Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

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Jaegertom
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Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

Beitrag von Jaegertom »

Hallo,
vielleicht kann mein Beitrag die eine oder ander Ziege retten.
Wir hatten seit letztem Spätsommer Probleme mit einigen Ziegen. Besonders betroffen waren Capra Grigia und Passeirer Bergziege, die wir beide aus ihrem Ursprungsland geholt haben.
Sie waren auf den Weiden zur Landschaftspflege, ganz normal wie jedes Jahr auch. Neu dabei waren eben die zwei oben genannten Rassen.
Der Lippengrind ging im Frühjahr um, aber da waren keine Ausfälle.
Mit der Zeit beobachtete ich, dass die Ziegen trotz genügend Futter und vollen Bäuchen immer mehr abmagerten.
Nichts neues, Wurmkur ansetzen. Concurat verabreicht wie normal in doppelter Dosis für Ziegen,
kurzfristige Besserung, nach 3 Wochen weitere Abmagerung. Nachentwurmung mit Concurat.
Dann auf einmal zwei Ziegen Capra Grigia und Passeirer, Durchfall, keine Möglichkeit zum Eindämmen.
Innerhalb 2 Tagen trotz Tierarzt daran verendet. War eine Wiese mit viel Ackerschachtelhalm, und beide ältere Ziegen haben davon gefressen, ziemlich viel wie im Pansen erkennbar war. Durch die Verwurmung angegriffen konnten sie die Gifstoffe vermutlich nicht ableiten, die anderen haben auch nicht wenig gefressen aber keine Probleme gehabt.
Also schneller Weidenwechsel, ohne Schachtelhalm. Die Abmagerung ging weiter. Kotuntersuchung und siehe: weiterhin stark verwurmt.
Gleichzeitig erhielt ich aus Österreich die Info, dass dort die Concurat Gruppe nicht mehr hilft wegen Resistenz.

Nächstes Mittel genommen, Ivermectin. Anfänglich geholfen, nach drei bis vier Wochen weitere Abmagerung.
Unsere Ziegen bekamen als Zufutter Zweige von Eichen, Buchen Ahorn und vielen anderen Waldrandbäumen an der Weide
haufenweise. Wieder Nachentwurmt und dann Kotuntersuchung: wieder kein Erfolg.
B12, Selen, Vitamin e gespritzt, kurzfristige Besserung, aber wieder lagen zwei Tiere sehr schnell fest und verendeten innerhalb 2 Tagen. Zuerst Durchfall, dann wieder Entwurmt, Kot hat sich normalisiert, aber immer noch
Wurmeier dabei, komischerweise keine Clostridien und Kokzidien.
Dafür eben massenweise Stronglydien und kleiner Lungenwurm.
Zwischendrin bekam ich das neue Wurmmittel Zolvix mit Monepantel als Wirkstoff empfohlen und habe es sofort eingesetzt. Weiterhin habe ich vorsichtshalber doch Clostridienimpfung vorgenommen.
Trotzdem lagen vor zwei Wochen trotz genügend Futter und aktueller Entwurmung wieder vier Ziegen fest.
Kot und Blutuntersuchung hat ergeben, wieder kleiner Lungenwurm und 3 andere Wurmsorten.
Beim Blut war fast kein Wert mehr normal! Eiweißabbau, kein Blutfett mehr, eigentlich hätten die Tiere schon tot sein müssen.
Habe sie innerhalb 4 Wochen 4 mal mit drei Mitteln entwurmt!!!
Sie erhalten seit 2 Wochen täglich Ringer Lactat subkutan, Vitamin E, B12 und Selen, zusätzlich hat mir der Tierarzt
empfohlen ihnen Hafer und anderes Müsli nach Belieben anzubieten.
Nehmen sie auch an, fressen sich den Bauch voll und ein kleiner Funke Hoffnung, 3 nehmen wieder etwas zu. zwei stehen zeitweise wieder.
Der Tierarzt vermutet auch Schädigungen an der Leber durch den Lungenwurm.
Weiterhin ist bei den anderen Ziegen trotzdem zu sehen, dass einige prächtig dastehen, andere kaum zunehmen trotz Kraftfuttereinsatz .
Alle sind derzeit Clostridiengeimpft und mehrfach entwurmt.
Die Tiere sind in 4 Herden aufgeteilt(weibliche und etwas nach Charakter sortiert) und eine Jungbock und eine Altbockherde.
Derzeit ist etwas Stillstand, waren auch genug Verluste.
Vielleicht fällt jemand noch was ein wäre sehr dankbar für jede Idee.
Gruß
Thomas


Jaegertom
sanhestar
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Re: Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

wurde denn jede Wurmkur korrekt dosiert? Wie verabreicht? Oral, pour-on, Injektion?


Sabine M.H.
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Jaegertom
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Re: Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

Beitrag von Jaegertom »

Das Ivermectin wurde gespritzt, die anderen in Flüssigkeit oral.
Jeweils doppelte Dosierung von der Schafmenge laut Tierarzt, habe auch schon im Forum gesehen dass Ziegen mehr brauchen.
Es hat jedes Tier seine Menge aufgenommen, Kontrolliere immer sehr genau nach, das die Haut nicht durchstochen ist und das Mittel wieder herausläuft und halte den Kopf so lange oben bis sie es garantiert geschluckt haben.


Jaegertom
sanhestar
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Re: Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

und wie wurde die Gewichtsbestimmung je Ziege vorgenommen? Gewogen oder geschätzt?


Sabine M.H.
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Helios
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Re: Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

Beitrag von Helios »

Hallo Thomas.
Wir hatten die gleichen Probleme in unserer Krainerherde.
Sprech Deinen TA mal auf Cydectin(Wirkstoff Moxidectin) an.
Hast Du eventuell den "Schäfereikalender 2012" zur Hand?(Seite 79"Wurmmittelauswahl")

Gruß

Harald


Jaegertom
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Re: Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

Beitrag von Jaegertom »

Ich wiege immer wieder zur Kontrolle einige Tiere, gleich große oder geringfügig kleinere dann nicht mehr,die erhalten die gleiche Menge.
Das Problem kam wirklich erst durch Zukauf der ausländischen Tiere, die Jahre zuvor ist keine eingegangen.

Cydectin ist die gleiche Wirkstoffgruppe wie Ivomec, wirkt noch einigermaßen. Panacur wirkt in Österreich fast nicht mehr.
Den Schäferikalender hab ich nicht da. Was empfehlen die?
Bei unseren Alpinen Steinschafen gibts gar keine Probleme, ebenso bei den Pinzgauer Ziegen.

Ach ja, gegen Bandwurm mit Cestocur hab ich alle Jungtiere behandelt, kam auch in den Kotuntersuchungen nicht vor.


Jaegertom
sanhestar
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Re: Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

Ivermectin-Resistenzen sind ebenfalls schon zu finden. Cydectin oral soll bei Schafen ganz schnell Resistenzbildungen gezeigt haben.

Hast Du die zugekauften Tiere mal separat getestet nach den Wurmkuren?


Sabine M.H.
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Helios
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Re: Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

Beitrag von Helios »

Hallo.
Im Schäfereikalender sind div Wurmmittel aufgelistet in Wirkstoff,Wirksamkeit,Wartezeit usw.
Ich denke,Du solltest zur Behandlung die Wirkstoffgruppe wechseln.(zB Dectomax-Doramectin-).

Wir wechseln zwischen Valbazen(Albendazol) , Dectomax(Doramectin) und Qualimex(Ivermectin).
In Griff bekamen wir das Wurmproblem mit Cydectin(Moxidectin).

Grüße


Jaegertom
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Re: Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

Beitrag von Jaegertom »

Ja, vom kränkesten Tier hat man speziell Untersuchung gemacht. Nichts anderes wie bei den anderen Ziegen.
Dauert ja nicht lang, der Sommer war sehr feucht und das Gras hat fast keinen Nährwert, weil die
Zuckereinlagerung nicht passte.
Ist halt komisch, dass es speziell die Capra Grigia und die Passeirer erwischt hat.
Die Passeirer waren in einer Herde mit 18 Tieren, gemischt mit Bloben Ziegen.
Die Bloben sind auch etwas abgekommen, aber deutlich zäher im Nehmen.
Heute Nacht ist eines der 4 festliegenden Tiere, ein Capra Grigia Bock, 2 Jahre alt gestorben.
Immer die liebsten erwischt es.
Werde ihn zur Untersuchung nach Fellbach bringen.
Bin mal gespannt was da herauskommt.
Die anderen 3 fressen munter, trinken, und 2 stehen teilweise wieder auf.
Habe sie sehr warm im Heizraum untergebracht, da sie keinerlei Kältereserven hatten


Jaegertom
Jaegertom
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Re: Multiverwurmung und resistente Wurmstämme

Beitrag von Jaegertom »

Hallo,
hab noch zwischendrin einen guten Tip bekommen.
Möglichkeit des Blutparasiten Everythrozoon ovis.
Das wurde bis jetzt nicht untersucht, scheins zu selten bei der Ziege.
Blut muss zwar noch untersucht werden, hab aber nach Absprache mit dem Tierarzt sofort mit
dem Tetracyclin Terramycin bekommen bis die Ergebnisse soweit klar sind kann leider so
nach Aussage bis 3 Wochen, bei manchen speziellen Untersuchungen wie Paratubekulose noch länger dauern.
Schaden kanns nicht, werde ab und an vom Stand berichten soweit vorhanden.


Jaegertom
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