Pansensaftübertragung - Erfahrungsberichte erwünscht

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Moritz

Pansensaftübertragung - Erfahrungsberichte erwünscht

Beitrag von Moritz »

Zur Behebung von Pansenproblemen (drohender oder eingetretener Stillstand, extreme Verlangsamung der Bewegungen) kann Pansensaft von einem anderen Tier (auch vom Rind oder Schaf) übertragen werden.
Ein TA sollte mit einer Schlundsonde von einem funktionierenden anderen Pansen Saft absaugen bzw. der Halter warmen Pansensaft (Thermoskanne) am Schlachthof besorgen.
Diesen Saft flößt man mittels eines weichen Schlauches u. Trichters dem erkrankten Tier vorsichtig ein, um die Anzahl der Bakterien die durch Krankheit, falsche Fütterung u. ihre Folgen abgestorben sind, zu erhöhen.
Ein Mangel an solchen Bakterien verhindert die korrekte Arbeit des Pansens, das Tier könnte starke Blähungen (verbunden mit Krämpfen) haben und/oder Rülpsen, weil die Gasproduktion übergroß ist.

Jeder Tierhalter, der zu diesem Mittel greift, wird sich überlegen, ob er/sie auf diese Weise Krankheiten mitüberträgt. Entscheidung anheimgestellt.

Uns ist so einmal die Rettung eines Bocks gelungen, der vorher wochenlang an den Folgen einer Salmonellen-Infektion litt und nicht wieder auf die Beine kam (33 Tage Verlauf insgesamt).
Er nahm den Saft (frisch geschlachtete Kuh, vorher Weidegang der Kuh, sieht man an der Flüssigkeit) gern.
Ein zweiter Versuch bei einem anderen Tier schlug fehl, die geschlachtete Kuh hatte Silagefütterung. Dieser Saft wurde von dem Ziegentier abgelehnt mit heftiger Gegenwehr.
Ein früherer Versuch, einer kleinen Ziege beim Wiederkäuen Material aus dem Maul zu entnehmen, scheiterte an schnellem Abschlucken des Speisebreis und endete nach vielen Versuchen mit zerbissenen Fingern.
Vorsicht also bei dieser Methode.
Gruß Moritz
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Ton, Steine, Scherben


Zickengeschwader
Beiträge: 130
Registriert: 23.10.2006, 13:01

Beitrag von Zickengeschwader »

Hallo

Kann beides gut klappen, Saftübertragung via Sonde oder auch bissenweise Wiederkaubrocken bei anderen Tieren klauen.

Letzteres ist, wie Moritz auch sagt, nicht so einfach, lassen sich Schafe z.B. von geruhsamen Fleischrassen und vertraut, meistens ein bißchen besser gefallen, als Ziegen.
Bitte nicht bei Rindern versuchen, das ginge zwar theorethisch auch, aber da ist ratz fatz die Hand gebrochen, wenn was dabei schief geht!!!
Die Sache hat den Vorteil, dass das Material dann evtl. aus dem eigenen Bestand kommen kann, wenn noch andere geeignete Wiederkäuer vorhanden sind.
Viele Leute werden vermutlich auch erfolglos zu weit vorn im Maul suchen und dabei vergessen, dass hinten gekaut wird.... ;-)
In dem Moment, wo das Tier hochgewürgt hat sitzt der Batzen hinten auf dem Zungenrücken.... dann genau gehts am besten, aber auf die Finger aufpassen!!!
Die grünen Kaubrocken hat eine Ziege sogar schon selbstständig gefressen, die es brauchte.

Effektiver wäre vermutlich, es aber auch warm aufzuschwemmen und flüssig einzugeben dann, damit es sich besser/schneller verteilt?!

Viele Grüße, Kathrin


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Moritz

Beitrag von Moritz »

Gute Details, gute Gedanken, Kathrin! Auch die Warnung vor Rindergebiß.
Wir kennen 2 Tierärzte, denen Finger fehlen, 2 weitere, die inzwischen einäugig sind, einem der Letzteren hat im vorigen Jahr obendrein eine Milchkuh mit einem Tritt durch die Barriere den Unterschenkel zertrümmert. 6 Monate, bis er wieder richtig laufen konnte ("Ein ganz harter und zäher Bursche" übrigens) - offensichtlich ein gefährlicher Beruf mit Unwägbarkeiten.
Das mit dem Aufschwemmen des Futterbreis ist genial! Aber erst einmal rankommen.
Gruß Moritz


Zickengeschwader
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Beitrag von Zickengeschwader »

Hallo

Besonders nach Giftpflanzenaufnahme, so habe ich zumindest den Eindruck, ist eine Pansensaft-oder Inhalt Direktübertragung zur Pansensanierung weit effektiver als das käufliche getrocknete Pansenstimulanz.
Das hat schon einige fast aufgegebene Tiere gerettet.
Es sollte es dann möglichst auch mehrfach sein, da schlecht abzuschätzen ist, wieviele Bakterien durch die Giftstoffe noch weiterhin absterben, bis sie der Körper ausgeschieden hat.

Was ich nicht genau weiß, ist hier auch, inwieweit speziell in Vergiftungsfällen eine gleichzeitige starke Gabe medizinischer Kohle da stört und das ebenfalls mit binden könnte. Meine Tierärztin war sich auch nicht ganz sicher damit. Weißt Du das genauer?
Also haben wir erst mit viel medizinischer Kohle und Erbrechen lassen
(geht notfalls mittels Gummiband durchs Maul) versucht, das Gift (in dem Fall Rhododendron) herauszubekommen und die Pansensanierung sicherheitshalber noch ein paar Tage länger danach weiter durchgezogen, obwohl auch die Wiederkautätigkeit relativ schnell wieder einsetzte.
Die Kohle aus der Apotheke ist bei Vergiftungen o.k. man braucht nur sehr viel davon vergleichsweise.

Offensichtlich hat es so geklappt, dass die Ziege keine Organschäden zurückbehielt, was nach Rhodofraß leider häufig ist, denn sie war eine Woche später wieder voll auf dem Damm (Pansen auch wieder normal) und das ist jetzt länger her.

Als die Sache passiert ist, hatte sie nach Turnen über ein Dach zum Nachbarn hin wirklich einen halben Busch über Nacht rasiert und lag morgens speichelnd und kotzend fest mit Untertemperatur. Es ging ihr also schon sehr schlecht und das war wirklich knapp.

Auch wenn einem erwachsenen Wiederkäuer, wieso und warum auch immer, oral Antibiotika gegeben wurden, ist oft danach eine Pansensanierung nötig, da dann auch die wichtigen Bakterien dadurch abgestorben, mindestens schwer angegriffen sind.

Viele Grüße, Kathrin


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Hitzewelle
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Beitrag von Hitzewelle »

Zur Gewinnung des Pansensaftes würde ich ein Stöckchen, Löffel o. ä. benutzen. Funktioniert auch, nach einigen Versuchen und wem schon mal ein Schaf (wie mich) mit den Backenzähnen in den Finger gebissen hat, der langt da nicht mehr so schnell rein... 8)

Nichtsdestotrotz: Gestern war bei mir bzw. meiner Einstellerin der Pferdedentist (=Zahnarzt). Er hat bei dem Pferd ohne "Maulsperre" die Zähne geraspelt. Wie er das gemacht hat... keine Ahnung, ich konnte leider nicht zuschauen. Aber er hat noch alle Finger und macht das schon länger so. #engel#


Viele Grüße
Christine
Zickengeschwader
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Beitrag von Zickengeschwader »

Hitzewelle hat geschrieben: Nichtsdestotrotz: Gestern war bei mir bzw. meiner Einstellerin der Pferdedentist (=Zahnarzt). Er hat bei dem Pferd ohne "Maulsperre" die Zähne geraspelt. Wie er das gemacht hat... keine Ahnung, ich konnte leider nicht zuschauen. Aber er hat noch alle Finger und macht das schon länger so. #engel#
Hallo

Vermutlich hat er die Zunge zur Seite herausgezogen, wie in Nachkriegszeiten..... #engel#
Im hintersten Dschungel, wenn es muss, geht alles irgendwie....
Ist allerdings wüster Kurpfusch, da sich so auch das Pferd böse verletzen kann und ein wirklich vernünftige Zahnbearbeitung so nicht geleistet werden kann....
Wenn das Pferd wirklich richtige Haken hat, dann tuts das so auch nicht und verschlimmert manchmal sogar. Da muss dann meist mit Betäubung längere Zeit und sehr sorgfältig eine Elektroraspel und ein Kenner dran.

Beim Schaf geht der Wiederkauklau schon auch ohne Unfall....wenn man einen sicheren Griff um den Unterkiefer dabei drauf hat, auch mit heilen Fingern. Nur mag ichs nicht bis zum Exzess hier ausführen, sonst verklagt mich später deshalb noch einer, der dann immer noch doch daneben gelangt hat.... :D
Mit Löffeln, etc. ist jedenfalls die Verletzungsgefahr fürs Schaf wiederum größer....

Viele Grüße, Kathrin


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Hitzewelle
Beiträge: 744
Registriert: 11.04.2005, 09:59

Beitrag von Hitzewelle »

Zickengeschwader hat geschrieben: Hallo

Vermutlich hat er die Zunge zur Seite herausgezogen, wie in Nachkriegszeiten..... #engel#
Im hintersten Dschungel, wenn es muss, geht alles irgendwie....
Ist allerdings wüster Kurpfusch, da sich so auch das Pferd böse verletzen kann und ein wirklich vernünftige Zahnbearbeitung so nicht geleistet werden kann....
Wenn das Pferd wirklich richtige Haken hat, dann tuts das so auch nicht und verschlimmert manchmal sogar. Da muss dann meist mit Betäubung längere Zeit und sehr sorgfältig eine Elektroraspel und ein Kenner dran.

Beim Schaf geht der Wiederkauklau schon auch ohne Unfall....wenn man einen sicheren Griff um den Unterkiefer dabei drauf hat, auch mit heilen Fingern. Nur mag ichs nicht bis zum Exzess hier ausführen, sonst verklagt mich später deshalb noch einer, der dann immer noch doch daneben gelangt hat.... :D
Mit Löffeln, etc. ist jedenfalls die Verletzungsgefahr fürs Schaf wiederum größer....

Viele Grüße, Kathrin
zwar offtopic, aber, nein, die Zunge hat er nicht zur Seite herausgezogen, alles in allem war er sehr geduldig und sanft, hat sich zwei Stunden Zeit gelassen und immer wieder Pausen gemacht, bis das Pferd sich wieder beruhigt hat. So hat es mir jedenfalls die Besitzerin gesagt (die immer sehr besorgt um ihr Pferdchen ist...). Das ganze hatte aber auch seinen Preis #shock#

Tja, die Verletzungsgefahr für das Tier bei Pansensaftentnahme mit einem Werkzeug ist natürlich größer. Allerdings ganz ehrlich, auch wenn mich jetzt jemand als Tierquäler hinstellen kann: Mir geht der Mensch noch immer vor dem Tier, also lieber eine Verletzung im Maul des Tieres (die in der Regel wieder schnell verheilt) als einen gequetschten Finger oder im Extremfall einen Finger weniger.


Viele Grüße
Christine
Elho
Beiträge: 108
Registriert: 15.05.2007, 19:14

Beitrag von Elho »

das "Wiederkauklau" (SUPERWORT!!!!) kann wohl nicht getrocknet (unter 40 Grad) werden und bei Bedarf schnell mit warmen Wasser reanimiert werden?falls kein Spendetier in der Nähe ist?

(mein Hund hat mal einen Brocken Wiederkäu in einem frischen Rinderkehlkopf vom Hundefutterladen vorgefunden und gierig gefressen...hm)
Gruß
Elisabeth


Mex

Wieviel Sekret ?

Beitrag von Mex »

Hallo miteiander,
@ Moritz, sei gegrüßt

Interessant und hat wie mir scheint einen absolut physiologischen Stellenwert, dass mit dem Pansensaft-Transfer

Wieviel an Sekret soll man im Tox-Fall denn entnehmen ? Ich habe das so verstanden, dass ich einer gesunden Ziege, eine Magensonde lege, und enstprechend Pansensaft mittels Spülspritze (Humanmed) gewinne.

Die Idee ist gut.

Wieviel Sekret brauche ich z.B. bei einer Tox-Ziege mit 50 KgKGW ?

Danke
Jürgen


Ice21
Beiträge: 283
Registriert: 02.01.2006, 21:35

Beitrag von Ice21 »

Wir haben vor Jahren einem Schaf (Milchschaf) via Sonde Pansenflüssigkeit "entnommen" und ein Lamm dami retten können.
Nichts hatte bis dahin geholfen, einen Tag später ging es dem Lamm schon deutlich besser.


lieben Gruß

Ulrike & Zoo
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