Bleibender Geschlechtstrieb bei Zangenkastration?

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Ute K.

Bleibender Geschlechtstrieb bei Zangenkastration?

Beitrag von Ute K. »

Hallo,

am Dienstag sind unsere beiden Böckchen (z. Zt. noch im Tierheim) kastriert worden. Ich war dabei und habe zugesehen. Der TA ist sehr erfahren. Er hat mit der Zange kastriert und gemeint, er klemmt jeden Hoden 2x ab, da das am sichersten ist.

Jetzt hat mir jemand anderes gesagt, daß Böckchen, bei denen unblutig kastriert wird, immer einen Geschlechtstrieb haben und brünftig werden.
Stimmt das?

Ich habe den TA nämlich gefragt, was denn die Vor- und die Nachteile so einer Kastration gegenüber einer blutigen wären und er sagte, es gebe keine Nachteile, sondern nur Vorteile.


Butterblume
Beiträge: 639
Registriert: 14.04.2005, 18:45

Beitrag von Butterblume »

Bei unserem Bock wurden die Hoden kleiner,und Geruch und Geschmack des Fleisches werden wohl minimal bleiben.
Und der Geschlechtstrieb-nun,Tiere,die spaß dran hatten werden es aus Spaß auch weiter tun.Sogar manche Ziege reitet auf,weil es einfach Spaß macht.
Aber jungfräuliche Böcke(also,die noch nie)-werden damit wohl kaum damit anfangen. *oops*


Besser die Geiß im Stall,als die Kuh auf dem Dach ...
Moritz

Beitrag von Moritz »

Hallo,

"Tierarzt sehr erfahren"? Wie mißt man das?

"Nur Vorteile"? für wen? Warum gibt es denn dann die chirurgische Kastration? Hat er vielleicht noch nie gemacht, kann es aber beurteilen.
So muß ich das wohl sehen.

"Keine Nachteile"? Dann lies doch mal den Thread "Hilfe !!!! Hodensack geplatzt" Nämlich nach Zangenkastration und ungeheurer Ödembildung.

oder "Tod durch Tetanus nach Zangenkastration".

Tolle Koryphäe, Euer Tierarzt.

Grrrrruß MO


Ute K.

Beitrag von Ute K. »

@Butterblume: Die Böckchen sind gerade noch nicht geschlechtsreif gewesen. Außerdem werden sie niiiiiieeeemals geschlachtet.

@Moritz,
ich will versuchen, Dir alles zu beantworten, was Du kritisierst. ;-)

Um zu diesem TA zu kommen, sind wir gute 60 km einfach gefahren. Dieser TA ist uns empfohlen worden (der Mann ist aber auch selber mitgekommen) von einem Mann aus unserem TSV, der schon lange einen Gnadenhof hat, darunter auch einige Schafe und Ziegen. Er hat bis jetzt alles bei diesem TA machen lassen und ich denke, er kann das beurteilen.
Unser nächster Großtierarzt, eine Klinik, konnte noch nicht mal eine Ziege melken. Dafür mußte eine Züchterin her.

Ich habe diesen TA auch gefragt, warum man nicht bei allen Tieren die Zangenkastration macht. Er hat gesagt, daß das immer vorzuziehen wäre (wegen der Infektionsgefahr), es aber nur bei so etwas wie Wiederkäuern ginge, weil z. B. bei Hunden und Katzen der Hodensack zu eng am Körper liegt, daß man das nicht einfach von außen abklemmen kann. Die chirurgische Kastration macht man nur, wenn es angezeigt ist durch Krankheiten oder Kryptorchismus.

Daß auch unsachgemäß durchgeführte Zangenkastrationen zu Folgeschäden führen können, will ich ja gar nicht abstreiten.


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

es bleibt bei jeder Form der Kastration ein Rest Geschlechtstrieb übrig. Der wird nämlich nicht nur von den Hormonen aus dem Hoden gesteuert, sondern auch von Instinktverhalten aus dem Gehirn. Dieses springt, auch nach Kastration, bei bestimmten Signalreizen an z.B. Schwanzwedeln einer bockigen Geis, Geruch einer bockigen Geis, etc. - ist aber nicht mehr so ausgeprägt, wie unter vollständigem Hormoneinfluss.

Auch Deckakte, die vor der Kastration ausgeübt wurden, sorgen dafür, dass der Trieb als Verhalten weiterhin - aber abgeschwächt - erhalten bleibt (positive Erfahrung).

Das Thema Kastration blutig oder mit Zange ist strittig, es gibt bei beiden Methoden Komplikationen und eine Wundkontrolle muss auch bei Zangenkastration erfolgen. Gerade jetzt (Hitze, viele Fliegen) bitte täglich kontrollieren, auch wirklich hinfassen, hinschauen, hinriechen, ob sich nicht Nekrosen (abgestorbenes Gewebe unter der Haut) bilden. Der Geruch einer Nekrose lockt Fliegen an, diese legen Maden in das Gewebe, schwups, hat man eine fiese Infektion. Hauptsächlich gefährdet sind die Punkte, an denen die Samenstränge geklemmt wurden.

Wie alt sind die Böcke? Wenn vor dem Eintreten der Geschlechtsreife kastriert wird, ist das Risiko, das sich die Harnröhre nicht vollständig ausbildet und dadurch evtl. entstandene Harnsteine sich festsetzen können, erhöht (Testosteron fördert die Ausbildung der Harnröhre). Wenn sehr jung kastriert, bitte ein Leben lang auf eiweißarme und im Mineralstoffbereich ausgewogene Nahrung achten und schnellst möglich reagieren, wenn der Harnabsatz in irgend einer Form beeinträchtigt scheint.

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
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