-Wü gewonnen. Und danach war auch die entsprechende Verordnung weg. Dauert eben ein paar Jahre und völlig richtig: es kostet Unsummen, egal ob man gewinnt oder verliert.

Gruß
Martin


Cirkle-B-Ranch

Re: Ohrmarken und Tierschutz

Beitrag von Cirkle-B-Ranch »

hallo martin,

respekt - das du dich so einsetzt, nur wie du richtig schreibst - es kostet, egal was für ein ergebnis - und es ist langwierig - wenn du also jung genug bist und über genügend geld verfügst, dass du dafür auszugeben bereit bist -

viel erfolg .... #daumen_hoch*


gruß CBR


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