Hallo Anita,
es verunsichert mich, daß Euer Vorgehen offenbar früher funktioniert hat, und jetzt nicht. Hm.
Trotzdem würde ich 3 Sachen machen:
1. Wie warm ist die Tränkmilch? Es müssen 38 Grad sein, und zwar mit dem Thermometer gemessen und nicht mit dem Finger. Und nicht in der Küche messen, dann über den Hof schleppen und verteilen. Dann ist sie ja schon wieder kalt. Bei zu kalter Milch kann es zu Durchfall kommen.
2. Das Trinken aus der Schale ist ziemlich nachteilig. Ich kann es jetzt nicht so wissenschaftlich darstellen, aber durch das Saugen wird die Milch natürlicher aufgenommen.
3. Ich würde öfter kleinere Mengen geben.
Ansonsten würde ich trotz ökonomischer Zwänge die Lämmer nicht vor 14 Tagen wegnehmen. Das wäre das mindeste.
lg
Bunz
schwerer Durchfall bei Gitzis
-
Uzou
Re: schwerer Durchfall bei Gitzis
Hallo, ich bin ja beileibe kein Fachmann für Ziegenerkrankungen, aber ist nicht schon der Begriff "Einzeller" gefallen??? Da würde ich dochmal genauer nachhaken, denn das scheint mir doch ein eher verwaschener Begriff zu sein, der der genaueren Klärung bedarf! Denn es wurde doch gesagt, dass die Lämmer an "Einzellern" leiden! Da scheint doch eine wenn auch zugegeben etwas merkwürdige Diagnose vorzuliegen. Ein klärendes Gespräch mit dem behandelnden TA könnte da Sicherheit bringen. Es kann doch nicht als natürlich angesehen werden, dass Lämmeraufzucht nur in Verbindung mit der Gabe von Mittelchen erreicht werden kann! Wer oder was also sind diese Einzeller, denn davon gibt es viele... Ganz liebe Grüße in die Diskussionsrunde hier und viel Glück bei der Bekämpfung der Krankheit wünscht Marion
Re: schwerer Durchfall bei Gitzis
Hallo,
neben den bereits schon erwähnten Punkten:
- evtl. Weichmacher in den Tränkgefässen = auf lebensmittelechte Behälter wechseln
- Tränktemperatur
- anscheinend nicht gründlich genug erfolgte bakteriologische Untersuchungen
- zu kurze Verweildauer an der Mutter (es geht wirklich auch deutlich länger, denn schliesslich darfst Du die Milch ab dem 3. Tag sowieso noch nicht verwenden, da noch zuviel Kolostrumanteil drin - oder ist das bei euch anders? Hier in D sind es 7-9 Tage Wartezeit, bevor die Milch wieder an die Molkerei geliefert werden darf bei Kühen lt. meinem Nachbarn mit Milchviehbetrieb) = länger an der Mutter lassen. Ja, dann saufen sie schlechter aus künstlichen Quellen und die Umstellung dauert länger, aber im Moment habt ihr Verlustraten, die euch auch nicht weiterbringen
noch ein weiterer Punkt:
- zu geringe Tränkhäufigkeit = 3x täglich ist NICHT physiologisch, die Lämmer nehmen pro Tränkung aus Hunger zu grosse Mengen Milch auf: Labmagenüberlastung, Rückfluss in den noch unentwickelten Pansen, dadurch sind Tür und Tor offen für bakterielle Fehlbesiedlungen. Lämmer an Müttern trinken ca. alle 2 Stunden. Für die ersten 3 Wochen würde ich zumindest 4-5 (besser 6) Tränkungen pro Tag empfehlen. Und in diesem Zeitraum auch individueller tränken, da der "run" auf die Milchbar durchaus ungesundes Futterkonkurrenzverhalten (Futterneid), kombiniert mit dem Hunger, auslösen kann = die Lämmer nehmen noch leichter eine zu grosse Milchmenge auf.
Ich weiß nicht, ob Du jemals die Gelegenheit hattest, Lämmer an der Mutter zu sehen. Die Mutter bleibt nicht solange stehen, bis die Lämmer pappelsatt sind, sie lässt sie einige, wenige Minuten saugen und geht dann weiter (so vermeidet sie instinktiv eine Überlastung des Labmagens ihrer Lämmer).
Meiner Meinung nach müsst ihr neben den technischen Problemen (s. oben) auch mehr auf die physiologischen Bedürfnisse eingehen, denn die Kombination, die bei euch vorliegt, funktioniert nicht mehr.
Auch gehe ich davon aus, dass die Milch, die an die Molkerei geht, hygienischer gehandhabt wird: Melkanlage, Kühlbehälter, Molkerei, während die Milch für die Lämmer weitere Schritte durchläuft, über die wir - noch - keine genaue Kenntnis haben. Schaue ich mir an, wie das hier beim Nachbarn läuft: Milch aus dem Kühlbehälter ablassen oder direkt in eine Kanne melken. Milch in Plastikeimer und/oder Tränkeimer (diese stehen in der Futterkammer und werden ebenfalls nur mit heißem Wasser gereinigt), dann der Transport durch den ganzen Kuhstall (Erreger in der Stall-Luft) zu den Kälberboxen, tränken des Kalbes, dann zurück mit dem Tränkeeimer UND dem gleichen Saugnippel zum wiederauffüllen, weiter zum nächsten Kalb.
Entlang dieser Kette gibt es mehrere Möglichkeiten für Kontamination und bei euch wird eine ähnliche Kette vorliegen - ihr müsst die Milch ja schliesslich wieder auf Tränktemperatur und dann in den Stall zu dem Lämmern kriegen. Und da ihr euch vor einiger Zeit einen noch nicht bekannten Erreger eingefangen habt, der vermutlich mittlerweile fest in eurem Betrieb integriert ist (jedoch, so wie es aussieht, nicht bei den Muttertieren, da diese sonst eine Immunität per Kolostrum an die Lämmer weitergeben würden), reicht ihr ihn immer wieder an die Lämmer weiter.
Im Endeffekt muss bei euch jemand entlang des Prozesses "Lämmer tränken" bakterielle Proben ziehen und diese untersuchen. Und ihr müsst euch überlegen, wie ihr das ganze hygienischer und tiergerechter gestalten könnt.
neben den bereits schon erwähnten Punkten:
- evtl. Weichmacher in den Tränkgefässen = auf lebensmittelechte Behälter wechseln
- Tränktemperatur
- anscheinend nicht gründlich genug erfolgte bakteriologische Untersuchungen
- zu kurze Verweildauer an der Mutter (es geht wirklich auch deutlich länger, denn schliesslich darfst Du die Milch ab dem 3. Tag sowieso noch nicht verwenden, da noch zuviel Kolostrumanteil drin - oder ist das bei euch anders? Hier in D sind es 7-9 Tage Wartezeit, bevor die Milch wieder an die Molkerei geliefert werden darf bei Kühen lt. meinem Nachbarn mit Milchviehbetrieb) = länger an der Mutter lassen. Ja, dann saufen sie schlechter aus künstlichen Quellen und die Umstellung dauert länger, aber im Moment habt ihr Verlustraten, die euch auch nicht weiterbringen
noch ein weiterer Punkt:
- zu geringe Tränkhäufigkeit = 3x täglich ist NICHT physiologisch, die Lämmer nehmen pro Tränkung aus Hunger zu grosse Mengen Milch auf: Labmagenüberlastung, Rückfluss in den noch unentwickelten Pansen, dadurch sind Tür und Tor offen für bakterielle Fehlbesiedlungen. Lämmer an Müttern trinken ca. alle 2 Stunden. Für die ersten 3 Wochen würde ich zumindest 4-5 (besser 6) Tränkungen pro Tag empfehlen. Und in diesem Zeitraum auch individueller tränken, da der "run" auf die Milchbar durchaus ungesundes Futterkonkurrenzverhalten (Futterneid), kombiniert mit dem Hunger, auslösen kann = die Lämmer nehmen noch leichter eine zu grosse Milchmenge auf.
Ich weiß nicht, ob Du jemals die Gelegenheit hattest, Lämmer an der Mutter zu sehen. Die Mutter bleibt nicht solange stehen, bis die Lämmer pappelsatt sind, sie lässt sie einige, wenige Minuten saugen und geht dann weiter (so vermeidet sie instinktiv eine Überlastung des Labmagens ihrer Lämmer).
Meiner Meinung nach müsst ihr neben den technischen Problemen (s. oben) auch mehr auf die physiologischen Bedürfnisse eingehen, denn die Kombination, die bei euch vorliegt, funktioniert nicht mehr.
Auch gehe ich davon aus, dass die Milch, die an die Molkerei geht, hygienischer gehandhabt wird: Melkanlage, Kühlbehälter, Molkerei, während die Milch für die Lämmer weitere Schritte durchläuft, über die wir - noch - keine genaue Kenntnis haben. Schaue ich mir an, wie das hier beim Nachbarn läuft: Milch aus dem Kühlbehälter ablassen oder direkt in eine Kanne melken. Milch in Plastikeimer und/oder Tränkeimer (diese stehen in der Futterkammer und werden ebenfalls nur mit heißem Wasser gereinigt), dann der Transport durch den ganzen Kuhstall (Erreger in der Stall-Luft) zu den Kälberboxen, tränken des Kalbes, dann zurück mit dem Tränkeeimer UND dem gleichen Saugnippel zum wiederauffüllen, weiter zum nächsten Kalb.
Entlang dieser Kette gibt es mehrere Möglichkeiten für Kontamination und bei euch wird eine ähnliche Kette vorliegen - ihr müsst die Milch ja schliesslich wieder auf Tränktemperatur und dann in den Stall zu dem Lämmern kriegen. Und da ihr euch vor einiger Zeit einen noch nicht bekannten Erreger eingefangen habt, der vermutlich mittlerweile fest in eurem Betrieb integriert ist (jedoch, so wie es aussieht, nicht bei den Muttertieren, da diese sonst eine Immunität per Kolostrum an die Lämmer weitergeben würden), reicht ihr ihn immer wieder an die Lämmer weiter.
Im Endeffekt muss bei euch jemand entlang des Prozesses "Lämmer tränken" bakterielle Proben ziehen und diese untersuchen. Und ihr müsst euch überlegen, wie ihr das ganze hygienischer und tiergerechter gestalten könnt.
Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
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Re: schwerer Durchfall bei Gitzis
Hallo, noch eine Idee: Wurde der komplette Zickelstall desinfiziert? Dies hilft nun direkt nicht weiter, aber es wäre mal zu überdenken.
Vlg Claudia
PS: Das verabreichte Mittel an die Zickel (steht im Buch von Johannes Winkelmann: Farbatlas Schaf- und Ziegenkrankheiten) ist nicht für Schaf und Ziege. Eine geringe Überdosierung würde schon zu Überempfindlichkeiten und Todesfällen führen.
Vlg Claudia
PS: Das verabreichte Mittel an die Zickel (steht im Buch von Johannes Winkelmann: Farbatlas Schaf- und Ziegenkrankheiten) ist nicht für Schaf und Ziege. Eine geringe Überdosierung würde schon zu Überempfindlichkeiten und Todesfällen führen.
Re: schwerer Durchfall bei Gitzis
Hallo zusammen,
ich möchte mich ganz herzlich für die vielen und wertvollen Meldungen bedanken. Ich werde alles neu mit unseren Tierärzten besprechen.
Alles Gute Euch allen und liebe Grüsse aus der Schweiz Anita
ich möchte mich ganz herzlich für die vielen und wertvollen Meldungen bedanken. Ich werde alles neu mit unseren Tierärzten besprechen.
Alles Gute Euch allen und liebe Grüsse aus der Schweiz Anita