Locura hat geschrieben:Ich möchte immer noch einen Kaiserschnitt (...) Bei Kopfschmerzen nehme ich auch eine Tablette und warte nicht darauf, dass die Natur es wieder richtet.
Zum einen kommt es selbst da auch sehr auf die Natur bzw. die Ursache der Kopfschmerzen an, zum anderen ist es in jeder Hinsicht verfehlt, eine Geburt mit Kopfschmerzen gleichzusetzen, und sei es nur im Hinblick auf den Schmerzfaktor. Die Geburt als sozusagen Kulminationspunkt einer vorausgehenden, in ihren Zusammenhängen wiederum hochkomplexen neunmonatigen Schwangerschaft stellt in ihren physiologischen und vielleicht mehr noch in ihren (trotz allem noch weitgehend unerforschten) psychologischen wie seelischen Zusammenhängen ein unvorstellbar kompliziertes und feinabgestimmtes Wirkungsgefüge dar, das bei aller Forschung und Wissenschaft noch immer alle Zeichen des unfaßbaren Wunders trägt. Dem kann ein im eigentlichen Sinn materialistisches Denken nicht im Ansatz gerecht werden, das den operativen Eingriff des Kaiserschnitts mit allen schwerwiegenden dazu nötigen auch medikamentösen Maßnahmen als eben nur eine etwas Methode dem natürlichen Vorgang der Geburt gleichsetzt.
Vor allem richtet sich dieser Eingriff gegen gleich zwei menschliche Organismen - und Seelen. (Ich verwende hier bewußt den Begriff "gegen", wenn es sich um Kaiserschnitt nicht aufgrund einer medizinischen Notwendigkeit, sondern eines medizinischen Trends handelt.) Zwei menschliche Organismen und Seelen, die schon während der neunmonatigen Schwangerschaft eine sehr eigentümliche und mannigfach verschränkte Einheit bildeten: die Mutter-Kind-Einheit. Der wiederum ganz eigene Merkmale und Bedingungen aufweisende Vorgang der Geburt transformiert diese Mutter-Kind-Einheit der Schwangerschaft in einem gewaltigen Geschehen in die vielfältigen Beziehungen der Welt - das Zur-Welt-Kommen -, wo sie gerade im für das Kind so bedeutungsvollen "extrauterinen Erstjahr" in den ganz eigenen und anderen Bedingungen des "sozialen Uterus" (beide Begriffe nach Portmann) in einer ebenso besonderen Weise zum Tragen kommt.
Vielleicht verdeutlicht das die Absurdität der Auffassung, ein Kaiserschnitt sei nichts weiter als eine eben etwas andere Art und Weise der Entbindung.
Grüße aus Portugal!
Richard