Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Strahli
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Re: Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Beitrag von Strahli »

Ulli hat geschrieben: Bis vor kurzem wurden Eberferkel betäubungslos blutig kastriert.. aus Kostengründen..
Das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Denn so einfach wie es sich Tierschutz und Medien auch machen, so ist es in der Realität leider nicht!
Bei Schweinen, insbesondere Ferkel, später dann auch bei den Ausgewachsenen (z.B. Eber), liegen ähnlich Probleme vor wie bei den Ziegen.
Ferkel die in Narkose versetzt werden, haben leider ein erhöhtes Risiko zu versterben (man spricht in der Praxis von jedem 10.). Dies weil meist (aus Zeit und Kostengründen) keine Wägung jedes einzelnen Tieres erfolt (erfolgen kann), somit immer wieder eine Über-, im schlechtsten Fall, Unterdosierung der Narkose ergibt.
Weiter kühlen Schweine sehr schnell aus. Dies ist vor allem in Kaltställen in den Wintermonaten ein Problem.
Schön war auch die Tatsache, dass viele TA versäumten "ihre" Betriebe/resp. deren Betriebsleiter darüber zu informieren, dass es bei der Kastration unter der sog. Injektionsnarkose, im Gegensatz zu jener ohne, zu viel stärkeren Blutungen kommt und neu nebst der Entfernung der Hoden vorher mit einer spez. Zange gequetscht werden sollte.

Im Übrigen erfolgt eine Narkose mit einer Azeparon/Ketaminmischung. Das alleine reicht noch nicht, so muss vor der Narkose eine Injektion eines Schmerzmittels erfolgen. Oft kommt hier Meloxicam zur Anwendung.


grüsse von strahli
Abra K.

Re: Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Beitrag von Abra K. »

Hallo Ulli
Zur Sterilisation..Ich könnte mir vorstellen (Vorsicht! Bin Laie- meine Meinung, kein Wissen), dass bei vollzogenem Deckakt ohne Befruchtung das Risiko von Scheinträchtigkeiten steigt.
Das ist eben auch eine meiner Befürchtungen. Und ob die Mädels den Bock noch für voll nehmen würden, wenn er decken würde ohne zu zeugen...? Und ob es die Tiere tatsächlich "lustig" fänden, von September bis März alle drei Wochen von ihren Hormonen gebeutelt zu werden...? Ein Mädel würde in dieser Zeit rund 10 mal bockig, 3 Mädels insgesamt 30 mal, und wenn man den allfälligen weiblichen Nachwuchs noch dazurechnet... #stoned#

Fragen über Fragen... und leider hab ich trotz intensiver Suche im Netz bislang keine Erfahrungsberichte über eine solche Herdenkonstellation finden können.
Der Fakt, dass bei der blutigen Kastra die Hoden entnommen werden sollte nicht davon ablenken, dass die Hoden auch bei der Unblutigen Kastra komplett zerstört werden- also keinerlei Funktion mehr haben. Sonst wäre die Kastra unwirksam.
Ja, klar... mir ist letztlich halt jedwelcher drastische Eingriff in die Natur eines Tieres zutiefst zuwider, sei es nun Kastration durch Zange (= Abwürgen der Hormone) oder blutig (= Amputation eines Körperteils +/= Elimination der Hormone).
Nur als Überlegung: Bei mir selbst habe ich die Erfahrung gemacht, dass Schnittwunden schneller und unkomplizierter heilen als Quetschungen, auch weniger weh tun.
Ja, da ist was dran... und Siggis Erfahrung weist ja auch in diese Richtung: "Bezgl. der Erfahrung mit blutiger Kastration kann ich natürlich nur für mich sprechen, aber mir kommt es tatsächlich so vor, als war die blutige Nachkastration für Nestor weniger schmerzhaft als der unblutige erste Versuch (muss natürlich nicht so sein, ist halt mein persönlicher Eindruck). Den Tag danach war er zwar noch ziemlich in den Seilen gehangen (war er bei der unblutigen aber auch), danach war's dann aber auch wieder gut." (Danke, Siggi!)

Ist wirklich eine ganz schwierige Entscheidung... Sterilisation oder Kastration? Und wenn Kastration, welche Methode und was muss ich z.B. bezüglich Narkose beachten, damit der Eingriff möglichst glimpflich abläuft und für das Tier nicht zu einem Trauma wird?

#ka#

Danke für deine Inputs, Ulli! #freunde#

Abra


Abra K.

Re: Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Beitrag von Abra K. »

ElliBesch hat geschrieben:Nun habe ich folgendes gefunden und frage: Wenn dieser Wirkstoff bei Kastrationen eingesetzt würde( oder wird er nicht, wer weiß was darüber, ich bin keine Medizinerin #ka# habe den Text nicht ganz verstanden, ob es nun bei Wiederkäuern Probleme gibt oder nur bei Trächtigkeit nicht verabreicht werden darf... #ka# #ka# ) ist das Schmerzzentrum doch wenigstens für 20 Minuten( so steht es dort) ausgeschaltet?
Hallo Elli

Ich verstehe den Text so, dass Xylazin bei Ziegen grundsätzlich angewandt werden kann, jedoch im letzten Drittel einer Trächtigkeit wegen der geburtseinleitenden Wirkung des Mittels nicht verwendet werden soll.

Perle z.B. hat beim Ausräumen der fauligen Stellen in der Klauenspalte (Moderhinke) Xylazin verabreicht bekommen -- und reagierte mit einem heftigen Hustenanfall darauf, da der TA nicht zu wissen schien, dass bei Widerkäuern der Speichelfluss verstärkt wird: "Bei Wiederkäuern führt Xylazin zu einem starken Speichelfluss, wodurch die Gefahr einer Aspirationspneumonie besteht, der aber durch Atropin aufgehoben werden kann." :evil:

Weiter bezeichnet der Wikipedia-Text Xylazin tatsächlich als Schmerzmittel: "Auch die schmerzstillende Wirkung (Analgesie) ist tierartlich unterschiedlich ausgeprägt und hält etwa 20 Minuten an. Sie beträgt zwischen einem Fünftel und der vollen Wirkung von Morphin... [...] Schließlich besitzt Xylazin auch eine lokalanästhetische Wirkung, die über der des Procains [Lokalanästhetikum] liegt, in der tiermedizinischen Praxis jedoch nicht ausgenutzt wird."

Da frage ich mich nun auch, ob Xylazin überhaupt bei Kastrationen angewandt wird und wenn nein, warum nicht?

#ka#

Liebe Grüsse

Abra


Abra K.

Re: Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Beitrag von Abra K. »

Strahli hat geschrieben:Im Übrigen erfolgt eine Narkose mit einer Azeparon/Ketaminmischung. Das alleine reicht noch nicht, so muss vor der Narkose eine Injektion eines Schmerzmittels erfolgen. Oft kommt hier Meloxicam zur Anwendung.
Hallo Strahli

Gibt es für Tiere und insbesondere Ziegen denn gar kein Narkosemittel, welches das Schmerzzentrum komplett ausschaltet???

Grüssle!

Abra


Abra K.

Re: Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Beitrag von Abra K. »

Der Seelenfang hat geschrieben:Ich hab mir zwar auch schon so meine Gedanken deswegen gemacht, und mir überlegt, ob es nicht evtl. Sinn machen würde, Dionysos in einer separaten Bock-/Kastratenherde unterzubringen (sprich, ihn unkastriert lassen, und dann noch ein paar andere Böcke/Kastraten als Gesellschafter), aber dann wäre eben er eben von seinen beiden "Liebsten" getrennt. Und andersherum sehe ich die Gefahr, dass er dir mit schöner Regelmäßigkeit deine Mädels "beglückt".
Hallo Siggi :-)

Eine Bockgruppe kommt schon wegen der Infrastruktur nicht in Frage: Ich könnte zwar mehr Weide kriegen, hab aber nur den einen Stall zur Verfügung. Und dann natürlich auch wegen der Mädels, wie du ganz richtig erkannt hast: Dionysos hat sich sehr eng an Bella & Philia angeschlossen und die drei verstehen sich so gut, dass ich sie nicht voneinander trennen mag.

Eine Frage noch bezüglich Kastration: Welche Mittel wurden denn bei deinen Tieren verwendet für Lokalanästhesie/Sedierung/Narkose?

Liebe Grüsse!

Abra


Strahli
Beiträge: 665
Registriert: 28.05.2010, 22:25

Re: Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Beitrag von Strahli »

Abra K. hat geschrieben:
Strahli hat geschrieben:Im Übrigen erfolgt eine Narkose mit einer Azeparon/Ketaminmischung. Das alleine reicht noch nicht, so muss vor der Narkose eine Injektion eines Schmerzmittels erfolgen. Oft kommt hier Meloxicam zur Anwendung.
Hallo Strahli

Gibt es für Tiere und insbesondere Ziegen denn gar kein Narkosemittel, welches das Schmerzzentrum komplett ausschaltet???

Grüssle!

Abra
Sorry, war missverständlich: diese Narkoseform, Mittel, bezog sich auf die Kastra von Ferkeln.

Zur Ziegennarkose, resp. deren Mittel kann ich nicht viel helfen. Du weisst, dass wir immer Frühkastrieren. Dies geschieht mit Lidocaininjektionen.

Auch hatte ich noch nie den Fall, dass ich einen Bock mit Zange oder Blutig kastrieren musste.

Wenn ich an die x-Hundert Schweine denke, die trotz obengenannter Narkose und Schmerzmittel, sichtbar auf die Quetschung der Samenstränge reagiert haben..... so bin ich froh, stehe ich nicht vor der Entscheidung. Tut mir leid.... #freunde#


grüsse von strahli
Abra K.

Re: Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Beitrag von Abra K. »

Hallo liebe Strahli

Danke für die Erklärung. Und ja, ich wäre auch froh, stünde ich nicht vor einer solchen Entscheidung... aber letztlich wird sich gewiss eine gute Lösung finden lassen -- vermutlich keine 100%ig optimale, aber doch die bestmögliche.

#freunde#

Abra


Abra K.

Re: Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Beitrag von Abra K. »

Hallo Elli

Ich hab auch noch geforscht und bin auf diesen Bericht der UZH gestossen: http://www.veterinäranästhesie.ch/wp- ... dk2007.pdf

(Das Einfügen als Link funktioniert nicht, sorry -- URL kopieren und in die Adresszeile des Browserfensters einfügen geht aber.)

Die schreiben z.B.: "Xylazin besitzt analgetische [schmerzstillende] Wirkung. Diese Analgesie reicht jedoch
in keinem Fall aus, um Eingriffe ohne zusätzliche Lokalanästhesie durchzuführen."

Warum eine Sedierung mit zusätzlicher Lokalanästhesie nicht ausreicht, will mir nicht einleuchten -- es MUSS doch einfach ein wirksames Schmerzmittel geben?! -- und warum Tiere sogar in Narkose inkl. lokaler Betäubung noch Schmerzen haben, versteh ich überhaupt nicht. #ka#

Liebe Grüsse

Abra


ElliBesch
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Registriert: 17.03.2008, 10:35

Re: Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Beitrag von ElliBesch »

Abra K. hat geschrieben: Warum eine Sedierung mit zusätzlicher Lokalanästhesie nicht ausreicht, will mir nicht einleuchten -- es MUSS doch einfach ein wirksames Schmerzmittel geben?! -- und warum Tiere sogar in Narkose inkl. lokaler Betäubung noch Schmerzen haben, versteh ich überhaupt nicht. #ka#

Liebe Grüsse

Abra
Genau, liebe Abra, genau das verstehe ich auch nicht! #ka#

Hat sicher mit dem Stoffwechsel der Wiederkäuer zu tun und mit dem Kosten-Nutzenfaktor... #heul#

LG Elli&Co


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Not being vegan is a mistake. ^^
Abra K.

Re: Erziehung / Ausbildung eines Bockes

Beitrag von Abra K. »

ElliBesch hat geschrieben:Hat sicher mit dem Stoffwechsel der Wiederkäuer zu tun und mit dem Kosten-Nutzenfaktor... #heul#
Liebe Elli #trost#

Ich werde da mal dranbleiben und schauen, was ich noch rausbekommen kann, z.B. auch die neuesten Erenntnisse der UZH, denn mittlerweile interessiert mich dieses Thema sehr.

Herzliche Grüsse

Abra


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